“Magic Max”

Max Eberl steht wenig überraschend beim FC Bayern auf dem Wunschzettel. Für unseren Autor zwar eine logische Konstellation, die aus Eberls Sicht aber wenig Sinn ergibt. Stattdessen sollte der Manager bei Borussia verlängern. 

Es gibt da diese Werbung eines Online-Vergleich-Portals. Darin wird ein Ehepaar gezeigt, dass ein typische deutsches maxmustermannähnliches Leben führt: Eigenheim, Auto, Spießergarten. Und dennoch zwickt es irgendwo – und zwar im Geldbeutel. Natürlich schafft besagtes Portal schnell Abhilfe. Aus dem Ehemann, mit Namen Max, wird dank effektiver Sparmaßnahmen in Kürze „Magic Max“. Anschaulich wächst der Herr im Werbespot übrigens auf Riesen-Niveau an. Ihm gehört nun die Welt, er spaziert mit einem Lächeln durch den Alltag.

Achja, die Werbung. Sie gaukelt uns Dinge vor, hievt uns in eine Parallelwelt – und dennoch steckt irgendwie immer ein Fünkchen Wahrheit in ihr. So wie im „Magic Max“-Spot, der sich ziemlich einfach auf unsere Borussia umdichten lässt – zum Glück ohne Online-Vergleichs-Portal: Da gibt es diesen Max. Er ist Chef eines Vereins, der vor seiner Amtszeit 20 Jahre lang ein ziemliches Spießerdasein im Mittelmaß des deutschen Fußballs fristete. Doch dann kam er und verhalf dem Klub dank effektiver Maßnahmen zu neuem Glück.

Die perfekte Geschichte des „Magic Max“ – fast! Denn zum ganz großen Glück fehlt noch etwas. Im Fußball zählen nun einmal nur Titel. Max Eberl weiß das. Seit Jahren spricht Eberl – auf seine Ziele angesprochen – von Titeln. Als sich zwei MitGedacht.-Redakteure im vergangenen August auf der 11Freunde-Meisterfeier in Düsseldorf etwas länger mit dem Manager unterhielten, sprach er wieder von Titeln. Eberl sagt dann gerne Sätze wie: „Als Fußballer will man immer etwas in der Hand haben. Für mich wäre es das schönste mit Borussia einen Titel zu gewinnen.“

Zweifelsohne macht Max Eberl einen überragenden Job. Seit 2008 hat er Borussia einen neuen, attraktiven Anstrich verpasst. Eberl hat die Finanzen zusammen mit Geschäftsführer Stephan Schippers in den Griff bekommen, er hat die Jugendarbeit der Borussia gestärkt, hat darüber hinaus Spieler günstig gekauft und sie anschließend teuer verkauft. Eberl hat das Außenprofil Borussias geschärft, indem er auch nach außen hin die Werte des Klubs wie Tradition vertritt und den Verein im harten Geschäft des modernen Fußballs dennoch wettbewerbsfähig aufstellt. Er ist – so offen muss man das sagen – ein Glücksbringer für Borussia Mönchengladbach. Und es wäre mehr als verwunderlich, wenn diese Leistung nicht wahrgenommen werden würde.

Das Interesse des FC Bayern München ist nicht nur selbstverständlich sondern folgerichtig. Die Verantwortlichen des Rekordmeisters predigen immer wieder, sie würden die Branchen-Besten aus Deutschland in ihren Reihen haben wollen: Egal ob Spieler (Neuer, Boateng, Hummels, Müller, uvm.), Scouts (Reschke), Manager (Sammer, Hoeneß), Trainer (Heynckes). Weil Eberl in einer dieser Kategorien aktuell nun einmal einer der vielleicht drei Besten ist, überrascht es nicht, dass die Bayern ihn auf dem Zettel haben. Und dass Borussia um ihren entscheidenden Macher zittern muss.

Klar ist: Max Eberl würde Borussia (im Inland) nur für diesen einen Verein verlassen. Mit den Bayern, so stand es einmal in einem Porträt, habe er noch nicht abgeschlossen. Eberl kickte in der Jugend für den Rekordmeister. Ihn fasziniert dieser Verein. Wie der FC Bayern aus dem Nichts durch harte und strategische Arbeit zu großem Ruhm kam. Nicht umsonst nennt Eberl Uli Hoeneß immer wieder als großes Vorbild.

Und trotzdem muss bei Borussia wohl niemand Angst haben, dass sich Eberl schon jetzt aus seinem bis 2020 laufenden Vertrages verabschiedet. Denn ein frühzeitiger Abschied wäre unlogisch, weil er Eberl aktuell nicht nach vorne bringen würde. Der Manager wäre bei den Bayern der dritte starke Mann, hinter Karl-Heinz Rummenigge und – so sieht es zumindest aus – Uli Hoeneß. Darüber hinaus würde ein Transfer überhaupt nicht mit den zuletzt von Eberl formulierten Zielen mit Borussia zusammenpassen.

Er ist der starke Mann im sportlichen Bereich, entscheidet über Transfers und bestimmt den Trainer. Außerdem sieht Eberl den Verein als große Familie – und sich neben den Spielern, den Funktionären und den Fans als ein Teil des Großen. Er hat nicht vergessen, dass viele Fans ihm indirekt die Unterstützung zusagten als sie gegen die „Initiative Borussia“ mobil machten. Ihm imponieren 10.000 Fans in Rom oder 9.000 in Zürich. Eberl sieht das Potenzial, das in Borussia steckt. Nach dem Abschied von Christian Heidel aus Mainz identifiziert sich wohl kein anderer Manager derart mit seinem Klub. Dass sich Eberl darüber hinaus im Rheinland wohl fühlt und dort mit seiner Familie gerne lebt, unterstreicht das positive Gesamtbild, das Borussias Manager wohl nur ungerne aufgeben wird.

Daher gibt es wohl nur langfristig, wahrscheinlich also ab der Saison 2018/19, die ernsthafte Option eines Vereinswechsels. Wenn Eberl bis dahin mit Borussia immer noch keinen Titel gewonnen hat oder zumindest nah dran war, könnte es sein, dass er dem Lockruf von Titeln und Erfolgen erliegt und zum Rekordmeister wechselt.

Zuvor sollte Borussia aber alle Mittel ausschöpfen, um den vielleicht besten Manager nach Helmut Grashoff am Niederrhein zu halten. Sie sollten an jede finanzielle Grenze gehen, sollten Eberl jede Machtoption einräumen. Es würde verdammt schwer werden, diesen Mann zu ersetzen. Und wenn das tatsächlich gelingen und Borussia vielleicht noch einen Titel gewinnen würde, dann hätte Eberl sich obendrein noch einen weiteren Spitznamen verdient. Dann wäre er endgültig „Magic Max“.

Bild zu diesem Beitrag: torfabrik.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert