Das zweischneidige Schwert

Puma-Vorstellung, Rekordzahlen, Eberl-Abfeierei – Borussia stellte am Montag öffentlichkeitswirksam die Weichen für die Zukunft. Finanziell und strukturell ein guter Tag für unseren Verein. An einigen Stellen aber auch Warnung. Ein Kommentar.

Das Glück war allen Beteiligten auf der Pressekonferenz im FohlenCampus anzusehen: Max Eberl, Stephan Schippers und Puma-Boss Matthias Bäumer strahlten nur so um die Wette. Die Rede war von einem „emotionalen Tag“ zweier „starker Partner“, sogar davon, dass endlich „zusammenkommt, was zusammengehört“. Große Worte über einen für Borussia zweifelsfrei großen Deal.

Puma überweist ab 2018 – so hört man aus Vereinskreisen – jährlich knapp sieben Millionen Euro nach Gladbach. Zum Vergleich: Der aktuelle Ausrüster Kappa zahlt nach Informationen des Kickers etwa drei Millionen Euro. Der Puma-Deal ist also ohne Wenn und Aber eine neue Dimension für die Fohlenelf.

Diese erreicht Borussia auch auf anderen Ebenen. Geschäftsführer Stephan Schippers durfte am Montagabend auf der anschließenden Mitgliederversammlung weitere Rekordzahlen verkünden: Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz von 161 auf 196,869 Millionen Euro an. Ähnlich positiv: Der Gewinn nach Steuern. Er betrug 2016 26,798 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor lag er noch bei 21 Millionen.

Sicher, Borussia ist finanziell – aber auch strukturell – auf einem sehr guten Weg. Stolz verkündete Stephan Schippers: „Es war ein gutes Jahr. Der Verein macht eine sehr gute Entwicklung.“ Zum positiven Trend zählt sicher auch die Vertragsverlängerung mit Max Eberl, der von den Mitgliedern vollkommen zurecht stehend und mit Applaus gefeiert wurde und offen durchblicken ließ, dass er sich sehr wohl mit einem Wechsel befasst habe. Letztlich habe er sich aber zu „100 Prozent für das Projekt Borussia entschieden“. Finden wir grandios. Noch einmal: Daumen hoch dafür!

Puma und Borussia – eine neue Partnerschaft ab 2018.

Und trotzdem: Der Montag offenbarte auch bei unserer Borussia Strömungen, die gerade im heutigen Fußball mit all seiner Show und allem Kommerz besorgniserregend sind. Etwa wenn Grüß-August und Präsident Königs ein fragwürdiges Ranking nach dem anderen aus dem Hut zaubert, um damit Borussias Markenwert oder die Familienfreundlichkeit in den Vordergrund zu stellen. Gegenfrage: Wo ist die Familienfreundlichkeit bei einigen Ticketpreisen im Auswärtssektor oder an den Getränkeständen im Stadion? Hier besteht noch Nachholbedarf.

Ebenfalls befremdlich: Die Rede von Aufsichtsratschef Körfer. Launig, keine Frage. Aber dennoch darf gerne hinterfragt werden, ob der Aufsichtsrat tatsächlich dafür da ist, Spielertransfers öffentlich zu kommentieren, ein Pyro-Verbot zur Wahrung der Familienfreundlichkeit zu fordern (dabei existiert ein solches Verbot in Deutschland ja bekanntlich längst) oder auch Donald Trump zu imitieren. „Borussia first!“ – es hätte bessere Vergleiche gegeben!

Bei vielen Punkten sind wir aktiven Fans gefordert. Es ist längst kein Geheimnis mehr: Nicht nur rund um unseren Verein, sondern im gesamten Fußballzirkus treiben sich immer mehr Kunden herum, die eine immer größere Show geboten bekommen wollen. Tolle Trikots, tolle Sponsoren, tolle Spieler, tolle Choreos. Borussia macht bei diesem Spiel in vielen Punkten mit – auch wenn in der Vereinsführung zum Glück Realisten a lá Schippers, Eberl und Co. sitzen. Es ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits wollen diese Macher Borussia im Bundesliga-Zirkus etablieren, andererseits kämpfen sie weiter für Werte im modernen Fußball – zum Beispiel für die Erhaltung der 50+1-Regel. Das machte Schippers abermals deutlich.

Es ist die Aufgabe der aktiven Fans, die immer dabei sind und alles für diesen Verein geben, den Klub dabei zu unterstützen und auf dem Boden zu halten. Weil es trotz aller Geschäfte immer noch um eines geht: Fußball, Emotionen, Leidenschaft. Neben der Erkenntnis, dass Borussia auf einem tollen Weg ist, ist auch das eine Lehre aus diesem für Borussia finanziell und strukturell so wichtigen Montag.

2 Gedanken zu „Das zweischneidige Schwert

  • 4. April 2017 um 12:49
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    Da bekommt ihr meine Zustimmung. Es wird zunehmend schwerer auf der einen Seite diese tollen Zahlen zu verkünden und gleichzeitig eine ehrliche Fanpolitik zu betreiben. Der Verein entwickelt sich in diesem Jahr wahrscheinlich das Erste mal nicht so prächtig weiter wie in den vorherigen beiden Geschäftsjahren. Das muss man unserem Verein aber auch mal zugestehen. Eine kontinuierliche Steigerung des Umsatzes ist in unseren Dimensionen noch gar nicht möglich. Daher macht man meines Erachtens das einzig Richtige: Erreichtes und verdientes Kapital zukunftsorientiert investieren. Die noch laufende Saisons sehe ich als sehr gefährlich an. Momentan sind wir in keiner guten Verfassung. Jetzt 2 Niederlagen und wir finden uns mitten im Abstiegskampf wieder. Da wurde mir am Montag über die sportliche Situation etwas zu sehr darüber hinweggesehen.

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  • 6. April 2017 um 21:21
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    Guter Kommentar. Wie eigentlich immer auf dieser Seite 🙂

    Klar ist es en zweischneidiges Schwert. Aber ich finde Borussia macht derzeit alles richtig: Man muss ja bestimmte Entwicklungen mitnehmen, ansonsten kommt man komplett unter die Räder und überlässt das Feld halt dann dem Kommerz und der Konkurrenz.

    Optimierung aller Einnahmemöglichkeiten, die aber gleichzeitig nicht Identität rauben muss man dann wohl mitnehmen: Wie Merchandise, Sponsoring und Öffnung für Eventfans (bedingt!).

    Gleichzeitig zeigt Borussia ja an diversen Fronten (Stadionname, Anteilsverkauf), das sie (bisher und hoffentlich weiter) für Werte einstehen und nicht jeden Stein verkloppen!

    Ich finde schon, das unsere Borussia da Werte entwickelt und gezeigt hat, die schon ein Stück weit stolz machen und die wir offensiv gegenüber anderen Vereinen vertreten können.

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