Interview: “Borussia fliegt in Italien völlig unterm Radar!”

Nur zwei Wochen nach unserem letzten Spiel gegen die AS Roma trifft Borussia wieder auf die Italiener. Gesprächsstoff gibt es genügend: das enge sportliche Geschehen, die Geschehnisse im Gästeblock beim Hinspiel sowie den Vergleich zwischen deutschem und italienischem Fußball. Wir haben uns mit Markus Schmalbach, einem in Italien lebenden Borussia-Fan, über die vielen Themen unterhalten!


Markus, stell Dich unseren Leserinnen und Lesern doch bitte kurz vor!

Mein Name ist Markus Schmalbach, ich stamme aus Meerbusch, bin 1966 geboren und habe mich – wie so viele Weggefährten – in den glorreichen Siebzigern der Borussia verschrieben. Mein erstes Spiel auf dem Bökelberg war ein 4:1 gegen die Bayern. Bis heute folgten unzählige weitere Live-Spiele. Leider habe ich nie Statistik über die genaue Anzahl geführt. Vereinsmitglied bin ich seit 1989, also genau 30 Jahre. Mein Zuhause im Stadion ist Block 16, mittlerweile eher im (leider sehr „touristisch“ besetzten) oberen Bereich.

Heute wohnst du in Italien. Wie kam es dazu?
1997 zog es mich beruflich dorthin, zunächst vor dem Hintergrund, ein wenig Auslandserfahrung zu sammeln. Stattdessen wurde ich dort schnell heimisch und bin bis heute geblieben. Vor knapp zehn Jahren gründete ich mit ein paar Verbündeten den „Borussia Supporters Club Italia“, der als „Auffangbecken“ für alle Italiener mit Faible für die einzig wahre Borussia dient. Mittlerweile sind wir 20 Mitglieder, deren Herkunft von Udine bis Neapel reicht und in dem ich der einzige Deutsche bin.

Wie oft kommst du bei einer solchen Distanz denn dazu, Borussia-Spiele im Stadion zu sehen?
Beruflich bedingt variiert das leider. Zuletzt hatte ich einen langfristigen Auftrag in Deutschland, da war ich wieder sehr häufig live dabei. Diese Saison glänze ich bedauerlicherweise mehr durch Abwesenheit. Ich würde sagen, im Durchschnitt dürfte ich pro Saison auf ungefähr 12 bis 15 Spiele gekommen sein. Aber für dieses Jahr gilt leider das Favre-Mantra: „Es wird sehr schwer.“

Markus Schmalbach, Borussia-Fan aus Italien

Sympathisierst du eigentlich auch mit einem italienischen Verein?
Nein. Als ich nach Italien gezogen bin, war ich durchaus gewillt, mir einen Zweitverein zuzulegen. Dementsprechend habe ich mich, wann immer es der Beruf zuließ, auf Serie A und Serie B-Spiele gestürzt. Aber das Stadionerlebnis war meist ernüchternd. Wenig attraktiver, defensiv und taktisch geprägter Fußball, marode Stadien, hohe Eintrittspreise, zunehmend leere Ränge. Und bei brisanten Spielen eine sehr hohe Gewaltbereitschaft und später dann personalisierte Tickets. Am ehesten entsprach noch Udinese meinen Vorstellungen, weil dort ähnliche Voraussetzungen wie in Mönchengladbach herrschten. Es ist eine verhältnismäßig kleine Stadt, der Fokus liegt auf jungen Spielern und die Fans sind leidenschaftlich. Je mehr ich über diesen Club erfuhr, desto klarer wurde mir aber, dass hinter Udinese fast ausschließlich wirtschaftliche Interessen stecken.

Das heißt, du hast heute kaum Berührungspunkte mit dem italienischen Fußball?

Dadurch, dass meine beiden Söhne in Nachwuchsleistungszentren italienischer Profiklubs ausgebildet wurden und werden, habe ich mehr Gelegenheit als mir lieb ist, einen Blick hinter die Kulissen des nationalen Fußballgeflechts zu werfen. Ich werde mich diesbezüglich sicher nicht um Kopf und Kragen reden. Aber die allgemeine Gemengelage trägt definitiv nicht dazu bei, meine Begeisterung für den italienischen Fußball zu steigern. 


Kommen wir zu Borussia und ihrem Gastspiel in Italien vor zwei Wochen. Der heftige Polizeieinsatz hat bei uns einige deutliche Reaktionen hervorgerufen. Gab es in Italien ein ähnliches mediales Echo?

Nein. In der hiesigen Berichterstattung stand der unberechtigte Handelfmeter und der damit aus italienischer Sicht geklaute Sieg im Vordergrund. Die wenigen Presseberichte, die es in Sachen Fans gab, beriefen sich auf die Pressemitteilung der Behörden und gaben die nackte Zahl der Verhaftungen und die vermeintlichen Verfehlungen der jeweiligen Personen wieder. Eine vereinsnahe Fanpage ging ebenfalls nur auf die Festnahmen ein, ohne auf die Hintergründe zu blicken.

Hat Dich das überrascht?
Ehrlich gesagt nein. Welcher italienische Journalist sollte Interesse daran haben, irgendwelche Vorfälle, die abseits jeder Öffentlichkeit hinter dem Gästeblock stattfanden, aufzuarbeiten? Niemand hat davon etwas mitbekommen.

Wie erklärst Du dir das?
In einer Hauptstadt wie Rom, in der jeden Tag unzählige Dinge passieren, darüber hinaus gleich zwei Mannschaften im Rhythmus englischer Wochen um Aufmerksamkeit konkurrieren, ist jede Meldung am darauffolgenden Tag bereits überholt. Um mehr Öffentlichkeit zu erlangen bedarf es schon solch Unterbelichteter wie den Idioten, die im Rahmen des Auswärtsspiels von Feyenoord Rotterdam den denkmalgeschützten Brunnen an der Spanischen Treppe demolierten.

Ich fürchte, die UEFA wird damit beschäftigt sein, die Anzahl der Pyrostangen zu ermitteln, damit genügend Geld in die Kasse fließt. Aber wie gesagt: Das ist Polemik, kein Wissen. 

Markus Schmalbach

War die Polizeigewalt gegen Borussias Anhang vielleicht auch die Folge schlechter Erfahrungen mit Auswärtsfans anderer Vereine?
Aus meiner Sicht schon. Dazu muss man wissen, dass die damalige Oberbürgermeisterin die Polizei ausdrücklich für ihr nicht resolutes Vorgehen gegen die Fans von Feyenoord Rotterdam getadelt hat. Dementsprechend wurden beim Besuch von Eintracht Frankfurt vor einem Jahr in der Stadt dann unter anderem Wasserwerfer eingesetzt. Die waren bei unserem Auswärtsspiel nicht dabei, dafür wurde der Fanmarsch ausdrücklich untersagt. Ich denke, sowohl die Auftritte von Feyenoord als auch von Frankfurt  werden einen Rolle gespielt haben. Zumindest der Bezug zum Gastspiel der Eintracht wurde mir von den Einsatzkräften in Rom explizit bestätigt.

Haben sich die Polizei oder der Verein AS Rom im Nachgang eigentlich mal erklärt? 
Nicht, dass ich wüsste. Aus römischer Sicht haben Ordnungsdienst und Polizei ja alles richtig gemacht. Stadt und Stadion wurde vor den „deutschen Vandalen“ geschützt, so dass es für die Bevölkerung zu keinen wesentlichen Beeinträchtigungen kam. So oder so ähnlich wird der Auftrag wohl gelautet haben. 

Und hinter den Kulissen? 
Die Situation beim Einlass, Pyrotechnik und auch die Schwierigkeiten nach dem Spiel wurden, soviel ich weiß, protokolliert. Welche Aufmerksamkeit ein solcher Bericht findet, entzieht sich ebenso meiner Kenntnis wie die Wirkung einer eventuellen Anfrage/Beschwerde Borussias. Ich habe diesbezüglich aber wenig  bis gar keine Erwartungen. Oder habt Ihrirgendwelche Erkenntnisse, dass das Rumoren nach den Vorfällen von Istanbul auch nur ansatzweise zu Konsequenzen geführt hätte?

Bisher nicht wirklich.
Ich fürchte, die UEFA wird damit beschäftigt sein, die Anzahl der Pyrostangen zu ermitteln, damit genügend Geld in die Kasse fließt. Aber wie gesagt: Das ist Polemik, kein Wissen. 

Du warst beim Spiel, hast Borussias Fan-Offizielle als Übersetzer unterstützt. Wie siehst Du persönlich die Vorkommnisse mit etwas Abstand?
Ich kann über das Vorgehen weiterhin nur den Kopf schütteln. Es gab den ganzen Tag über Abweichungen von den Vereinbarungen, die in der Sicherheitsbesprechung mit allen Beteiligten getroffen und schriftlich protokolliert wurden. Man kann dies als Nachlässigkeit oder als bewusste Provokation interpretieren. In jedem Fall kann man sich diese Sitzungen eigentlich sparen, wenn umfangreiche Zuwiderhandlungen überhaupt keine Konsequenzen nach sich ziehen.

Kannst Du bei den „Abweichungen von Vereinbarungen“ etwas konkreter werden? 
Die Blocksperre nach dem Spiel war kommuniziert und wenig überraschend. Dieses Prozedere, ob sinnvoll oder nicht, ist ja von allen anderen internationalen Auswärtsspielen bekannt. Diese Sperre allerdings komplett aufzuheben, um sie dann an einer viel engeren Stelle, nämlich am Treppenaufgang, per Polizeikette wieder aufzunehmen und sie stundenlang aufrecht zu erhalten, war ein organisatorisches Desaster und selbstverständlich nicht abgesprochen. Es ist nur dem bewundernswert besonnenen Verhalten der überwältigenden Mehrheit aller Fans zu verdanken, dass es nicht zur einer Massenpanik und einer Unzahl an Verletzten kam. Dies gilt auch für die darauffolgende Situation am Ausgang. Denn dort musste ja nochmal – in meinem Fall rund 45 Minuten – in strömendem Regen auf die Shuttle-Busse gewartet werden. Chapeau an alle, die trotz der katastrophalen Umstände ruhig geblieben sind!

Verständlicherweise wurde ich – als Dolmetscher mit einer UEFA-Weste ausgestattet und insofern als „Offizieller“ identifizierbar – von einigen Borussen verbal angegangen und beschuldigt, nichts zu unternehmen. Da ich normalerweise ebenfalls auf und nicht vor der Treppe gestanden hätte, kann ich den Ärger absolut nachvollziehen.

Markus Schmalbach

Du warst in offizieller Funktion vor Ort. Wie sind Dir unsere Fans in dieser Extremsituation begegnet?
Verständlicherweise wurde ich – als Dolmetscher mit einer UEFA-Weste ausgestattet und insofern als „Offizieller“ identifizierbar – von einigen Borussen verbal angegangen und beschuldigt, nichts zu unternehmen. Da ich normalerweise ebenfalls auf und nicht vor der Treppe gestanden hätte, kann ich den Ärger absolut nachvollziehen. Insbesondere die Wut auf die UEFA, deren Leibchen ich nun einmal trug. Aber …

Aber? 
Ich will euer Millionenpublikum (grinst) nutzen, um eine Lanze für die Fanbeauftragten und den Ordnungsdienst der Borussia zu brechen. Wer denkt, die lokalen Behörden oder der gastgebende Klub würden sich irgendetwas von den Mitarbeitern der Gastvereine sagen lassen, verkennt leider die Realität. Erstens gibt es dafür keinen Auftrag, zweitens keine Befugnis und drittens keine Bereitschaft. Borussias Mitarbeiter haben sich aus meiner Sicht aber trotzdem viel mehr ins „Getümmel“ gestürzt, als dies nötig und sinnvoll war. Wohin das führen kann, hat die völlig willkürliche Festnahme eines Mitarbeiters gezeigt. Aufgrund meiner Dolmetscher-Funktion war ich bei vielen der wirklich zahlreichen Vermittlungsversuche dabei. Leider stießen die Bitten auf taube Ohren. Lediglich die Uniformierten an der Treppe waren angesichts der zunehmenden Panik vereinzelt bereit, Frauen und Kinder vorzeitig durchzulassen.

Passierte abseits des „Getümmels“ noch etwas?
Ich kann versichern, dass sich Borussias Geschäftsführung und die UEFA einen persönlichen Eindruck verschafften und im Hintergrund die Drähte heiß liefen. Auch wenn man es sich als Fan anders wünschen würde: Mehr kann in diesem Moment nicht geleistet werden. 

Hast Du mit etwas Abstand eine Erklärung für das Vorgehen der Polizei?
Im Laufe des Abends bin ich ja mit vielen verschiedenen Einsatzkräften ins „Gespräch“ gekommen. Insgesamt wurden mir drei verschiedene Gründe für das Vorgehen der Polizei nach dem Spiel genannt: Das Ausbleiben der Busse, Konsequenzen aus den Erlebnissen mit Eintracht Frankfurt und das Rausfiltern der Personen, die durch Vermummung, durch das Zünden von Pyrotechnik oder zuvor in der Stadt auffällig geworden waren.

Und an welche Erklärung glaubst Du?
Auch wenn mir das erste Argument zunächst fadenscheinig erschien, war es wohl tatsächlich ein Mix aus allem. Das rechtfertigt allerdings keinesfalls die Vorgehensweise, Menschen auf eine Treppe zu lotsen, sie dort zusammengepfercht verharren zu lassen und dann scheibchenweise in 200 Menschen großen Gruppen zu entlassen.

Im Nachhinein wurde häufig das Argument angebracht, so ein Polizeieinsatz sei in Italien, Spanien oder Griechenland „eben üblich“. Ist das so?
Darüber könnte ich ein vermutlich mehrstündiges Referat halten, das würde den Rahmen aber bei weitem sprengen. Um es also kurz zu machen: Ja. Ich werde oft nach den Unterschieden zwischen Deutschland und Italien gefragt. Eine meiner saloppen Antworten ist dann immer: „Während in Deutschland – manchmal zu viel – differenziert wird, gibt es in Italien nur Anarchie oder Todesstrafe“.

Wie genau meinst Du das? 
Mit dieser überspitzten Formulierung meine ich nichts anderes, als dass Du Dir in Italien sehr lange sehr viel herausnehmen kannst. Wenn dann aber das Bewusstsein umschlägt – wie im Fußball aufgrund der vielen Messerstechereien und sogar tödlichen Schüsse auf rivalisierende Fangruppen längst geschehen – dann übst Du Dich besser in Demut und Zurückhaltung. Denn wie wir alle schmerzlich erfahren mussten, macht sich in den entsprechenden Situationen niemand die Mühe, zwischen Gut und Böse zu differenzieren. Da gilt dann einfach die Devise, dass das größere Ziel jede noch so drastische Maßnahme rechtfertigt. Wer damals in Barcelona war, hat dort ähnliche Verhaltensweisen beobachten können. Allerdings in deutlich geringerem Ausmaß. 

Unsere Mannschaft nach dem “verdienten” Ausgleichstreffer von Lars Stindl in Rom (Foto: Paolo Bruno/Getty Images)

Kommen wir zum Sport: Borussia ist Tabellenführer in der Bundesliga. Wie sieht die italienische Öffentlichkeit unseren Klub?
Borussia fliegt in Italien völlig unter dem Radar. Ob Tabellenführer oder nicht. Die meisten Leute kennen uns nicht mehr oder nur, weil die Stadt über einen für Italiener völlig unaussprechlichen Namen verfügt. Nur wenige ältere Fußballfans erinnern sich an die glorreichen 70er. Dann glänzen allerdings sofort die Augen. Der römische Shuttle-Fahrer beschrieb mir beispielsweise sein erstes Trikot: unser Meistertrikot von 1971. Und er erzählte begeistert, dass Rainer Bonhof sein absoluter Lieblingsspieler gewesen sei. Er habe damals das Endspiel gegen Liverpool im Stadion gesehen. Das ist aber die Ausnahme und Begeisterung eines Einzelnen mit der Gnade des Frühgeborenen.

Jüngere Fans nehmen Borussia also nicht wahr?
Nein. Dazu eine Anekdote: Als ich in Rom eine Restaurant-Reservierung für eine größere Gruppe vornahm, kam die Reservierungsbestätigung adressiert an Borussia Dortmund zurück. Schwarzgelb ist hier noch ziemlich präsent – auch aufgrund des CL-Finals gegen Juventus. Etwas Blechernes würde unserer Borussia also sicherlich nicht schaden – auch damit die Nordkurve nicht in Überalterung untergeht (grinst).

Kurz noch einmal zurück: Warum wird Borussia denn so wenig wahrgenommen. Immerhin war unser Klub in den vergangenen Jahren mehrfach europäisch dabei …
Das hängt im Wesentlichen mit der Champions League zusammen. Die Europa League findet zwar statt, wird von manchem Verein auch ernst genommen, aber den italienischen Fan juckt das kaum. In Italien dreht sich medial eigentlich alles um Juventus Turin. Ähnlich wie es in Deutschland mit den Bayern gehandhabt wird. Da kannst Du noch so lange Tabellenführer sein. Nehmt doch nur die Berichterstattung vom Wochenende als Beispiel. Die kicker-Schlagzeile lautete nicht etwa: „Borussia baut Tabellenführung aus“, sondern: „Borussia profitiert vom FCB-Debakel“. Absurd.

Kommen wir nochmal zurück zur AS Roma. Die plagen weiterhin große Verletzungssorgen. In der Liga liegt sie sieben Punkte hinter Tabellenführer Juve. Wie siehst Du das Team?
Wer italienische Mannschaften unterschätzt, ist schon mit einem Fuß auf der Verliererstraße. Mit Dzeko und Zaniolo hat Roma zwei sehr kopfballstarke Spieler, die jederzeit eine Standard-Situation erfolgreich abschließen und ein Spiel entscheiden können.

Wen siehst du als Favoriten: Borussia oder die Roma?
Eigentlich sehe ich die beiden Teams gleichauf. Roma hat am Wochenende 2:1 gegen Vizemeister Napoli gewonnen. Siegtor durch Handelfmeter. Aber wir sind Spitzenreiter der Bundesliga und das, obwohl die halbe Mannschaft verletzt ist. Der momentane Glaube des Teams erscheint so unerschütterlich, dass ich Borussia psychologisch im Vorteil und damit trotz größerer individueller Klasse der Roma leicht vorne sehe. 

Wie viele Fans werden die Roma denn begleiten?
Soviel ich weiß, sind rund 1.300 Gästetickets verkauft worden. Sicherlich werden auch noch ein paar in Deutschland lebende Italiener in anderen Blöcken sitzen. Aber die AS Roma ist „nur“ der fünfte Club auf der italienischen Beliebtheitsskala. Selbst wenn mein Blick wesentlich durch das norditalienische Umfeld geprägt ist, so steht doch außer Zweifel, dass Juve, Inter, Milan und Napoli über eine größere Anhängerschaft verfügen. Grundsätzlich ist die Anzahl der Auswärtsfahrer aber wesentlich geringer als in Deutschland. Eine Sache liegt mir am Herzen …

Und zwar? 
Aus meiner Sicht sollten wir den italienischen Mitreisenden nicht mit Hass oder Rachegelüsten begegnen, sondern ganz im Gegenteil zeigen, wie ein tolles Stadionerlebnis aussehen kann. Die römischen Fans mit den Vorfällen aus Rom nichts zu tun haben. 

Markus Schmalbach mit Roma-Legende Francesco Totti

Kurz vor dem Ende noch schnell zu den Fans:  Wie siehst Du denn das Verhältnis der römischen Fans zu Ihrem Verein?
Der Verein ist ja in der Hand amerikanischer Investoren.Die Zeiten eines Franco Sensi, der den Verein im typischen Stile eines italienischen Patron führte, sind definitiv vorbei. Damit ist auch das Verhältnis der Fans zu Ihrem Club etwas erkaltet, erst recht seitdem die Vereinslegenden De Rossi und insbesondere Francesco Totti den Club verlassen haben oder mussten. Letzteren habe ich übrigens noch mitten in der Nacht auf dem nicht enden wollenden Fußweg von der Zwangsverfrachtung zum Hauptbahnhof zurück zu meinem Hotel in Nähe des Stadio Olimpico getroffen. Totti war nicht einmal im Stadion. Früher undenkbar!

Zum Abschluss: Was tippst du am Donnerstagabend?
Zwischen zwei ähnlich starken Mannschaften entscheidet wie immer die Kaltschnäuzigkeit in den ausschlaggebenden Momenten. Borussia hat gerade erst in Leverkusen bewiesen, dass sie diese Kaltschnäuzigkeit hat. Rom wird uns zu schaffen machen, aber dank der momentanen mentalen Stärke setzt sich die mannschaftliche Geschlossenheit Borussias am Ende mit 2:1 gegen die individuelle Klasse der Römer durch.

2:1. Damit könnten wir leben. 
Ach, was sage ich?! 3:1, Wir gewinnen 3:1, weil wir in der Schlussoffensive der Römer noch den entscheidenden Konter setzen (lacht). 

Markus, wir bedanken uns ganz herzlich für Deine Zeit und die vielen offenen Worte!

Fotos zu diesem Beitrag: Paolo Bruno/Getty Images

3 Gedanken zu „Interview: “Borussia fliegt in Italien völlig unterm Radar!”

  • 7. November 2019 um 7:25
    Permalink

    „…drei verschiedene Gründe für das Vorgehen der Polizei nach dem Spiel genannt: Das Ausbleiben der Busse, Konsequenzen aus den Erlebnissen mit Eintracht Frankfurt und das Rausfiltern der Personen, die durch Vermummung, durch das Zünden von Pyrotechnik oder zuvor in der Stadt auffällig geworden waren.“

    Das sollte als Begründung reichen. Und jetzt kann man das Thema auch journalistisch begraben. Heute Abend mit einem 3:1 antworten und gut ist.

    P.S.
    Welche Konsequenzen hat eigentlich die Borussia angekündigt, damit vermummte, kriminelle Fackler, Zündler und Vereinsschädiger, die sich gerne Fans nennen aber die Hauptverantwortung für den römischen Polizeieinsatz tragen, zur Verantwortung gezogen werden?

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert