Das schwerste Spiel der Hinrunde.

Das Böllenfalltor in Darmstadt ist unser Pflichtspiel-Auftakt ins Fußballjahr 2017. Mit Torsten Frings und Dieter Hecking treffen die zwei neuen Trainer der Mannschaften aufeinander. Für unsere Borussia ist es der Ort des letzten Auswärtsdreiers in der Bundesliga. Doch Vorsicht ist geboten: Es steht das wohl schwerste, weil unberechenbarste Spiel der Hinrunde auf dem Plan. MitGedacht. über Wunsch, Wille und Anspruch.

„Die Mannschaft muss jetzt liefern“, ließ Neu-Coach Dieter Hecking unter der Woche verlauten. Die ersten guten Trainingseindrücke aus Marbella mit den beiden erfolgreichen Testspielen hatte seine Mannschaft beim Telekom-Cup in Düsseldorf mit einer miserablen Leistung wie weggewischt. Es war das zweite Gesicht der Fohlenelf, das die Mannschaft ja schon in der Hinrunde „auszeichnete“. Doch für Hecking ist auch klar: Erst ab Darmstadt geht es wieder richtig wieder los, denn erst ab diesem Spiel gibt es Zählbares für die Tabelle – und nur darum geht es letztlich.

Einige Spieler aus dem leider weiterhin dezimierten Kader werden sicher mit einem wohligen Gefühl zum Stadion am Böllenfalltor fahren. Hier konnten sie, an jenem heißen Mai-Samstag 2016, zum letzten Mal ein Spiel in der Ferne für sich entscheiden. „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ skandierten damals die rund 3.000 mitgereisten Gladbach-Fans nach Spielschluss. Ein Wort, so schwer zu beschreiben und zu fassen, nach all der langen Zeit – und doch hätten wir mal wieder richtig Bock darauf. Denn beim Blick auf das Punktekonto, sind wir ehrlich: Es wäre doch jetzt auch mal wieder reichlich angebracht, zum Abschluss der Hinrunde (ja, morgen ist tatsächlich erst Spieltag 17) einen Dreier auf die Habenseite zu schreiben.

Dass das spielerische Potential zu einem ersten Auswärtsdreier auch in dieser Saison vorhanden ist, steht außer Frage. Doch irgendwie liegt auch genau darin die Gefahr: Was ist, wenn die Mannschaft sich zu sicher ist, dass sie die Kurve irgendwann noch bekommt. Klar, Darmstadt scheint sportlich eine mehr als machbare Aufgabe zu sein. “Wo wenn nicht da?”, werden sich viele Fans sicher fragen. Doch Vorsicht ist in jedem Fall geboten!

Der SV Darmstadt rangiert zwar mit nur acht mageren Pünktchen auf dem letzten Tabellenplatz, aber vor allem dank des Trainerwechsels dürften die Karten zumindest für den Auftakt in 2017 neu gemischt sein. Die Darmstädter Exoten-Truppe (neu dabei: Ex-Nationalspieler Sidney Sam) wird all die Eigenschaften wieder an den Tag legen, die sie zum Überraschungs-Team der vergangenen Saison haben machen lassen. Rennen, kratzen, beißen – Ur-Abstiegskampf-Tugenden sozusagen, die unsere Mannschaft mehr als einmal vermissen ließ. Auch der erwartete frostige Boden und die ungemütlichen Minusgrade werden wohl eher den Lilien zu gute kommen als unseren Jungs. Es steht uns also trotz Minusgraden ein „heißer“ Kick ins Haus!

Eine weitere unberechenbare Komponente sitzt auf der Trainerbank der “Lilien”: Torsten Frings. Für den ehemaligen Aachener ist es der erste Cheftrainerposten in der Bundesliga – und dann gleich der SV Darmstadt. Kapitän Sulu hatte ihm „Eier in der Hose“ attestiert, der Präsident die Eigenschaften „Glaube, Kampf und Willen“ zugesprochen und der „Lutscher“ selber ließ keinen Moment aus, zu erwähnen, wie sehr er für diese Aufgabe brenne. Ginge es nur um Sprüche-Klopfen, hätten die Darmstädter also nicht nur ordentlich vorgelegt, sondern das Duell wohl schon für sich entschieden. Doch mit Laberei und sich gut einreden allein, hat noch kein Team Spiele gewonnen. Wer, wenn nicht wir, wüssten das dank der letzten Spieltage am besten?!

