Hütter-Vorbild Heri Weber: “Adi war als Spieler ein ziemlich lustiger Typ!”

Heribert “Heri” Weber ist Vorbild, Vertrauter und Freund von Adi Hütter. Grund genug sich einmal mit der österreichischen Trainer-Ikone über unseren neuen Mann der Seitenlinie zu unterhalten. Dabei rausgekommen sind nicht nur schöne Anekdoten für unsere aktuelle Podcast-Folge, sondern ein tolles Gespräch über die Motivation und den Berufsethos von Adi Hütter, aber auch über die Liebe zum Ausspannen auf der Almhütte.


Hallo Herr Weber. Wir freuen uns, dass das geklappt hat.
(lacht) Ja, gerne. Wenn es um Adi geht, habe ich immer Zeit…

Gut für uns. Schließlich liegt es auf der Hand, mit Ihnen zu sprechen, wenn wir uns mit Adi Hütter beschäftigen: Denn er nennt Sie in vielen Interviews ein „absolutes Vorbild“. Was macht das mit Ihnen?
Das ist aus meiner Sicht ein wenig übertrieben. Es freut mich aber natürlich, dass er mich so häufig erwähnt. Das liegt sicher auch an unseren gemeinsamen Erfolgen. Bei Austria Salzburg sind wir zwei Mal gemeinsam Meister geworden. Einmal gemeinsam als Spieler und einmal war ich einmal sein Trainer und er mein Kapitän.

Adi Hütter erzählt immer, dass er aus dieser Zeit von Ihnen vor allem den Ehrgeiz gelernt hat, weil Sie absolut kein Trainingsspiel verlieren konnten …
… das freut mich! Es stammt wohl noch aus meiner Zeit als Spieler. Bis ich 39 Jahre alt war, habe ich in der österreichischen Bundesliga gespielt. Auf meiner letzten Station als Spieler habe ich mit Austria Salzburg den ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte (Anm. d. Red.: im Jahr 1994) geholt und das UEFA-Pokalfinale erreicht. Da waren schon sehr gute Spieler dabei. Einer davon war Adi Hütter. 

Gemeinsam auf dem Platz: Adi Hütter (li.) und sein Idol Heri Weber (2.v.l.) im Trikot der Austria aus Salzburg beim UEFA-Pokal-Rückspiel gegen Inter Mailand (0:1-Niederlage).

Können Sie sich erinnern, was Hütter damals noch nicht konnte – also was Sie ihm später als Trainer noch beibringen mussten?
Ich musste ihm nicht viel beibringen. Er war ein sehr guter Kapitän damals, der die Kommunikation in der Mannschaft gefördert hat. Er hat private Treffen unter Mannschaftskollegen angeregt und organisiert. Da war damals klar, dass er schon als Spieler vieles hatte, was ihn heute auch als Trainer auszeichnet.

Hütters große Stärke ist also die Kommunikation?
Genau. Und die hat er schon als Spieler und Kapitän innerhalb der Mannschaft gefördert. Und wer sich auskennt, der weiß, wie wichtig Kommunikation innerhalb eines Teams ist. Das hat Hütter früh erkannt.

Und aus seiner Arbeit als Trainer weiß ich, dass er bis heute viele private Gespräche mit seinen Spielern führt. Das ist seine große Stärke. Nach kurzer Zeit weiß er, wie seine Spieler ticken. Dieses Wissen bestimmt seinen Umgang mit den Spielern. 

Wir haben tatsächlich in den vergangenen Tagen ähnliche Stimmen aus dem Verein Borussia Mönchengladbach gehört. Hütters Kommunikation scheint zu prägen…
Schon als Spieler hat er das gefördert. Und aus seiner Arbeit als Trainer weiß ich, dass er bis heute viele private Gespräche mit seinen Spielern führt. Das ist seine große Stärke. Nach kurzer Zeit weiß er, wie seine Spieler ticken. Dieses Wissen bestimmt seinen Umgang mit den Spielern. Adi hat aber natürlich auch noch andere Stärken: Etwa das Fachliche. Er bildet sich immer weiter. Da lässt er nichts aus. Er ist im Übrigen auch immer in der Lage, sich bei anderen etwas abzuschauen.

Nun kennen Sie Hütter schon knapp drei Jahrzehnte. Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit, in der Sie sich kennenlernten? 
Als er vor drei Jahrzehnten als junger Spieler zu Austria Salzburg kam, war ich Kapitän der Mannschaft und wir wurden Meister. Als junger Spieler hat Hütter in diesem Jahr sicher einiges dazu gelernt in einer sehr kampfbetonten Mannschaft, die national und international erfolgreich war.

