Ein Turnaround erster Klasse!

Vor etwas mehr als zwei Wochen musste Borussia am fünften Bundesligaspieltag eine schmerzhafte 0:1-Niederlage in Augsburg hinnehmen. Die Stimmung war am Boden, das Team wurde offen in Frage gestellt. Seitdem ist viel passiert – und der Wind hat sich gedreht. Eine Bestandsaufnahme zur Länderspielpause!

Wer noch einen Beweis brauchte, wie schnelllebig die ja ohnehin unfassbar aufgeregte Fußballwelt tickt, wurde am vergangenen Sonntag einmal mehr im „Doppelpass“ auf Sport1 fündig. In dem eigentlich viel zu häufig zum Populismus neigenden Weißbier-Stammtisch war Max Eberl zu Gast. Borussias Sportdirektor sah sich im Verlaufe der Sendung plötzlich einer ziemlich steilen These gegenüber: Borussia könne doch mittelfristig sicherlich versuchen, den FC Bayern zu attackieren. Eberl reagierte glücklicherweise so wie Max Eberl seit Jahren nun einmal reagiert: Absolut realistisch! Diese Behauptung sei „völlig absurd“ – sportlich versuche man Bayern zwar zu schlagen, wirtschaftliche spiele der Klub aber eben in einer anderen Welt.

„Völlig absurd!“ Ungeachtet der wirtschaftlichen Unvergleichbarkeit beider Vereine, treffen es diese zwei Wörter von Eberl ziemlich genau. Denn vor etwas mehr als zwei Wochen wurde Borussias Auftreten im gleichen TV-Format noch komplett auseinandergenommen und kaputt geredet. Gladbach hatte gerade 0:1 gegen den FC Augsburg verloren und ein zugegebenermaßen ziemlich schlechtes, weil maximal ungefährliches und leidenschaftsloses Spiel gezeigt. Und nicht nur die Sport1-„Experten“ waren sich einig: Borussia Mönchengladbach habe in dieser Saison grundlegendere Probleme – das Team werde in dieser Saison vermutlich einige Schwierigkeiten bekommen…

Augsburg war ein Offenbarungseid

Auch wir äußerten uns nach dem Augsburg-Spiel in einem Text und im Podcast kritisch über die Mannschaft, versuchten das aber (wie übrigens viele weitere reflektierte(re) Borussia-Beobachter:innen) realistisch zu tun: Denn der schwache Saisonstart unseres Herzensklubs lässt sich durchaus erklären – mit der diffizilen Vorbereitung samt zahlreicher Verletzter, mit der Formschwäche einiger Leistungsträger, mit einer beispiellosen Inkonstanz für den Trainer in der täglichen Arbeit, mit fehlenden Transfers sowie der ungeklärten Zukunft einiger (eigentlich wechselwilliger) Stammspieler. Was aber auch wir uns nicht erklären konnten, war die absolute Leidenschaftslosigkeit unserer Mannschaft in einem Großteil der ersten Saisonspiele. Die Lethargie, die Harmlosigkeit, die Schwäche. Die Partie in Augsburg war ein Offenbarungseid! Das werden Großteile der Mannschaft rückblickend sicher wissen.

Umso stolzer sind wir knapp zwei Wochen später auf Mannschaft und Trainerteam. In einer für Borussia untypischen Art hat sich die Truppe aus der Mini-Krise befreit: Mit einem bereits überraschenden Dreier Zuhause gegen den definitiv favorisierten BVB und einem diesen Erfolg veredelnden (und nach 18 Jahren historischen) Sieg in Wolfsburg. Aus dem in den Medien gescholtenen Kellerkind Borussia wurde plötzlich wie „Phönix aus der Asche“ ein angehender Europapokal-Kandidat. Wichtig: Auf solche hyperventilierenden Berichterstattungen und Expertisen sollte man als Fan nichts geben – stolz und glücklich dürfen wir trotzdem sein, weil Borussia einen Turnaround erster Klasse geschafft zu haben scheint!

Hütter wurde in der Kabine deutlich

Wir geben gerne zu: Uns beeindruckt die Art und Weise wie sich die Jungs selbst aus der Krise gezogen haben: durch Einsatz, viel Willen und eine klare Linie des Trainers. Die wollen wir zunächst herausheben: Wie aus Vereinskreisen zu hören ist, hat sich Adi Hütter nie auch nur im Ansatz über die alles andere als einfache (Ausgangs-)Lage beschwert. Im Gegenteil! Unser Trainer hat die Situation klaglos angenommen, weitergearbeitet und gemeinsam mit Führungsspielern wie Lars Stindl, Matthias Ginter oder Yann Sommer an spielerischen Elementen und physischer Einstellung der Mannschaft gearbeitet. Dabei wurde es in der Kabine übrigens auch mal deutlich lauter als es die Spieler zunächst vom Österreicher gewohnt waren – speziell rund ums erwähnte (auch für Hütter total enttäuschende) Spiel in Augsburg.

