Falsche Schlüsse!

Innerhalb nur einer Spielhälfte geht Borussia gegen Leverkusen unter – am Ende setzt es eine heftige 1:5-Klatsche. Während viele Fans nun den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören, sagen wir: Ruhig bleiben!

Zugegeben: Die Frustration saß auch bei uns im Laufe des Sonntags noch tief. Innerhalb von nur 45 Minuten eine 1:5-Klatsche gegen die keinesfalls übermächtige Konzerntruppe aus Leverkusen – und das nach einer mehr als ordentlichen ersten Hälfte. Das mussten auch wir erst einmal auf uns wirken lassen. Wie kann man ein Spiel so aus der Hand geben? Warum stellt Borussia nach gutem Beginn die druckvolle Arbeit gegen den Ball ein? Warum lässt man sich im eigenen Stadion gnadenlos auskontern? Fragen über Fragen.

Antworten haben wir nur bedingt. Fakt ist aber: In das kollektive Gemeckere, das wir in den letzten Stunden wieder in den diversen Kommentarspalten vernommen haben, wollen wir nicht einsteigen. Nein, der Trainer muss nicht weg. Nein, auch den Torwart muss man nicht sofort austauschen. Und nein, wir brauchen im Winter nicht Verstärkungen auf allen Positionen.

Klar angesprochen werden muss, dass man eine derart überlegene 1:0-Führung innerhalb einer Hälfte aus der Hand gibt, darf nicht passieren. Die Leistung in den zweiten 45 Minuten war unter aller Sau, katastrophal, grottenschlecht. Dieter Hecking würde uns vermutlich die vielen Torchancen entgegenhalten. Doch damit darf man sich diese Leistung nicht schönreden. Wer sich Zuhause innerhalb eines Durchgangs fünf Dinger fängt, hat alles falsch gemacht.

Aus unserer Sicht betraf dies vor allem die Halbzeitpause bzw. die falschen Schlüsse, die Mannschaft und Trainerteam offenbar aus den ersten 45 Minuten zogen. In Durchgang eins war unsere Borussia zwar drückend überlegen, allerdings offenbarte sie schon ab der 25. Minute erhebliche Probleme im defensiven Umschalten. Der Hauptgrund: das löchrige defensive, zentrale Mittelfeld, in dem der überragende Dennis Zakaria gleich mehrere Male von Kollege Mikel Cuisance sträflich allein gelassen wurde. Zum Glück konnten die äußerst unstrukturiert auftretenden Leverkusener daraus zunächst kein Kapital schlagen.

Nun liegt es uns fern auf ein gerade mal 18 Jahre altes, unerfahrenes Talent draufzuhauen, das definitiv in dem Alter ist, in dem Profi-Fußballer eben auch mal Fehler machen. Allerdings hätten die Verantwortlichen in der Pause auf die offensichtlichen Probleme reagieren müssen. Stattdessen korrigierte lediglich Bayer-Trainer Heiko Herrlich sein Spielsystem und setzte auf ein variableres und stabileres Zentrum und agilere Außen. Bei Borussia schien die Devise dagegen zu lauten: „Läuft ja bei uns – wir sind zufrieden. Also weiter so!“ Das Ergebnis kennt jeder.

Das Traurige: Nach der 1:6-Abreibung in Dortmund kassierte Borussia am Samstag die nächste heftige Klatsche. Mittlerweile hat Borussia ebenso viele Treffer wie der FC Köln kassiert – nämlich genau 17. Alleine 13 davon aus drei Spielen gegen Dortmund, Leverkusen und Leipzig – also vermeintlich „Große“ der Liga. Defensive Stabilität sieht anders aus.

Dazu kommt allerdings noch eine mehr als übersichtliche Offensivausbeute. Vor allem hadern wir auch im Rückblick mit der riesigen Chance zum 2:0 von Hazard in Hälfte eins. Vielleicht wäre Borussia nicht derart ängstlich in Hälfte zwei gegangen, hätte der Belgier den Ball einfach aus zwei Metern in eine Torecke gedrückt. Statt einer Jubelarie ließ sich Borussia in Hälfte zwei aber eben vollends überrennen. Ein Fakt dazu: Leverkusen lief im ganzen Spiel elf Kilometer mehr. Na dann!