Wie war Hütter als Spieler und Mensch damals: Eher ein ruhiger Zeitgenosse oder doch Partytyp?
(lacht) Dazu waren wir altersmäßig zu weit auseinander. Privat haben wir zu Beginn seiner Spielerkarriere eher wenig gemacht. Aber ich weiß, dass er nicht unbedingt ein ruhiger Typ war. Er war immer ein lustiger Typ – übrigens auch heute noch! Er vermittelt die Freude seinen Spielern. Weil er genau diese Freude braucht, um erfolgreich zu sein.  

Gibt es lustige Geschichten von damals, an die Sie sich zurück erinnern? Oder eben Stories, die Hütter aus Ihrer Sicht noch heute prägen?
Es gibt sicher Geschichten. Aber mir fällt jetzt nicht die eine Geschichte ein. Was ich sagen kann: Hütter ist jemand, der nichts dem Zufall überlässt. Er saugt alles auf und macht daraus etwas. Das hat aus ihm den Trainer gemacht, der mit Grödig aufgestiegen, dann mit Salzburg Meister geworden ist und anschließend auch bei Bern und Frankfurt große Erfolge hatte. 

Dennoch gab es am Anfang auch eine kleine Delle: In Österreich bei Altach ist er mehrfach Zweiter geworden und wurde dann entlassen…
Naja, das war seine erste Station. Da ist er entlassen worden, weil er Zweiter geworden ist. Zweiter werden kann aber passieren. Ist auch mir schonmal passiert (lacht). Bei Rapid Wien bin ich auch mal als Zweiter beurlaubt worden.

Ein richtiges Scheitern hat es in seiner Trainerkarriere bislang aus meiner Sicht nicht gegeben. Vergangene Saison hätte er mit Frankfurt sicher gerne die Champions League erreicht. Das ist ihm leider nicht gelungen, weil die letzten Spiele nicht so erfolgreich verlaufen sind. Er arbeitet allerdings immer weiter intensiv auf den Erfolg hin und freut sich jetzt auf seine Aufgabe bei der Borussia.

Doch so, wie Sie ihn bisher beschreiben, muss das mit seiner Akribie doch an ihm nagen. Von Ihnen hat er gelernt, nie verlieren zu wollen. Daher dennoch die Frage: Wie geht Hütter mit Scheitern und Gegenwind um?
Ein richtiges Scheitern hat es in seiner Trainerkarriere bislang aus meiner Sicht nicht gegeben. Vergangene Saison hätte er mit Frankfurt sicher gerne die Champions League erreicht. Das ist ihm leider nicht gelungen, weil die letzten Spiele nicht so erfolgreich verlaufen sind. Er arbeitet allerdings immer weiter intensiv auf den Erfolg hin und freut sich jetzt auf seine Aufgabe bei der Borussia. Im Übrigen glaube ich auch, dass ein zweiter Platz mit Borussia doch ein Erfolg wäre, oder?

Da wird Ihnen kein Fan widersprechen. Jetzt haben Sie schon gesagt: Hütter ist akribisch und überlässt nichts dem Zufall. Ist Hütter jemand, der einen klaren Karriereplan verfolgt?
Die letzten Jahre ist das schon so gelaufen. Da hat er nach zwei bis drei Jahren immer den Verein gewechselt, um neue Ziele zu verfolgen. Und jetzt eben von Frankfurt zu Gladbach. Aber Borussia ist natürlich schon ein Verein, der zu den Großen gehört. Auch wenn die ganz großen nationalen und internationalen Titel schon eine Weile her sind. Für Hütter ist es sicher ein Ziel, wieder ein wenig dahinzukommen, wo der Verein schonmal war. 

Das würden wir Fans uns natürlich wünschen. Dennoch stellen sich viele Fans die Frage: Ist Borussia ebenso wie Frankfurt für Hütter auch nur Durchgangsstation?  
Da gibt es keine ehrliche Antwort, die jetzt gilt. In ein paar Jahren kann sich sehr viel verändern. Man kann sicher nicht sagen, dass er jetzt für immer bei Borussia bleibt. Momentan ist es aber sein größtes Ziel, aus Borussia das Beste zu machen und großartigen fußballerischen Erfolg zu haben. Das verdient der Verein auch.

