Kurven-Stimmen: “Vor 20 Jahren war es ähnlich!”

Kurz vor dem sportlichen Start ins neue Jahr, ist die Situation rund um Borussia undurchsichtig. Nach dem Trainingslager herrschte Zuversicht, das Vorbereitungsturnier in Düsseldorf machte diese etwas kaputt. Wir haben uns in der aktiven Fanszene zur aktuellen Gemütslage umgehört. Unsere Kurven-Stimmen.


Bender, Sottocultura

Vierter mit 29 Punkten, Vierter mit 27 Punkten, Dritter mit 33 Punkten, Achter mit immerhin noch 25 Punkten und Vierter mit 33 Punkten – selbst, wenn man dem Credo folgt und sich daran erinnert, wo wir herkommen, fällt ein 14. Platz mit mageren 16 Punkten ziemlich aus der Reihe. Die Platzierungen zur Winterpause in den letzten Jahren sprechen da schon eine deutliche Sprache. Wie gehen wir als Nordkurve jetzt aber damit um? Das Ganze kritisch betrachten, im Zweifel irgendwann auch mal auf den Tisch hauen und unsere Möglichkeiten als Fanszene nutzen – alles ok, wenn es zum richtigen Zeitpunkt stattfindet. Erst einmal sollte nun aber der Mannschaft die Chance gegeben werden, ihre Hinrunde auszubügeln und dem neuen Trainerteam ein Vertrauensvorschuss gegeben werden.

Dafür dürfen wir uns nicht auf die Ebene nichtsnutziger Nörgler in den Foren und Netzwerken dieser Welt herabziehen lassen, sondern im Stadion die Tugenden auspacken, die wir draufhaben: Die Farben schwarz, weiß und grün hochhalten, auch wenn wir nicht in den Tabellenregionen der letzten Jahre sind. Zu tausenden auswärts fahren, auch wenn wir die letzten zig Male auf die Mappe bekommen haben. Supporten, auch wenn die Leistung auf dem Platz es nicht immer rechtfertigt. All das haben wir vor Favre wie unsere DNA in uns getragen. Und wir haben es sicher nicht verlernt… Darüber hinaus stehen mit dem ersten Spiel auf Gladbacher Boden gegen Red Bull und der Revanche in Köln zwei Spiele an, die die Eckpunkte dieser Rückrunde sein werden. Uns einerseits, wie bereits im Hinspiel, als Traditionsverein von dem Produkt abzusetzen und andererseits einen standesgemäßen Auftritt beim Erzfeind abzuliefern, sind absolute Pflichtaufgaben für die Nordkurve Mönchengladbach in den nächsten Monaten.


Thomas Ludwig, FPMG Supporters Club

Kaum ist der Weihnachtsbaum entsorgt, geht es auch schon wieder los mit der Fußball Bundesliga. Nach der kurzen Verschnaufpause bringt der 17. Spieltag uns diesmal einen Neustart mit einem neuen Trainergespann. Dieter Hecking soll gemeinsam mit Dirk Bremser die verborgenen Potentiale der Mannschaft reaktivieren.

Vor genau 20 Jahren hatten wir eine ähnliche Situation. Pokalsiegertrainer Bernd Krauss musste vor Weihnachten seinen Stuhl räumen, nachdem wir in der Hinrunde kein einziges Auswärtstor in der Bundesliga geschossen haben. Auf der Bielefelder Alm glückte damals der Neustart unter Hannes Bongartz mit zwei Toren von Juskowiak. Am Samstag stehen wir nun am Böllenfalltor in Darmstadt und hoffen, dass sich die Geschichte wiederholt. In doppelter Hinsicht…

Die Gründe, warum die Früchte der Arbeit von Lucien Farve nicht mehr geerntet werden können, sind sicherlich nicht nur mit einem Trainerwechsel alle beseitigt. Daher darf man hier auch keine „Wunderheilung“ erwarten. Es wird sicher noch ein paar Wochen dauern, bis das Selbstvertrauen und Miteinander auf dem Platz zurückgekehrt ist. Wir als aktive Fanszene haben die letzten Jahre immer gezeigt, dass wir die Jungs auf dem Platz unterstützen, gerade in schweren Zeiten. Darauf können sie sich auch jetzt verlassen.

Die Rückrunde bietet ansonsten wieder einige Highlights. Die Tour nach Florenz wird sicher wieder ein besonderes Erlebnis. Etwas gut zu machen haben wir auf jeden Fall beim Derby. Wir dürfen jedoch auch nicht die kritische Entwicklung in der großen Welt des Fußballs aus den Augen verlieren. Die Negativ-Beispiele, dass Fußball zur Geld-Maschine und zur Unterhaltungsindustrie verkommt, werden immer mehr. Das jüngste Beispiel mit dem neuen Logo von Juve zeigt nur allzu deutlich, dass sich mittlerweile vieles in die falsche Richtung bewegt. Hier sind wir gefordert, mit unserer Fankultur dagegen zu halten.


Tobi, Begleitservice

Am Samstag ist wieder Borussia…! Dieser Gedanke kommt spätestens seit Anfang der Woche wieder in mir auf und ich freue mich regelrecht auf den Samstagmorgen. Wobei ich an dieser Stelle ehrlicherweise zugeben muss, dass mir die Pause nach 26 Spielen in der Hinrunde durchaus recht kam. Einige wunderbare Momente wie der Auswärtssieg im „Paradise“ in Glasgow oder der tolle Auftritt unserer Kurve in Bern, werden für lange Zeit in Erinnerung bleiben, viele andere Tage möchte man am liebsten vergessen.

Jedoch ist auch das genau die Chance einer Pause: die Mannschaft und auch wir Fans konnten neue Kräfte sammeln und kommen gestärkt zurück. Ich will also viel mehr den Blick nach vorne richten, als auf negative Momente aus dem vergangenen Jahren oder Monaten zu schauen. Diese sollten nun als Ansporn verstanden werden, es in einem „Neustart“ besser zu machen. Dies gilt für den sportlichen Bereich, wie auch für die Performance unserer Kurve. Auch hier können wir Fans zulegen und der Mannschaft noch mehr den Rücken stärken. Ein neuer Trainer leitet nun die sportlichen Geschicke und die Spieler müssen wirklich zeigen, was in Ihnen steckt. Wir Fans spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle und müssen die Spieler wieder an Ihr Limit pushen. Dies ist vor allem auch dann wichtig, falls die ersten Spiele noch nicht direkt ideal verlaufen.

Ich bin da allerdings zuversichtlich, dass wir das zusammen mit der Mannschaft gemeinsam gut hinbekommen werden. In der Liga müssen einfach Punkte her, in meinen Augen ist der Zug hier noch nicht abgefahren. Mit einem guten Start ist die obere Tabellenhälfte wieder schnell in Reichweite. Hinzu kommen die beiden Pokalwettbewerbe, die sicherlich beide auf Ihre Art besondere Abende versprechen. Hier ist träumen erlaubt, gerade unsere Fanszene, die Borussia überall so zahlreich repräsentiert, hätte es doch verdient, bald wieder zu einem Endspiel reisen zu dürfen.


Hoschi, FPMG Supporters Club

Nach den für uns alle ernüchternden Spielen vor Weihnachten bin ich im Januar mit Borussia in Marbella gewesen. Meine Euphorie in sportlicher Hinsicht hielt sich vor der Reise in Grenzen. Der neue Trainer war für mich die richtige Lösung zu diesem Zeitpunkt, Euphorie kam aber keine auf. Als ich dann aber die Tage im kurzen Trainingslager in Spanien miterleben durfte, wandelte sich meine Stimmung. Trainer und Co-Trainer kamen sehr sympathisch rüber, auch die Trainingsarbeit hat mir gut gefallen (soweit ich das beurteilen kann).

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass viel gesprochen wurde in den Einheiten und die Stimmung gelöster wirkte. Davon haben sich auch alle Fans, die in Spanien dabei waren, anstecken lassen. Ich muss ehrlich sein: Für mich ging es mit einer großen Portion Zuversicht in die kalte Heimat zurück. Die beiden Halbzeiten am letzten Wochenende in Düsseldorf hinterließen dann aber wieder viele Fragen. Warten wir ab, was uns nun in den ersten Pflichtspielen erwartet.

Aus Fansicht freue ich mich zuerst mal sehr auf unsere Reise nach Florenz. Es bleibt die Hoffnung, dass diese Tour nicht unsere einzige Internationale in 2017 bleibt. Der DFB-Pokal steht auch auf dem Programm. Da muss doch auch mal was gehen. Zudem hoffe ich natürlich auf Wiedergutmachung beim Spiel in der verbotenen Stadt. Also auf geht’s: An uns Fans soll der Aufschwung und das Weiterleben von Träumen nicht scheitern!


Joy, Viersen, Allesfahrer

In meinen Augen stehen wir vor einer sehr wichtigen Rückrunde, wenn nicht die Wichtigste der letzten Jahre. Das meine ich aus sportlicher, aber auch aus fantechnischer Perspektive. Die Mannschaft ist nun gefordert und es gelten keine Ausreden mehr. Mit Dieter Hecking haben wir den meiner Meinung nach bestmöglichen Trainer bekommen, den der Markt hergab. Ob er mit seiner Art, so wie er bisher bei anderen Vereinen rüberkam, zu Gladbach passt, bleibt abzuwarten. Ich würde mich freuen, wieder anständigen und mit Kampfgeist geprägten Fußball unserer Mannschaft zu sehen, dann wird dieser auch erfolgreich sein.

Bei den Spielen gegen Florenz im Februar gilt es nochmal den europäischen Fußball mit all seinen Facetten zu genießen. Denn wie oben angemerkt, ist diese Rückrunde sehr wichtig. Ich weiß nicht wie lange es dauern wird, bis wieder ein Euro- oder CL- Spiel haben werden. Bleibt dieser Erfolg aus, können Spieler mit europäischen Niveau nicht mehr gehalten werden, denn wenn man ehrlich ist, hat man diverse Spieler nur weil man so erfolgreich war, verpflichten können.

Leipzig kommt zum ersten Mal in den Borussia-Park – für die Fanszene meiner Meinung nach sicher ein bedeutendes Spiel. Wir müssen alle zusammenhalten und gemeinsam dem Otto-Normal-Fan von A bis Z mit allen Hintergründen verständlich machen, warum das Red-Bull-Projekt für uns als Fans so wie wir den Fußball leben und lieben, tödlich sein kein. Ich denke hier gilt es besonders in der nächsten Zeit nochmal explizit Aufklärungsarbeit zu leisten und zu sensibilisieren. Das Derby wird auch nochmal spannend werden, da muss das Müngersdorfer Stadion von Gladbacher Seite einfach ausbrennen, akustisch versteht sich.

Ich wünsche mir insgesamt einfach, dass sich alles wieder zum Positiven wendet und wir wieder erfolgreich sind, so wie es in der jungen Vergangenheit auch war. Und da wäre noch ein kleiner Traum – aber dafür müsste man erst einmal Fürth schlagen und wahnsinniges Losglück haben. Aber warten wir mal ab…


Börnie, FPMG Supporters Club                        

Wenn am Samstag der letzte Spieltag der Hinrunde für uns angepfiffen wird, dürfte es in Darmstadt Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes haben. Da der Gästebereich in diesem Old-School-Stadion ziemlich ungeschützt ist, sollten sich alle warm anziehen. Ob sich auch unser Team unter dem neuen Trainer für den Rest der Saison 16/17 warm anziehen muss, wird nicht in diesem Spiel entschieden. Aber man kann das Pendel schon mal in die richtige Richtung ausschlagen lassen.

Trainingslager, Testspiele und Mini-Turniere sind selten sehr aussagekräftig, wichtig ist wie immer auf dem Platz. Leider gibt es neben den bereits verletzten Spielern neue Ausfälle zu beklagen. Der Kader sollte aber stark genug sein, dies aufzufangen und nicht schon bevor der erste Ball rollt als mögliche Ausrede vorbereitet werden. Besonders in den Auswärtsspielen muss sich punktemäßig etwas tun, zumal wir „nur“ noch acht Heimspiele in der Liga besuchen dürfen. Aber wenn es gelingen sollte, sich früh im Jahr durch gute Ergebnisse wieder Selbstvertrauen zu holen, das Achtelfinale des DFB-Pokals in Fürth mit der richtigen Einstellung erfolgreich zu gestalten, und sich in der Europa League gegen einen starken Gegner zu behaupten, dann ist noch einiges möglich. Ein frühes 1:0 sollte mehr Sicherheit geben als in den letzten Spielen, und bei Standardsituationen haben wir auch noch sehr viele Möglichkeiten, uns zu verbessern. Und wer weiß, was dann im Sommer die Abschlussrechnung ergibt: wir haben in den vergangenen Jahren schon so einige positive Überraschungen erleben dürfen.


Ingo, Berlin, Block B

In Jahrzehnten als Gladbacher lernt man Eines: Schraub` die Erwartungen nicht zu hoch! In unserer Gruppe geht niemand euphorisch in die Rückrunde. Und das, obwohl die meisten Dieter Hecking sicherlich etwas zutrauen. Ruhe, Ausgeglichenheit, Erfahrung und Ansprache machen ihn mittelfristig erfolgreich. Aber wann? André Schubert war doch trotz viertbestem Punktedurchschnitt als Trainer der Borussia nur der „Typ nach Favre“. Aber wie groß ist die Verunsicherung innerhalb der Mannschaft wirklich? Wann fruchten Heckings Bemühungen? Wir können nichts tun, außer unsere Jungs anzufeuern. Und das tun wir mit Leidenschaft. Mit langen Unterhosen nach Darmstadt und Leverkusen… ok. Aber Leute, wegen Fußballs gehen wir doch nicht unbedingt ins Stadion, oder? Und das bringt uns doch zu den wesentlichen Erwartungen an die Rückrunde. Wir wünschen uns, dass die Szene enger zusammenrückt. Dass gemeinsam gesungen und angefeuert wird. Dass Kutten, Normalos und Ultras an einem Strang ziehen und sich gegenseitig respektieren. Den „besseren Fan“ gibt es nicht. Wir sind in Berlin an Borussias Arsch der Welt, und dennoch gibt es hier einige Leute, die gerne was reißen und sich engagieren wollen.

