CL-Serie Teil 1: Der FC Barcelona

Der FC Barcelona ist der vielleicht beste Fußballverein der Welt. Besonders im Fokus wird beim Spiel übrigens mal nicht Lionel Messi stehen, sondern Marc André ter Stegen. MitGedacht. über Stadt, Verein, Historie und Fans.

DIE STADT

Machen wir es kurz: Barcelona ist ein Kracher! Für uns schon seit Jahren nicht nur die Perle Spaniens, sondern ganz Südwesteuropas. Die Stadt überzeugt gleich in mehrfacher Hinsicht: durch ihre ausgefallene Architektur (vor allem Gaudi-Häuser in der Innenstadt), zahlreiche Sehenswürdigkeiten (Sagrada Familia, Hafen, Touristen-Meile Ramblas) und trotz Weltstadtfeeling schönen Kneipen. Gastronomisch gilt aber: Augen auf! Die Stadtmitte ist sehr touristisch, wir empfehlen eher das kleine alternative Viertel Gracia nördlich der Innenstadt oder das Arbeiterviertel La Barceloneta nahe des Stadthafens. Ebenfalls Weltklasse: Wetter und Strand. Leider für unser Gastspiel Anfang Dezember allerdings eher zweitrangig.

DIE ANREISE

Fast alternativlos: Das Flugzeug! Klar, einige Hartgesottene werden auch wieder gen Bus nach Barcelona reisen. Zu empfehlen ist das aber nur bedingt. Flüge gehen aus Köln, Düsseldorf, Brüssel, Amsterdam. Die Preise sind nach Donnerstagnachmittag allerdings rapide in die Höhe geschossen. Von schlappen 50, auf bis zu 400 Euro. MitGedacht-Spezialtipp: Wer Zeit hat, setzt sich ins Auto. Route: Mönchengladbach – Paris – Lyon – Toulouse – Barcelona. Südeuropa auf andere Art. Tolle Städte!

DER VEREIN

Was soll man über den FC Barcelona noch schreiben? 24 Mal spanischer Meister, 28-facher Pokalsieger, vierfacher Champions-League-Sieger, drei Mal Weltpokalsieger. Alles klar, Herr Kommissar! Die Katalanen, die sich selbst mit dem Slogan „Més que un club“ (Mehr als ein Verein) vermarkten, sind das Nonplusultra des europäischen Fußballs. Übrigens: Die Vereinsfarben blau und rot zieren schon seit dem ersten Spiel, vor 117 Jahren, im Streifenformat die Trikots. Die Farben gehen übrigens auf den Vereinsgründer, den Schweizer Hans „Joan“ Gamper, zurück. Er entschied sich angeblich als Hommage an seinen Heimatverein, den FC Basel für den rot-blauen Look, in dem bis heute alle Sportmannschaften des FC Barcelona auflaufen.

Die größten Klub-Legenden sind Xavi, Carles Puyol, Pep Guardiola, Andoni Zubizaretta, Diego Maradona und viele mehr. Übrigens: 111 Jahre lang verzichtete der FC Barcelona auf kommerzielle Trikotwerbung. Das hat sich erst 2011 geändert. Damals stieg die „Qatar Foundation“ als Premium-Sponsor ein, vor dieser Saison vermarktete sich der „FCB“ nun exklusiv an Konami für das Konsolen-Spiel PES17. „Fifa“-Spieler werden daher nicht mehr im originalen Camp Nou spielen können. Schade!

DAS STADION

Apropos Camp Nou. Das größte Stadion Europas im Westen Barcelonas ist Kult – auch wenn es außerhalb des Innenraums eher schmucklos ist (kahle Treppenaufgänge, kleine Buden, kaum Wohlfühlcharakter). Das Camp Nou beherbergt bei internationalen Spielen 96.636 Zuschauer. Borussia wird also ein offizielles Kartenkontingent von knapp 4800 Tickets bekommen. Kleine Hoffnung für eine Ticket-Erweiterung: Zu den Champions-League-Gruppenspielen in der vergangenen Saison war es gegen Bayer Leverkusen (67.000), Bate Borisow (68.000) und den AS Rom (82.000) nie voll. Das Camp Nou wurde zwischen 1954 und 1957 gebaut, wird in seiner jetzigen Forma aber nicht mehr lange existieren. Ab 2017 wird der FC Barcelona das Stadion ausbauen und modernisieren! Ganz aktueller Tipp von uns: Aus der letzten Reihe des Auswärtsblocks hat man einen überragenden Blick über die Stadt.

