Der neue Liga-Alltag.

Als neutraler Fußball-Fan scheint diese Saison deutlich abwechslungsreicher zu sein als die vorangegangenen. Abgesehen vom FC Bayern kann gefühlt wieder jeder jeden schlagen. Egal ob Europapokal oder Abstieg – keiner darf sich sicher fühlen. Auch unser heutiger Kontrahent, die Eintracht aus Frankfurt, hat wieder ein Wörtchen mitzureden. Zum 9. Spieltag werfen wir einen Blick auf die Lage der Liga, den heutigen Gegner und verraten, warum gerade wir Borussen ein altes Credo wieder aufblühen lassen sollten. Unser Vorbericht.

„Leipzig, Hertha und Hoffenheim planen für Champions League“, „HSV endlich in der 2. Liga angekommen“ und „Retortenclubs aus Ingolstadt und Wolfsburg nehmen sich ein Vorbild an ihren Mutterkonzernen: Es wird nur noch unterklassisch gespielt“ – so oder so ähnlich könnten die Schlagzeilen lauten, wenn die Liga schon zu Ende wäre. Auch wenn es in der Tat nur den Status Quo abbildet, lässt sich nach knapp einem Drittel der Saison festhalten: die Bundesliga hält wieder Überraschungen bereit.

Die Bayern thronen zwar – wenn auch mit zwei kleinen Remis-Dämpfern im Gepäck – wieder an der Spitze, doch dahinter ist ein müdes Scheibenschiessen um die Verfolgerrolle entbrannt. Aktuell rangiert der Brause-Verein aus dem sächsischen Leipzig in der Vize-Stellung, dicht gefolgt von einer bockstarken Hertha. Auf Quali-Kurs befindet sich auch die TSG Hoffenheim, die mit „Bubi-Trainer“ Nagelsmann neben den Münchenern noch ohne Liga-Niederlage dasteht. Dicht gefolgt werden die Kraichgauer von einem Ekel-Doppelpack aus Köln und Dortmund. Wer hätte diese Konstellation zu Saisonbeginn schon vermutet?

Dortmunder Kindergarten – Frankfurter Internationalität

Während sich in der Domstadt sportliche Kompetenz mittlerweile auch auf dem Platz bezahlt macht, versucht sich BVB-Coach Tuchel im Wettbewerb mit sich selbst: Wie schaffe ich es, dass meine Startelf noch jünger ist als die der letzten Woche? Nicht immer erfolgreich, dennoch versprechen BVB-Spiele dieser Tage wildes Hin- und Hergerenne und ordentlich Getrete. Gerne darf da mal in Ingolstadt und bei den tapfer kämpfenden Unionern aus Berlin nachgefragt werden!

In Reichweite der Europapokal-Plätze hat sich auch unser heutiger Gegner, Eintracht Frankfurt, eingefunden. Mit einem Haufen Neuzugänge (13 Stück) und einem jungen Trainer, starteten sie voller Fragezeichen in die neue Saison. Kovac hatte die Eintracht zwar vor dem Abstieg bewahrt, musste sich nun aber im Vereins-Trainer-Dasein noch einmal neu unter Beweis stellen. Ein kompliziertes Unterfangen, denn auch das Umfeld veränderte sich. Urgestein Bruchhagen ging in die Rente (bzw. in die Sky-Payroll) und mit Fredi Bobic kam ein neuer Vorstandsvorsitzender, der gemeinin bisher nicht als der Fußball-Experte vor dem Herrn galt. Doch die Eindrücke der ersten Wochen überraschen!

In Liga und Pokal schon Kämpferqualitäten bewiesen

Mit 14 Punkten aus 8 Partien und einer Begegnung gegen Bayern München in petto, in der man in Unterzahl den Ligaprimus am Rande einer Niederlage hatte, reisen sie gen Niederrhein. Unter der Woche konnte die Truppe um Mexiko-Star Marco Fabian und Ex-Borusse Branimir Hrgota ihr Pokalspiel gegen Ingolstadt zwar erst nach einer kräfteraubenden Verlängerung samt Elfmeterschießen für sich entscheiden, dennoch wird vielerorts davon geschrieben, dass es wieder einmal zeigt, was die Frankfurter in diesem Jahr ausmacht. Sie haben die Marschroute ihres Trainerteams verinnerlicht, die da heißt: Kämpfen bis zum Umfallen! Und genau das kann sie ganz schön gefährlich machen!

Innerhalb der Liga scheinen Phrasen wie „Das nächste Spiel ist immer das schwerste“, „Jeder Gegner ist ein schwerer Gegner“ und „Jeder kann jeden schlagen“ zutreffend zu sein, wie nie zuvor. Es zeigt sich außerdem, dass gefühlt alle Mannschaften, die unter der Woche europäisch aktiv sind mit einer Masse an Verletzungen zu kämpfen haben. Bleibt abzuwarten, ob Clubs wie Red Bull oder gar der ungeliebte „Effzeh“ sich langfristig oben halten können. Oder ob die Teams aus Schalke, Leverkusen oder auch wir Borussen wieder den Sprung auf eine Erfolgswelle schaffen. Bis zum Saisonschluss ist ja noch Zeit satt!

Von Spiel zu Spiel denken könnte wieder publik werden

Auch unsere sportliche Führungsebene scheint sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn Max Eberl hat es auf der gestrigen Pressekonferenz ganz eindrücklich geschildert: „Wir dürfen nie vergessen, wo wir herkommen“. Klar, auch wir bei MitGedacht. haben unlängst geschrieben, dass es doch Zeit wäre, mal andere Ansprüche zu stellen – aber wenn wir die Umstände genauer betrachten (Spielansetzungen, Drei- bis Vierfach-Belastung, laufintensives Spielsystem, Verletzungen, u.v.m.), können auch wir unserem Sportdirektor nur folgen. Außerdem ist die aktuelle Tabellensituation einfach Momentaufnahme. Lassen wir uns überraschen, was unsere Borussia in den nächsten Wochen und Monaten aus dem Köcher zaubert. Aber geben wir ihr die nötige Ruhe und Zeit dazu.

Und zu guter Letzt: Warum sollten auch wir uns nicht auf die gute, alte Faustformel der vergangenen Jahre besinnen? „Von Spiel zu Spiel denken“ hat uns immer die nötige Stabilität gegeben und uns auf das Wesentliche fokussiert. Wohl mehr denn je ist es angesichts des äußerst „sportlich“ angelegten Spielplanes nötig, nur vom einen auf den anderen Tag zu schauen. Wir brauchen uns jetzt noch keine Gedanken um die Spiele gegen Manchester City Ende November oder um das Aufeinandertreffen mit Dortmund Anfang Dezember zu machen. Die Realität heißt jetzt erstmal Eintracht Frankfurt. Das wird schwer genug, denn die Liga ist so spannend und ausgeglichen wie lange nicht mehr!

Wir sollten daher auch nur das Spiel heute Abend im Blick haben und unsere Mannen, so kaputt sie nach vier Spielen in zehn Tagen auch sein werden, mehr denn je nach vorne brüllen. Schalten wir für mindestens 90 Minuten die Sorgen des Alltages aus, jetzt heißt es Flutlicht, lecker Alt und die Liebe unseres Lebens!

Foto zu diesem Beitrag: Nordkurvenfotos.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert