18:30 Uhr – die irrsinnigste Anstoßzeit!

Sportlich freuen wir uns riesig über Borussias 2:0-Erfolg gegen den VfB Stuttgart. Gleichzeitig schwingt aber auch eine gehörige Portion Ärger mit: Denn auch im Nachgang nervt uns immer noch die Anstoßzeit um 18.30 Uhr. Ein Kommentar.

In der heutigen Zeit darf man im Bezug auf die Fanfreundlichkeit von DFB und DFL ja nicht mehr allzu viel erwarten. Eine mögliche Kilometerbegrenzung bei Auswärtsspielen am Freitag- oder Sonntagabend wird seit Jahren stillschweigend ignoriert. Anstatt auf Fans zuzugehen wurde immer wieder lieber mit Verboten oder Sanktionen gedroht.

Auch ein weiteres Anliegen, das uns Fans seit Jahren auf dem Herzen liegt, wird einfach ignoriert: die Aufsplittung des Spieltages. Voller Wehmut denken wir an die Zeiten zurück, in denen wir in den 1990ern als kleine Kinder autoputzend der WDR2-Konferenz lauschten. Neun Spiele an einem Tag – was für ein Fest! Dass wir mit unserem Wunsch nicht ganz alleine sind, zeigte unser damaliges Interview mit Lars Stindl, der uns sagte: „Fußball ist Samstag um 15.30 Uhr!“ Ja, genau so sollte es sein.

Nun leben wir aber nicht in unserer rosaroten Fußballromantiker-Blase, sondern können die Zeichen der Zeit sehr gut einordnen. Dass neun Spiele an einem Tag stattfinden, wird es wohl nur noch an den letzten beiden Spieltagen geben. Und selbst das sehen wir mittlerweile nicht mehr als gesetzt an.

Wie schlimm es allerdings mittlerweile um die Zersplitterung eines „normalen“ Bundesliga-Spieltages steht, zeigte der vergangene Dienstag. Still und heimlich hat die DFL (auf Wunsch der TV-Partner) im Sommer nämlich eine neue Anstoßzeit eingeführt, die nach unseren Informationen übrigens sogar unsere Vereinsoberen überraschte: In einer englischen Woche gibt es nun Spiele um 18.30 Uhr.

Protest der Ultraszene gegen Stuttgart

Weil es so unglaublich ist, wollen wir es hier noch einmal in aller Deutlichkeit schreiben: ACHTZEHN UHR DREISSIG! Halb sieben! Eine halbe Stunde nach sechs! Oder um es verständlicher auszudrücken: Eine Uhrzeit, in der die meisten Menschen entweder noch auf der Arbeit sitzen, gerade Feierabend gemacht haben oder sich auf dem Weg in genau diesen befinden. Wie um alles in der Welt kommen DFB und DFL darauf, zu dieser Uhrzeit ein Bundesligaspiel anzusetzen?”

Wir können die Rechnung ja ganz einfach mal aufmachen: Derjenige, der um sechs Uhr Feierabend macht und in – sagen wir mal – Heinsberg (also etwa 35 Kilometer von Gladbach entfernt) arbeitet, bräuchte im Normalfall zwischen 35 und 45 Minuten nach Mönchengladbach. Da er aber nun im Feierabendverkehr in Richtung Borussia-Park aufbrechen müsste, würde er vermutlich eine Stunde Fahrtzeit benötigen – plus den Fußmarsch vom Parkplatz in Richtung Stadion. Eine rechtzeitige Ankunft am Stadion? Unmöglich! Im Übrigen sogar, wenn sie oder er eine halbe Stunde früher Feierabend machen würde.

Auch wenn dieses kleine Beispiel im Bezug auf Borussia nicht repräsentativ ist (die Wege für unsere riesige Fan-Pendlerschaft sind noch wesentlich weiter), zeigt es doch den ganzen Irrsinn, der mittlerweile mit dem Produkt Fußball und damit auch uns Fans betrieben wird. Am Dienstag traf es also unser Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (dessen Anhänger übrigens 415 Kilometer zurücklegen, also per Bus etwa gegen 11.30 Uhr losfahren mussten) – am Mittwoch dann durften unser Lieblingsgegner und Eintracht Frankfurt dieses neue Spiel bestreiten.