DAS TEAM

Von der 1 bis zur 23. Dieser Kader ist besser bestückt als man es sich vorstellen kann. Egal ob Lionel Messi, Luis Suarez, Andres Iniesta, Gerard Pique, Jordi Alba, und und und… Seit jeher tritt das Team im 4-3-3-System an, das dem Verein vor Urzeiten von Johann Cruyff indoktriniert und vor allem von einem gewissen Pep Guardiola perfektioniert wurde. Vor dieser Saison gab es allerdings mal keine aufsehenerregenden Transfers. Mit André Gomes (35 Millionen Euro, FC Valencia) oder Lukas Digne (17 Millionen Euro, Paris St. Germain) kamen allerdings Spieler mit einer Menge Potenzial. Einzig auf der Torhüterposition gab es einen größeren Wechsel. Daher aber im nächsten Punkt mehr.

DAS DUELL

Das Duell dieses Spiels findet zwischen unserer Borussia und einem ganz besonderen Ex-Spieler statt. Natürlich wird unser Ex-Keeper Marc André ter Stegen im Fokus stehen. Was für eine spezielle Geschichte für den 24-jährigen gebürtigen Gladbacher. Vor zwei Jahren zog es unseren Keeper zum FC Barcelona, um die große Fußballbühne zu erobern. Er hatte sich viel vorgenommen, blieb zunächst aber nur außen vor. Zwar spielte er in der Champions League, das auch überzeugend. In der Liga musste er jedoch seinem sieben Jahre älteren Konkurrenten Claudio Bravo den Vortritt lassen. Den zog es zu dieser Saison nun zu Manchester City. Es ist die Chance für ter Stegen auf den großen Durchbruch.

DIE FANS

Fußballfans in Spanien – eine Sache für sich. Aktive Fans gibt es im Camp Nou kaum noch, eine Fankultur und -Historie gibt es in Barcelona trotzdem. Laut und inbrünstig wird es vor allem, wenn die Klub-Hymne E Cant del Barca („Das Barca-Lied“) aus den Lautsprechern dröhnt. Dann steht das Camp Nou uns feiert den eigenen Verein. Die Fans des FC Barcelona werden als „Culers“ bezeichnet. Der besondere Spitzname (abgeleitet von cul, katalonisch für Arsch) geht auf die Spiele zurück, die Barca im alten Stadion, dem L’Escopidora, austrug. Damals saßen viele Fans auf einer Mauer in der letzten Reihe. Die Passanten sahen so von außen nur die Hinterteile der Fans.

Besonderheit: Dauerkarten werden in Barcelona vererbt. Sie sind seit Urzeiten im Besitz der „Socis“, der aktiven Mitglieder des Vereins. Dauerkarten können schon seit Ewigkeiten nicht mehr gekauft werden. Wenn ein Fan stirbt, bleibt die Karte fast immer im Familienbesitz. Weitere Fan-Kultur: Rund ums Stadion sind die Wappen von zahlreichen Fanclubs angebracht – und zwar über den Stadioneingängen. Die Fanklubs heißen „Penyes“. Heute gibt es knapp 1500 Penyes weltweit. Einige unterstützen den Verein im Stadion, andere nur finanziell. Mit den am Stadion angebrachten Vereinswappen soll die jahrzehntelange Fan-Tradition der Katalanen verdeutlicht werden. Auch wenn diese sicherlich anders ausgelebt wird als die, die wir in Deutschland kennen.

Foto zu diesem Beitrag: MitGedacht.

Ein Gedanke zu „CL-Serie Teil 1: Der FC Barcelona

  • 29. August 2016 um 10:17
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    Starker Insight zu unserem Gegner und der tollen Stadt!

    Nicht zu vergessen: Neben dem Vereinslied wird es nur noch nach 17 Minten (in jeder Halbzeit) laut, wenn alle Katalanen die “Independència” lautstark einfordern.

    Ansonsten darf sich der Borusse rein fantechnisch vor allem im preiswerteren Oberrang außerhalb des Gästeblocks auf massenweise asiatische und arabische Touristen freuen, die sich stilecht und pflichtbewusst vor dem Spiel mit Messi-Trikot und Schals eingedeckt haben und nach ca. 28 Selfies mit Camp-Nou-Hintergrund das Stadion noch in der ersten Halbzeit verlassen werden.

    Apropos “Verlassen”: bei nicht ausverkauften Spielen (und das Camp Nou ist in den wenigsten Fällen ausverkauft) findet nach Anpfiff eine kleine Völkerwanderung statt, da Leute vom “preiswerteren” Oberrang auf unbesetzte bessere Plätze im Mittel- und Unterrang wechseln.

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