Eine Podcast-Begegnung mit: Steffen Korell.

Seit gestern ist unsere Podcast-Folge mit Borussias “Direktor Scouting” und Kaderplaner Steffen Korell online. Wir möchten Euch mit diesem Text noch einige Insights zu dem Treffen sowie unsere ganz persönlichen Beobachtungen schildern. Von einem aus unserer Sicht richtig guten Typen!

Dienstagnachmittag. 16.15 Uhr. Ankunft am Borussia-Park. Schon vor einigen Wochen haben wir uns mit Borussia auf diesen Interviewtermin mit Steffen Korell geeinigt. Damals stand lediglich fest, dass Max Eberl den Verein verlassen würde. Nachfolgekandidaten oder gar eine vorsichtige Entspannung der sportlichen Lage? Nicht in Sicht! Borussia wirkte damals überraschend instabil. Dennoch hatten die handelnden Personen offenbar nichts dagegen, dass wir uns ausführlicher mit Korell unterhalten. Unser Eindruck: Bei Borussia weiß man ziemlich genau, dass Korell die Lage nicht nur plausibel erklären, sondern auch die Handlungsfähigkeit Borussias argumentativ unter Beweis stellen kann.

Ehrlicherweise mussten wir uns auf dieses Gespräch etwas intensiver vorbereiten als auf ähnliche Interviews. Über Entscheidungsträger wie Max Eberl oder Stephan Schippers oder Identifikationsfiguren wie Granit Xhaka, Lars Stindl, Tony Jantschke oder Martin Stranzl wussten wir schlicht deutlich mehr als über den medienscheuen und immer etwas unter dem Radar fliegenden Korell.

Alle Wegbegleiter bestätigen uns im Vorfeld unisono: ein extrem guter und aufgeräumter Typ! Die Fakten zum 50-Jährigen sind schnell recherchiert: Seit 2000 bei Borussia. Ab 2005 Karriereende aufgrund eines Knorpelschadens. Anschließend einige Büro-Stationen im Verein: erst im Marketing, dann auf Wunsch von Manager Peter Pander Teammanager. Anschließend eine äußerst enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seinem Ex-Mitspieler und Freund Max Eberl. Dadurch später: Wechsel ins Scouting und in die Kaderplanung. Seit 2017 nun sogar offiziell “Direktor Scouting” und Kaderplaner – und seit Eberls Abgang mehr denn je im Fokus!

Korell geht bewusst auf Kritik ein

Korell erscheint überpünktlich und betritt gemeinsam mit Mediendirektor Markus Aretz schon um 16.52 Uhr die “Borussia-Loge”, in der sich an Spieltagen das Präsidium trifft. Eigentlich waren wir um 17 Uhr verabredet. Unsere Stichworte “Maurer” und “pünktlich” kontert er grinsend: “Eigentlich ist so eine Pünktlichkeit für mich selbstverständlich!” Sein Outfit: Lässig. Lockere Jacke über dem weißen Longsleeve, weiße Sneaker, stylische Brille, Umhängetasche. Die Atmosphäre ist direkt locker, das “Du” obligatorisch. Steffens Rat an die (aufgrund der Zeit etwas hektisch werdenden) MitGedacht.’ler: “Bloß kein Stress, Leute. Alles mit der Ruhe!” Er könne gerne schon einmal erste Motive mit Fotograf Tim im Stadioninneren schießen. Um 17.05 Uhr schließlich starten wir unsere Aufnahme. Es ist der zweite Podcast-Besuch im Leben des Steffen Korell.

Unser Eindruck: Die positive Grundstimmung des Aufeinandertreffens schwappt mit in die Aufnahme-Situation – auch wenn es zunächst erst einmal um harte Themen wie die Ukraine sowie den tragischen Tod von Jordi Bongard geht, der Steffen Korell wie die gesamte Borussia-Familie extrem mitgenommen und getroffen hat. Auch in der Folge ist Borussias “Direktor Scouting” um keine Antwort verlegen. Einige “kritische” Themenkomplexe wie die durchaus kontrovers diskutierte Ernennung Roland Virkus’ zum Sportdirektor, seinen eigenen Verzicht auf das Amt oder aber die Situation von Adi Hütter spricht er eigeninitiativ selbst an: “Dazu kommen wir ja gleich bestimmt noch!” Definitiv hat er sich auf das Gespräch vorbereitet. Korell ist “auf Sendung”, antwortet gelassen und geduldig, aber vor allem überzeugt und bestimmt – auch auf durchaus kritische Fragen.

Ein Gespräch, das etwas versöhnt

Wir gewinnen rasch den Eindruck: Steffen Korell wäre jemand, der das Amt des Sportdirektors oder sogar Sportvorstandes mühelos bekleiden könnte. Teilweise haben wir sogar das Gefühl, ein “eberl-ähnlicher” Top-Manager säße uns gegenüber. Umso mehr Respekt haben wir vor der bewussten Entscheidung Korells, eben nicht in die erste Reihe zu treten und im Haifischbecken Fußball auf den “nächsten logischen Schritt” zu verzichten. Warum uns das Gespräch trotz einer mehr als kritischen sportlichen Lage dennoch gutes Gefühl gibt? Weil Korell eben ein Top-Typ ist! Durchaus selbstkritisch, dennoch fokussiert in der Analyse und mit einem extrem klaren Plan für Borussias Zukunft. Wir geben ehrlich zu: Uns hat dieses Gespräch wieder etwas versöhnt mit der aktuellen Lage Borussias!

Nach etwas weniger als 90 Minuten sind wir durch. Auch jetzt bleibt Korell nahbar, erkundigt sich wie wir das Gespräch empfunden haben und führt einige Punkte bei ausgeschalteten Mikros noch einmal etwas konkreter aus. Wieder können wir nachfragen, bekommen offene Antworten. Um viertel vor sieben verabschiedet er sich von uns und Mediendirektor Markus Aretz.

Wir sind uns sicher: Dieser Steffen Korell ist ein Glücksfall für Borussia! Hoffen wir, dass er noch lange die Geschicke im Borussia-Park lenkt – wenn auch nur aus der zweiten Reihe und im Hintergrund…

Alle Fotos zu diesem Beitrag: Tim Siebmanns

6 Gedanken zu „Eine Podcast-Begegnung mit: Steffen Korell.

  • 3. März 2022 um 19:49
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    Ich mag ja eure kritischen Beiträge sonst sehr gerne, aber so bald ihr auf Protagonisten aus dem Borussia Inneren trefft, ist es dann leider auch nur noch unkritische Hofberichterstattung. Schade, ein paar kritische Fragen und Nachfragen hätten es schon sein dürfen. So plätschert das dann mit den hinlänglich bekannten Aussagen so vor sich hin.

    Antwort
    • 3. März 2022 um 21:16
      Permalink

      Hallo Jupp!

      Passt der Kader Hütter?
      Passt Hütter zum Kader?
      Ist die Gruppe aus Franzosen zu groß?
      Wie viel Geduld müssen die Fans aufbringen um den Tag X wieder zu erreichen?
      Ich empfand viele Antworten sehr offen, transparent und ehrlich. So kam im Interview das Eingeständnis Fehler in der Kaderplanung begangen zu haben als man in die CL einzog…

      Was sollte man den Chefscout von Borussia den fragen?
      Vielleicht äußerst Du deinen Wunsch der ausstehenden Fragen konkret, dann kann man diese Kritik auch besser verstehen.

      Sportliche Grüße

      Antwort
      • 7. März 2022 um 13:33
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        Naja, ihr trefft jemanden aus dem Inneren des Vereins und ihr wirkt aufgrund dieser Audienz auf mich komplett geblendet und handzahm. Das war schon bei Eberl und Aretz IMO so. Habt ihr Angst, dass ihr dann keine so hochkarätigen Interviewpartner mehr bekommt?

        Korell kam für mich rüber wie Max 2.0, die ganzen Aussagen hat sein ehemaliger Chef ja schon hunderte Male so oder so ähnlich getätigt.

        Wir erleben gerade die erste grundlegende Krise seit 20 Jahren, die an die Substanz und an die Wurzeln des Vereins gehen und ihr habt mit einem der Hauptverantwortlichen dieser Krise gesprochen und der Duktus des Gespräches ist so, wie wenn wir gerade ins Pokal-Halbfinale eingezogen wären und Borussia auf Platz 5 in der Tabelle stünde.

        Die Mannschaft, die Korell mit zusammengestellt hat, performt grottenschlecht und das nun schon
        seit einem Jahr. Warum tut sie das? Adi Hütter scheint der Mannschaft nicht mal defensive Basics beibringen zu können, finanziell scheint man kaum mehr Spielräume zu haben. Und ihr plaudert lässig mit Korell über ein Erfolgsmodell, das leider seit einem Jahr einem Scherbenhaufen gleicht ohne jegliches kritisches Nachfragen. Alles blieb wohlwollend und naiv an der Oberfläche.

        Korell hat es sich in seiner Comfortzone auch prima eingerichtet, so kam das für mich rüber. Warum auch in die Verantwortung gehen, so lebt es sich doch klasse.

        Das Stuttgart-Spiel war das wie vielte Spiel bei dem die Mannschaft nun komplett peinlich und zum Fremdschämen agiert hat? Aber wir feiern weiter unsere altgedienten Räcken und den Mief vergangener glorreicher Tage.

        Antwort
  • 4. März 2022 um 6:45
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    Ja, kritische Fragen wurden gestellt. Allerdings fehlte (mir persönlich) noch etwas das Nachbohren. Gerade das Thema „Kommunikation bzgl Virkus“ wäre es wert gewesen, nochmal nachzufragen. Auch die Phase „Rose“ (mir geht es nicht um „hätte man Rose vorzeitig absetzen sollen“) hätte ein weiteres Nachfragen gebrauchen können.

    Grundsätzlich war es aber ein gutes Interview mit vielen Einblicken. Ein angenehmer Typ ist das. Gut, dass er da ist.

    Antwort
  • 4. März 2022 um 22:04
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    Guter Typ, heißt nichts. Hoffe das die Scoutingabteilung endlich mal realisiert das wir eine verdammt langsame Mannschaft haben. Und das nicht erst seit dieser Saison.

    Antwort
  • 5. März 2022 um 9:22
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    Moin zusammen,
    mir hat die Offenheit und Aussagen von Steffen Korell gut gefallen. Er hat damit einiges erklärt. Wenn ich einige Kommentare hier lese kann ich verstehen warum Steffen nicht Sportdirektor werden wollte. Er ist zufrieden und erfüllt mit seiner Aufgabe. Das ist für mich in den heutigen Zeiten, wo fast jeder immer mehr haben will, oder sich profilieren muss.
    Seine Aussage das er Borussia so am besten hilft wo er jetzt tätig ist, spricht ebenfalls für ihn.
    Zum Schluss – dieses Nachfragen bzw. Naschkarten zu 🥀 oder Max Eberl ist bringt uns nicht weiter. Wir alle zusammen sollten den Worst Case Ab… verhindern. Nach der Saison sollte alles auf den Tisch kommen.

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