Endlich punkten!

Derby-Boykott, Champions-League-Auslosung, Reise-Planung. Nachdem in dieser Woche mal nicht das sportliche Geschehen im Vordergrund stand, wollen wir das Augenmerk nun wieder genau auf dieses richten. Die Fohlenelf ist zu Gast in Bremen. Das MitGedacht.-Vorspiel! 

Sicherlich haben wir schon einige ereignisreiche Borussia-Wochen in der jüngeren Vergangenheit hinter uns gebracht. Dennoch gehen wir so weit und erklären die Vergangene hiermit zu der wohl spannendsten. Auf die erste Aufregung rund um den am Dienstag veröffentlichten Derby-Boykott folgten diverse hitzige Diskussionen, die dann glücklicherweise durch die Auslosung abgelöst wurden.

Da mussten wir doch alle laut schlucken, als die Auslosung am Donnerstagabend in Monaco zu Ende ging. Zu allem Überfluss wurde Borussia in der zeremonienähnlichen Veranstaltung, die ja ohnehin mehr als aufgeblasen daherkommt, als allerletztes Los gezogen. Und durfte sich gleich mal in die in Expertenkreisen als „Todesgruppe“ titulierte Gruppe D einordnen. Sind wir ehrlich: Realistische Chancen auf ein Weiterkommen dürften wir maximal auf der Spielkonsole haben. Motto: Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie!

Trotzdem freuen wir uns wie Bolle auf diese Gruppe – und die Teilnahme an der Königsklasse. Endlich mit den besten Klubmannschaften Europas messen. Endlich die Raute in uns nicht bekannte Städte tragen und alte Wunden heilen. In Turin schauen wir uns Mitte Oktober an, wie die Truppe um Gianluigi Buffon denn mit dem Verlust von Fußball-Jesus Andrea Pirlo und dem Gracciano Rocchigiani des defensiven Mittelfeldes, Arturo Vidal, umgeht. Kurz vor Weihnachten führt der Weg zum letzten Gruppenspiel ins Vereinigte Königreich – genauer gesagt zu Manchester City. Eine wunderbare Möglichkeit mal auf ein Bierchen bei unseren Freunden in Liverpool vorbeizuschauen.

Und dann ist da ja auch noch der FC Sevilla, mit dem wir ja noch ein Hühnchen zu rupfen haben. Nicht nur sportlich. Denn in Südspanien können wir endlich die noch offen stehende Rechnung in der Tapas-Bar begleichen. Und zu allem Übel halten wir gegenüber der Dame an der Hostel-Rezeption noch Wort! „Wir kommen wieder“, hatten wir einst getönt. Die wird Augen machen.

Doch nun heißt es: Schluss mit der Träumerei, Hausaufgaben, Bundesliga. Alle außersportlichen Themen sind vorerst abgehakt. Die europäischen Touren sind eingetütet, der Derby-Boykott auf einen guten Weg gebracht. Nun steht endlich wieder Bundesliga-Alltag auf dem Programm. Vielleicht gar nicht so schlecht!

Es geht nach Bremen – und wir fragen uns, was eigentlich dagegen spricht, die alte Selbstverständlichkeit fußballerischer Klasse wiederzuentdecken. Und betrachtet man die vergangenen Wochen sowie Monate könnte es zum jetzigen Zeitpunkt keinen besseren Gegner geben. In der Weserstadt schließen sich einige Kreise der letzten Saison.

Zum einen wäre da die Debatte um Gewalt im Zuge von Fußballspielen. Ein Grund, weshalb verstärkte Repressionsmaßnahmen, wie für unser anstehendes Derby, überhaupt zur Diskussion stehen, liegt im Bundesland Bremen. Der zuständige Innensenator hatte die grandiose Idee, die Kosten für Risikospiele auf den Verband umzulegen. So flatterte den Herren in Frankfurt dann eine satte Rechnung von mehr als einer halbe Millionen Euro in den Briefkasten. Dass diese sich das langfristig nicht gefallen lassen wollten, war abzusehen. Aber ihren Frust nun am „gemeinen“ Fußballfan auszulassen, muss trotzdem keiner verstehen.

Zu anderen war das Weserstadion der Ort, an dem wir in der vergangenen Saison den letzten Schritt auf den „Gipfel“ Champions League setzen konnten. Mit einer spielerisch überragenden Leistung und einem 2:0 Sieg wurde nicht nur eine beeindruckende Serie von 13 Spielen ohne Niederlage veredelt. Überdies konnte der erste Auswärtssieg in Bremen seit 28 Jahren gefeiert werden. Die Heimstätte des SVW ist also ein gutes Omen dafür, endlich mal wieder zu punkten und jegliche Diskussion um einen Fehlstart im Keim zu ersticken.

Außerdem kann die Mannschaft in Bremen ihren unübersehbaren Aufwärtstrend hoffentlich weiter fortsetzen. Personell hat sich die Lage für unseren Cheftrainer wenigstens ein bisschen aufgehellt. Zwar fallen Stranzl, Dominguez und Johnson weiterhin definitiv aus, alle anderen Spieler sind aber bis auf kleinere Blessuren einsatzbereit.

Wir hoffen, dass Lucien Favre in dieser Woche mit seinem Team weiter an den Automatismen arbeiten konnte. Aber ganz ehrlich, für eines war die zurückliegende Woche doch gut: Favre konnte die Mannschaft zumindest in aller Ruhe vorbereiten! Oder habt ihr in dieser Woche sportliche Analysen über unsere Borussia gelesen? Habt ihr Krisenberichte über den Tabellenletzten gesehen? Habt ihr die Medien die Krise heraufbeschwören sehen? Vielleicht hatten Derby-Diskussionen und Auslosungs-Träumerei ja noch eine ungeahnte Funktion…

Trotz der stressigen und zum Teil auch sehr schlafarmen letzten Tage, werden wir uns wieder in Scharen aufmachen in Richtung Norddeutschland. Egal ob mit Bus, Bahn oder Zug, bis Sonntagabend, 17:30 Uhr, sind wir wieder voll auf Betriebstemperatur. Dann bündeln wir all unsere Kehlen zusammen und singen gemeinsam unsere Zeilen. 

Wenn wir in der Gästekurve stehen, dann wollen wir Borussia SIEGEN sehen! Auf zum ersten Dreier!

Foto: nordkurvenfotos.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert