Endlich wieder Gänsehaut!
Mit dem fixen Einzug in den Europapokal setzt Borussia in Nürnberg ein Ausrufezeichen. Endlich präsentieren sich Fans und Mannschaft wieder als Einheit – und demonstrieren eindrucksvoll wie viel Wucht hinter der Raute stehen kann!
Ehrlich gesagt haben wir die zwei Tage nach dem Nürnberg-Spiel gebraucht, um mal wieder runterzukommen und das alles einordnen zu können. Vor allem am Samstagabend herrschte im MitGedacht.-Redaktions- und Freundeskreis schierer Unglaube: Was war da bitte im Max-Morlock-Stadion passiert? Hatte sich Borussia wirklich für den Europapokal qualifiziert? Winkt nun wohlmöglich tatsächlich doch noch die Champions-League-Qualifikation?
Dass wir die letzten beiden Fragen mit „Ja“ beantworten dürfen, können wir auch jetzt noch nicht so richtig in Worte fassen. Vielleicht bringt es unser Facebook-Post vom Samstagabend – standesgemäß abgesetzt aus einem Biergarten vorm Nürnberger Stadion – bestmöglich auf den Punkt: Borussias Europapokal-Teilnahme ist einfach nur „geil“! Und wir hoffen schwer, dass tausende Borussen am Wochenende ähnlich gedacht und die fixe Qualifikation entsprechend ausgiebig gefeiert. Vielleicht erklärt das übrigens auch, warum wir erst jetzt mit diesem Text auf die Geschehnisse zurückblicken. Seht es uns nach!
Zugegeben: Der vorletzte Spieltag dieser Saison beherbergte für alle, die es mit Borussia halten, gleich einen ganzen Blumenstrauß seit langer Zeit vermisster Gefühle. Da war zum einen ein unfassbares Spieltags-Glück, das unseren Verein plötzlich wieder auf Champions-League-Platz vier katapultierte und uns sogleich die Ochsen-Qualifikations-Tour durch Europa ab Ende Juli sicher ersparen wird. Zumindest wir hätten eher nicht gedacht, dass Bremen gegen Hoffenheim gewinnt und Mainz Frankfurt schlägt. Uns soll’s Recht sein!
Aber auch sportlich lieferte Borussia endlich mal wieder eine brauchbare Leistung ab. Nach einer noch äußerst durchwachsenen ersten Hälfte steigerte sich die Hecking-Truppe im zweiten Durchgang. Kurioserweise war es übrigens wie schon gegen Hoffenheim der umstrittene Trainer, der in der Halbzeit umstellte (Hofmann für Neuhaus) und damit für einen ganz entscheidenden Impuls sorgte. Ohnehin wollen wir an dieser Stelle mal lobend erwähnen, dass Hecking im Saisonendspurt endlich die Lorbeeren der Hinrunde zur Seite schiebt und nach Leistung aufstellt. Nur das spülte die beiden starken Matchwinner Josip Drmic und Jordan Beyer in die Startelf.
Die Fans als entscheidender Faktor
Vor allem diese beiden waren entscheidend daran mitbeteiligt, dass Borussia im zweiten Durchgang (vermutlich unfreiwillig) das ganze Dilemma dieser Saison und Mannschaft präsentierte: Denn wenn dieses Team (wie in der Hinrunde und der zweiten Hälfte in Nürnberg) Selbstvertrauen und Platz hat, ist es nur ganz schwer zu stoppen. Denkt die Mannschaft dagegen zu lange nach, steht der Gegner massiv oder presst aggressiv und erschwert so einen direkten Spielfluss, stottert das Borussia-Spiel. An diesen Problemen gilt es nun ab Sommer mit frischem Personal zu arbeiten.
In Nürnberg wurden aber auch endlich wieder die Fans zum entscheidenden Faktor. Unermüdlich kurbelte der aktive Kern der Nordkurve eine Stimmungswelle nach der anderen an. In den ersten 45 Minuten zogen leider noch viel zu wenige Gladbacher mit – vor allem die Mitmachquote im oberen Stehplatzbereich (darauf haben wir explizit mal geachtet) war erschreckend schwach. Dass das viel besser geht, bewies die zweite Hälfte, in der es wohl nur ganz Wenige der 10.000 Borussen auf ihren Sitzen hielt. Endlich entfaltete die gesamte Nordkurve mal wieder ihre mögliche Stärke! Endlich zogen mal wieder alle an einem Strang! Endlich sorgten Fangesänge mal wieder für Gänsehaut! Was für ein erleichterndes und befreiendes Gefühl!
Wir fiebern daher jetzt schon diesem typischen Europa-Gefühl entgegen: das (meist hektische) Buchen von Flügen oder Hotels, die (oft abenteuerliche) gemeinsame Anreise per Auto, Flieger oder Bahn, die (urlaubtypische) Zeit in fremden Städten mit anderen Kulturen – oder auch das gemeinsame Singen in neuen Gästeblöcken oder Kneipen.
Es freut uns, dass die Fans die Mannschaft durch ihre positive Art mitgetragen und auch in der komplizierten ersten Hälfte unterstützt haben. Und es freut uns noch mehr, dass die Mannschaft den Kampf endlich angenommen und sich nach Schlusspfiff auch gebührend für die Unterstützung bedankt hat. Denn diese Partie in Nürnberg hat unsere These vom vergangenen Freitag bestätigt: Nach Europa können wir es mit Borussia (als Klub, der noch nicht die Konstanz hat) nur gemeinsam schaffen. Wenn dies gelingt – das hat das Nürnberg-Spiel eindrucksvoll bewiesen – hat dieser Verein eben doch eine unfassbare Wucht.
