DFB-Pokal: Ein Spiel zwischen Hoffnung & Angst

Am Mittwochabend ist unsere Borussia im DFB-Pokal zu Gast bei Hannover 96. Ein Abend, der alles bereithalten könnte: Revanche für 1992 oder der endgültige Fußtritt in Richtung Krise. Die Vorzeichen sind diesmal leicht zittrig, denn das Spiel ist im wahrsten Sinne des Wortes richtungsweisend für unsere Borussia. Unsere Einordnung!

Sagt mal, könnt Ihr Euch noch erinnern, was Ihr am Abend des 27. Oktobers 2021 gemacht habt? Wahrscheinlich richtete sich Euer Blick in den neunzig Minuten auch mehrfach völlig perplex auf die Anzeigetafel. Borussia gegen Bayern. Endstand 5:0. Was war das nicht für eine Pokalnacht. Überbordende Gefühlswelten, schierer Unglaube und eine Mannschaft, die auf einmal alles verkörperte, das wir stets von ihr einforderten: Gier, Spielwitz, Einsatzbereitschaft, Offensivpower. Schlichtweg Leidenschaft in Reinform. Wir waren uns sicher: Jetzt geht es bergauf, jetzt gehört das Momentum uns. Die Mannschaft glaubte an sich und endlich auch an die Idee ihres Trainers. Und mal ehrlich, wer die Bayern schlägt, der … ja, was macht er dann eigentlich? 

Gut wurde es erstmal nicht mehr 

Genau, der holt in der Folge bis zur Winterpause nur noch acht Punkte aus acht Ligaspielen („dank“ zweier Siege gegen die beiden Aufsteiger), das schmachvolle Derby in Köln inbegriffen. Damit war natürlich das, was sich in den Tagen Ende Oktober wie einer der wahnsinnigsten Augenblicke unseres Fan-Lebens anfühlte, in den Folgewochen recht schnell vergessen. Und ist drei Monate später fast nur noch ein letztes Fünkchen Schönheit am langen Tunnel der biederen Erinnerungen zu der bisher (äußerst) bescheidenden Saison. Das Bayern-Spiel fühlt sich fast an wie eine Nacht aus längst vergangenen Tagen. So wie ein Abend mit den besten Freunden irgendwann in der Jugendzeit: “Wisst Ihr noch, was wie das damals war? Legendär!”

Retrospektiv betrachtet war die Partie gegen die Bayern zweifelsohne ein Highlight in Borussias Vereinshistorie. Wirklich gut getan hat es unserem Herzensverein in der aktuellen Lage indes nicht. Mittlerweile herrscht große Ernüchterung an allen Orten und was für uns fast noch dramatischer wirkte: Seither verloren wir nicht nur Fußballspiele, sondern allmählich auch die eigenen Nerven. Um die vielbeschworene Borussia-„Wohlfühloase“ ist es derzeit rund um die Hennes-Weisweiler-Allee schlecht bestellt. 

Hoffentlich genug Wasser im Reservetank 

In Mannschaft und Vereinsumfeld lodern mittlerweile nicht nur einige Strohfeuer, sondern mehr und mehr muss man hoffen, dass den Verantwortlichen nicht das Löschwasser aus dem Reservetank ausgeht. Egal wo wir derzeit hinschauen, überall türmen sich trübe Themen. Ob es das (auch aufgrund der Corona-Pandemie) nicht unerhebliche finanzielle Loch ist, das spielerisch schwache Auftreten unter Adi Hütter oder die unsäglichen Personaldebatten um verdiente Spieler: Borussia gibt nirgends eine wirklich gute Figur ab. Vor allem aber macht uns Sorge, dass wir solche Unsouveränitäten von unserem Verein seit Langem nicht mehr kennen.  

Die emotionale Belastung bei den Beteiligten ist ebenfalls offenkundig. Denn wer sich am Dienstagvormittag die Pressekonferenz mit Eberl und Hütter anschaute, sah auch ihnen an, dass die Zeiten keine leichten sind. Es ist nicht die erste Situation, die zeigt: Die aktuelle Lage nagt mehr an den handelnden Personen, als sie vielleicht zugeben wollen. Vor allem Max Eberl wirkte müde und fast ein bisschen angefasst ob der derzeitigen Lage. Die immer wieder gleichen Fragen zum Trainer, zur Mannschaft und zu möglichen Transfers, hinterlassen offenkundig Spuren und sorgen sogar für Eberl-Abschieds-Gerüchte in diversen Fan-Foren. „Die derzeitige Lage macht was mit einem“, wäre wahrscheinlich ein klassischer Eberl-Satz, um seine persönlich Gefühlslage zu beschreiben. All das, obwohl es bei der Medienrunde doch um etwas anderes gehen sollte und weshalb auch wir hier diese Zeilen tippen: das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Hannover 96. Und genau darin liegt unsere (und vermutlich auch die eberl’sche) Hoffnung auf eine doch noch erfolgreiche Saison!

