Kohle, Kohle, Kohle
Borussia steht in der nächsten Pokalrunde – so weit, so gut. Im Viertelfinale geht es für die Fohlenelf allerdings mittwochs um 18.30 Uhr gegen den Hamburger SV. Angesichts der zahlreichen englischen Wochen, 430 Kilometern Entfernung und einer Fahrtzeit von knapp fünf Stunden eine Zumutung. Wieder einmal ist klar, was aktuell im Fußball zählt: Nicht der Fan, sondern das Geld!
Fangen wir mit dem Positiven an: Was für eine gelungene Auswärts-Tour nach Fürth! 2:0-Sieg, souveräner Auftritt der Truppe, dazu ein geschlossener Gästeauftritt mit guter Stimmung. Genau so geht Pokal: Aufgabe erledigt, eine Runde weiter. Borussia steht jetzt im Viertelfinale – der Pokal-Traum lebt. Geht es besser? Nein! Eigentlich nein!
Denn am späten Mittwochabend erhielt die eigentlich erhellte Borussia-Seele einen herben Dämpfer. Pokal-Auslosungen scheinen einfach nicht unsere Stärke zu sein. Wieder einmal war das Losglück nur bedingt auf unserer Seite. Immerhin blieben uns zwar die beiden Hammer-Lose Dortmund/Bayern erspart. Auf das Auswärtsspiel beim Hamburger SV hätten wir in Zeiten von Europa-League- und Pokal-Reisen aber gut und gerne verzichten können.
Klar, sportlich ist die Sache sicher machbar, auch wenn die kriselnden Hamburger zuletzt einen anderen Bundesligisten aus dem Wettbewerb kegelten… Aus fantechnischen Gründen wäre uns aber ein Heimspiel deutlich lieber gewesen. So bestreiten wir wieder eine Tour mit mehrstündiger Fahrtzeit – und das unmittelbar nach Karneval und unserem Ausflug nach Florenz. Aus Arbeits- und Kosten-Gründen sicher suboptimal.
Man hätte mit der Ansetzung rechnen müssen
Als sich der gemeine Allesfahrer dann am Donnerstagmittag irgendwie mit dem Los angefreundet hatte, folgte der nächste Rückschlag: Das Spiel findet nun sicher am Mittwoch um 18.30 Uhr statt. Für die arbeitende Bevölkerung unter Borussias Anhängern sicher ein Schlag ins Gesicht. Es braucht vermutlich schon eineinhalb freie Tage, um am Donnerstag halbwegs zivilisiert auf der Arbeit antreten zu können. Mittwochs einen halben Tag zu arbeiten, ist nahezu unmöglich. Fährt man unmittelbar nach dem Abpfiff nach Hause – und rechnet die übliche Verzögerung ein – ist man ebenfalls erst zwischen ein und zwei Uhr in der Heimat. Für Leute, die um sechs Uhr raus müssen, sicher wenig gewinnbringend.
Freilich: Man hätte wohl mit dieser Ansetzung rechnen müssen. Borussia und Schalke spielen als Europapokal-Teilnehmer am Sonntag zuvor in der Bundesliga, daher ist Mittwoch der einzig logische Pokaltag. Dass sich die TV-Sender im Viertelfinale für die Partie Bayern-Schalke entscheiden, dürfte sogar als Hardcore-Borusse nachvollziehbar sein. Dennoch zeigt sich in der Sache wieder einmal das ganze Dilemma des modernen Fußballs: Der Fan zählt nicht, es stehen das Geschäft bzw. die Kohle im Vordergrund. Die Player, die diese Entwicklung immer weiter vorantreiben: Verbände, TV-Sender, aber auch die Vereine.
Die Verbände möchten das Produkte Fußball immer weiter vermarkten. Im Falle des Pokals ist das der DFB. Der Pokal-Wettbewerb ist die einzige Möglichkeit, in der der größte deutsche Fußballverband noch einen direkten Einfluss auf seinen Muttersport hat. Die Liga wird längst von der DFL kontrolliert, im Pokal kann der DFB aber noch einmal ordentlich Kasse machen. Dazu hat er die Spieltage mittlerweile gemeinsam mit den TV-Sendern, die natürlich etwas für ihr Geld geboten bekommen wollen, erstaunlich ausgedehnt ausgeschlachtet.
Warum nicht alle Spiele zu einer Anstoßzeit?
Die Klubs sind die lachenden Dritten. Sie streichen immer mehr Kohle ein, können neue Spieler kaufen und ihre „Marke“ weiter stärken. Einziger Verlierer in diesem Spiel der Gewinner: der Fan! Wobei auch der das Spiel ja mitspielt und eben nicht auf die Barrikaden geht. In Hamburg werden wahrscheinlich wieder 2.000 verrückte Borussen stehen und ihren Klub unterstützen. Sicherlich wird sich der eine oder andere ärgern. Für Borussia wird man wahrscheinlich aber doch wieder zum Spiel fahren. Dabei könnte eine einfachere Wunschlösung auch anders aussehen und die Debatten im Keim ersticken: Warum gibt es ab dem Viertelfinale nicht eine gemeinsame Anstoßzeit? So kann jeder Fan rechtzeitig seine Urlaubstage und seine freie Zeit planen. Wahrscheinlich wäre das zu einfach – und ohnehin im „modernen Fußball“ auch unrealistisch.
Für uns Borussia-Fans bleiben jetzt nur die Reise nach Hamburg und die Akzeptanz dieser Scheiß-Entwicklung. Wer wieder gute Laune bekommen möchte, sollte daher einfach an das Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth zurückdenken: An den souveränen Auftritt der Truppe und den geschlossenen Auftritt des Gästeblocks. Und an das Ergebnis.
Denn unser großer Traum lebt immer noch! Endlich noch einmal Pokalsieger werden und „etwas Blechernes“ in der Hand halten. Endlich noch einmal einen Titel unseres geliebten Vereins bejubeln. Das wär doch was!
Das öffentliche Fernsehn ist verantwortlich für die einseitige BEVORZUGUNG von Bayern München. Die Bayern bekommen immer den Vorzug. Deshalb hoffe ich dass endlich ausscheiden. Rücksicht auf die Borussia wird nicht genommen. Aber man hätte das Spiel auch auf 20:30 parallel ansetzen können.
Zum Pokalspiel in Hamburg werden viele Borussen aus Norddeutschland ins Stadion kommen. “Regionale Arbeitsteilung” unter Borussen.
Ja, richtig erkannt: Der Fan macht alles mit, selbst Schuld, eigentlich. Anstoßzeiten, die wie in England demnächst um die Mittagszeit liegen, Spielervorstellungen und Pressekonferenzen auf Englisch (sollen die deutschen Fans doch Englisch lernen), Spiele möglicherweise im Ausland (siehe USA) usw. usw. Dazu Gehälter, die seit den 70er Jahren explodiert sind im Vergleich zum gemeinen Volk, ohne dass die Leistung unbedingt besser geworden wäre….
Ich war 1970 zum ersten Mal auf dem Bökelberg, habe alle Höhen und Tiefen miterlebt. Aber trotz der aktuellen komfortablen Situation mit CL, EL…..so wenig Lust auf Fußball habe ich noch nie gehabt.
Und ich befürchte, es wird noch schlimmer….
Würde gerne etwas anderes glauben, aber so wird es kommen:
HF 1: BVB – Frankfurt
HF 2: Bayern – Borussia
Finale: wie immer (zum 4. Mal in 6 Jahren)