Für unsere Borussia, aber auch uns Anhänger wird es sicher auch ein richtungsweisendes Spiel. Ein Spiel, das die zur Jahresfrist fast schon verloren gegangene Verbindung zwischen Mannschaft und Fans wieder flicken kann. Wir alle sind gespannt, wie sich die Mannschaft morgen präsentiert. Wird sie den Schwung des Trainingslagers noch einmal mitnehmen können? Hat sie endlich auch verstanden, dass zunächst einmal das Thema Abstiegskampf auf der Agenda steht? Wer darf sich berechtigte Hoffnungen auf einen Stammplatz in der ersten Elf machen? Und vor allem: Ziehen alle – auch die Bankspieler – wirklich an einem Strang?

Egal wie kalt es morgen wird, egal ob Schnee, Eis oder Nieselregen, auch wir in den Blöcken müssen gemeinsam ein Zeichen setzen. Keiner darf resignieren, wenn der Ball ins Aus und nicht zum Mitspieler fliegt. Kein verlorener Ball darf aufgegeben werden. Niemand hat während der 90 Minuten verdammt nochmal das Recht auf die eigene Truppe zu hauen – denn alle, wirklich alle müssen der Mannschaft zeigen: “Wir stehen hinter Euch!” Und nein, das sind keine leeren Worthülsen und Labereien. Das sind existenzielle Forderungen in unserer aktuellen Situation. Lasst uns daher gemeinsam wieder an die Tugenden alter Tage glauben:

Alles und alle für Borussia!  Auf den ersten Dreier in der Ferne!

Foto zu diesem Beitrag: Nordkurvenfotos.

5 Gedanken zu „Das schwerste Spiel der Hinrunde.

  • 21. Januar 2017 um 17:58
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    0:0 – wie erfreulich. Der erste Auswärtspunkt seit Leipzig. Und das bei den heimstarken Lilien. Beachtlicher Einstieg von Trainer Hecking. Platz 14 verteidigt und den Abstand nach unten vergrößert. Hecking kann halt Abstiegskampf. Weiter so Jungs.

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  • 22. Januar 2017 um 7:59
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    Toller Beitrag, Herr Mathiszik – wie reif!
    Beachtliche geistige Tiefe. Und das in einem Forum von Borussen für Borussen. Den ersten Kommentar dieses Blogs gesichert und dabei den Abstand zu intelligenter Kommunikation vergößert. Sie können halt zynisch provozieren. Weiter so!

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    • 22. Januar 2017 um 10:16
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      Lieber Toby,
      Sie scheinen doch ein recht intelligenter Bursche zu sein.
      Schon ‘mal etwas von Kurt Tucholsky gehört? ” Zum Übertreibungsgestus der Satire gehört bereits seit Kurt Tucholsky, dass sie, mit einem juristischen Begriff gesagt, Personen der Zeitgeschichte der Lächerlichkeit preisgibt, lustvoll und ohne Rücksicht auf Tabus. Wichtig ist festzuhalten: Die Herabsetzung bezieht sich nicht auf die Person, sondern auf das, wofür sie steht”
      Kritik, mein lieber Borusse, ist immer und in jeder Form erlaubt. Darauf mit persönlichen Beleidigungen zu reagieren, ist eine große Dummheit. Ich glaube auch nicht, dass persönliche Beleidigungen im Interesse der Administratoren sind.
      Liebe Toby, gute Besserung.

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      • 23. Januar 2017 um 5:21
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        Ich sag´s ja nur – beachtliche geistige Tiefe!
        Meine Hochachtung

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  • 22. Januar 2017 um 18:46
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    Im Spiel gegen Darmstadt kann man nur verlieren, weil ja alle einen Sieg gegen Darmstadt erwarten.
    Ein Fingerzeig nach der Vorbereitung und dem Geldmachturnier in der Turnhalle in Düsseldorf war die Aufstellung und die Besetzung der Bank.
    Kolo ist eigentlich genauso weit weg von der Startelf wie Drmic. Im Spiel wurden die Defizite einzelner Spieler nochmals ganz deutlich.
    Sommer taugt nach wie vor nix mehr. Jantschke kann zwar Zweikampf super aber der Pass zum Mitspieler ist nicht sein Freund. Kramer spielt nach wie vor so bescheiden wie bei den Pillen. Dahoud steht sich selbst im Weg. Raffael hat seit Monaten eigentlich keine Berechtigung mehr für die Startelf aber es rächt sich halt, die Offensive alleine in die Hände eines Spielers zu legen. Ich denke die Auswechslung von Raffael hätte gestern viel früher kommen müssen und die Auswechslung von Hoffmann hätte gestern gar nicht kommen dürfen. Hahn geht auch seit Monaten gar nicht mehr.
    Hecking hat sehr viel Arbeit vor sich

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