Definitiv keine leichte Partie 

Denn exakt dieser Pokalabend könnte bei allem Unmut um die Mannen von Kapitän Stindl gerade recht kommen. Mittwochabend. Pokal-Achtelfinale. KO-Spiel. Eines von der Sorte, die zwischen „Wir fahren nach Berlin“-Intonationen und Droh-Szenarien nach einer Niederlage, wirklich wieder einmal sämtliche Zutaten bereithält. Ein Erstligist zu Gast beim Zweitligisten, Mitte Januar, Vorabend-Partie in der 3. Runde des DFB-Pokals. Zwischen „lockerer Nummer“ und „Pass op, Du kennst doch unsere Pappenheimer“ haben wir nach der Auslosung wirklich alle Kommentare gehört. Mehr als schade, dass wir Fans den Weg in die niedersächsische Landeshauptstadt nicht werden antreten können. Wir hätten mit Sicherheit das alte Niedersachsenstadion zu Tausenden eingenommen und unsere Mannschaft – trotz und vor allem aufgrund der vergangenen Wochen – stimmungsvoll nach vorne gepeitscht.  

Um es aber auch nochmal auf den Ernst der Lage zu bringen: Für unsere Borussia ist das Spiel auf Hannovers Fußball-Acker am Maschsee fast schon so etwas wie ein letzter Strohhalm in dieser Saison. Geht es gut, kann man auch finanziell betrachtet etwas durchpusten und möglicherweise auch noch in dieser Transferperiode noch anders planen. Denn ein mögliches Viertelfinale spült nicht nur Preisgelder in die Kassen, sondern je nach Auslosung könnte es nochmal zu einem Heimspiel mit Live-TV-Potential kommen. Und vielleicht mit etwas Glückkönnten sogar ein paar (echte) Zuschauer ins Stadion gelassen werden. 

Wir hätten im Mai Zeit…!

Außerdem hält ein Verbleib im Pokal den Traum von Eberl und den Gladbach-Fans nach etwas „Blechernem“ am Leben. Auch wenn dieser derzeit ziemlich deplatziert wirkt. Geht es gegen die 96er hingegen schief, wird es am Niederrhein deutlich ungemütlicher als vier Grad und Nieselregen. Dann brennt Ende Januar der Baum am Niederrhein. Doch daran möchten wir aktuell (noch) nicht denken, wir möchten vielmehr in all der Tristesse mit etwas Positivem schließen:  

Männer, in diesem DFB-Pokal-Achtelfinale zählen keine anderen Umstände und keine Ausreden dieser Welt. Reißt Euch deshalb am Mittwochabend bitte zusammen! Für unseren glorreichen Verein! Für den großen Pokaltraum! Für uns abwesende Fans – aber auch für Eure taumelnden Verantwortlichen! Es sind noch drei Spiele bis Berlin. Lasst uns nach Abpfiff sagen können: „Es sind nur noch zwei Siege bis zum Finale“. Dieses Spiel hat das Potential, die Gemütslage schlagartig zu verbessern und aufzuhellen. Und sind wir doch ehrlich: Wir hätten Mitte Mai definitiv Zeit für einen Ausflug ins Olympiastadion. Und im ungläubigen Schauen auf die Anzeigetafel, weil wir den eigenen Erfolg nicht glauben können, sind wir seit dem Bayern-Spiel mehr als erprobt. Auf gehts Borussia! Lasst uns endlich mal wieder positive Schlagzeilen schreiben!

6 Gedanken zu „DFB-Pokal: Ein Spiel zwischen Hoffnung & Angst

  • 18. Januar 2022 um 20:18
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    Guten Abend zusammen,
    ich habe mir die PK heute angesehen und ich finde Eberl wirke seltsam abwesend. Sehr knappe Antworten – oder war er nur genervt von den Journalisten. Da gehe ich mit euch, es ging um das Pokalspiel gegen H96 – nicht um die Causa Ginter. By the way – Ginter gibt auch kein gutes Bild ab. Erst Rumge🥚🥚 dann sind ihm 4Mio/Jahr nicht genug Wertschätzung. Und das bei seiner eigenen Aussage „Fußballer verdienen eigentlich zuviel“
    Egal morgen zählt nur eins Kämpfen & und auf jeden Fall Siegen. Und das gilt gleichermaßen für das Spiel gegen Union.

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  • 19. Januar 2022 um 20:17
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    Die Truppe ist tot. Da braucht es einen Impuls von außen. Es gibt keine Spielidee, zumindest keine die zu den Spielern passt.
    Plea und Thurman, das war schon Arbeitsverweigerung.
    So darf es nicht weitergehen. Bitte!

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  • 19. Januar 2022 um 21:11
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    “Für unsere Borussia ist das Spiel auf Hannovers Fußball-Acker am Maschsee fast schon so etwas wie ein letzter Strohhalm in dieser Saison.”

    Das war’s dann mit dem letzten Strohhalm. Jedenfalls sieht die Bilanz der letzten 8 Pflichtspiele nach der heutigen Niederlage so aus:

    1 Sieg, 1 Unentschieden, und 6 Niederlagen.

    8:24 Tore

    Was hatte Max noch im Frühsommer über Hütter fabuliert:
    «Er ist für unsere Mannschaft und unseren Verein der beste Trainer für die ab dem Sommer vor uns liegenden Herausforderungen und Ziele.»

    Es reicht Max: Du hattest zweifelsohne sehr erfolgreiche Jahre bei diesem Verein, seit einem Jahr reiht sich aber Fehlentscheidung an Fehlentscheidung und Fehleinschätzung an Fehleinschätzung. Der Midas-Touch hat Dich verlassen und weder Du noch die Seniorenriege im Präsidium wollen das wahr haben. Dabei sprechen die Zahlen für sich.

    Frage: Was muss eigentlich noch passieren, damit Du eine neue Herausforderung AUSSERHALB des Vereins annimmst?

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    • 20. Januar 2022 um 15:25
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      Wer sind Sie das Sie so anmaßend die Entlassung des Herrn Eberl fordern, so wie ja fast beleidigende Ausdrücke gegenüber dem Präsidium verwenden?
      Man könnte fast meinen, Sie sind einer der erfolgreichsten Experte und Manager, der genaustens über das Unternehmen Bescheid zu wissen scheint. Ich hingegen sehe hier nur populistische Floskeln.

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  • 19. Januar 2022 um 22:40
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    Wenn man gegen einen biederen Abstiegskandidaten der 2.Liga chancenlos untergeht und mit einem 0:3 noch gut bedient ist, obwohl man die einmalige Chance auf einen Titel hat, läuft etwas gewaltig schief. Leider war das nach dem Glückssieg in München aber zu befürchten. Die Mannschaft ist keine Mannschaft und der Trainer hat keinen Plan, wie die Talfahrt zu stoppen ist. Das kann man seit Monaten auf dem Platz sehen. Es fehlt an allem, was für erfolgreichen Mannschaftssport notwendig ist. Hinzu kommt das ganze Theater um Ginter und Zakaria. Hier hat der lange erfolgreiche Sportdirektor versagt und versucht nun, die Schuld auf die Spieler abzuwälzen. Die zahlen es ihm mit Leistungsverweigerung heim. Leider muss man sagen, dass Eberl eine unsägliche Söldnertruppe versammelt hat, der jegliche Leistungsbereitschaft abgeht. Die wenigen aufrechten Leute wie Sommer, Stindl und Kramer stehen unter Schock. Friedrich wird sich fragen, in welche Abrissbirne er da hineingeraten ist. Mit Leistungen wie heute, über die der Gegner nach dem Spiel nur lacht, ist im nächsten Jahr auch in der 2.Liga nichts zu reißen. Wenn man die Chance auf den Klassenerhalt noch ergreifen will, müssen alle Söldner sofort weg. Selbst die U23 kann nicht schlechter spielen als diese Truppe gegen Freiburg, Leipzig und heute. Eberl ist ebenfalls am Ende, genauso wie Hütter. Der Trainer muss sich langsam ebenfalls fragen lassen, wieso er Woche für Woche solche Spiele sieht. Er trägt die Verantwortung für das Gebotene und es ist keinerlei Idee auf dem Platz erkennbar. Das alles ist brandgefährlich, denn die sichtbare Lethargie aller Entscheider kann das Ende unserer geliebten Borussia bedeuten. Das muss allen klar sein.

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  • 20. Januar 2022 um 12:38
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    Erich M.

    Also jetzt reichts, solche Oberflaschen ! Ich habe nach 55 Jahren Fan von Borussia M’gladbach schon viel erlebt und gesehen, aber das was gerade abläuft, ist unglaublich. Wenn ich einem Stindel einem Neuhaus, den zwei Super Stürmern Plea und Thuram zuschaue, da wird mir ehrlich schlecht, von der Abwehr ganz zu schweigen, auser unserem Torhüter J. Sommer. Dieser Mann tut mir echt leid.
    Es ist mehr oder weniger eine 2.Liga Mannschaft. Mit einem A. Hütter hat sich die Mannschaft nur verschlechtert statt verbessert. Schnell beurlauben, bevor es zu spät ist. Die Mannschaft hört doch gar nicht mehr auf ihn. Das was er bis jetz geleistet hat, hätte jeder Amateur Trainer nicht schlechter gemacht. Noch zu M. Eberl, er scheint auch ( ein Stück weit……) am Ende zu sein mit seiner Weißheit. Anstatt etwas blechernes in der Hand zu halten, wird er, wenn sich nichts gravierendes ändert, dem nächst in der zweiten Liga landen. Es werden sicherlich einige nicht meiner Meinung sein, aber schön reden, wie es ein M. Eberl immer tut, kann man diese mißerable Situation ganz sicher nicht. Ich würde viel lieber über eine super Mannschft schreiben, aber das war einmal…….leider.

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