Leichtigkeit ist nicht alles: Borussia 2020!

Zwar ist erst eine Partie absolviert, allerdings ist nach der 0:2-Pleite auf Schalke klar: Borussia steht 2020 nicht nur punktelos dar, sondern wirft auch einige Fragezeichen auf. Im Heimspiel gegen Mainz 05 ist die Rose-Elf zum Siegen verdammt – auch, um nicht in einen Negativ-Strudel zu geraten. Dabei gilt: Leichtigkeit ist nicht alles.

Im leider immer häufiger nur schwarz und weiß denkenden und immer aufs Maximum abzielenden Profifußball-Zirkus ist sie längst zu einer Art „Fachvokabel“ geworden: die Leichtigkeit. Die Fachwelt nutzt den Begriff je nach Analyse-Lage gleichermaßen für Spitzenteams oder Abstiegskandidaten: Hat eine Mannschaft einen Lauf wie Borussia in der Hinrunde, sprechen sie dann von „dieser Leichtigkeit“. Holt das Team dann zu einem späteren Zeitpunkt keine Punkte mehr fehlt „diese Leichtigkeit“ plötzlich. 

Dass auch Trainer das Wort der Leichtigkeit gerne benutzen, hat Marco Rose im vergangenen November bewiesen. Auf der Pressekonferenz vor dem Freiburg-Heimspiel sagte der Trainer nach der Niederlage bei Union Berlin und einem mühsamen 1:0-Sieg in Graz gegen Wolfsberg: „Zuletzt uns die Leichtigkeit gefehlt, die man als Tabellenführer eigentlich haben müsste. Die müssen wir uns wieder erarbeiten.“ 

Borussia hat 2020 auch wieder Pech

Was Leichtigkeit im Fußball genau bedeutet, können wir ehrlich gesagt gar nicht beantworten. Wir sind uns aber sicher: Mit Leichtigkeit alleine gewinnt eine Mannschaft keine Fußballspiele und ohne Leichtigkeit verliert sie im Umkehrschluss nicht automatisch. Borussias aktuelle Lage ist dafür das perfekte Beispiel: Ziemlich offensichtlich agiert das Team nicht mehr derart mühelos und unbefangen wie in der Hinrunde. Als Thuram als Frischling die Liga rockte, als Embolo mit Tempo gegnerische Abwehrreihen durcheinanderwirbelte, als Zakaria beinahe mühelos gegnerische Mittelfeldreihen sezierte und Lainer den rechten Flügelstürmer gab. Die Leichtigkeit kann man dem Team also durchaus absprechen.

Doch es ist längst nicht das einzige Manko: Borussia wurde Anfang 2020 wieder von einem unfassbaren Verletzungspech heimgesucht. Die Ausfälle von Bensebaini und Elvedi wogen gegen Schalke deutlich schlimmer als befürchtet, zumal Schalke die (ziemlich offensichtlichen) Schwachpunkte des Vertreter-Duos Jantschke/Wendt in einer beispiellosen Penetranz ausnutzte. Dazu kommt nun die Gelbsperre von Stefan Lainer, die man irgendwo zwischen Pech und Schicksal einordnen sollte. 

Der Trugschluss eines positiven Eindrucks

Deutlich überraschender fallen da schon eher die taktischen Unzulänglichkeiten und die Einfallslosigkeit ins Gewicht, die Borussia auf Schalke an den Tag legte. Eigentlich hatten die Verantwortlichen nach dem Wintertrainingslager Zuversicht verbreitet: Marco Rose sprach von einer ordentlichen Woche. Nach den Testspielen gegen Freiburg zeigte er sich sogar „sehr zufrieden“ und meinte dabei besonders „die Kompaktheit gegen den Ball und die richtigen Momente im Auslösen des Pressings“. Der Trainer vermittelte keinen überschwänglichen, durchaus aber einen positiven Eindruck.

