Den Moment genießen

Turin, Schalke, Schalke und ab nach Berlin. Zurzeit bleibt den meisten Borussen kaum Zeit zum Durchatmen. MitGedacht. nimmt sich dennoch Zeit einmal innezuhalten – und diese Momentaufnahme ist richtig schön.

Vor der Saison war den meisten klar, dass es keine einfache Spielzeit werden würde. Die erste Halbzeit im Spiel gegen St.Pauli schien das zu bestätigen – 20 überragende Minuten und vier Tore später war allerdings alles wieder gut. Meisterschaft, Champions-League und Pokal – wir waren auf alles vorbereitet. Dachten wir! Denn was dann passierte war und ist eigentlich unerklärlich. Fünf Bundesligabegegnungen und eine Champions-League-Partie später standen wir mit null Punkten, ohne Trainer und einer Derbyniederlage da. Ein Scherbenhaufen der grandiosen Vorsaison, so kam es vielen Borussen vor. Ganz sicher fühlte es sich aber wie ein unglaublich schlimmer Kater nach der wohl besten Party der letzten Jahre an. Der Schlag kam unvorbereitet. Die Fanszene machte sich Sorgen um unsere Borussia. Sollten die wiedergewonnene Stärke, die Ruhe und das solide Fundament der letzten Jahre einfach verschwunden und weggebrochen sein?

Mitnichten! Denn eine Woche nach der Derbyniederlage überrollten wir in zwanzig Minuten den FC Augsburg. Klare Ansage! Dass die kommenden Wochen allerdings so laufen, hätte wohl niemand geglaubt. Vier weitere Siege in der Bundesliga, ein trotz der Niederlage überragendes Spiel gegen City, ein sauber erkämpftes Unentschieden in Turin und einen Pokalstreich auf Schalke ließ die Truppe von André Schubert folgen. Immer mit Tempo, immer mit uns! Der Verein hat bewiesen, dass die erfolgreichen Jahre auch genutzt wurden um den Verein hinter den Kulissen zu stabilisieren.

Dass der Trainer der U23 interimsmäßig befördert wird, ist keine Seltenheit. Dass dieser dann einen ordentlichen Job macht, kommt auch ab und zu vor. Dass Schubert allerdings aus acht Spielen sechs Siege und ein Unentschieden beim letztjährigen Champions-League-Finalisten in Norditalien holt, ist wohl einmalig. Der Verein ist intern so gut aufgestellt, dass bei der Trainersuche keine Schnellschüsse passieren mussten. Es gab eine interne Lösung, der im Verein jeder vertraute. Sowohl das Präsidium als auch der Aufsichtsrat blieben ruhig, demonstrierten sogar mit einer Vertragsverlängerung das Vertrauen in Manager Max Eberl und anders als bei vielen anderen Bundesligisten gab es keine Profilneurosen in der Öffentlichkeit. Das ist geschlossenes Auftreten!

Wie wichtig dieses Auftreten ist, hat auch die Fanszene bewiesen. Nie haben wir uns vom Team abgewandt, nie haben wir gepfiffen. Selbst den bitteren Derbysieg haben wir geschluckt. Danach haben wir dem Team in einer Aussprache den Rücken gestärkt. All das hat die Mannschaft nicht nur registriert, die Jungs haben uns das auf einmalige Art und Weise zurückgezahlt. Das Spiel in Berlin wird natürlich kein leichtes, die kritische Situation und der ganz große sportliche Druck sind allerdings überstanden!

Der Spielrhythmus lässt uns Fans in der nächsten Woche weiterhin keine Verschnaufpause. Doch was gibt es Schöneres als Champions-League-Stress? Bevor nächste Woche Juventus aber bei uns im Borussia-Park gastiert, ist die Borussen-Familie zunächst mal wieder auf den unterschiedlichsten Wegen in die Bundeshauptstadt unterwegs. Wie immer denken wir von Spiel zu Spiel. Der sechste Sieg in Serie wäre ein wahnsinnig wichtiger – er ist aber keine Selbstverständlichkeit! Das sollten wir uns, insbesondere unter dem Eindruck unseres aktuellen Verletzungspechs, bewusst machen. Lasst uns die Mannschaft daher in Berlin bedingungslos anpeitschen. Und vor und nach dem Spiel dürfen wir uns auch mal ein wenig selbst feiern.

Immer bunt. Immer laut. Immer für Borussia!

Beitragsfoto: Nordkurvenfotos.de

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