Besonders wir von Block B bemühen da gerne mal die Medien, weil wir das gut können. Das ruft manchmal Unmut wegen vermeintlicher Selbstinszenierung hervor. Besonders dann, wenn sich die „dämlichen Berliner“ auch noch die Fahne klauen lassen. Zugegeben, wir müssen auf unseren Scheiß besser aufpassen. Aber dadurch ist uns auch klar geworden, dass wir nicht mehr komplett unterm Radar laufen. Trotz vieler Eventfans in unseren Berliner Reihen gibt es doch auch eine große Gruppe, die die Raute sichtbar durch die Hauptstadt und durch den Osten trägt. Nicht wenige Berliner wünschen sich da etwas mehr Rückhalt von der aktiven Szene, etwas mehr Kommunikation und Offenheit. In Berlin gibt es Fans, die das Engagement der Vorderen in Block 16 sehr begrüßen und unterstützen – zuhause und auswärts. Aber manchmal ausgerechnet von Vertretern dieser Gruppen angepfiffen zu werden, finden wir unnötig. Da steht man als Befürworter der Ultra-Kultur oft zwischen Baum und Borke. Trotz aller unterstützenswerter Jugend-, Sub- und Oppositionskultur wünschen wir uns einfach mehr Zusammenhalt und Austausch.

Vor Saisonstart ging die Meldung rum, Borussia sei der drittbeliebteste Club Deutschlands. Wen wundert`s? Wir sind nun mal klasse. Nach Worten derselben Meldung soll das Fußballprodukt aus Leipzig aber beliebter sein als unsere verhassten Kollegen aus der Domstadt. Wo wurde denn die Umfrage gemacht? RB hat vor sechs Jahren erst die Lizenz des SV Markranstädt erworben, verteilt Klatschpappen an Vollidioten, tauscht Spieler nach eigenem Gutdünken mit Schwestervereinen und hebelt die 50+1-Regel unter den Augen von Fußballdeutschland aus – mit dem Segen der Verbände. Viele von uns sind im Amateurfußball des Ostens zuhause. Wir erleben, wie das Produkt das global erwirtschaftete Dosenlimo-Geld kübelweise im Osten verteilt, sehr junge Spieler mit unlauteren Mitteln abwirbt und somit Traditionsvereine mittelfristig vernichtet – auch, wenn die sich kurzfristig über den Geldsegen freuen. RB schafft es aber eben nicht, Kinder auszubilden und erfolgreich unterzubringen. Der Druck auf die Jungs ist riesig. Die packen es nicht, schmeißen die Schule und müssen ohne Ausbildung zurück in ihre Heimat. Das ist die Realität. Unser gemeinsames Ziel muss es in der Rückrunde also auch sein, diesem Gebaren Einhalt zu gebieten. Intelligent und nachhaltig. Dass unsere Borussia sich einem gewissen Trend nicht vollends verschließen kann, wird allen klar sein. Wir sind leider alle Teil der Kommerzes. Aber was RB treibt, geht einfach zu weit, zu schnell, zu zerstörerisch.

Zum Schluss aber zurück zum Sport: Florenz wird richtig geil. Unser Geschäft heißt aber Darmstadt, Leverkusen, Freiburg und Greuther Fürth. Dann sehen wir weiter. Es geht endlich wieder los. Wir freuen uns wie Bolle!


Foto zu diesem Beitrag: nordkurvenfotos.de

2 Gedanken zu „Kurven-Stimmen: “Vor 20 Jahren war es ähnlich!”

  • 18. Januar 2017 um 20:03
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    Es wird Zeit für einen Manager Wechsel , die Haltbar/Nachhaltigkeit ist abgelaufen .

    Antwort
  • 19. Januar 2017 um 11:27
    Permalink

    Wir gladbach Fans dürfen uns jetzt nich verrückt machen lassen Ruhe bewaren das allerwichtigste ist aber das wir unsere manschaft weiter unterstützen und vorallendingen nicht alles kaputtquatschen lassen was die manschaft angeht ich glaube nich daran das jetzt alles schlecht ist was unter Schubert aufgebaut wurde das wäre ein Fehler unterstützt gladbach weiter steht wie eine Wand hinter unseren Verein gruss an alle vfl fans

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