Mittelstürmer adé?

Nein, erfolgreich war Josip Drmics Gastspiel am Niederrhein ganz sicher nicht. Im Gegenteil! 19 Spiele hat der Stürmer für Borussia bestritten. Die magere Ausbeute: Ein Tor. Zur Ehrenrettung: Drmic durfte nur siebenmal von Beginn an ran, achtmal stand er nach einer Einwechslung noch nicht einmal 10 Minuten auf dem Platz. Insofern ist sein Wechsel sportlich kein Verlust! Dennoch ist es ein Abgang mit enormer Bedeutung.

Im Sommer galt der Schweizer Stürmer noch als Königstransfer. Über zehn Millionen Euro soll Max Eberl an Bayer Leverkusen überwiesen haben – eine Menge Geld. Entsprechend hoch war von Beginn an die Erwartungshaltung. Dabei sollte man in Gladbach doch spätestens seit Luuk de Jong wissen, dass man Stürmer nicht sofort an Ablösesummen messen darf. Oder sie vielleicht gar nicht mehr danach aussuchen sollte?

Die Verpflichtung Drmics war eine Glaubensfrage. Der Schweizer ist zwar schnell und gut am Ball, gilt aber dennoch als echter Mittelstürmer. Marke: Strafraum-Typ! Im Spielsystem der Borussia findet dieser Spieler seit der Verpflichtung Lucien Favres im Winter 2010 kaum noch statt. Unter André Schubert hat sich der Eindruck verfestigt: Ein echter Mittelstürmer hat im Spielsystem der Fohlenelf keinen Platz. Noch nicht einmal ab der 80. Spielminute. Insofern darf die Verpflichtung Drmics (noch unter Favre und unabhängig von der Qualität des Spielers) durchaus kritisch beachtet werden. Hat sich Max Eberl nach dem Niederländer de Jong nun den nächsten teuren Flop geleistet? Gänzlich können wir diese These nicht entkräften.

Dennoch glauben wir weiterhin an die Qualitäten Drmics. Der Schweizer Stürmer hat in Nürnberg und (mit Abstrichen) in Leverkusen bewiesen, was er kann. Drmic ist technisch versiert, gut in der Luft, geht oft die richtigen Wege. Nur: Sowohl in Nürnberg als auch in Leverkusen war bzw. ist das Spiel sehr auf einen Zentrumsstürmer zugeschnitten. Bei Borussia nicht! Dementsprechend schwer hatte es der 23-Jährige am Niederrhein.

Vielleicht hätte der Schweizer noch etwas mehr kämpfen können und nicht so schnell aufgeben sollen. Im Verein heißt es hinter vorgehaltener Hand, Drmic habe sich (zu?) schnell hängen lassen – und sich mit seiner Rolle abgefunden. Aber ehrlich: Braucht ein junger, noch recht unerfahrener Spieler nicht eigentlich viel mehr Vertrauen und Chancen vom Trainer? Müsste er sich nicht eigentlich wirklich mal über einen längeren Zeitraum beweisen dürfen? Selbst der größte Drmic-Gegner muss ehrlich zugeben: Ja!

Nun endet die Ära Drmic vorerst als Missverständnis. Der Stürmer wechselt zum HSV und will sich dort Spielpraxis für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich holen. Pikant: Schon im vergangenen Winter wollte Drmic gerne zum selbsternannten Bundesliga-Dino wechseln. Damals scheiterte es am Veto Bayer Leverkusens. Borussia gab dem Wechselwunsch des Stürmers nun nach. „Beim HSV bekomme ich eine faire Chance“, verkündete Drmic jüngst auf der Homepage des Vereins. Eine Chance, die er nutzen sollte!

Wir hoffen, dass Drmic beim HSV einschlägt. Denn dann, und nur dann, wäre allen Seiten geholfen. Drmic bewahrt sich seine Chance auf die EM-Teilnahme, der HSV hält wohlmöglich die Klasse und Max Eberl hält weiter alle Asse im Ärmel. Entweder versucht man es doch noch einmal mit einem wiedererstarkten Drmic – oder (und das ist wohl viel realistischer) man wird mit einer Millionensumme entschädigt. So ginge Borussia wenigstens aus diesem Geschäft ohne Verluste raus!

Für Borussia und Max Eberl heißt es bis dahin allerdings: Lehren ziehen! Trainer und Manager sollten sich einig darüber sein, welchen Spielertypen man für die vorderste Front benötigt. Außerdem sollte der Verein zum Beispiel Thorgan Hazard, den Trainer Schubert seit Amtsantritt als (einzige echte?) Sturm-Alternative sieht, mit Einsätzen stärken. Und: Für den Sommer sollte Borussia jetzt schon Ausschau nach schnellen, spielstarken Stürmern halten. Marke Raffael, Marke Kruse, Marke Stindl.

Damit es nicht bald schon zum dritten Transfer-Flop auf der gleichen Position kommt!

Foto zu diesem Beitrag: torfabrik.de

5 Gedanken zu „Mittelstürmer adé?

  • 2. Februar 2016 um 13:33
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    gab es denn Uneinigkeit zwischen Favre und Eberl bei der Verpflichtung von Drmic?

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  • 3. Februar 2016 um 0:09
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    Vergessen Sie Hrgota nicht! Für ihn ist der Drmic-Wechsel eine gute Nachricht, und obwohl ich Drmic und seine Spielweise mag: Hrgota hat zuletzt den deutlich besseren Eindruck gemacht. Wäre nur schade, wenn dieses Stürmerjuwel sich schon entschieden hätte, im Sommer ablösefrei die Fliege zu machen.

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  • 3. Februar 2016 um 17:54
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    Hrgota braucht sowieso mehr Einsätze er ist sehr beweglich leider braucht er mehr Durchsetzungsvermoegen

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  • 4. Februar 2016 um 8:42
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    Guter Artikel und wie ich finde richtig erkannt! Ich kann verstehen dass man seitens des Vereins nicht nur einseitig einkaufen will um am Ende keine Alternativen zu haben, aber wenn ein Trainer keine “Brecher” mag, dann wird er sie auch nicht aufstellen. “Raffael, Kruse, Stindl”, da bin ich mit dir einer Meinung, solche Typen bringen uns weiter! Vielleicht dachten sie auch das Drimic der neue Hanke wird und sich ähnlich umfunktionieren lässt, aber das klappt eben nicht immer…

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  • 8. Februar 2016 um 9:05
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    Moin,
    ich schließe mich Marcos Meinung an.Soweit ich daß mit Josip mitbekommen habe ,war es der Wunsch
    von Favre gewesen ihn nach MG zu holen.Man hat vielleicht gedacht daß er sich unter Favre weiter entwickeln könnte…!Daß er so schnell “aufgibt”(Trainingslager in Belek klang daß noch ganz anders) kann natürlich damit zusammen hängen ,daß er sich mehr Einsatzzeiten in der RR erhofft hätte.Tja,
    schauen wir mal wie es in Hamburg so läuft….

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