Die eindeutige Anweisung des Trainers an die Mannschaft lautete damals (in Absprache mit seinen unumstrittenen Leistungsträgern): Zieht mit oder ihr findet euch auf der Bank wieder! Wie ernst er diese Aufforderung meinte, bewies Hütter unmissverständlich an mehr oder weniger prominenten Beispielen: Florian Neuhaus, Christoph Kramer und Alassane Pléa fanden sich plötzlich auf der Bank wieder, den immer vorbildlich kämpfenden Tony Jantschke sowie den befreit aufspielenden Manu Koné sowie den wiedererstarkten Denis Zakaria spülte die klare Hütter-Linie dagegen in die erste Elf. Dort durften entgegen vieler Erwartungen auch die Youngsters Joe Scally und Luca Netz bleiben. Weil sie die Linie des Trainers vorbildlich umsetzten.

Jetzt geht unsere Saison so richtig los!

In dieser neuen Besetzung, mit den viel zitierten Grundtugenden sowie einer systematischen Umstellung auf die Dreierkette, ging es plötzlich bergauf: Mit lange nicht mehr gesehener Leidenschaft besiegte Hütters Team eine zwar personell angeschlagene, aber immer noch top besetzte Dortmunder Borussia. Um anschließend beim VfL Wolfsburg in beeindruckend frischer und wacher Form nachzulegen. Zwei Siege mit einer riesigen Signalwirkung! Und zwar nicht, weil das Team fußballerisch plötzlich wie von einem anderen Stern spielte. Sondern weil es Willen und Einsatz zeigte – und zwar in einer Form, die wir Fans seit über einem halben Jahr nicht mehr gesehen haben.

Natürlich sind diese zwei Dreier viel zu wenig um als Serie durchzugehen. Aber die Aussagekraft ist eindeutig: Borussia scheint das Mini-Tal verlassen zu habenund langsam in den Angriffsmodus zu schalten. Zumal das Team das wirklich schwere Auftaktprogramm mit Duellen gegen fünf Europapokal-Teilnehmer nun hinter sich gelassen hat. Gegen Stuttgart, Hertha, Bochum und Mainz muss die Hütter-Elf nach der Länderspielpause nun nachlegen und beweisen, dass dieser Kader die nominellen Lobeshymnen, die weiterhin auf ihn gesungen werden, auch verdient hat!

Wir wissen allerdings, dass die Spieler das gemeinsam mit uns Fans schaffen wollen und werden. Gegen Stuttgart werden wieder über 40.000 Zuschauer im Stadion sein. Wir haben jetzt schon Bock, dass es dann weitergeht und wir Borussia wieder mit Tausenden anderen nach vorne schreien dürfen. Und an unsere Jungs: DANKE für den Turnaround. Übernächsten Samstag geht unsere Saison so richtig los. Alle gemeinsam – für Borussia!

Foto zu diesem Beitrag: Getty Images via OneFootball

6 Gedanken zu „Ein Turnaround erster Klasse!

  • 7. Oktober 2021 um 2:27
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    Wie Phoenix aus der Asche!
    Bin stark verwirrt , weiter so. Die Trainer Verpflichtung scheint der Dosenöffner zu sein…..

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  • 8. Oktober 2021 um 17:37
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    Ich hoffe, dass es erst der Anfang ist. Ach im Tor, der Innenverteigung und auf der Stindel-Position brauchen wir jungen, frischen Wind. Embolo, hat mir in der 2. Halbzeit gegen Wolfsburg auf der Stindelposition viel besser gefallen, als der Capitano. Wo ist Nationalspieler Sanches und wo ist Nors, der in jedem Spiel, in dem er ran durfte, traf ? Die U17, U19 u. U23 lassen grüssen. Benetts und Schoers sind heute schon weiter als Wolf. Kersken wird ein zweiter Ter Steggen, wenn man ihn ranlässt. Bitte noch mehr Mut, Herr Hütter und Herr Eberl !!!!!

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  • 9. Oktober 2021 um 7:57
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    Ich bin auch der Meinung, das Somer, Stinndel, Hoffman, und vor allem Krämer viel zu alt sind für unsere Borussia! Da müssen mal die ganz jungen aus der U12 ran. Also, mehr Mut Herr Ebler und Herr Huttner!

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  • 12. Oktober 2021 um 11:00
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    “Scott”, der Hüter der Rechtschreibung im Mai `21:

    nichts liegt mir ferner, als jemanden zu beleidigen, nur weil er keine Ahnung von dem hat, was er öffentlich kritisiert oder weil er nicht den Horiztont hat, zu verstehen, was er liest.
    Auch bei Ihnen würde ich das nicht tun, obwohl es sich anböte….

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    • 14. Oktober 2021 um 5:26
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      @meinen Follower J.Hinz: ….und, was will uns der Meister damit sagen?
      Das mit dem “verstehen, was er liest” muss Du offensichtlich noch üben!
      (…und auch das ist keine Beleidigung, sondern nur ein gut gemeinter Ratschlag)

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  • 14. Oktober 2021 um 21:31
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    Scott”, der Hüter der Rechtschreibung im Mai `21:

    …… Horiztont …..

    Antwort

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