Das Hinspiel vergessen machen!

Bundesliga, internationales Geschäft, DFB-Pokal – wir haben in den vergangenen Jahren viel erlebt. Doch trotz verregneter Abende auf der Insel, Spieltagstreffpunkten am Strand oder des magischen Comebacks in Florenz kribbelt es bei einem Spiel immer noch mehr: dem Derby.

Derbys sind ein unverzichtbarer Teil der Fankultur. Sie machen die Faszination des Fußballs in großen Teilen aus, über sie gibt es seitenlange Reportagen. Derbys haben das Potenzial, ganze Regionen, Freundeskreise und Familien zumindest fußballerisch zu entzweien. Das liegt daran, dass Rivalitäten über Generationen vererbt wurden und rational nicht erklärbar sind. Das waren sie schon damals nicht und das sind sie auch im kommerzialisierten Fußball von heute nicht.

Derbys können eine verkorkste Saison retten, den Eindruck vieler Monate zerstören oder beschönigen. Sie können die Geburtsstunde ewiger Vereinslegenden oder der Grund schmerzhafter Rücktritte sein. Sie sind gleichsam brutal und wunderschön. Doch trotz der Vielschichtigkeit solcher Derbys folgen sie einer ganz einfachen Logik, nach der nur der nächste Derbysieg zählt.

All diese Mechanismen gelten in unserem Derby besonders. Denn die wenigsten, die die Rivalität heute aufrechterhalten, waren schon dabei, als Netzer sich selbst einwechselte oder fünf Jahre später ein 12:0 gegen den BVB im Fernduell um die Meisterschaft mit dem FC nicht reichte. Dafür fühlen sie wahrscheinlich bis heute die Ekstase des Momentes, in dem Granit Xhaka den Ball zum 1:0-Sieg 2015 einnickte oder die alljährliche Genugtuung, wenn der FC im eigenen Stadion mal wieder vorgeführt wurde.

Aber natürlich erinnern sie sich auch an die Momente der Ratlosigkeit, als Favre am Tag nach dem Derby die Flucht ergriff. Oder Momente in Müngersdorf, als der Effzeh mal ein Pünktchen ergattern konnte – durch “Helden” wie Maniche oder Helmes. Und ganz sicher läuft es vielen heute noch eiskalt den Rücken herunter, wenn sie daran denken, wie Risse den Ball einschweißt und der Erzrivale im eigenen Stadion triumphierte. Das Derby als Ventil jeglicher fußballromantischer Emotionen. Irgendwo zwischen Freude und Wut. Zwischen Ekstase und Lethargie.

Insbesondere mit der zuvor erwähnten Geschichte des vergangenen Derbys ist dieser anstehende Samstag nun besonders wichtig. Die Jungs auf dem Rasen sowie alle Jungs und Mädels in der Nordkurve wollen das Hinspiel vergessen machen. Wir wollen Revanche um jeden Preis. Es zählt nichts als der Sieg. Insbesondere natürlich vor dem Hintergrund, dass der FC die gesamte Saison an den europäischen Plätzen geschnuppert und von den Reisen geträumt hat, die wir seit Jahren realisiert haben. Unsere Jungs können mit dem Derbysieg also nicht nur zeigen, wer die Nummer 1 am Rhein ist und wichtige Punkte sammeln, sondern daran arbeiten, dass die Träume der Südkurve Träume bleiben.

Dafür ist jeder einzelne Borusse gefragt! Im Derby sollte niemand Motivationsprobleme haben. Es ist das Spiel des Jahres gegen den größten Rivalen. Zusätzlich ist es auch sportlich wichtig und spannend. Die vergangenen Derbys waren immer besonders eng. Die Mannschaft braucht daher unsere volle Unterstützung. Es wird darum gehen, 90 Minuten verdammt laut zu sein. Es geht immer mehr. Und obwohl es ein Derby ist, sollte man sich auch auf der Anreise nicht völlig danebenbenehmen. Und obwohl es ein Derby ist, bleiben wir dabei, dass Homophobie und andere Diskriminierungsformen auch gegen den Erzrivalen nicht zu tolerieren sind. Wir sollten kreativer, bunter und lauter als die Rot-Weißen sein! An diesem Tag zählt nur der Derbysieg – auf dem Platz und auf den Rängen.

Geben wir also alles dafür, dass die Leidenschaft, die jeder Borusse in sich trägt, auf den Platz überspringt! Geben wir alles dafür, dass klar wird, wer die Nummer eins am Rhein ist! Geben wir alles dafür, dass wir endlich wieder einen Dreier gegen die kölschen Verlierer holen! Und zwar alle gemeinsam!

Auf geht’s, Nordkurve! Lasst uns das Hinspiel vergessen machen – auf zum Derbysieg!

2 Gedanken zu „Das Hinspiel vergessen machen!

  • 8. April 2017 um 9:04
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    Endlich mal ein toller Bericht zum Derby mit viel Tiefgang und ohne jegliche Polemik. Bin heute auch mit meinem Bruder dabei, wie schon seit vielen Jahren.
    Ich fühle es, es wird ein großer Tag für die Borussia werden.
    Euer Lousches

    Antwort
  • 9. April 2017 um 10:33
    Permalink

    “Das Hinspiel vergessen machen!”

    Hinspiel? Welches Hinspiel?

    Antwort

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