Uns ist natürlich auch klar, dass fünf Jahre im Fußball fast so wie fünfzig Jahre in anderen Branchen sind …
(lacht) Ja, so ist es vielleicht. Trainer, die zehn bis fünfzehn Jahre bei einem Verein bleiben, gibt es fast nicht mehr. Aber: Meistens dürfen Trainer solange ja auch gar nicht bleiben. 

Da haben sie Recht. Übrigens sind wir in der Recherche auf eine Szene von Sky Austria gestoßen, die es noch heute bei YouTube zu sehen gibt. Dort geraten Sie als TV-Experte mit dem damaligen Saluburg-Trainer Adi Hütter am Spielfeldrand ein wenig aneinander …
(lacht) Ach, sowas gibt es immer wieder. Er hat mit seiner Mannschaft gegen Celtic Glasgow gespielt und die Leistung war nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Das hat er anders gesehen. Wie man es als Trainer übrigens fast immer anders sieht – speziell im Falle einer Niederlage. Solche Streitgespräche, in denen jeder glaubt, Recht zu haben, gehören doch dazu. In diesem Fall habe ich allerdings Recht gehabt!

Das behaupten sie alle…
(lacht) Heute lachen wir beide drüber. Aber damals war es natürlich schon von beiden Seiten ernst. Wir waren unterschiedlicher Meinung, konnten uns das aber auch offen sagen – sogar vor TV-Kameras.

Kann Adi Hütter denn grundsätzlich mit Kritik umgehen?
Er steckt das unter einer Bedingung gut weg: Die Kritik muss konstruktiv und fair sein. Und eine Grundlage haben. Wenn das gegeben ist, dann lässt Adi Hütter die Diskussion zu – forciert sie manchmal sogar. Auch Interviews oder Gespräche mit Journalisten sind Hütters Stärke. Insofern finde ich schon, dass er mit Kritik umgehen kann.

Hütters erste Auftritte in Gladbach gehen in eine ähnliche Richtung: Auf seiner ersten Pressekonferenz sagte er, dass er sich mit der Kritik rund um sein Ende in Frankfurt sehr genau auseinandergesetzt habe und nun wisse, was er in manchen Situationen falsch gemacht habe…
Diese Reflexion macht ihn aus meiner Sicht aus! Ich finde seinen Umgang mit Kritik grundsätzlich hervorragend. Auch wenn es manchmal von außen nicht so wirkt, aber sie lässt ihn nie kalt, er denkt darüber nach. Aber er macht sich auch nicht zu viel daraus, wenn er sie für unbegründet hält.

Das braucht es im aktuellen Geschäft sicher auch. Kommen wir aber zu diesem Sommer. Sie haben uns im Vorgespräch erzählt, dass sie erst kürzlich gemeinsam Urlaub gemacht haben. Wie macht unser neuer Trainer denn Urlaub?
Mit dem Handy im Wald! (laut lachend) Er war bei uns auf der Alm und ist stundenlang mit dem Handy über die Wiesen gelaufen, weil er mit seinen Spielern telefoniert hat. Unter anderem mit Schweizer Spielern wie Breel Embolo.

Die Beschreibung „mit dem Handy im Wald“ gefällt uns …
(lacht) Sogar barfuß! Barfuß mit dem Handy im Wald! Worum es aber in den Gesprächen mit den Spielern ging, weiß ich nicht. Dafür war er auch zu schnell unterwegs (lacht).

Ein schönes Bild! Hütter nutzt die Natur als Entspannungsort.
Genau. Wir haben uns auch viel unterhalten und versucht, wenig über Fußball zu sprechen. Aber gemeinsame Erinnerungen kommen dann schon immer wieder zur Sprache. Aber wir hatten eine gute Zeit. Seine Frau war auch mit hier auf der Alm. 

Laudation unter engen Vertrauten: Weber (li.) ehrt seinen Freund Adi Hütter auf der “Brunogala” 2019 mit dem Ehrenpreis für seine Leistungen als Coach der Frankfurter Eintracht.

Wenn er im Urlaub mit Spielern spricht: Entspannt er dann nie so richtig?
Es war trotzdem eine entspannende Zeit für ihn, die er genossen hat!

Hat Hütter neben dem Fußball weitere Interessen, Leidenschaften oder Hobbies?
Da gibt es echt nicht vieles, was da neben noch Platz hat. Der Fußball und das Trainersein ist schon ein 24-Stunden-Job. Adi Hütter ist immer irgendwie Trainer. Das geht vielen seiner Kollegen aber genauso in dem Geschäft. Da bleibt nicht mehr viel Platz für Anderes. Hier im Urlaub haben wir aber mal über Gott und die Welt gesprochen und sind sehr viel spazieren gegangen.

Haben Sie denn am Rande schonmal mit ihm über Borussia gesprochen?
Wenig! Das wird vielleicht auch manchmal zu hoch gehangen. Nach den Spielen seiner Mannschaft rede ich manchmal mit ihm über die Leistung. Wenn er es möchte, sage ich ihm dann meine Meinung. Wenn er das aber nicht möchte, sage ich eben nichts. Ich mische mich da natürlich nicht ständig ein. Für seine Karriere und die Arbeit braucht er mich ja nicht. Dennoch freue ich mich natürlich immer, wenn es Anfragen wie Ihre zu dem Podcast gibt. Weil Adi einfach ein toller Mensch ist.

Ich traue ihm immer viel zu, wenn ich auf seine Meisterschaft in Bern oder seine großartigen Spiele zurückschaue. Aber man sollte auch nicht immer nur auf Platzierungen schauen, sondern auch sehen, mit welchem tollen Fußball er das alles erreicht hat. 

Gegen Ende müssen wir natürlich noch folgende Frage stellen: Was trauen Sie Hütter bei der Borussia zu?
Ich traue ihm immer viel zu, wenn ich auf seine Meisterschaft in Bern oder seine großartigen Spiele zurückschaue. Aber man sollte auch nicht immer nur auf Platzierungen schauen, sondern auch sehen, mit welchem tollen Fußball er das alles erreicht hat. 

Beschreiben Sie seinen Stil doch einmal.
Er lässt einen wunderschönen, offensiven Fußball spielen. Seine Spiele bei Frankfurt habe ich immer gerne gesehen! Wenn er das in Gladbach schafft, dann werden Sie Freude haben und mit Sicherheit auch etwas erreichen. Eine gute Mannschaft hat Borussia. Mit Adi Hütter haben Sie nun die Möglichkeit, besser dazustehen als in der vergangenen Saison. 

Sie erwarten fußballerische Entwicklung und eine bessere Platzierung als vergangene Saison. Auf welchem Tabellenplatz sehen Sie Borussia im Mai 2022?
(lacht) Solche Tipps habe ich nie abgegeben. Das lasse ich auch dieses Mal.

Wir mussten es versuchen …
Natürlich. (lacht) Ich hoffe für Adi, dass er das umsetzen kann, was er sich vorstellt. Das ist das Wichtigste.

Der Antreiber und sein Kapitän bei Austria Salzburg: Adi Hütter (obere Reihe, 2.v.l.) und Heri Weber (untere Reihe, 2.v.l.) vor einem Europapokal-Spiel in Mailand 1994.

Vielen Dank für das aufschlussreiche und spannende Gespräch. Es hat Spaß gemacht. 
Immer gerne. Sowas macht doch Spaß. Zumal wenn man zwischendurch noch lachen kann. 

Das gehört dazu!
Und ist ganz, ganz wichtig. Wichtig ist aber auch, das merkt meine Frau aus dem Hintergrund grade an, dass Adi die Unterstützung der Borussia-Fans hat. Und ich glaube, dass sein Spielstil dafür genau der Richtige ist. Und lassen Sie mich zum Abschluss noch eine Sache sagen…

Immer raus damit!
Max Eberl hat sich selten bei einem Trainer getäuscht. Ich glaube, dass er lange überlegt hat, welcher Trainer kommen soll und sich dann für Adi Hütter entschieden. Das sagt einiges aus. 

Ein schönes Schlusswort an die Fans und über unseren Manager. Danke. Haben Sie weiterhin einen schönen Urlaub.


Das Interview mit Heri Weber war Teil unserer aktuellen Podcast-Folge bei “MitGeredet.”, in der wir mit ganz unterschiedlichen Menschen gesprochen haben, die mit Adi Hütter beruflich, privat oder aus der Fan-Perspektive Erfahrungen gemacht haben. Herausgekommen ist ein Portrait unseres neuen Trainers mit einer Mischung aus kritischen Stimmen, nüchterner Betrachtung seiner Arbeit und persönlichen Geschichten

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Fotos zu diesem Beitrag: Imago Images für Onefootball.

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