Lars Stindl – ein Glücksfall für Borussia

Seit 2015 spielt Lars Stindl nun schon in Mönchengladbach – und hat sich in dieser Zeit entwickelt: vom Stamm- über den Führungs- zum Nationalspieler. Mittlerweile hat er 244 Pflichtspiele für Borussia bestritten, sechs Trainer erlebt, viele Höhen und Tiefen mitgemacht. Wir haben ihn getroffen und schreiben in diesem Text über unseren Eindruck vom „Capitano“!

Später Dienstagmittag, Borussia-Park. Wir treffen uns in der Lobby der Geschäftsstelle. Das Wetter ist beschönigend beschrieben: sehr mittelmäßig. Nieselregen, kalt, typisches Herbstwetter. Im Borussia-Park herrscht dennoch reger Betrieb und gute Stimmung. Einige Firmen haben Geschäftsevents, es finden Stadionführungen statt, der Bildungspark ist aktiv. Eugen Polanski marschiert mit seinem Trainerteam zum Mittagessen, Präsident Rolf Königs fährt vor, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwirren hin und her, dazwischen einige Fans.

Aus der Eingangshalle geht es gemeinsam mit Pressesprecher Lübbo Popken in eine Loge im ersten Stock. Hier treffen wir sieben Jahre nach unserem ersten (und letzten) Interview mal wieder länger auf Borussias Kapitän, Lars Stindl. Wir freuen uns sehr auf das Gespräch, das wir gemeinsam mit unserer Community besprochen und dann mit Borussias Medienabteilung vereinbart haben. Lars war auch sofort einverstanden und signalisierte uns im Vorfeld, dass er sich sehr sehr auf das Gespräch freue.

Ein Gespräch in lockerer Atmosphäre

Lars verspätet sich ein paar Minütchen. Anlaufzeit brauchen wir nicht, sind relativ schnell wieder auf einer Wellenlänge. Zunächst machen wir Fotograf Fabio glücklich und schießen ein paar Fotos auf der Tribüne im Borussia-Park. Dann geht’s an die vorbereiteten Mikros. Auch hier ist der „Capitano“ sofort im Gespräch, macht kurze Gags über den Trainer, die eigenen Sprintfähigkeiten oder die von Oscar Wendt eingeführten “Alibi-Grätschen”. Stindl spricht insgesamt total tiefgründig, offen und ehrlich. Er ist dabei keiner, der Schlagzeilen für gierige Boulevard-Blätter raushaut, sondern einer, der sachliche und nachvollziehbare Erklärungen liefert.

Aus unserer Sicht macht er es sich in der gesamten Podcast-Aufnahme in keiner Frage leicht. Er hätte in einigen kritischen Parts des Gesprächs problemlos gegen Adi Hütter, Marco Rose oder Max Eberl schießen oder leichte Ausflüchte für schwierige Phasen finden können. Der „Capitano“ blickt aber objektiv auf jeden einzelnen Brandherd, stellt sich schützend vor jeden Protagonisten und macht das, was wir als Fans für einen elementaren Grundstein des „Borussia-Wegs“ halten: Er argumentiert mit dem Kollektiv, schließt alle Personen mit in Kritik und auch Lob ein, wirft Fragen auf, was die Mannschaft und auch er als Führungsspieler hätte(n) besser machen können.

Ein klarer Auftrag an die Vereinsführung

Es kommt selten vor, dass ein Spieler derart offen über seine Gedanken und Gefühle spricht. Das gilt beispielsweise auch für die Kritik am Konstrukt RB oder Stindls Sichtweise auf den Fall Eberl. Unser “Capitano” schildert ehrlich, was er über die Sache denkt – ohne allerdings die Perspektive der Kritiker:innen aus dem Blick zu lassen und sie auch (bis zu einer gewissen Grenze) zu verstehen. Das führt dazu, dass wir uns in der gesamten fast 80-minütigen Aufnahme auch bei konträren Standpunkten vollkommen erst genommen und wertgeschätzt fühlen – und diese Gefühlslage Lars auch zurückspiegeln können.