Leider bestätigte das Team diesen Eindruck am vergangenen Freitag auf Schalke nicht. Zwar versuchten Borussias Akteure, sich den Auftritt in Hälfte zwei noch schön zu reden. Bis auf einer Menge Distanzschüsse und einer ganzen Handvoll ungefährlicher Flanken hatte das Spiel unserer Fohlenelf aber kaum etwas zu bieten. Dabei kann man natürlich gegen wirklich stark aufspielende und äußerst diszipliniert agierende Schalker verlieren – die Art und Weise wie Borussia zu Werke ging enttäuschte dann aber doch gewaltig. 

Die Spieler können selbst für Ruhe sorgen

Natürlich sollte allen, die es mit dem VfL halten, klar gewesen sein, dass dieses Team nicht bis zum Ende der Saison auf dem Niveau des Herbstes 2019 spielen würde. Dafür ist die Struktur der Mannschaft – alters- und leistungsmäßig – noch längst nicht gefestigt genug. Wir hätten aber schon erwartet, dass unser Team ein bisschen mehr Selbstverstrauen und Mut an den Tag legt und zumindest versucht, die zweifellos vorhandene offensive Stärke auszuspielen.

Stattdessen steht Borussia nun wieder verstärkt im (negativen) Fokus: Expertinnen und Experten suchen die Leichtigkeit, zählen Serien auf (nur ein Sieg aus den letzten fünf Auswärtsspielen) und stellen Personalfragen (Wer ist der richtige Zehner?). Daran ist die Mannschaft selbst Schuld und das muss sie nach jahresübergreifend drei eher schwächeren Partien auch aushalten. Und sie kann nun selbst für Ruhe sorgen: durch einen starken, kompromisslosen und aktiveren Auftritt gegen Marco Roses Ex-Verein Mainz 05. Und wer weiß: Vielleicht hat das Team „diese Leichtigkeit“ danach in der öffentlichen Wahrnehmung ja schon wieder gefunden … 

Foto zu diesem Beitrag: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

4 Gedanken zu „Leichtigkeit ist nicht alles: Borussia 2020!

  • 24. Januar 2020 um 15:16
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    Hofmann auf der 6 geht halt nicht und Zakeria in der 3er- Kette ist verschenkt…

    Antwort
  • 24. Januar 2020 um 15:20
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    “Deutlich überraschender fallen da schon eher die taktischen Unzulänglichkeiten und die Einfallslosigkeit ins Gewicht, die Borussia auf Schalke an den Tag legte.”

    Wow, wir sind mal einer Meinung.

    Bin sehr gespannt, welche Schlüsse Trainerteam und Mannschaft aus dem Schalkespiel gezogen haben. Wie bereits vor einigen Tage gesagt: Schalke hatte uns wahrlich nicht mit einer unvorhersehbaren taktischen Meisterleistung geschlagen, sondern mit Altbekanntem. Um so deprimierender war die Niederlage.

    Antwort
    • 25. Januar 2020 um 18:16
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      Bei aller Freude über den Sieg gegen Mainz.
      Das zustande kommen war über weite Strecken wieder Katastrophal.
      Wenn die Jungs so gegen Leipzig zu Werke gehen, sehr ich schwarz.
      Schönes Wochenende !!

      Antwort
  • 25. Januar 2020 um 7:28
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    Das ist nicht mit einem konzentrierten Auftritt gegen einen potentiellen Abstiegskandidaten vor eigener Kulisse erledigt. Es mangelt in der Tat an strukturellen Dingen. Alters- und Leistungsstrukturen sind noch nicht gefestigt, meint ihr. Ich meine, mit dem aktuellen Personal kann man nichts festigen. Wendt, Johnson, Rafael, Hofmann, Strobl, Traoré und leider zum Teil auch Stindl und Jantschke fallen alters- und leistungsmäßig langsam aber sicher aus dem Rahmen. Die sportliche Leitung sieht das genauso und muß nachbessern in der Sommerpause.

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