Keine Trainer-Diskussion!

Nach zwei katastrophalen Spielen diskutiert die Fanszene. Nicht über den Support der Mannschaft, nicht über den mangelnden Einsatz der Jungs auf dem Rasen. Nein! Sie diskutiert über die Zukunft des Trainers. Ein Kommentar.

„Abgerechnet wird am Schluss“ ist eine der abgedroschensten Phrasen im Fußballgeschäft. Gleiches gilt für die Erkenntnis, dass Fußball ein Ergebnissport sei. Dennoch sind beide Weisheiten wichtig, wenn wir André Schuberts Arbeit bewerten. Natürlich agiert auch der Trainer momentan mehr als unglücklich. Auch wir haben ihn in einigen Nachberichten schon zur Genüge kritisiert. Mal stellt er den besten Innenverteidiger im defensiven Mittelfeld auf, dann sorgt er mit seinen Auswechslungen für Stirnrunzeln. Eine Handschrift ist auch nicht wirklich erkennbar. Kurzum: Schubert muss sich steigern – wie aber die ganze Mannschaft.

Die Fohlenelf wird – aller Voraussicht nach – am Ende der Spielzeit auf Platz vier bis sieben stehen. Wobei Platz sieben wohl auch für die Europaleague-Qualifikation reichen wird. Dass der dritte Platz aus der vorangegangenen Saison kaum zu wiederholen sein würde, sollte doch allen klar gewesen sein. Der siebte Platz wäre eine ordentliche, der vierte Platz eine sensationelle Leistung am Ende einer kräftezehrenden Saison. Zumal Schuberts Arbeit nicht in einer langen Vorbereitung begann, in der er die Mannschaft formen konnte. Sie begann auf Platz 18. Wir hatten damals null von möglichen fünfzehn Punkten geholt. Er startete also mit einem gewaltigen Rückstand. Das Argument, dass Schubert ausschließlich von Favres Arbeit profitiere ist nicht stichhaltig, weil es nicht seriös ist. Es ist nicht überprüfbar. Man wird nie herausfinden ob auch Favre aus der Krise herausgefunden hätte. Der Rücktritt wird seine Gründe gehabt haben. Das Argument ist respektlos gegenüber einem Mann, der die Mannschaft kurzfristig aus einer schwierigen Phase geleitet hat.

Es gibt immer wieder Kritiker, die sagen, dass Schubert die Mannschaft nicht weiterentwickelt habe. Das stimmt nur bedingt. Vielfach sagen das nämlich genau die Leute, die auch schon unter Favre gemeckert haben: zu viele Querpässe, zu viel Sicherheitsfußball und zu wenige Torchancen gemessen an den hohen Ballbesitzwerten. Schubert hat den Offensivfußball weiterentwickelt. Er enthält mehr Überraschungsmomente, ist variabler geworden und zahlt sich in Form von 59 geschossenen Toren aus. Das sind im Schnitt fast zwei Tore pro Spiel. Und auch hier sei auf die fehlenden fünf Spiele zu Saisonbeginn verwiesen. Natürlich haben wir neben der drittbesten Offensive auch die fünftschlechteste Defensive. Es fehlt oftmals an der Balance im Spiel. Das wäre die nächste Aufgabe, die anzugehen ist. Dazu braucht es aber Zeit und eine vernünftige Vorbereitung. Schubert hat es geschafft dem Team in einer wahnsinnig schwierigen Phase Struktur und Selbstvertrauen zu geben. Wieso soll er die nächste Aufgabe – die Balance zu finden – nicht auch meistern? Zumal es in den letzten beiden Spielen nicht nur an der Defensivleistung lag. Das gesamte Spiel krankte. Die Spieler hatten nicht die nötige Einstellung. Das geht nicht alleine auf die Kappe des Trainers! Die Umstellungen haben auch uns verwundert – oder gar verärgert. Viel mehr verärgert hat uns aber der mangelnde Wille der Jungs. Das können die besser. Das werden sie auch wieder zeigen. Auch unter Schubert!

Eben die erwähnten Umstellungen im System haben die meisten Diskussionen entfacht. Wieso musste Christensen aus der Innenverteidigung ins defensive Mittelfeld? Ist eine Dreierkette wirklich eine adäquate Dauerlösung? Warum wird so oft im Spiel das System gewechselt? Das alles sind die Fragen, die uns in den letzten Tagen beschäftigt haben. Es wäre interessant Schuberts Sicht der Dinge zu hören. Aber es ist nicht die Aufgabe eines Trainers, jede Umstellung und jeden Wechsel zu erklären. Ohne einen Einblick in die tägliche Trainingsarbeit sind solche Maßnahmen nicht zu bewerten. Wir sollten uns also auf die Einschätzungen des Trainers verlassen. Und wer davon nicht überzeugt ist, der sollte den Einschätzungen des Architekten der Borussia vertrauen: Maxi Eberl. Der stellte am Montagabend bei der alljährlichen Jahreshauptversammlung ja öffentlichkeitswirksam fest: Schubert bleibt! Zumindest so lange, wie Eberl von ihm überzeugt ist.

Wir Fans dagegen sollten uns daher wieder auf das Besinnen was wir können: Fußball gucken, Lärm machen, den Verein unterstützen. Für Borussia. Denn das hat ja auch unser Kapitän gefordert: Volle Rückendeckung für die Fohlenelf. Ihn hat Schubert übrigens auch weiterentwickelt. Oder wie lange hat er es bis zum Ingolstadt-Spiel geschafft sich keine Gelbe Karte mehr einzuhandeln? Verein und Mannschaft brauchen Ruhe im Saisonendspurt.

Also: keine Diskussionen um den Trainer. In dieser Frage muss Eberl das nötige Vertrauen gegeben werden. Und der kann es besser beurteilen als wir. Wie heißt es noch einmal so schön? Abgerechnet wird am Schluss!!

Foto: Torfabrik

8 Gedanken zu „Keine Trainer-Diskussion!

  • 20. April 2016 um 15:26
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    Endlich mal ein sachlicher Kommentar, der mit den unerträglichen Schubert-Nörgeleien aufräumt. So ist die Schubert-Kritik sachlich, damit kann sicher auch AS gut umgehen. Danke dafür.

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  • 21. April 2016 um 7:14
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    Sehe ich genauso. Allerdings, ja, diese in meinen Augen manchmal unnötigen Umstellungen wie z. B. Christensen in Hannover sehe ich auch kritisch. Gut finde ich allerdings, dass man tatsächlich im System variabler geworden ist. Und in Hannover konnte man sehen, dass 1. die Mannschaft einen sehr schlechten Tag erwischt hatte (das war fast schon kollektiv schlecht) und 2. dass 96 ja überhaupt nichts zu verlieren hatte! So spielt man doch befreit auf. Am Ende, wenn man so gut wie sicher abgestigen ist, da ist es doch egal, ob man nun mit einer Tordifferenz von -10 oder -15 absteigt… von daher hatte ich schon im Vorfeld 96 für einen sehr gefährlichen Gegner gehalten. Mit Recht. Enttäuscht war ich trotzdem – von der Leistung unserer Mannschaft. Die können das in der Tat besser! Nun wollen wir mal hoffen, dass die letzten vier Spiele versöhnlich über die Bühne gehen und wir uns am Ende vielleicht doch über Europa freuen können. Noch sollten wir nicht vergessen, wo wir herkommen!!!

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  • 21. April 2016 um 10:00
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    Gute Darstellung der Lage. Man sollte noch hinzufügen, dass wir auch auswärts tolle Spiele gemacht haben – ohne Ergebnis allerdings. In Mainz 60 Minuten klar dominant, an Karius gescheitert; in Wolfsburg 80 Minuten überlegen, gegen Schalke absurd überlegen durch den Flügelzugriff der 5erKette im Mittelfeld. Schubert hat einen Plan, den wird er nächste Saison noch richtig entwickeln.

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  • 21. April 2016 um 10:40
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    Hier wird einiges schön geredet. Spiele in Mainz, Wolfsburg, Schalke waren zwar spielerisch über weite Strecken richtig gut, aber das Team streute auch immer wieder haarsträubende Fehler ein, die eben in der Bundesliga bestraft werden. Die letzten Spiele sind ein Beleg dafür, dass das Team keinen Plan hat, gegen besonders aggressiv (frühes Pressing…) spielende Mannschaften – das wird am letzten Spieltag in Darmstadt nicht anders werden. In puncto Kompaktheit und Ausgewogenheit hat die Mannschaft in den letzten Wochen eher abgebaut. MG sollte immer nach den bestmöglichen Lösungen suchen – so auch auf der Trainerposition, und das ist für mich aktuell nicht der Fall.

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  • 22. April 2016 um 8:41
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    Oben heißt es: “Dass der dritte Platz aus der vorangegangenen Saison kaum zu wiederholen sein würde, sollte doch allen klar gewesen sein”.
    Nach dem Fehlstart sicherlich. Nach der Hinrunde nicht mehr. Ich bin sicher, dass es am Ende der Saison heißen wird “Nie wäre es soo einfach gewesen, in die CL zu kommen” und das hat zum Großteil auch ein Herr Schubert verbockt …

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  • 22. April 2016 um 14:08
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    ich finde auch das man sagen kann das Herr Schubert von den Verdiensten des Herrn Favre profitiert hat. Er hat eine perfekt eingespielte Mannschaft übernommen. Das Einzige das er den Jungs sagen musste: geht raus und spielt Fussball, UND habt wieder Spass. Zockt ein bisschen hier und dort. Bleibt leicht und unbekümmert.
    All das ist die Ursache des Scheiterns von Favre.
    Als die Serie vorbei war wäre die Stunde des A. Schubert gewesen, dort hat er aber immer mehr schlicht weg verkackt.
    Ich denke es ist mit ein wichtiger Punkt bei einem Trainer wenn er die Mannschaft weiter entwickelt, er lebt aber nur von dem Entwicklungsstand den die Mannschaft unter LF gemacht hat.
    Das geht nicht mehr lange gut… 10 Spiele in der nächsten Saison überlebt er nicht.

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  • 22. April 2016 um 14:10
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    Ja, Schubert hat die Jungs nach dem schlechten Start gut motiviert und sie frei aufspielen lassen. Ja, er hat Stindl endlich auf die richtige Position gesetzt. Mehr positives fällt mir aber auch nicht ein zu der Saison. Ich erkenne kein Konzept, kein Ziel und habe das Gefühl er redet sich die Situationen selbst schön (“Wir bekommen zwar viele Gegentore, aber wir schießen ja auch viele”). Mit dem Ergebnis nach der Saison bin ich zufrieden, aber die kommende Saison wird meiner Meinung nach nicht so positiv für uns ausgehen. Lassen wir uns überraschen.

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  • 24. April 2016 um 21:55
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    Wenn Xkaka im Sommer geht,wovon man ausgehen muß,werden wir massivste Probleme bekommen,denn ihn auch nur halbwegs zu ersetzen wird Eberl nicht gelingen,davon bin ich angesichts seiner letzten Transfer-Rohrkrepierer Schulz,Drmic,Hoffmann,Hinteregger und Strobl felsenfest überzeugt!Bleibt zu hoffen,daß nicht noch mehr Spieler den Abflug machen,weil sie unzufrieden sind(Hahn,Traore,Herrmann),da ihnen seit Wochen formschwache Spieler wie Stindl,Johnson oder Wendt vor die Nase gesetzt werden und angesichts der sich wirtschaftlich eher geringfügig lohnenden Doppelbelastung in der Europaligue können wir uns auch sehr schnell in Tabellenregionen wiederfinden,die die meisten unserer Fangemeinde der Vergangenheit zuordnen ….

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