Die wichtigste Rückrunde der letzten Jahre.
An diesem Samstag geht es für Borussia in der Bundesliga weiter. Dem Tabellenstand nach zu urteilen gegen ein Team, das schwächelt und dringend Punkte braucht, um sich ins obere Mittelfeld zu kämpfen. Wieso es so klar vielleicht doch nicht ist und es für unseren Verein der Auftakt in eine der vielleicht richtungsweisendsten Rückserien der letzten Jahre wird, beleuchtet der Vorbericht!
Schaut man sich einmal in Ruhe die Duelle der vergangenen Jahre gegen die Leverkusener Werkself an, schwankten diese zwischen extrem hochklassigen und engen Partien, in denen Borussia beeindruckend auftrat, und desaströs naiven Darbietungen. Ungern erinnern wir uns etwa an die vergangene Klatsche im Pokal. Eine viel zu fehlerhafte Leistung der Elf vom Niederrhein in einem Spiel, das sich glücklicherweise nicht auf den weiteren Saisonverlauf auswirkte. Das gilt für Borussia im Guten und für die Leverkusener eher im Schlechten.
Bosz-Debüt gegen Borussia
Dass der Gegner von diesem Samstag doch gefährlich ist, müssen wir nicht extra betonen. Das alte Lied von neuen Besen, die angeblich gut kehren, haben Fans zu oft gehört. Ob es statistisch belegbar ist, wissen wir nicht. Klar ist aber, dass eine Mannschaft im ersten Spiel unter einem neuen Coach meist besonders heiß ist. Jeder einzelne Spieler will sich neu beweisen und seinen Platz im Kader verteidigen. In Leverkusen heißt der neue Besen Peter Bosz – und schenkt man den ersten Trainings- und Testspieleindrücken Glauben, bestätigt er die ungeschriebene Fußball-Weisheit: Der Besen Bosz kehrt in den ersten Wochen gut!
Gegen einen unzweifelhaft prominent besetzten Leverkusener Kader kann das für Borussia gefährlich werden. Dass Bayer in Sachen Sachen Umschaltspiel, Tempo und Abschlussstärke besondere Qualitäten hat, durften wir im bereits erwähnten Pokaldesaster schmerzvoll erfahren. Kommen Bailey, Brandt, Volland, Havertz und Co. in Spiellaune wird es eng – für jeden Gegner. Da passt es exzellent, dass unsere Jungs in der Hinrunde ausreichend Qualität bewiesen haben. Defensiv kehrt mit Ginter zudem eine Bank zurück, die im Hinrunden-Endspurt fehlte. Auch die Herren Kramer, Hofmann, Stindl und Plea sind wieder vollends genesen. Alles Hoffnungsschimmer in einem schweren Auswärts-Auftaktspiel!
Ein Europapokalplatz könnte der nächste Schritt sein
Ein Spiel, das der Beginn einer fantastischen Rückrunde sein könnte: Die Hinrunde war grandios, das hatten viele – wir schließen uns mit ein – nicht unbedingt so erwartet. Allerdings ist sie mit der bitteren Niederlage in Dortmund kurz vor Weihnachten auch Geschichte. Das Zurückliegende zählt nicht mehr, der Fokus muss jetzt ausschließlich nach vorne gerichtet sein. Und da muss Borussia die Leistungen der ersten 17 Spiele bestätigen und das in der Hinrunde Geschaffene veredeln.
Dabei könnte auch der ganze Verein einen nächsten Schritt machen: Seit November 2016 wurde rund um den Borussia-Park gebaut. Nun steht gegenüber dem ehemaligen Haupteingang zur Geschäftsstelle ein riesiges Gebäude, in das ein Hotel mit circa 130 Zimmern, Arzt- und Physiotherapie-Praxen, das neue Vereinsmuseum sowie der neue Fanshop bald vollständig eingezogen sein werden. Auf dem Trainingsgelände befindet sich außerdem ein neues Gebäude für das Internat der Jungendabteilung. Die gesamten Bauarbeiten sollen ungefähr 31 Millionen Euro gekostet haben. Für Borussia eine Menge Geld, dessen Investition sich aber auszahlen könnte, weil es den Klub mittel- und langfristig stärkt. Die Beständigkeit der letzten Jahre soll nachhaltig gesichert werden.
20 Millionen Euro als Anreiz
Durch das Hotel verspricht sich der Verein mehr Veranstaltungen im Borussia-Park. Einnahmen also, die mehr finanzielle Flexibilität garantieren könnten. Mit der Eröffnung des Jugendinternats macht Borussia einen wichtigen Schritt in der Ausbildung junger Talente. Es gehört zur Identität des Vereins, junge Spieler auszubilden und in den Profikader zu integrieren. So hat der VfL in den vergangenen Jahren mittlerweile etablierte Bundesligaspieler wie Tony Jantschke oder Patrick Hermann ebenso hervorgebracht wie den aktuell vielleicht besten Keeper der Welt – Marc-André ter Stegen.
Die Rechnung ist relativ einfach: Würden sich nun diese grandiosen infrastrukturellen Bedingungen mit sportlichem Erfolg paaren, wäre das für den gesamten Klub unbezahlbar! Denn im Gegensatz zu vielen anderen Konkurrenten hat Borussia, obwohl die Qualifikation für das europäische Geschäft in den letzten zwei Jahren jeweils verpasst wurde, etwas für die Zukunft getan, von dem das gesamte Umfeld profitieren könnte. Sollte für die Mannschaft von Dieter Hecking dieses Jahr nun also die Europa- oder gar die Champions League rausspringen, würde dies grandiose Bedingungen sportlich vergolden. Die reine Teilnahme an der Champions League spült mindestens 20 Millionen Euro in die Kassen. Verglichen mit den Kosten des Neubaus oder des aktuellen Rekordtransfers ist das wahnsinnig viel Geld für Borussia.
Träumereien sind nur für Fans
Und auch über diese strukturellen Faktoren hinaus wäre eine Europapokalteilnahme natürlich ein Segen. Wer sich den aktuellen Kader anschaut, dem wird klar sein, dass sich diverse Spieler längst in den Fokus anderer Vereine gespielt haben. Den einen oder anderen Spieler wird Borussia nicht halten können, Thorgan Hazard ist hier wohl an erster Stelle zu nennen. Und trotzdem: Das europäische Geschäft könnte – insbesondere gegenüber den jungen Spielern – ein Argument sein, das Max Eberl mit in etwaige Verhandlungen um langfristige Verträge mitbringen kann. Dass eine ebenso starke Rückrunde die Marktwerte unserer Spieler, die dennoch gehen wollen, in die Höhe treibt, ist da nur ein Nebeneffekt.
Und weil das Beste zum Schluss kommt, müssen wir auch die Seite der Fans betrachten. Auch die sehnen sich nach europäischen Nächten. Wir müssen keine motivierenden Worte verlieren. Es sind die Erinnerungen an regnerische Nächte in Manchester, ohrenbetäubenden Lärm in Glasgow oder zypriotische Strandbars, die uns motivieren.
Es steht also unzweifelhaft eine der wichtigsten Rückrunde der letzten Jahre an, die der gesamte Klub eigentlich so angehen sollte wie schon die Hinrunde absolviert wurde: seriös, nicht abgehoben, sportlich fokussiert und geschlossen. Luftschlösser sind etwas für uns Fans, die Spieler dürfen sich davon nicht beeindrucken lassen. Dann können wir gemeinsam etwas Grandioses schaffen. Legen wir den Grundstein dafür in Leverkusen!
Foto zu diesem Beitrag: Nordkurvenfotos
…und wem haben wir diese exzellente Entwicklung der Borussia zu verdanken?
Ich denke, man kann sich nicht tief genug vor der Leistung der Herren Jordan – Gott hab´ ihn selig! – Königs, Söllner, Bonhof und Meyer sowie vor allem der Herren Schippers und Eberl verneigen!
Ohne dieses Team würde die Borussia heute vermutlich Regionalligaspiele am Bökelberg austragen.