Absolut beeindruckend ist für uns übrigens, wie bodenständig ein gestandener Bundesliga-Kapitän, Führungs- und Nationalspieler wie Stindl nach all den Jahren auftritt. Einerseits demonstriert er absolute Identifikation mit dem Verein Borussia Mönchengladbach. Andererseits vermittelt er glaubhaft, warum er für sich vielleicht erst einmal keine Zukunft am Niederrhein sieht und eventuell sogar überlegt, kurzfristig mit dem Fußball aufzuhören. Enttäuscht kann man als Fan über diese Sicht Stindls gar nicht sein, weil er sie offen, transparent und ehrlich erklärt und darlegt. Das unterscheidet ihn von so manch anderem Protagonisten.

Uns hat dieses Interview am Dienstag jedenfalls schwer beeindruckt – auch wenn wir es leider etwas verfrüht beenden mussten: Trainer Daniel Farke bat zum Training und Lars wollte als als Kapitän verständlicherweise nicht zu spät kommen. Wir sind uns allerdings sicher, dass wir bald noch einmal mit unserem „Capitano“ in Austausch treten werden – jedenfalls nicht erst wieder in sieben Jahren. Der Vereinsführung um Stephan Schippers, Roland Virkus, Markus Aretz sowie dem Präsidium möchten wir als Fans gerne Folgendes ans Herz legen: Gebt alles in Eurer Macht Stehende, um so einen ehrlichen, kritisch-denkenden, reflektierten und trotzdem identitätsstiftenden Menschen wie Lars Stindl im Verein zu halten oder langfristig an Borussia zu binden. Lars ist ein Glücksfall für unseren Verein. Das hat uns das Gespräch einmal mehr klargemacht!

Ein Dank an Fabio Rizzetto für alle Fotos rund ums Stindl-Interview.

14 Gedanken zu „Lars Stindl – ein Glücksfall für Borussia

  • 29. September 2022 um 18:31
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    Ein Glücksfall als er aus Hannover kam und immer stärker und selbstbewusster wurde für broussia. verdient es langfristig im Verein zu bleiben in irgendeiner Form

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  • 29. September 2022 um 21:23
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    Hallo,

    kann euch nur zustimmen, diesen Menschen, diesen Lars Stindl sollte man, wenn irgendmöglich auch nach der aktiven Karriere einbinden. Klasse fand ich auch von Lars die Rückfrage zu Bensebaini und der Kaderplanung. Da kam für mich auch das Gefühl, dass euer Podcast auch mannschaftsintern verfolgt wird und Stindl die Chance genutzt hat, was für die interne Kaderhygiene gemacht. Starker Capitano. Rein sachlich sehe ich es aber auch so wie ihr, in der Abwägung. Wert für die Mannschaft ist Sommer höher, mögliche Ablöse wäre bei Bensebaini wahrscheinlich höher. Wieder mal klasse Arbeit von euch. Glückwunsch.👍
    Kleine Frage ist bei mir aber offen geblieben. Warum wir defensiver soviel stabiler diese Saison sind, da hat Stindl die Sache doch ein wenig wegmoderiert. Er hat zwar gesagt, dass die Mannschaft in der Verantwortung ist, dass es keine Mentalitätsfrage ist, OK. Er hat gesagt, woran es nicht liegt, aber so richtig nicht rausgelassen, warum das Kollektiv diese Saison funktioniert. Das darf Lars dann beim nächsten mal beantworten.😉

    Aber danke an euch nochmal für den super Podcast.

    LG

    Rüdiger

    Antwort
  • 29. September 2022 um 22:54
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    Hallo Zusammen,

    danke für das Interview. Fand das echt gut geführt, weils oft en Gespräch war und weniger en Interview. Lars hat da natürlich seinen Teil dazu beigetragen mit seiner offenen Art.

    Ich find Lars alleine schon geil, weil ich mich genauso oft verhaspel beim Sprechen, mir passende Wörter nicht einfallen und ich dann komische Nebensätze bilde, die grammatisch crazy sind. 😀

    Ich finde – meiner Ansicht nach- hat Lars die passende Antwort zu den Hütter Fragen bei Max Eberl gegeben. Eberl wollte mehr und mehr RB-Fußball, wie ich es in anderen Kommentaren schon schrieb. Das hat nicht gepasst, nicht zu unserer Mannschaft und Hütter steht nun mal für ne One-Way-Lösung Gegenpressing, 2. Bälle, keine Ballbesitz-Spielkultur. Für mich erklärt das alles, vom Zwischenmenschlichen übers Selbstvertrauen bis zur defensiven Stabilität. Da braucht es keine GZSZ-Drama Story.

    Das Gleiche gilt für Rose. Ich finde Mitgedacht nimmt den Rose-Abgang für die sportliche Misere in dieser Phase für zu wichtig. Wir hatten in der kompletten Saison schon nicht den Punch der Vorsaison. Das was sich bei Hütter bzgl. unpassende Spielphilosophie gnadenlos gezeigt hat, hat sich bei Rose angedeutet. Rose mit seinen Team ist flexibler als Hütter und auf den RB Fußball nicht festgefahren. Er hat ne Art Hybridlösung zwischen Hütter und Farke spielen lassen. Das Team als sich war für mich aber in dieser Saison insgesamt zu stark durch Verletzungen, Themen wie Embolo negativ geprägt und durch die CL-Saison zu stark beeinträchtigt.

    Der Rose-Abgang hatte natürlich einen Impact, er hat sicherlich eine negative Spirale losgelöst aber auch weil Eberl darauffhin falsche Entscheidungen getroffen hat. Der Impact war aber meiner Ansicht nach nicht so groß, dass er die sportlichen Niederlagen in dieser Phase hauptverantwortlich erklärt. Dafür hat die Mannschaft auch zu oft ein viel besseres Gesicht gezeigt, als z. B. unter Hütter letztes Jahr bei Niederlagen. Alleine das Auswärtsspiel in Augsburg darfst du niemals verlieren. Aber ihr dürft Euren Hate auf Rose behalten, mag ihn auch nicht aber seriös betrachtet muss man da vieles differenzieren und keinen Tunnelblick bekommen.

    Gruß Tommy

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  • 30. September 2022 um 7:49
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    Wohlfühloase Borussia.
    Es war ein wirklich unterhaltsamer Kaffeeklatsch. Wäre gern dabei gewesen. Ein sehr freundlicher Mann der Lars. Sympathisch und ein Familienmensch vom Fuß bis in die leicht angegrauten Haarspitzen. Und da er sich pudelwohl fühlt in M…….. ( leider nicht Mönchengladbach – wäre auch zu schön gewesen), also da er sich pudelwohl fühlt in Meerbusch ( für alle Interessen: beim Büdchen Miloni kurz um die Ecke, K- Bahn Linie 76 bis Forsthaus) hinter gefühlt 5 Meter hohen Hecken, da kann er sich auch vorstellen, bei der Borussia zu bleiben. Das wäre sehr gut. Da findet sich was. Und sonst? Gefehlt haben mir noch die Fragen an Lars ( und noch mehr hätte ich mich über die Antworten gefreut) bezüglich Ukraine. Und Klimawandel. Und Energiekrise. Und Robert Habeck. Und vor allem die Frage nach LGBTQ fehlte mir persönlich. Lars gendert im Interview leider auch nicht. Da müsst Ihr dringend nochmal kritisch Nachhaken. Bleib gesund Lars. Leg die Milliönchen weiter gut an und vergiss ein bisschen Heckenschneiden bitte nicht. Grüße aus der Nachbarschaft. Dein Doc.

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    • 30. September 2022 um 9:09
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      Manchmal fragen wir uns wirklich wie verbittert man sein muss…

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      • 1. Oktober 2022 um 7:24
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        Cool bleiben Jungs. Ihr macht das doch wirklich gut. Über 60 Podcasts und die allermeisten prima. Das darunter auch mal stinklangweilige Nummern sind, whatever. Sarkasmus ist übrigens ein rhetorisches Stilmittel. Persönliche Beleidigungen dagegen nur peinlich. Passt eigentlich nicht zu euch.

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    • 30. September 2022 um 14:56
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      @Dogma
      Bin des öfteren mit Dir einer Meinung gewesen. Aber diesmal kann ich Deinen Kommentar nicht nachvollziehen. Was bitte hat unser Verein mit der Ukraine und den anderen Nebenkriegsschauplätzen zu tun? Das war in der Vergangenheit viel zu oft der Fall. Und Gendern – ist für mich persönlich einfach unwichtig. Es geht doch um Fußball. Dann stellt sich auch der Erfolg ein und dann fließt auch wieder Geld in die Vereinskasse. Sicher sind das manchmal Unsummen, aber ohne geht’s nun mal nicht. 🖤🤍💚

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  • 1. Oktober 2022 um 11:49
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    Ettliche Fußballer haben doch schon genug Probleme mit einfacher deutscher Grammatik, oder die Sentenzen purzeln komplett durcheinander, es gibt da diverse abenteuerliche Beispiele (damit ist jetzt aber gar nicht Stindl gemeint, sondern Fußballspieler grundsätzlich!)

    Jetzt noch Gendern von den Spielern zu verlangen würde zu endgültigem Sprachchaos in der Sportreportage führen 🙁 :-[

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  • 1. Oktober 2022 um 14:11
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    Doc Ma versucht immer, mit seinen Grüppchen, bis hin unter der Gürtellinie zu provozieren. Anschließend wird dann verharmlost, auf Teufel komm raus.
    Armselig!

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    • 1. Oktober 2022 um 17:12
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      Ich glaube, das sollte nicht so ernst genommen werden, oder verstehe ich den Doc da miss? Ich persönlich musste bei R. Habeck und LGBTQ+* laut lachen

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  • 1. Oktober 2022 um 19:23
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    Um Gottes Willen, mir graust vor der zweiten Halbzeit. Das kommt davon, wenn man Spieler aus zu viel verschiedenen Ländern im Kader hat. Durch die Länderspielpause konnte keine vernünftige Vorbereitung stattfinden. Das kann aber nicht als alleinige Entschuldigung gelten. Schließlich wurden, wie so oft, die ersten 20 Minuten komplett verpennt. Da kann Farke reden was er will. Ich könnte Yann Sommer verstehen, wenn er geht. Er wird wieder mal völlig im Stich gelassen. Ja, an der “Wohlfühloase Gladbach” ist leider was dran. Statt Sommer ein angemessenes Gehalt zu zahlen, damit er verlängert, wird gespart… Wenn er geht, ist auch noch der letzte Halt weg….

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  • 1. Oktober 2022 um 20:34
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    Borussia Lethargie hat wieder zugeschlagen. Da kann an der Seitenlinie stehen wer will, es muss endlich mehr Substanz in den Kader. Mir graut schon vor dem Derby….

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  • 2. Oktober 2022 um 8:08
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    Auch die letzten Früheuphoriker und Dieter wissen seit gestern, dass es völlig wurscht ist, ob da Rose, Hütter oder Farke an der Seitenlinie stehen. Mentalität und Resilienz fehlen bei nahezu allen Feldspielern. Und niemand übernimmt Führung in einer solchen Situation. Charakter und Einstellung im Kaffeklatsch unter der Woche, auf dem Platz kommt da leider von unserem Capuccino-Capitano zum xten Mal nix. Und nach diesem Slapstickspiel soll das Derby alles wieder gut machen. Wer den FC gegen Dortmund gesehen hat, der hat da so seine Zweifel.

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  • 2. Oktober 2022 um 11:58
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    Mir wäre ein 0:3 Auswärtssieg auch lieber gewesen, so ist es ja nicht. Aber trotzdem darf und muss man die negativen Dinge ansprechen dürfen. Wie H96 im Pokal oder Freiburg in der Liga und noch viele andere, die Borussia ist zu leicht ausrechenbar. Da wird selbst Darmstadt zur unlösbaren Aufgabe. Die Abwehr ist eine große Baustelle. Junge Burschen, die besser in der 2. Liga ihre Skills erwerben sollten, ein Schein-Messi aus Algerien, ein Schweizer auf Abwegen und ein “Arne” der gar nicht mehr weiß wie ihm dieser Wechsel passieren konnte. Leider hatte auch der Trainer kein glückliches Händchen bei der Aufstellung. Netz wäre wohl die bessere Wahl gewesen und der Kramer Effekt, mal ehrlich, den kann ich drei bis vier Mal in der Saison da hinstellen. Tja und unser lieber Lars ist bestimmt ein super Typ, aber auf dem Platz geht leider nicht mehr viel.
    5:1 gegen einen Aufsteiger ist ein Weltuntergang, da gibt es nichts zu beschönigen. Ja ja, es kommen wieder bessere Spiele, aber leider lässt sich der Geist der Unfähigkeit nicht austreiben. Das würde nicht mal der Hans oder Jupp schaffen, wobei…. 🙂

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