Vier Traditionsvereine, die in der Primetime (im Gegensatz zu den Bayern, Dortmund oder Schalke) verzichtbar sind, dem übertragenden Fernsehsender bei einem Exklusivspiel aber eine mehr als ordentliche Quote versprechen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt….

Dokumentation der Einlasssituation gegen Stuttgart unmittelbar vor Anpfiff

Dennoch bleibt die Frage: Wie kaputt ist dieses System eigentlich? Anstatt auf die Wünsche von Fans und Anhängern einzugehen und diese mit ins Boot zu holen, schlachten die Verbände das Produkt Fußball immer weiter aus. Um noch mehr Geld zu verdienen, opfern die Verbands-Aasgeier aus Frankfurt mit den neuen Anstoßzeiten sogar die immer wieder gepredigte Einzigartigkeit der Bundesliga (volle Stadien, tolle Stimmung). Bestes Beispiel: Die fanunfreundliche Anstoßzeit in dieser Woche, die einen lange nicht ausverkauften Borussia-Park sowie riesige Schlangen vor den Stadien in Gladbach und Köln weit nach Anpfiff zur Folge hatten.

Dabei wäre es doch ganz einfach: Anstatt immer mehr Kohle scheffeln zu wollen, sollten DFL und DFB endlich wieder auf die Fans zugehen, um gemeinsam die „Marke Bundesliga“ mit all ihrer Einzigartigkeit zu stärken. Weil aber die Verbände lieber ihre eigenen Interessen durchdrücken wollen und die Wünsche der Fans absolut torpedieren, könnte es schon bald zum Knall kommen: Wie zwei Hochgeschwindigkeitszüge rasen die Interessen von Verbänden und Anhängern auseinander. Immerhin haben die Fans mit ihrer aktuellen Kampagne die Hand an der Bremse. Von den Verbänden kann das wahrlich nicht behauptet werden.

Wir meinen: Mit ihren fanunfreundliche Ansetzungen machen die Verbände den Fußball kaputt. Es wird Zeit, endlich umzudenken und auf die Fans zuzugehen. Mit Anstoßzeiten unter der Woche um 18.30 Uhr wird das nicht gelingen. Die Kriegstreiber sind dann nicht die Fans – sondern DFL und DFB!

Fotos zu diesem Beitrag: nordkurvenfotos.de

7 Gedanken zu „18:30 Uhr – die irrsinnigste Anstoßzeit!

  • 21. September 2017 um 18:45
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    ?So ist es. Und deshalb ärgere ich mich über die Zuschauerzahlen für diesen Unzeitanstoß. Mal davon abgesehen, dass ich um 18:30 an einem Dienstag noch ein bis zwei Stunden arbeiten darf und somit auch um 20:30 nicht dabei sein könnte und bei allem Verständnis fürs Supporten: wegbleiben heißt die Devise. 10.000 statt 40.000 Zuschauer und zu Hause die Kiste auslassen und andere Medien nutzen. So würde es vielleicht funktionieren, den Turbokapitalisten bei DFL und DFB und all den Managern, die das ja alles bedauern, “aber sonst können wir international nicht konkurrieren “, zur Vernunft zu bringen.

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    • 21. September 2017 um 20:42
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      Danke Lucien, nicht nur das du mit deinen Worten richtig liegst, hast du auch einen super Namen gewählt.
      Was wäre mit Favre nicht noch alles möglich gewesen.
      Schade, dass wir das nicht wissen oder erleben dürfen.
      Da entscheiden irgendwelche Zahlenmenschen, die nur den Profit im Auge haben über sämtliche Gefühlsmenschen, die Emotionen und schöne Momente in ihrem Leben erleben wollen.
      Aber das wird nicht mehr lange so bleiben, der Krug wird nicht mehr lange zum Brunnen gehen, er wird bald kaputtgehen.
      Auf der Strecke bleibt der Fan und der Verein, alle anderen werden sich abwenden und sich gefühllos anderen Zielen zuwenden, weil sie nicht mit Herzen dabei sind.
      Schade, traurig und entsetzlich, aber wohl unvermeidbar.
      Viele liebe Grüße vom Spanier an Lucien

      Antwort
  • 21. September 2017 um 19:27
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    Hier müssen wir Fans handeln und da müssen Gladbacher und Kölner oder Dortmunder und Schalker mal zusammen halten.
    Nicht und Stadion und Sky kündigen usw.

    Wette dann wird sich was tun aber durchhalten Fans nicht nur bei einem Spiel

    Ganze Saison

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  • 21. September 2017 um 19:36
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    Selbst für mich ist diese anstoßzeit eine Katastrophe und dass, obwohl ich a) in gladbach wohne und b) ganz normale Arbeitszeiten habe! Ich war ungelogen 10 Minuten Zuhause bevor ich mich auf den weg zum park gemacht habe, um dann zeitgleich mit dem Anpfiff den block zu betreten.
    Ich kann mich da nur anschließen: solche Spiele einfach mal boykottieren. Dann spielen wir vor halt vor 10.000 Zuschauern. Dann würde Borussia auch ganz anders damit umgehen und Protest einlegen. 42.000 ist ja noch vertretbar, tut ja nicht ganz so weh..
    So denke ich übrigens auch über topspiel zuschläge. Wenn der verein wirklich mal auf 20.000 karten sitzen bleiben würde, würde man sowas ganz schnell abschaffen, aber nein Borussia sagt 10 Euro extra und die leute sagen hier bitteschön.

    So das war mein erster Kommentar in einem wirklich sehr kurzweiligen und sehr gut geschriebenen blog!!!!

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  • 21. September 2017 um 20:27
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    Machen wir uns nichts vor, wir sind in dieser Saison an einem Scheideweg angekommen.
    Was der gemeine Fan möchte interessiert den sch…. Kommerz überhaupt nicht.
    Das Pack, dass hier an der Kurbel dreht ist nur noch dem schnöden Mammon verfallen. Die interessiert nicht, ob der arbeitende Fan es schafft ins Stadion zu kommen, die interessiert nur noch wie man noch mehr Zuschauer vor die Glotze bekommt. Die breite Masse unterstützt unbewusst und ungewollt genau diese Ziele, in dem sie Sky oder andere Sender abonnieren.
    Für jeden einzelnen vor der Glotze wird die Spirale noch schneller, noch höher, noch weiter gedreht.
    Es ist widerlich, es ist verlogen

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  • 21. September 2017 um 21:28
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    Kann dir nur zustimmen, Fußballzeit ist Samstag Nachmittag und eventuell noch Sonntag ca 18 Uhr.
    Hier hilft wirklich nur der Boykott, kein Pay TV, auch wenn ein freier Sender ausstrahlt, nicht einschalten,
    kein Stadionbesuch ( auch wenn es schmerzt), dann lieber die Zeitung am nächsten Tag oder sich übers web über die Spiele informieren.
    Hier entsteht der Eindruck “Sch… was auf die Fans, hauptsache die Kohle stimmt”.
    Oder haben die Herren Schlipsträger überhaupt keine Ahnung wie Otto-Normal-Verbraucher arbeitet, arbeiten muss. Klar die können arbeiten (wenn man es Arbeit nennen möchte) wie sie wollen, wenn sie mal wollen. Hauptsache ganz viel Abkassieren und das am besten mit null Leistung.
    Schade das es keine Organisation gibt die über DFL und DFB steht, eine die bei denen aufräumt, Geldstrafen ausspricht die richig weh tun und zur Not auch Entlassungen.

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  • 22. September 2017 um 9:56
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    alles gut gewonnen!!!!!!!!

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