Borussia in Europa: Es sollte einfach nicht sein!

Borussia verabschiedet sich mit einer bitteren 1:2-Niederlage aus der Europa League 2019/2020. Dass unsere Reise schon wieder beendet ist, schmerzt brutal und ist dennoch verdient. Im Übrigen bestätigt es unseren Eindruck des Vorberichts!

Da ist sie also wieder, unsere alte Borussia! Wir haben ja zuletzt schon geschrieben, dass uns der aktuelle Lauf etwas unheimlich ist: In der Europa League trotz Stotterstart vor dem letzten Spieltag Gruppenerster, in der Bundesliga als Bayern-Besieger seit 10 Wochen an der Tabellenspitze. Dass das nicht so weitergehen kann, war einerseits klar. Andererseits tut es weh! Am Donnerstagabend kam wieder die altbekannte Borussia zum Vorschein: In alter “In-wichtigen-Spielen-Versager-Manier” verabschiedete sich die Truppe letztlich verdient aus dem Europapokal.

Dabei hatte auch diese Partie gegen Basaksehir Istanbul (trotz spielerischer Magerkost) wieder eine Menge Adrenalin zu bieten. Erst die starke erste Hälfte mit dem verdienten 1:0, dann der bittere Ausgleich. Anschließend Chancen auf beiden Seiten, Hin und Her im Mittelfeld. Letztlich die eiskalte Dusche des 1:2-Rückstandes und eine hektische Schlussphase mit Thruams Pfostentreffer. Und dann eben die Gewissheit, dass Borussia eine Gruppe verpatzt hat, die nun wirklich keine unlösbare Aufgabe darstellte.

Das Schicksal herausgefordert

Im Spiel-Vorbericht attestierten wir der Mannschaft einen Fortschritt, den wir trotz der spielerisch schwachen Europa-Auftritte zu erkennen glaubten: die unfassbare Mentalität, nie aufzugeben. Denn: Durch das ständige Anrennen, das die Borussia unter Marco Rose praktiziert, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines Lucky Punches. Das beweisen diverse Spiele der Saison. In der Liga fallen uns spontan die Siege gegen Fortuna Düsseldorf oder der Triumph gegen den FC Bayern ein. In der Europa League holte Borussia bei Basaksehir und in den Spielen gegen den AS Rom in der Schlussphase fünf immens wichtige Punkte. Punkte, die die Mannschaft nach der bitteren 0:4-Klatsche gegen Wolfsberg überhaupt so lange im Rennen hielten.

Insofern stimmt es, dass Borussia trotz spielerischer Defizite in der Europa League in Sachen Mentalität und Kampf einen Schritt nach vorne machte. Rose und seine Mannen bewiesen, dass sich die Wahrscheinlichkeit, Glück zu haben, durch eigene Beharrlichkeit und unbändigen Willen erhöhen lässt. Gegen Basaksehir zeigte sich allerdings auch die Anfälligkeit dieser Einstellung: Denn wer dieses Glück immer wieder herausfordert, der räumt dem jeweils anderen Team ein, durch eigene Beharrlichkeit ebenfalls einen Lucky Punch zu erzwingen. Leider hat unser Gegner das am Donnerstag eiskalt ausgenutzt!

Borussia hätte diese Gruppe überstehen müssen

Dass unser Kader eigentlich in der Lage sein muss, gegen einen solchen Gegner über 90 Minuten zumindest einen Punkt zu holen – aus heutiger Sicht egal. Dass Yann Sommer den Ball zum 1:1-Ausgleich parieren muss –weiß er selbst wahrscheinlich am besten. Dass Patrick Hermann oder auch Alassane Plea das Ding früher hätten klar machen müssen – im Nachgang geschenkt. Das Rose-Team hielt den Gegner durch eigene Nachlässigkeit selbst am Leben und provozierte gegen leidenschaftlichere Türken das verdiente Gegentor. Es gibt im Fußball leider solche Spiele. Aus unserer Sicht hätte es aber nicht unbedingt diese alles entscheidende Partie sein müssen!

So bitter es klingt: Vielleicht sollte es in dieser Europa League auch einfach nicht sein. Borussia hätte diese Gruppe mit der vorhandenen Qualität überstehen müssen. Vier Punkte gegen den Wolfsberger AC und Basaksehir sind zu wenig. Wenn man es platt ausdrücken will, hat Borussia das Schicksal in der Europa League vielleicht aber über die gesamten sechs Partien so krass herausgefordert, dass es am Ende nun eiskalt zurückgeschlagen hat. Deshalb ist dieses Ausscheiden letztlich verdient!

Ein Fan aus der Türkei zeigt ein Shirt mit dem Konterfei des Präsidenten Erdogan. (Foto: Lars Baron / Getty Images)
Eine Choreo als Zeichen der Toleranz

Ein Rückblick auf das Europa-League-Aus soll nicht enden ohne die tolle Choreo der Ultraszene gestern Abend zu erwähnen. Das Abbild der beiden Mönchengladbacher Stadtwappen (das Ältere bis 1974 und das Aktuelle) war die einzig richtige Antwort auf die Geschehnisse aus dem Hinspiel in der Türkei. Ein deutliches, friedliches Zeichen für Toleranz und Respekt – mit der klaren Aussage, dass Meinungs- und Kunstfreiheit unverhandelbar sind. Der türkische Block untermalte diese Botschaft übrigens eindrucksvoll mit einigen Türkei-, Galatasaray- und Erdogan-Symbolen, -Fahnen und -T-Shirts! Wir wollen bei dieser Gelegenheit aber auch die deutlichen Spruchband-Botschaften der Ultras in Richtung UEFA und Polizei erwähnen, die ebenfalls ihr Fett wegbekamen.

Tja, das war’s also jetzt mit der Europa-League-Saison 2019/20. Ehrlich gesagt blicken wir schon ein wenig wehmütig auf diese Europapokal-Halbsaison zurück. Viele Traumschlösser wurden mit dem gestrigen Abend eingerissen. Wir hatten uns gedanklich schon noch auf den einen oder anderen legendären Europa-Abend eingestellt. Aber so ist der Fußball eben und wie heißt es so schön: In guten und in schlechten Zeiten.

Unser Team hat nun alle Zeit der Welt, sich voll auf die Bundesliga zu fokussieren. Die Mannschaft sollte sich unbedingt die Möglichkeit erspielen, den schwachen Europa-Auftritt in der kommenden Saison wieder gut zu machen. Vielleicht ja dann sogar mal wieder in der Champions League …

Foto: Ina Fassbender / AFP / Getty Images

5 Gedanken zu „Borussia in Europa: Es sollte einfach nicht sein!

  • 14. Dezember 2019 um 7:09
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    Der Spitzenreiter und wahrscheinliche „Herbstmeister“ der BL verabschiedet sich aus der 2. Europaliga. Und das völlig verdient. Und hätte es die krasse Elfmeterfehlentscheidung in Rom nicht gegeben, wär man Letzter in dieser einfachen Gruppe geworden. Eigentlich unfassbar, leider typisch für diesen Verein.
    Ging es nicht um den schnöden Mammon ( bis auf die Borussia sind natürlich alle weiter im Europa-Geschäft und scheffeln Millionen), dann wär es auch schnurz. Diesen Cup der Loser braucht niemand. Endlich Schluss mit Donnerstagabend 21:00 und Sonntagsspielen. Es bleibt zu hoffen, dass jetzt nicht erneut der von vielen erwartete Dämmerschlaf an der Weissweiler Allee einzieht. Also weiterhin viel Erfolg liebe Borussia. Glück hat fertig.

