Ein Kracher, ein Schlager, ein Topspiel!

Es sind diese Spiele, die elektrisieren. Neben den Partien gegen Köln und Dortmund sticht für uns auch das Aufeinandertreffen mit dem FC Bayern heraus. Dieses Mal sogar als Spitzenreiter. Unser Ausblick!

Ach, was verbinden diese beiden Klubs für Geschichten: Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern München. Wer an das Duell von schwarz-weiß-grün gegen rot-weiß denkt, dem kommen natürlich zunächst die 70er Jahre in den Sinn. Legendäre Meisterschaftskämpfe und packende Schlachten, bei denen unsere älteren Leserinnen und Leser vielleicht sogar anwesend waren. Borussia war eine Art Gegenmodell zum FC Bayern. Es war eine Glaubensfrage, mit welchem Verein man es hielt. Der Spiegel verglich es kürzlich mit der Entscheidung zwischen Cola oder Pepsi, Levis oder Wrangler den Beatles oder Rolling Stones. Eine Analogie für die jüngeren Leserinnen und Leser: Drake oder Kanye West.

Die 70er Jahre kennen viele nur aus Erzählungen, Büchern, Magazinen oder Videos. Doch es gab auch zahlreiche andere historische Momente in der Zwischenzeit – wie etwa Lothar Matthäus’ Elfmeter. Man könnte die Liste wohl ewig fortführen.

Aber auch in der jüngeren Vergangenheit gab es besondere Duelle. Unvergessen etwa Manuel Neuers Klärungsversuch in den Fuß von Marco Reus. Oder aber Igor de Camargos 1:0 in München. Hervorheben wollen wir auch die 3:0-Klatsche, die unsere Fohlenelf dem Rekordmeister in der letzten Saison (während des Oktoberfestes im eigenen Stadion) beibrachte. Natürlich gehören aber auch wirklich heftige Niederlagen dazu. Etwa die bittere 2:4-Pleite im Pokal-Halbfinal-Elfmeterschießen 2012. Oder auch die zwei deutlichen 1:5-Klatschen zuletzt.

Ist Borussia Favorit?

All das zeigt: Dieses Duell ist wirklich etwas Besonderes. Es ist von Historie, Kampf und Leidenschaft geprägt. Irgendetwas passiert immer. Und obwohl die Bayern in den letzten Jahren zeitweise in einer anderen Liga spielten, war der Sieg gegen unsere Borussia keinesfalls gewiss. Das wird er an diesem Samstag ohnehin nicht sein. Es ist ein Duell, das ganz Fußballdeutschland fieberhaft erwartet. Auch aus dem Ausland werden Samstagnachmittag zur besten Anstoßzeit sicher viele Fans nach Mönchengladbach schauen. Fußballherz, was willst Du mehr?

Einige Medien sehen uns gar als Favorit in das Spiel gehen. Wir sind da etwas vorsichtiger. Wenngleich auch wir die Chancen 50:50 einschätzen. Die Bayern erlangten zwar in den letzten Wochen wieder einen Teil ihrer alten Stärke zurück, doch immerhin müssen sie an diesem Wochenende zum Spitzenreiter in den Borussia-Park, der in den letzten Wochen wieder zur Festung wurde.

Die Elf von Marco Rose wird deutschlandweit gehypet ohne Ende. Alle feiern diese junge, dynamische Mannschaft. Klar, das hat sich die Truppe verdient. Es ist aber alles andere als hilfreich, wenn der Boulevard schon deutlich vor Ende der Hinrunde alle Vereinsgranden nach den Meisterschaftschancen unserer Mannschaft abgefragt hat.

Marco Rose vor dem Bayern-Spiel: „Wir wollen gewinnen!“

Wir glauben aber nicht, dass Trainer Marco Rose und sein Team das zu sehr an die Mannschaft ranlassen. Unser Trainer ist für klare Sprache bekannt, ohne überheblich zu sein. Ambition hat er aber im Blut. „Wir wollen gewinnen!“ gab Rose auf der Pressekonferenz selbstbewusst zu Protokoll.

Eine Selbstverständlichkeit im Sport, die man vielen Trainern vor einem Duell gegen die Bayern aber nicht entlocken könnte. Dass Rose damit so offen umgeht, finden wir stark. Es zeigt, dass Mannschaft und Trainerteam Selbstvertrauen und Bock haben. Ein solch offensives Statement macht Lust. Wer unseren Trainer das sagen hörte, der war aus Fansicht unweigerlich Stolz und voller Vorfreude auf das Duell. Aber was spricht auch gegen das Statement?

Borussia hat nichts zu verlieren

Aus unserer Sicht: absolut nichts. Klar, die Tabellenführung könnte futsch sein. Verlieren wir aber gegen die Bayern, haben wir immer noch einen Punkt Vorsprung auf den Rekordmeister. Der Blick auf die Tabelle am Montag würde vielleicht etwas weniger Laune machen. Doch die Hinrunde wäre auch weiterhin außergewöhnlich und könnte mit weiteren Punkten gegen Wolfsburg, Paderborn und Hertha gekrönt werden. Der Druck in diesem Topspiel liegt aber mal sowas von bei den Bayern.

Wir finden, dass Mannschaft und Fans selbstbewusst und befreit in das Spiel gehen können. Dennoch muss das Team hellwach sein, klar gegen und mit dem Ball spielen und körperlich die Präsenz eines Tabellenführers im eigenen Stadion zeigen. Doch wenn sie die Leistung der vergangenen Heimspiele auf den Platz bringt, dann werden auch die Bayern enorme Probleme bekommen. Ob das am Ende dann zum Sieg reicht, lässt sich natürlich nicht planen. Es spielt bei einer guten Leistung aber auch nicht die entscheidende Rolle.

Es muss alles passen

Wenngleich – so ehrlich sind wir – es uns Fans den zweiten Advent schon massiv versüßen würde. Ein Sieg gegen die Bayern. Als Tabellenführer im eigenen Stadion. Eine weitere Woche an der Spitze der Bundesliga mit der guten Aussicht, auch im Frühjahr Europapokal-Teilnehmer zu sein. Das klingt schon mehr als verlockend. Doch ein wenig sind auch wir Fans gefordert. Wobei unsere Aufgabe ungleich einfacher ist: Wir werden hauptsächlich das Spiel und dessen Drumherum genießen dürfen. Dabei sollten wir für die letzten paar Prozentpunkte sorgen.

Lasst uns der Mannschaft für die letzten Wochen danken und den Bayern zeigen, dass sie gegen eine Mannschaft und einen Verein spielen, der nicht durch Zufall vor ihnen steht. Lasst uns jeden gewonnen Zweikampf bejubeln, jede Sommer-Parade zelebrieren jede gelungene Passstaffette feiern und die Jungs nach jedem Fehler aufmunternd beklatschen. Unsere Mannschaft braucht Unterstützung in allen Situationen. Denn da steht eben immer noch der FC Bayern auf der Gegenseite. Ach ja: Denen können wir ruhig auch zeigen, was wir von ihnen halten.

Wenn dann alles passt, gewinnen wir das Ding. Und dann wird gemeinsam gefeiert.

Foto zu diesem Beitrag: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

2 Gedanken zu „Ein Kracher, ein Schlager, ein Topspiel!

  • 6. Dezember 2019 um 23:42
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    „Alle feiern diese junge, dynamische Mannschaft.“
    Gegen Union Berlin stand meines Wissens die durchschnittlich drittälteste Mannschaft der Bundesliga auf dem Rasen. Ansonsten steht Borussia in der unteren Tabellenhälfte, was den Altersdurchschnitt angeht. Insbesondere ist das Team aus München deutlich jünger.

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    • 7. Dezember 2019 um 9:18
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      Lieber DocMa! Es erfreut uns, dass wir immer einige aufmerksame Leser haben, die das Haar in der Suppe suchen. Wir sehen besonders das Mittelfeld (Zakaria, Benes, Neuhaus) als jung und dynamisch an – wie auch unsere Stürmer Thuram und Embolo. Daher ändern wir den Text jetzt nicht. Dennoch danke für den Hinweis! Beste Grüße, die vier MitGedacht.‘ler

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