Mit frischem Wind in die neue Saison

Saisonstart in Sandhausen für Borussia! Bedingt durch U21 EM der Herren und die WM der Frauen war die Sommerpause faktisch mal wieder sehr kurz. Trotzdem ist es eine gefühlte Ewigkeit her, seit wir in Nürnberg die Europapokal-Plätze erreicht haben. Das liegt vor allem daran, dass seit dem Beginn der Vorbereitung ein frischer Wind am Niederrhein weht.

Die größte Änderung ist auf der Trainerbank zu beobachten: Während Dieter Hecking jetzt mit dem ehemaligen Bundesliga Dino durch Aue und Regensburg tourt, kam mit Marco Rose einer der aktuell begehrtesten Trainer zur Borussia. Die Tatsache, dass er sich für die Fohlenelf entschied, ist Max Eberl einmal mehr hoch anzurechnen. Trotz einer erfolgreichen Saison war er früh an Rose dran, überzeugte ihn mit Inhalten und stellte auch seine Sympathien für Hecking zurück.

Platz 5 ist und bleibt ein Erfolg

Natürlich ist der in der vergangenen Saison erreichte fünfte Platz ein großer Erfolg für den Verein. Natürlich hat die Mannschaft in der Hinrunde teils über und in der Rückrunde teils unter ihrem Niveau gespielt. Hinter Eberls Entscheidung steckte aber wohl eher eine langfristige Perspektive: Lieber selber agieren als gezwungen reagieren. Sprich: Wenn ein sehr gut passender Trainer auf dem Markt ist, hole ich ihn lieber direkt, als zu warten, bis es mit dem aktuellen nicht mehr läuft und ich eine Notlösung brauche.

Nach André Schubert und Dieter Hecking, die beide in Sondersituationen Trainer wurden, ist Marco Rose somit eine langfristige und sehr bewusste Entscheidung Eberls. In der kommenden Saison wäre das erneute Erreichen der internationalen Plätze ebenso ein großer Erfolg. Wer nun davon ausgeht, Borussia müsse im kommenden Jahr mindestens Platz fünf erreichen, der kennt die Etats und Gehaltsstrukturen der Konkurrenz nicht. Gleichwohl ist Platz fünf sehr wohl möglich und kann als Ziel gelten – selbst wenn es nur intern ausgesprochen wird.

Sandhausen als erster Prüfstein für das neue System

Rund um den Borussia Park ist seitdem von einer neuen Spielphilosophie die Rede: Raute statt flaches Mittelfeld, schnelles Pressing statt abwartender Verteidigung, agile Mittelfeldspieler statt flinke Außen. Wir sind uns sicher, dass Rose seine Philosophie einbringen wird, ohne alles auf den Kopf zu stellen. Die Mischung aus schneller Balleroberung und Kreativität mit dem Ball soll das neue Konzept sein. Es wird keine reinen Pressingmonster, wie ein Ralf Rangnick sie herangezüchtet hat, geben und kein ein Tiki Taka à là Barcelona, sondern etwas dazwischen.

Erste Ansätze sahen in den Testspielen schon vielversprechend aus, wirklich wichtig wird es allerdings erst in den Pflichtspielen. Und dazu ist der Saisonstart in Sandhausen für Borussia ein erster Gradmesser. Schließlich bezeichnete Eberl den Gegner rein tabellarisch als schwerstes Los, das Borussia zum Pokalauftakt erwischen konnte.

Mannschaft & Umfeld sind gefordert

Für die Umsetzung der neuen Herangehensweise braucht es natürlich in erster Linie die Mannschaft. Allerdings ist das gesamte Umfeld gefordert, der Mannschaft auch die nötige Zeit zu geben. Es kann sein, dass die ersten Spiele nicht so laufen, wie wir uns das alle wünschen. Es kann sogar sein, dass die Hinrunde enttäuschend verläuft.

Dabei nicht in Hektik, Unzufriedenheit und Meckerei zu verfallen, wird die Aufgabe des Vereins, der Verantwortlichen und natürlich auch die von uns Fans sein.  Eberls Entscheidung war ein langfristiger und nicht rein auf den schnellen Erfolg bedachter Schachzug. Das sollten wir im Hinterkopf behalten.

Eberls gute Vorarbeit: Der Kader stimmt  

Auch an anderer Stelle hat Eberl ordentliche Arbeit geleistet. Der Kader wirkt vorbereitet auf die kommenden Herausforderungen. Mit Stefan Lainer, Breel Embolo und Marcus Thuram wurden drei Spieler verpflichtet, die mehr Wucht auf den Platz bringen. Eine Eigenschaft, die vielen in der letzten Saison gefehlt hat.

Natürlich ist der Abgang von Thorgan Hazard schwer zu kompensieren. Aus unserer Sicht hat Eberl das Geld jedoch genutzt, um in die Breite zu investieren und den Kader mit Blick auf die Dreifachbelastung aufzustellen.  Natürlich wäre es schön, wenn Thuram’s U21-Teamkollege Malang Sarr aus Nizza dazukommt. Dafür sind aber wohl erstmal Abgänge nötig. Und Eberl hat auch im Verein die ganz großen Veränderungen, die er ankündigte und die wir uns Ende vergangener Saison wünschten, noch nicht abgeschlossen. Doch auch hier braucht es eben Zeit.

Neben Trainer und Kader sind wir Fans wie bereits erwähnt ein wichtiger Bestandteil für eine erfolgreiche Saison. Die Erleichterung, dass die Europa League erreicht wurde, war groß. Die Vorfreude auf internationale Touren ist riesig! Vom neuen Spielstil versprechen sich viele mehr Identifikation und Energie auf dem Platz. Dafür brauchen die Spieler aber auch die Unterstützung der Tribünen – und eben Geduld. Das Heimspiel gegen Schalke wird dann so richtig zeigen, ob sich der Borussia Park durch neue Ideen in der Sommerpause in einen Hexenkessel verwandeln lässt.

Trotz aller Analysen und Spekulationen bleibt eine Plattitüde doch irgendwie wahr: Wichtig is‘ auf’m Platz. Deswegen sind wir froh, dass es wieder um etwas geht. Der Saisonstart in Sandhausen für Borussia: Er ist zwar eine Pflichtaufgabe, wird aber eben ein erster Härtetest für Trainerteam, Kader und die gesamte Stimmung in und um den Verein.

Foto zu diesem Beitrag: FohlenTV

Ein Gedanke zu „Mit frischem Wind in die neue Saison

  • 10. August 2019 um 14:25
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    sehr guter Artikel und im Grunde kanns eigentlich nur eine ähnlich erfolgreiche Runde werden wie im letzten Jahr. Die Neuzugänge werden scheinbar alle gut integriert und der Teamgeist ist ebenfalls gut.
    Die Qualität wurde erhöht. Ich sehe nur die Gefahr eine Grüppchenbildung und hier sollte das Trainerteam ein wachsames Auge haben, denn aus eigener Erfahrung weiss ich, das so eine negative Entwicklung innerhalb der Mannschaft, sich durchaus negativ auf das ganze Team und dessen Erfolg auswirken kann.
    Das gestrige Spiel in Sandhausen war nicht nur wegen dem Wetter ein reines Kampfspiel mit vielen Nikligkeiten und teilweise auch unnötigen Szenen, die man als Fussballfan heute nicht mehr sehen möchte. Disziplin ist oberstes Gebot und in diesem Punkt hat sich unsere Truppe mit ach und krach
    gerade noch im Griff gehabt. Doch spielerisch erwarte ich noch einiges mehr. Zu viele leichte Ballverluste in der Vorwärtsbewegung, Unkonzentriertheiten und teilweise verlorene Zweikämpfe müssen verbessert, bzw. korrigiert werden und ich bin sicher das der Trainer dies erkannt hat und weiss was zu tun ist.

    Also auf gehts Borussia zu neuen Taten und Erfolgen !

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