Und dennoch wollen wir jetzt, wo wieder viele den Stab über der Mannschaft brechen, nicht nur das Negative sehen. Vielleicht war es ja gut, dass Leverkusen der Hecking-Truppe deutlich die Grenzen aufgezeigt hat. Defensiv und offensiv gilt es noch einige Dinge zu verbessern. Vor allem aber gilt es, jeden Gegner ernst zu nehmen. Egal, ob man überragend spielt und mit 1:0 führt. Egal, ob man gegen einen nominell stärkeren Gegner spielt oder gegen einen Zweitligisten. Und damit sind wir schon beim Dienstag.

Denn es ist Pokal-Zeit! Und sicherlich gibt es momentan leichtere Gegner als den Tabellenführer der Zweiten Liga, der unsere Mannschaft ganz sicher mit richtig breiter Brust empfängt. Es gilt einiges gut zu machen für unsere Truppe – das sehen wir als Chance. Hoffentlich zeigt sie dem Gegner die Grenzen auf. Und holt nebenbei einen Überflieger wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Alles geben, siegen, weiterkommen! Fußball kann doch so einfach sein.

Foto zu diesem Beitrag: Nordkurvenfots

6 Gedanken zu „Falsche Schlüsse!

  • 23. Oktober 2017 um 13:17
    Permalink

    Richtig gut geschrieben und analysiert. Es kann nicht alles aufeinmal schlecht sein . Die Befürchtung bei den Fortunstussis
    wieder zu verlieren ist realistisch , aber die Mannschaft und Fans werden hoffentlich eine passende Antwort geben, auf das, was da am Samstag passiert ist.

    Antwort
  • 23. Oktober 2017 um 19:42
    Permalink

    Danke für die sehr aufgeräumten, sachlichen Analysen und Beiträge. Auf den Punkt.

    Antwort
  • 23. Oktober 2017 um 22:45
    Permalink

    So so. Zakaria wurde von Cuisance gleich mehrere Male sträflich alleingelassen. Habt ihr das Spiel wirklich verfolgt? Dank Cuisance UND Zakaria haben wir in der ersten Halbzeit allerfeinsten Offensivfußball sehen dürfen. Und in der 2. Halbzeit versagen vor allem Sommer und zum wiederholten Male Wendt. Und Stindl. Aber sicher nicht Cuisance. Und Kramer wurde nicht vermisst!! Er hat in Dortmund Zakaria wirklich sträflich alleingelassen und ist mit 6:1 nach Hause geschickt worden. Sein dummer Abspielfehler in die Füße von Junusovic hätte in Bremen fast ein Gegentor gebracht. Diese personifizierte Rückpassmaschine vermisst wirklich niemand. Also mault über die eigentlichen Versager der 2. Halbzeit und nicht über Cuisance.

    Antwort
    • 25. Oktober 2017 um 11:49
      Permalink

      Ganz deiner Meinung.
      Die beiden im defensiven Mittelfeld gefallen mir auch sehr gut.
      Natürlich sind die beiden für ihre 18 und 20 Jahre noch ausbaufähig aber sie bringen auch frischen Wind in das Spiel.
      Was ich seit Wochen beobachte sind
      die katastrophalen Leistungen von Oskar Wendt. Unbeweglich und viel zu langsam für diese Art Fussball zu spielen. Man hätte ihn gehen lassen sollen.
      Auch gestern in Düsseldorf das gleiche wieder.

      Antwort
  • 25. Oktober 2017 um 12:10
    Permalink

    So ist es. Wendt ist schon einige Zeit fragwürdig. Und im allgemeinen fehlt mir diese Saison eine klare Spielidee. Das Tempo ist die meiste Zeit zu langsam. Es wird permanent nur nach hinten gespielt und das noch sehr Risikoreich. Ich sehe hier kein Team für Europa. Noch nicht mal Ansatzweise. Wir haben bis jetzt 22 Halbzeiten gesehen. Leider nur 4 gute. Bis jetzt war’s eigentlich nur Fussball zum abgewöhnen.

    Antwort
  • 25. Oktober 2017 um 15:08
    Permalink

    Gestern in Düsseldorf wurde es wieder einmal bestätigt. Zakaria bester Gladbacher. Cuisance im Lernrhytmus. Aber Wendt wiederum vorne und hinten überflüssig. Stindl schwach wie gegen die Pillen. Jantschkes Elferfoul bringt die Slapstickabteilung zurück ins Team. Oxford wird gestern noch das Silvesterticket nach London gebucht haben.

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert