Chapeau, Dieter!

Vor einer Woche verkündete Max Eberl, dass Dieter Hecking ab kommendem Sommer nicht mehr Borussia-Trainer sein wird. Auch wenn wir diese Entscheidung inhaltlich teilen, finden wir den öffentlichen Umgang mit unserem Noch-Trainer unfair. Auch weil er seitdem einzigartig ehrlich auftritt! 

Wer Dieter Hecking dieser Tage rund um den BORUSSIA-Park erlebt, ist nach genauer und eingehender Beobachtung fasziniert. Das liegt weniger daran, dass Hecking auf einmal alles anders macht und sein bevorstehendes Aus bei Borussia dazu nutzt plötzlich als Revoluzzer oder Hans-Dampf-in-allen-Gassen aufzutreten. Vielmehr ist es die Tatsache, dass Hecking weiter macht, als sei nichts gewesen. Und das heißt in erster Linie: ehrlich sein, konzentriert arbeiten, keine Show!

Es sind die kleinen Details, die auffallen: Hecking grüßt weiterhin freundlich Fans, Ordner und Journalisten wenn er morgens in Richtung Trainingsplatz schlendert. Er ist weiterhin ein wachsamer Beobachter, der oft von den Co-Trainern geleiteten Trainings-Einheiten. Er greift weiterhin dann vehement ein, wenn ihm etwas missfällt und gibt seinen Spielern anschließend deutlich und bestimmt seine Fußballvorstellungen an die Hand. Und Dieter Hecking sagt auch weiterhin seine Meinung – in seiner urtypischen Vehemenz, die vielleicht nicht jeder Vereinsführung in Fußball-Deutschland passen würde.

“Es ist immer noch alles sehr frisch!”

So zum Beispiel am vergangenen Montagmittag. Nach dem Auslaufen der Reservisten stellte sich Hecking den Medienvertretern. Das klingt zunächst wenig innovativ und berichtenswert. Nur gut 15 Stunden nach Abpfiff des letzten Bundesligaspiels – in dessen Nachlauf ein Trainer bekanntlich bis weit nach Abpfiff gleich einen ganzen Interview-Marathon zu absolvieren hat – ist es allerdings etwas Besonderes. 

Trotzdem stand Hecking an diesem Montagmittag also geduldig Rede und Antwort und sprach einmal mehr völlig fußballgeschäftuntypisch ehrlich über seine Gefühle. In aller Offenheit thematisierte er noch einmal die Enttäuschung über sein baldiges Aus bei Borussia: „Es ist noch alles sehr frisch. Das hat mich schwer getroffen und tut es immer noch. Daraus muss ich kein Geheimnis machen!“ In diesem Moment erlebte die kleine Journalistenrunde vor ihm einen zwar in seinen Aussagen klaren und bestimmten, aber durchaus verletzten Bundesliga-Granden. Jemanden, der zwar viel erlebt hat. Dem aber eine solche Situation eben doch zusetzt.

Der Tenor – auch bei einigen Experten: Hecking sei von Eberl zur „Lame Duck“ degradiert worden, einer lahmen Ente, die Gladbachs Europa-Ziele zusätzlich gefährde. Wir sind ehrlich: Auf so eine Idee kann nur der kommen, der sich lediglich oberflächlich mit Borussia Mönchengladbach auseinandersetzt.

Dass Hecking seine Gefühle offen zeigt und darüber spricht, ist grandios. Leider deuten der eine oder andere Fan, zahlreiche Beobachter oder einige Experten solche Aussagen als Schwäche. Oder bringen der seltenen Offenheit einfach nicht die nötige Anerkennung entgegen! Vor allem der Facebook-Kommentar-Mob fällt seit der Bekanntgabe von Heckings Aus vergangenen Dienstag durch hirnrissige Kommentaren auf: „Der Schritt kommt viel zu spät!!!“, „Warum entlässt Eberl den Hecking nicht direkt???“ oder „Wir haben es doch immer schon gewusst!!!“ tilschweigern einige Borussia-„Anhänger“ dort in die Welt. Der Tenor – auch bei einigen Experten: Hecking sei von Eberl zur „Lame Duck“ degradiert worden, einer lahmen Ente, die Gladbachs Europa-Ziele zusätzlich gefährde. 

Hecking: kämpferisch, bestimmt, zielsicher!

Wir sind ehrlich: Auf so eine Idee kann nur der kommen, der sich lediglich oberflächlich mit Borussia Mönchengladbach auseinandersetzt. Denn Dieter Hecking zeigt seit letzter Woche auch eine ganz andere Seite: kämpferisch, bestimmt, zielsicher. Und auch diese Komponenten demonstrierte er vergangenen Montag! 

Denn nur wenige Augenblicke nach den Aussagen über das eigene Seelenleben zeigte sich der Coach wild entschlossen: „Ich will mich mit dem bestmöglichen Ergebnis verabschieden. Darauf wird mein Fokus in den liegen in den letzten sechs Spielen! Ich werde jetzt versuchen, alles für Borussia herauszuholen. Bestenfalls Europa – ob jetzt Champions oder Europa League, das ist mir erst einmal egal!“

Vielleicht hat Hecking das bevorstehende Aus aber auch in einer gewissen Art und Weise entlastet. Der Trainer muss bei seinen Aussagen nicht mehr die Zukunft des Vereins im Blick haben, sondern kann frei sprechen und eigene Ziele artikulieren. Wir empfinden die Art und Weise, mit der Hecking dies tut, als absolut wohltuend.

Aussagen wie diese beweisen: Eine „Lame Duck“ ist Hecking gewiss nicht. Im Gegenteil! Der 54-Jährige stellt seine persönliche Enttäuschung hinten an und ordnet alles den gemeinsamen Zielen mit Borussia unter. Mehr noch: Mit der klaren Zielsetzung „Europa“ baut er zusätzlichen Druck auf, an dem er und die Mannschaft sich messen lassen müssen. Und wer Hecking kennt, weiß, dass er sich vor diesem Druck nicht versteckt.

Nun kann man Dieter Hecking sicher vorwerfen, dass er dies auch hätte früher machen können. Warum war er lange so zögerlich, hat vieles relativiert und sich nie aus der Gladbacher Wohlfühloasen-Deckung getraut? Man kann ihm auch vorwerfen, dass er sein System hätte früher umstellen müssen. Das 4-3-3 galt spätestens nach den bitteren 0:3-Klatschen gegen Wolfsburg und Berlin als entschlüsselt. Vielleicht hätte Hecking auch insgesamt forscher auftreten müssen? Er wirkte auf Pressekonferenzen und am Spielfeldrand lange wie jemand, den das aktuelle Geschehen nur am Rande tangierte. Ja, das mag alles richtig sein – zumindest teilweise.

Der Umgang mit der aktuellen Situation ist beispiellos

Vielleicht hat Hecking das bevorstehende Aus aber auch in einer gewissen Art und Weise entlastet. Der Trainer muss bei seinen Aussagen nicht mehr die Zukunft des Vereins im Blick haben, sondern kann frei sprechen und seine eigenen Ziele artikulieren. Wir empfinden die Art und Weise, mit der Hecking dies tut, als absolut wohltuend. Er zeigt Emotionen, aber auch klare Kante. Vielleicht ist es das, was die deutlich verunsicherte und mental angeschlagene Mannschaft jetzt braucht. Um dann ab Sommer den auch von uns als absolut richtig empfundenen neuen Weg mit unverbrauchten Gesichtern einzuschlagen!

Für die Arbeit der letzten zwei Jahre und vor allem seinen Umgang mit der aktuellen Situation wollen wir Hecking an dieser Stelle aber einfach mal danken. Weil sein Handeln beispiellos ist. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Trainer in so einer Lage an Bord bleibt und den Verein mit voller Kraft unterstützt. Chapeau für dein Auftreten, Dieter! Wir hoffen, dass wir die gemeinsame Zeit gut zu Ende bringen! Und Borussia bald wieder in Europa sehen! 

Foto zu diesem Beitrag: Screenshot Fohlen.TV

11 Gedanken zu „Chapeau, Dieter!

  • 10. April 2019 um 19:09
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    Sehr fairer,menschlicher Artikel.Dues hat er verdient. Alles Gute für DH.

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  • 10. April 2019 um 20:01
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    Warum es zuletzt nicht so gepasst hat,ich weiss es nicht.Aber D.H.hatte auch gute Zeiten.Man kann nicht 11 Spieler entlassen.

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  • 10. April 2019 um 23:18
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    Naja
    Es geht hier nicht um den Menschen Dieter Hecking.
    Es geht um die Art und Weise wie Borussia in den letzten Monaten gespielt hat.
    Man könnte sagen, dass er soviel nicht verkehrt gemacht haben kann, da wir auf Tabellenplatz 2 oder 3 oder 4 oder 5 gelegen haben.
    Aber ich finde, dass wir mittlerweile einen unattraktiven und tempobefreiten Fußball spielen. Das zeigt sicj insbesondere wenn unser Torwart Sommer teilweise mehr Ballberührungen im Spiel hatte als der eine oder andere Stürmer von uns.
    Für mich ist es in einem Spiel wichtiger, dass ich mich 30 mal an einem auf das Tor geschossenen Ball ergötzen, als dass am Ende durch endloses quer- und rückwärts passen ein Ballbesitz von 99 % herausspringt.
    Da kann ich mir ja gleich ein Tennisspiel angucken und währenddessen Kaffee und Kuchen trinken bzw. essen.
    Fußball lebt von Spannung und Emotionen, der durch den Videobeschiss sowieso schon kaputt gemacht wird, also Fuß von der Bremse und Gas geben.
    Mit Rose haben wir den Richtigen geholt, davon bin ich sehr überzeugt.

    Dieter, nichts für ungut, aber du wirst in Hannover glücklich werden, wetten.

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    • 11. April 2019 um 8:07
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      Das man Hecking jetzt so hochjubelt, weil er bis zum Saisonende weiter arbeitet und alles gibt , mag ja anerkennungswert erscheinen, doch wird er dafür auch bezahlt. Zudem möchte er sich für einen neuen Verein empfehlen.
      Hecking mag ein guter Trainer sein, leider passt diese Immutionlosigkeit am Spielfeld nicht zur Borussia

      Antwort
  • 11. April 2019 um 7:07
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    Ich teile die Einschätzungen im Kommentar hier. DH war ein Übergangstrainer erster Güte. Nach DEM Trainer LF hatten wir mit AS einen unerfahrenen BuLi Novizen, der zwar sehr sympathisch rüber kam, die Mannschaft aber nicht entwickeln konnte. Da musste dann erstmal wieder Struktur in die Mannschaft gebracht werden. Anfang dieser Saison überraschte DH mit einer neuen Ausrichtung 433, an der er dann aber leider gebetsmühlenartig festgehalten hat. Die Flexibilität und das exakter Einstellen auf den jeweiligen Gegner empfand ich als nicht optimal.
    Trotzdem finde ich, das DH einer der besseren BuLi Trainer ist. Ihm alles Gute!

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    • 14. April 2019 um 18:50
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      Danke Dieter. Viel Glück. Du wirst im Herzen immer ein Borusse bleiben.

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  • 11. April 2019 um 7:40
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    Alles gute für Ihre Zukunft Dieter Hecking ! Es passiert mal immer das wenn mann mit eine Junge Mannschaft
    Spielt, das die leistungen mal schwanken . Respekt und Danke für die zeit mit Ihnen .

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  • 11. April 2019 um 13:20
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    Ich kann auch nur den Hut ziehen. Die letzten 2 Jahre, hat mir sehr gut gefallen, unter Dieter hecking. Weiss nich, wie es unter d. H, weiter gegangen wäre, aber wir können alles nur aus Sicht des Fans sehen. Von mir auf s alle Fälle, ♥ dank, an Dieter hecking

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  • 13. April 2019 um 11:33
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    Man kann sich nur wundern: Wenn die Mannschaft die Kurve nicht kriegt, dann müssen wir wieder einmal von einer vertanen Saison sprechen (wie einige andere zuvor auch). Und selbstverständlich gibt es dafür zwei Verantwortliche: D.H. und unsere Lichtgestalt, die unbedingt nach einer schwachen Saison 17/18 gegen den Willen tausender Fans am Trainer festgehalten hat. D. H. mag auf menschlicher Ebene sehr sympathisch sein, das will ich gar nicht bestreiten; Jemand mit dem man gerne mal ein Bier trinken würde; aber seine Mission bei Borussia ist leider gescheitert.

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  • 19. April 2019 um 16:54
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    DH darf nicht länger wie zwei Jahre in einem Verein Arbeiten dann ist er verbraucht.wo sind denn von ihm große erfolge er war in Aachen in Hanover zuletzt in Wolfsburg bis mag sein das er MG Stabilität erarbeitet hat aber er kann die Mannschaft nicht über eine gesamte Seson putschen ist gut mit der neuen Vorgehensweise obs gut geht ist abzuwarten

    Antwort
  • 19. April 2019 um 19:46
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    …also in Zukunft nicht vergessen: Vor jeder Saison Gerry und seine 1000 FB-Freunde fragen, ob der Trainer bleiben darf!

    Antwort

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