Chapeau an die FCN-Fans
Genau diese Wucht wird uns jetzt in der nächsten Saison mindestens durch die Europa League tragen. Wir wollen zum Abschluss noch einmal zum Ausdruck bringen wie glücklich uns diese Tatsache macht. Wer einmal europäische Luft geschnuppert hat, möchte das immer wieder – vor allem, wenn er seinen Klub in den 1990ern oder 2000ern nur als Abstiegskandidat kennengelernt hat. Ziemlich genau zwei Jahre werden wir zur neuen Saison auf ein erneutes europäisches Spiel gewartet haben. Diese Jahre haben zumindest bei uns eine tiefe Sehnsucht entwickelt. Wir fiebern daher jetzt schon diesem typischen Europa-Gefühl entgegen: das (meist hektische) Buchen von Flügen oder Hotels, die (oft abenteuerliche) gemeinsame Anreise per Auto, Flieger oder Bahn, die (urlaubtypische) Zeit in fremden Städten mit anderen Kulturen – oder auch das gemeinsame Singen in neuen Gästeblöcken oder Kneipen. Wir freuen uns einfach riesig auf Borussia in Europa. Wahnsinn!
Den letzten Absatz dieses glücklichen Texten wollen wir allerdings dem 1. FC Nürnberg und seinen Fans widmen. Trotz des Abstieges blieb das Stadion am Samstag voll, die Spieler wurden gefeiert und auf die gemeinsame Mission Wiederaufstieg eingeschworen. Chapeau an alle Beteiligten für diese tollen Bilder. Mit dem FCN steigt ein Traditionsverein ab, der sich hoffentlich in Liga zwei schnell stabilisieren wird. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in der Bundesliga!
Foto zu diesem Beitrag: Nordkurvenfotos
Platz 5 oder 6 am am Ende passt gut. Da hat Rose eine ordentliche Aufgabe vor sich mit Europa League und BL und Pokal. Das reicht für seine erste Bundesligasaison. Sollten noch einmal alle Konkurrenten versagen, wie am letzten Spieltag, dann wird es auch noch die CL. Das passt nun wirklich aber nicht. Da hat das Team nichts zu suchen. Als Vierter kommst du wieder in eine Hammergruppe, holst 2 Punkte und scheidest aus. Ökonomisch wär das sehr gut, sportlich wird das eine Katastrophe. Denn das die Truppe überhaupt noch dran schnuppert, hat doch nur zu einem Teil mit ihr selbst zu tun. Ohne Bremer, Stuttgarter und Schalker Schützenhilfe sähe das doch wohl anders aus. Wer das Ganze ohne Vereinsbrille betrachtet, hat doch bis zur 55. Minute einen weiteren elenden Kick gesehen. Schlafwagenfußball im 70er Jahre Tempo. Hofmann kam, weil Neuhaus rotgefährdet war. Von wegen Leistungsgedanke. Wenn es danach gegangen wäre, hätte mit Sicherheit kein Wendt gespielt. Dessen Leistung war zum wiederholten Male bundesligauntauglich. Was Nürnberg in Halbzeit 2 angeboten hat, war Drittliganiveau. Der Sieg somit ein Pflichtsieg. Also Vereinsbrille wieder absetzen und runterkommen.
Wenn ich richtig informiert bin, hat die Platzierung in der BL keinen Einfluss darauf, in welche CL-Gruppe man kommt. Ausschlaggebend dafür, in welchen der 4 Lostöpfe man kommt, ist der UEFA-Klub-Koeffizient. Aktuell stehen wir da mit 29 Punkten auf Platz 52, was wohl Lostopf 4 und tatsächlich wieder mindestens zwei Hammergegner bedeuten würde.
Dennoch wäre die CL-Teilnahme allein schon aus folgenden Gesichtspunkten höher zu bewerten, als lediglich die Teilnahme an der EL:
1. gibt’s dort viel mehr Kohle zu verdienen, welche in den Kader gesteckt werden kann
2. lockt die CL-Teilnahme noch mal ganz andere neue Spieler in den Kader
3. gibt’s nach der CL-Gruppenphase einen Bonuspunkt mehr (4 statt 3) als in der EL (2 Punkte für einen Sieg, 1 Punkt für ein Unentschieden ist in der Gruppenphase bei CL oder EL gleich)
4. kommst du als Gruppendritter der CL-Gruppenphase in die K.O.-Phase der EL, wie wir dies in der Saison 2016/17 geschafft haben. Warum also nicht erst CL und dann weiter in der EL?
Eine Sache noch zum Schluss: wenn wir am Samstag um 17.15h Tabellenvierter sind, dann ist das so und unterm Strich auch verdient! (Ich gebe aber zu, dass ich damit nach der katastrophalen Rückrunde auch nicht mit gerechnet haben würde.)
Abgerechnet wird halt nach 34 Spieltagen. Und wenn dann anderen Teams ab dem 32. Spieltag die Puste ausgeht, dann ist mir das letztendlich herzlich egal.
Ich habe auf jeden Fall wieder richtig Lust auf einen Fanmarsch durch Barcelona oder eine Shuttlebus-Fahrt mit fröhlichen Celtic-Fans vom Rheydter Bahnhof in unser 2. Wohnzimmer!
In diesem Sinne: Auf einen erfolgreichen letzten Spieltag! Wir sehen uns definitiv in Europa!
Hey, das mit den Celtic-Fans war total geil! In diesem Sinne am Samstag eine Einheit für Borussia!!!