Einsamer Abschied: das Schwarzwald-Stadion!

Aufgrund des Stadion-Neubaus in Freiburg würden wir heute Abend vermutlich zum letzten Mal in einem der schlimmsten Gästeblöcke des Landes stehen: Das Schwarzwald- oder Dreisam-Stadion hatte für uns als Borussia-Fans selten Positives zu bieten. Genau darüber haben wir vor einigen Monaten mit Timo Tabery vom Freiburger Stadionmagazin gesprochen. Eigentlich wäre der Text zu unserem Auswärtsspiel im heimspiel-Magazin erschienen. Da das Spiel für uns Fans bekanntlich flach fällt, veröffentlichen wir unseren Abschieds-Text für ein echtes Stadion-Original!


“Freiburg? Das ist der schlimmste Auswärtsblock!”

von MitGedacht.-Redakteur David.

Unsere Kritik am Freiburger Gästeblock war natürlich augenzwinkernd gemeint – wenn auch nicht nur. Wovon ich rede? Wir, also die Redaktion des Borussia-Mönchengladbach-Fan-Blogs „MitGedacht“, gaben kürzlich im Fußballmagazin „11 Freunde“ lockerflockig an, wir würden uns vor dieser Saison vor allem aufs Auswärtsspiel in Freiburg freuen, wo wir dann „ein letztes Mal im schlimmsten Auswärtsblock den Blick auf den Schwarzwald genießen“ könnten.

Der Artikel aus dem “heimspiel”-Magazin.

Nun, das mit dem Blick war dabei gar nicht augenzwinkernd, sondern völlig ernst gemeint. Die Naturkulisse, die sich überm Stadiondach auftut, ist ja nun wirklich toll und etwas, was man in Stadien selten hat. Überhaupt finde ich die Lage des Stadions am Fluss, zugleich in einem Wohngebiet echt cool. Von innen wirkt das Schwarzwald-Stadion dann – ich sag mal – irgendwie krumm oder zusammengestückelt. Vieles versprüht hier eben den Charme eines alten, gewachsenen Stadions, das Charakter und Eigenheiten hat, wie sie manche moderne Arenen vermissen lassen. Das passt zum SC Freiburg, den viele – ich ja durchaus auch – als charakteristischen, bodenständigen Gegenentwurf zu den überzogenen Auswüchsen im modernen Fußball sympathisch finden.

Zu den erwähnten Eigenheiten des Freiburger Stadions gehört dann aber auch, dass der kleine Gäste-Stehblock zum Fußballschauen sicher nicht optimal ist. Quasi ins Eck gequetscht, muss man sich, um zum Tor zu sehen, auf Zehenspitzen um die Ecke beugen. Besonders wenn man eher unten steht, behindert der extrem hohe Zaun die Sicht. Außerdem finde ich in die Höhe gezogene Blöcke für die Sicht, das Singen und Anfeuern generell besser als so einen eher breiten Block, in dem man dann auch noch so halb um die Ecke steht, und, wenn ich es richtig vor Augen habe, bei Regen auch nass werden kann. Wenn ich in dem Block stand, war das Wetter allerdings immer gut bis sehr gut – was ich auch übers ganze Drumherum bei meinen Auswärtsfahrten nach Freiburg sagen kann.

Die Anreise, das Bummeln in der Altstadt oder Besuche im Biergarten direkt am Stadion – beim Post-, Turn- und Sportverein, stimmt der Name so? – das war alles oft sehr launig und lustig. Und obwohl Stadion und Fanszene in Freiburg vergleichsweise klein sind, war die Atmosphäre im Stadion auch immer sehr gut. Wobei die gute Stimmung auch dadurch begünstigt wurde, dass Borussia Mönchengladbach in Freiburg traditionell schlecht aussieht – für uns Fans eine Art bitterer Running Gag. Die vier, fünf Spiele, die ich seit 2009 in Freiburg erlebt habe, waren allesamt Gladbacher Niederlagen. Die Spiele waren so gesehen das einzig Störende an sonst gelungenen Wochenenden in Südbaden(lacht).

Zum bevorstehenden SC-Umzug in ein neues Stadion kann ich als Gladbach-Fan quasi aus eigener Erfahrung etwas beitragen, auch wenn unser Umzug vom altehrwürdigen Bökelberg in den Borussia-Park schon 14 Jahre her ist, und ich damals erst 15 Jahre alt war. Zum Heute kann ich aber sagen: Die Bökelberg-Tradition wird bei uns nach wie vor sehr gepflegt. Sie ist präsent, etwa in Liedern oder auf T-Shirts und Zaunfahnen der aktiven Fanszene. Zugleich herrscht große Einigkeit, dass man im Borussia-Park eine coole, charakteristische neue Heimat gefunden hat, und der Umzug als Basis für den finanziellen und sportlichen Aufschwung der vergangenen Jahre unerlässlich war.

Komme ich zum Schluss nochmals auf unseren Satz vom „schlimmsten Auswärtsblock“ zurück, so denke ich, dass darin ganz viel mitschwingt: Augenzwinkern und Ernst, dann Verzweiflung über unseren Negativlauf in Freiburg – und vielleicht auch eine Prise Wehmut. Kann schon sein, dass ich in ein paar Jahren vor einer Freiburgfahrt denken werde, dass ich ganz gern mal wieder ein Spiel im alten Freiburger Stadion sehen würde. Auch wenn die Sicht aufs Spielfeld da nicht so toll war.           

Aufgezeichnet von Timo Tabery. 
Foto zu diesem Beitrag: Christian Verheyen/Borussia.

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