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  • 14. Dezember 2019 um 20:01
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    Ihr habt sowas von Unrecht.
    Ich könnte einfach kotzen….und wenn Borussia jetzt überraschend doch Meister wird, dann schreibt Ihr eh nur, dass sich das niemand hätte vorstellen können und dass es nur daran lag, das die anderen so schlecht gespielt hätten. Dann folgt Borussia hätte nur Riesenlück gehabt hätte….ekelhaft.

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    • 14. Dezember 2019 um 22:13
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      Lieber Frajo. Warum haben wir Unrecht? Warum sind wir ekelhaft? Bitte etwas mehr Inhalt in den Diskurs bringen. Dann diskutieren wir gerne mit Dir und legen unsere Beweggründe dar. Beste Grüße und einen ruhigen Abend, die vier MitGedacht.’ler

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  • 15. Dezember 2019 um 2:28
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    Der Führungstreffer war im Grunde Gift für unser weiteres Spiel und es wäre vermutlich besser gewesen, wenn wir in der 5. min. 0-1 zurück gelegen hätten. Auch wenn ihr es kurz angerissen habt, so fehlen mir in eurem Bericht grossteils die genauen Gründe, warum wir eigentlich ausgeschieden sind. Und da ich die Dinge gern beim Namen nenne, werde ich hier mal versuchen dies anzusprechen. Ja, ein unentschieden hätte gegen einen in der ersten HZ regelrecht lustlos spielenden Gegner gereicht und genau da bestand eben die Gefahr. Im Kopf unserer Spieler machte sich immer mehr und mehr der Gedanke breit, das ein 1-1 reichen würde.
    Dies machten ungenaue Zuspiele, fehlende Abschlüsse, ausbleibende in die Tiefe gehende Kombinationen, kleine technische Fehler, schlechtes Umschaltspiel aber auch das Treffen falscher Entscheidungen deutlich. Elvedi hätte den Ball, der unmittelbar vor dem Ausgleichstor zweifellos auf Tor zu kommen drohte, wegköpfen können. Sommer hätte den Ball vor dem Ausgleich zumindest zur Seite klären müssen. Herrmann, Neuhaus, Plea und auch Stindl hätten aufs Tor schiessen müssen, als sie annährend freie Schussbahn hatten und nicht nochmal und nochmal quer spielen.
    Für mich auch unverständlich warum Thuram nicht auch mal über die rechte Seite kommt.
    Bei unseren Zuspielen war der Ball oft so drucklos und schwach gespielt, das der Gegener sich rasch wieder hinter den Ball bewegen konnte.
    Unverständlich auch warum der Siegtorschütze völlig allein vor unserer Kiste stand.
    Trotz allem hatten wir nach dem Ausgleich noch einige sehr gute Chancen, aber der türkische TW hatte einen sehr guten Tag erwischt. Es sollte einfach nicht sein.
    Im Grunde und wenn man unsere Vorstellungen in allen EL Spielen sieht, kommt man, wie hier schon berichtet, zweifellos zu der Feststellung, das ein Ausscheiden nicht ganz unverdient war. Im Grunde war eigentlich nur das Heimspiel gegen Rom klasse, denn hier hat man einen starken Gegner verdient “nieder gerungen”.
    Ein Kompliment und dankeschön noch an unsere Ultras für die tolle Choreo.
    Es ist einfach nur schade und diese Niederlage steckt mir immer noch in den Knochen.
    Aber die Dinge sind eben wie sie sind und ich hoffe und wünsche uns allen das die Mannschaft am Sonntag bei den Wölfen einen Sieg einfährt.

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  • 20. Dezember 2019 um 11:16
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    Wollen wir mal ehrlich sein: Wenn unsere Borussia es in dieser Gruppe nicht schafft, wenigstens auf Platz 2 zu landen, hat sie das Weiterkommen auch nicht verdient.

    Man will sich nicht vorstellen, wenn wir in der Vorsaison mindestens auf Platz 4 gelandet und dann auf Gegner wie z.B. Liverpool, Real Madrid, FC Barcelona etc. getroffen wären.

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