Herzblut schlägt Arroganz

Borussia spielt gegen den FC Bayern 1:1 und hat damit beste Aussichten im Kampf um die internationalen Plätze. In München spielt die Mannschaft ohne Angst und verdient sich den Punkt. Auch auf den Rängen überzeugt nur Borussia. Unsere Nachbetrachtung.

Irgendwie sind Spiele gegen den FC Bayern ja doch immer wieder etwas besonders. Nicht umsonst wird die Partie zwischen unserer Borussia und dem Rekordmeister landläufig als „Bundesliga-Klassiker“ bezeichnet. Zwei Vereine, die viel für die Historie der Bundesliga getan haben – auch wenn sie keine Gründungsmitglieder sind. Klar ist aber auch: Der Abstand der in den 70er-Jahren noch auf Augenhöhe agierenden Vereine ist massiv gewachsen. Obwohl bei Borussia seit Jahren wirtschaftlich und sportlich gut gearbeitet wird, ist der FC Bayern meilenweit entfernt. Nicht umsonst hätte der FC Bayern am Wochenende seine 26. (!) Meisterschaft feiern können. Nicht umsonst klappte das aber nicht.

Denn nach Samstag bleibt wieder einmal die Erkenntnis, dass es im direkten Duell für die Bayern häufig nichts zu holen gibt. Egal ob mit einer A-Elf (wie in den vergangenen Aufeinandertreffen) oder einer B-Elf (wie am Wochenende): Gegen die schwarz-weiß-grüne Borussia hat der große FCB oft das Nachsehen. Vom „Angstgegner“ zu sprechen, wäre vielleicht etwas vermessen. Trotzdem gingen die knapp 8.000 Borussia-Fans am Samstag wohl alle mit stolzgeschwellter Brust und einem kleinen Lächeln nach Hause.

Aus Sommerkick wird Fußballspiel

Das lag vor allem an der stark spielenden Mannschaft. André Schubert vertraute auch gegen die Bayern auf die siegreiche Elf aus dem Hoffenheim-Spiel. Ibo Traoré bekam also noch einmal den Vorzug gegenüber Rückkehrer Lars Stindl. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, brachte Stindl nach seiner Einwechslung doch ganz neuen Wind. Ohnehin darf jeder VfL-Anhänger mittlerweile schon ein bisschen stolz auf die Zusammenstellung der Fohlenelf sein. Da immer mehr verletzte Spieler zurückkehren, offenbart der Kader mittlerweile seine wahre Stärke. Die Ersatzbank in München konnte zwar nicht ganz mit den Überflieger-Reservisten der Bayern mithalten – eine Bank mit Stindl, Patrick Hermann, Julian Korb oder Jonas Hofmann ist aber durchaus oberes Bundesliga-Drittel!

Zum Spiel an dieser Stelle nur so viel: Borussia spielte in der ersten Halbzeit zu ungenau. Weil aber auch der FC Bayern nur äußerst wenig Energie und Kreativität ins Spiel investierte, entwickelte sich ein lauer Sommerkick. In Halbzeit zwei sah das dann schon anders aus: Borussia nahm das Heft in die Hand, erspielte sich einige Möglichkeiten und glich verdient zum 1:1 aus. Ein wirklich engagierter und guter Auftritt der Fohlenelf, der letztlich vollkommen zurecht das pomadige Spiel der Bayern-Reservisten bestrafte. Herzblut schlägt Arroganz!

Im Stadion zeigten die Anhänger dann eindrucksvoll, wer im Stadion in Unterföhring den Ton angibt. Ein wirklich guter Auftritt, der einmal mehr unterstreicht, dass es in der Allianz-Arena meist eher ein Event als ein stimmungsvolles Fußballspiel zu sehen gibt.

Das gilt im Übrigen auch für die 8.000 sangesfreudigen Borussen. Bei bestem Wetter hatten sich viele Fans schon in den Morgenstunden in den Brauhäusern und Biergärten Münchens versammelt. Die Stimmung dürfte also bei vielen Fans schon vor dem Spiel prächtig gewesen sein. Im Stadion zeigten die Anhänger dann eindrucksvoll, wer im Stadion in Unterföhring den Ton angibt. Ein wirklich guter Auftritt, der einmal mehr unterstreicht, dass es in der Allianz-Arena meist eher ein Event als ein stimmungsvolles Fußballspiel zu sehen gibt.

Schlimmes Eventpublikum

Der Besuch in der Allianz-Arena ist tatsächlich Jahr für Jahr erschreckender. Nirgendwo ist die Diskrepanz zwischen guten, aktiven Fußball-Fans und geiernden, maulenden Fußball-Kunden so riesig wie im Stadion des Rekordmeisters. Der zentrale Heim-Block überzeugte uns auch dieses Mal wieder. Starke Mitmachquote, teilweise akzeptable Lautstärke – wobei schon klar ist, dass ein TV-Sender wie Sky ordentlich am Mischpult drehen muss, um diese „Atmosphäre“ ins Fernsehen zu transportieren.

Der gute Auftritt der aktiven Szene wird aber getrübt von über 60.000 waschechten Fußball-Kunden, die sich Wochenende für Wochenende ins Stadion verirren. Sympathisanten, die vor allem wegen des Events ins Stadion kommen und die pfeifen, wenn die eigene Mannschaft mit 1:0 in Führung und damit auf Meisterkurs liegt. Schlimm! Dementsprechend konnten wir uns auf dem Rückweg zu den Bahnen den einen oder anderen hämischen Kommentar in Richtung enttäuschter Kundenschar nicht verkneifen.

Das war’s aber mit den Bayern – jetzt kommt Bayer! Borussia hat nach dem kleinen Zwischenspurt gegen Hoffenheim und in München wieder eine komfortable Situation. Es wäre ein Wunder, wenn die Mannschaft tatsächlich den Einzug in die Champions-League-Quali schafft. Und genau als solches sollten wir Fans Platz vier auch ansehen. Also am Samstag ab nach Mönchengladbach und das Team nach vorne schreien.

2 Gedanken zu „Herzblut schlägt Arroganz

  • 2. Mai 2016 um 19:33
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    Ich war begeistert von unseren Fans. Wir haben Stimmung gemacht und wurden nur durch den Tonmeister mundtot gemacht. Erschreckend dieses Eventpublikum. Zuhause habe ich mir das Spiel auf dem Münchener Sender sky angesehen. Wir wurden in der ganzen Spielzeit nicht einmal gezeigt. 8.000 (!) Aufwärtsfans mit Riesenstimmung und kein Bild? Der Gipfel nach Spielende. Unsere Mannschaft kommt zu uns um mit uns zu feiern. Sky dreht den Stadionton ab und legt Musik über uns Fans. Das ist das erste Mal, dass mir das so krass aufgefallen ist. Ein Witz. Borussia sollte sich ein solches Verhalten von Sky nicht gefallen lassen und protestieren oder für die restlichen 2 Spiele keine Interviews geben. Oder gehört den Bayern jetzt auch schon Sky?????

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  • 5. Mai 2016 um 11:52
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    Wird sich nie ändern. Den Münchner Haussender deshalb auch zum Jahresende gekündigt.

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