Auswärts bei Hannover 96: Der nächste Charaktertest

Neben dem Platz geht es bei Borussia weiter um die Neuaufstellung ab Sommer. Wir lenken den Fokus jetzt aber wieder aufs Wesentliche: die Mentalitätsaufgabe Hannover. Eine Herausforderung für unsere zuletzt charakterlich hinterfragte Mannschaft!

Wer dachte, nach der Verkündung der Trennung von Dieter Hecking und der offiziellen Bekanntgabe der Verpflichtung von Marco Rose als neuem Cheftrainer ab Sommer, würde Ruhe bei Borussia einkehren, sieht sich getäuscht. Auch weiterhin bleibt es turbulent.

Am Donnerstag berichteten zahlreiche Medien, dass Sportvorstand Rouven Schröder in Mainz bleiben wolle. Die ziemlich eindeutigen Hinweise auf seine Vertragssituation bis 2022 und seine Herausforderungen bei den 05ern können definitiv als generelle Absage an Borussia gedeutet werden. Wir bleiben da trotzdem vorsichtig. Schröder galt und gilt nach unserem Kenntnisstand weiter als absolute Wunschlösung Eberls. Intensive Gespräche haben – wie von uns berichtet – stattgefunden. Wir brauchen folgenden Satz nicht zu vervollständigen: „Im Fußball ist bekanntlich …“ Schau’n mer mal!

Martin Kind ist Teil des Hannoveraner Problems

Viel lieber wollen wir uns ohnehin endlich wieder dem wirklich Wichtigen widmen: den sportlichen Herausforderungen. Und diese halten für unsere mental zuletzt zwar deutlich verbesserte, aber generell nicht vor Übermut strotzende Truppe an diesem Wochenende einen Charaktertest bereit. Es geht zu bester Bundesligazeit zum Tabellenletzten Hannover 96. Der Verein, der sich in dieser Saison bislang so galant wie Rainer Calumund im Ballet-Kurs präsentierte.

Von außen betrachtet hat die sportliche Talfahrt neben einer überschätzten Mannschaft sicherlich auch mit der massiven Fußball-Inkompetenz von 96-Boss Martin Kind zu tun, der „seinen“ Klub vereinspolitisch in seinen sturen Investoren-Wunsch-Abgrund mitgerissen hat. Auch wenn Kind zuletzt öffentlich auf plumpe Art und Weise versuchte, den schwarzen Peter an seinen entlassenen Sportchef Horst Heldt weiterzurreichen, hat der Hörgeräte-Unternehmer aus unserer Sicht einen Bärenanteil an Hannovers katastrophaler Außendarstellung.

Wir wollen gar nicht lange um den heißen Brei herumschreiben: Borussia muss diese Aufgabe gegen einen angeschlagenen und taumelnden Gegner erfolgreich meistern! Ansonsten brauchen wir uns in Mönchengladbach nicht mehr mit dem so sehnsüchtig erträumten Europapokal zu beschäftigen.

Thomas Dolls unglückliches Comeback

Auf der Trainerbank darf sich derzeit unter Kinds schützender Hand Thomas Doll in Hannover versuchen, der in den vergangenen Jahren eher durch Auftritte in populistischen Fußball-Talk-Formaten für Schlagzeilen sorgte. Seine ausbaufähige Bilanz bei 96 macht sportlich wenig Mut: Aus neun Spielen unter Doll holte Hannover lediglich einen Sieg. Achtmal verlor der Klub. Zu Dolls Ehrenrettung müssen wir freilich anbringen, dass auch André Breitenreiter in den 19 Bundesligaspielen zuvor nicht wirklich für sportlichen Erfolg sorgte. Dennoch wirkt die doll’sche Bundesliga-Rückkehr in Hannover irgendwie missraten.

Wir wollen gar nicht lange um den heißen Brei herumschreiben: Borussia muss diese Aufgabe gegen einen angeschlagenen und taumelnden Gegner erfolgreich meistern! Ansonsten brauchen wir uns in Mönchengladbach nicht mehr mit dem so sehnsüchtig erträumten Europapokal zu beschäftigen. Dieter Hecking verfolgte am Donnerstag auf der Spieltagspressekonferenz glücklicherweise genau diesen Ansatz. Zwar sagte Hecking auch, man dürfen den Gegner nicht unterschätzen, formulierte aber eine klare Erwartungshaltung an die Mannschaft: „Die Hauptaufgabe wird sein, dass wir die Leidenschaft, die Emotionen, das Spiel mit Ball und das Kreieren von Torchancen wie gegen Bremen wieder auf den Platz bringen!“

Kämpft das Team fürs neue Ziel Europa?

Wir sind gespannt, welches System unser Trainer dafür auswählt. Die Dreierkette hat uns gegen Bremen nicht schlecht gefallen, zumal sich Borussia im zentralen Mittelfeld immer wieder in Überzahlsituationen brachte. Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass sich Borussia im geballten Zentrum immer wieder festlief und spielerisch zu selten in die Tiefe kam. Die Flügel wirkten mit nur je einem Spieler mitunter verwaist. Hier gilt es die ganze Breite des Spielfeldes zu nutzen, um das Zentrum aufzureißen und die Herren Hazard und Hermann einzubinden! Dennoch glauben wir, dass Hecking erneut auf diese Formation setzt und ein wenig am Aufbauspiel mit Tempo aus dieser Formation ehraus gefeilt hat.

Und wenn wir schon bei den einzelnen Spielern sind, gleich dieser Hinweis: Aus unserer Sicht sind bei der Mentalitätsaufgabe in Hannover jetzt die Akteure auf dem Platz gefordert. Die Partie ist ein echter Charaktertest. In so einem Spiel zeigt sich, ob die Truppe „unser jetzt ausgerufenes Ziel Europa“ (Hecking am Donnerstag) verinnerlicht hat und dafür bereit ist zu kämpfen. Dennmit rein spielerischen Mitteln wird man dem Tabellenletzten nicht beikommen. In Sachen Entschlossenheit und Professionalität haben wir Hecking diese Woche ein Kompliment gemacht. Die Mannschaft hat gegen Bremen einen ersten Schritt gemacht, den sie bei 96 bestätigen muss.

Wir freuen uns jedenfalls auf einen spannenden Samstag. 6.000 Borussia-Fans werden die Mannschaft in Niedersachsens Landeshauptstadt begleiten. Im Zeichen der Raute sollten nicht nur die Spieler, sondern auch jeder Fan von Anfang an Vollgas geben. Damit Borussia nicht nur Schlagzeilen abseits des Platzes schreibt. Sondern auch endlich wieder das Punktekonto in Bewegung kommt!

Foto zu diesem Beitrag: Nordkurvenfotos

Ein Gedanke zu „Auswärts bei Hannover 96: Der nächste Charaktertest

  • 14. April 2019 um 8:08
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    Erst Stindls Schienbeinbruch, dann 75 Minuten bräsiges Ballgeschiebe im Strobl-Trecker-Modus mit einem Glückstor, bei dem noch ein Ex-Borusse helfen musste. Und das ausgerechnet der schlechteste Borusse an diesem Nachmittag schießen durfte. Am Ende dann noch eine Viertelstunde zittern mit einer Superparade von Sommer, sonst wär das Ding wieder unentschieden ausgegangen. Alle Mannschaften hauen den 96ern die Bälle rein und tun etwas für‘s Torverhältnis. Und wir erzittern ein 0:1. Chapeau Dieter. Viiiiiel Glück gegen die Dosen.
    P. S.
    Gute und schnelle Genesung an Lars Stindl. Immer an André Hahn denken. Der Stand 3 Monate später wieder auf dem Trainingsplatz

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