Auf zu Heldentaten!

Bei allen fanpolitischen Diskussionen steht am Samstag zumindest für die 22 Spieler auf dem Platz der sportliche Wettkampf im Vordergrund – und auch wir wollen diesen vor dem brisanten Derby nicht unerwähnt lassen. Während das Spiel für unsere Borussia sportlich richtungsweisend sein könnte, müssen wir dem FC tatsächlich Respekt zollen.

Als am vergangenen Sonntag kurz nach Abpfiff die Mannschaft in Richtung Gästeblock kam, reagierten die knapp 6.000 mitgereisten Borussen eher verhaltend auf ihre Fohlenelf. Die Gesichter ließen es schon erahnen, die Gespräche in den Autos, Bussen und Bahnen auf der Rückfahrt machten es deutlich: Diese Niederlage hatte sich die Mannschaft von André Schubert selbst zuzuschreiben. Auch Max Eberl bemängelte dies und kritisierte erstmals öffentlich und eindeutig die Einstellung.

Mündete die Hinrunde nach katastrophalem Start noch in eine der grandiosesten Phasen der Vereinsgeschichte, scheint Borussia nun wieder in der Realität angekommen zu sein. Der Verein sollte sich endlich wieder auf die alte Devise konzentrieren: Nur von Spiel zu Spiel und damit von Bundesliga-Minute zu Bundesliga-Minute denken. Die Phasen, in denen ein Spiel das Andere jagt, sind vorbei. Die Gegner heißen nicht mehr Sergio Aguero oder Paul Pogba, sondern Peter Niemeyer oder eben Matthias Lehmann. Alltagsgeschäft Bundesliga. Mit einem dennoch besonderen Gegner: Dem 1. FC Köln!

Defensive stabilisieren

Und gegen den sollte die Fohlenelf nicht fahrlässig agieren. Es darf nicht sein, dass sich die Spieler wie in Hamburg nach der 1:0-Führung zurückziehen und den Eindruck vermitteln „Das Spiel schaukeln wir schon“. Nach einem erneut durchwachsenen Rückrundenstart ist Borussia wieder aus den direkten Qualifikationsplätzen für den europäischen Wettbewerb gerutscht. Das wäre am Saisonende zwar definitiv keine Schande, die Art und Weise der aktuellen Auftritte vermittelt jedoch: Da ist mehr drin!

Momentan sprechen die Fakten eindeutig gegen die Fohlenelf. Drei der vier Rückrundenbegegnungen gingen verloren. Betrachtet man die letzten acht Pflichtspiele, stehen sogar sechs Niederlagen zu Buche. Dazu präsentiert sich die Mannschaft als Schießbude der Liga und kassiert regelmäßig zu viele Treffer. Den rapiden Absturz skizzierte der „Kicker“ exemplarisch in seiner Donnerstagsausgabe: Sowohl der Punkteschnitt, als auch die Torausbeute, die erarbeiteten Chancen, die Passquote und die Laufstärke sanken in den vergangenen Spielen teils dramatisch.

Das alles zeigt: Gegen den ewigen Rivalen aus Köln scheint die Chance für einen Umschwung daher perfekt! Gegen kaum einen anderen Verein sah die Fohlenelf regelmäßig so gut aus. Die Bilanz: 100 Spiele, 51 Siege, 20 Unentschieden und „nur“ 29 Niederlagen. Sollte es Schubert endlich schaffen, dem Team wieder die nötige Stabilität zu verleihen und die Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden, spricht vieles für einen weiteren Heimsieg. Im Gegenzug könnte sich die Fohlenelf bei einer Niederlage allerdings schneller als gewünscht im Mittelmaß der Tabelle wiederfinden – dort wo sich der FC Köln mittlerweile hin vorgearbeitet hat.

Grundsolider FC dank sportlicher Führung

Denn fernab von aller Derby-Rivalität müssen wir unserem kommenden Gegner tatsächlich auch mal Respekt zollen – so schwer es auch fällt. Sportdirektor Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger haben den „Effzeh“ in den letzten drei Jahren nachhaltig geformt. Im Verein existiert eine eindeutige Handschrift mit klarer Struktur. Gekrönt wird das Ganze mit einer in Köln jahrelang verschollenen Eigenschaft: Ruhe! Vergessen sind die internen Grabenkämpfe zwischen Meier, Solbakken, Finke, Overath und wie sie alle hießen. Vergessen sind allwöchentliche Trainerdiskussionen und eben all das, was die Kölner 2012 in die zweite Liga führte.

Heute vertreten die Verantwortlichen die Idee, auch mal langfristig und an Morgen zu denken. Es werden junge Spieler verpflichtet, die sich mit dem Verein identifizieren und den Schritt nach Köln als wichtig für ihre persönliche Entwicklung sehen. Ein Beispiel dafür sind die Innenverteidiger Heintz (vom 1. FC Kaiserslautern) oder der von Juventus Turin gekommene Däne Sörensen.

Auch abseits dessen bewies der ehemalige Gladbach-Keeper Schmadtke im vergangenen Sommer außerordentliches Verhandlungsgeschick in Sachen Transfers. Während Wochen offen über die (letztlich auch in trockene Tücher gebrachte) Verpflichtung von Milos Jojic vom Busenfreund aus Dortmund gesprochen wurde, verhandelte man hinter vorgehaltener Hand auch mit U21-Spieler Leonardo Bittencourt – und bekam ihn für vergleichsweise kleines Geld.

Ordnung ist Trumpf

Schaut man sich die Tabelle zum aktuellen Zeitpunkt an und betrachtet dabei auch den Saisonverlauf des FC, so fällt auf, dass dieser nie schlechter als Rang zehn platziert war. Eine linear verlaufende Spielzeit, die den FC eher in Richtung Europapokal-Ränge schielen lässt, als auf die Abstiegsränge. Auch die gerade einmal drei Zähler Rückstand auf unsere Borussia zeigen: Die Zeiten in Köln stehen auf Wandel!

Ein elementarer Grund für die ordentliche Platzierung liegt im Abwehrverbund. Vor allem Mavraj, Hector und Keeper Timo Horn sind Garanten für den Erfolg. Gerade der junge Torwart und Linksverteidiger Hector sind oberer Bundesliga-Durchschnitt. Letzterer schaffte im vergangenen Jahr sogar den Sprung zur Nationalelf und ist dort langfristig die Lösung für die vakante linke Abwehrseite. Allen Offerten des vergangenen Sommers zum Trotz blieb der gebürtige Saarbrücker seinem FC treu – eben jenem Club, der ihn mit 22 aus der Saarland-Liga erst in die zweite Mannschaft und dann zu den Profis holte. Bei aller momentanen Stärke des „Effzeh“ gibt es allerdings auch einen Hoffnungsschimmer: Die Mannschaft kassierte 17 seiner 28 Gegentore in fremden Stadien.

Und genau aus diesen Fakten sollten wir das Positive ziehen: Krise hin, Krise her. Es ist Derbyzeit. Für die Mannschaft die Chance, den schwachen Rückrundenauftakt endlich vergessen zu machen. Und auch für uns Fans gilt bekanntlich: Derbysiege sind halt immer noch die schönsten Siege.

Auf zu weiteren Heldentaten!

Foto zu diesem Beitrag: Torfabrik.de

Ein Gedanke zu „Auf zu Heldentaten!

  • 19. Februar 2016 um 16:08
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    Endlich wieder im Abwehrverhalten so arbeiten wie gegen Juventus Turin oder zu Hause gegen Manchester City und Sevilla dann könnte es mit einem Sieg klappen.

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