Nichts passiert!

Zweimal 0:3 – im eigenen Stadion. Vor dem Gastspiel gegen den FC Bayern taumelt Borussia durch die letzten Wochen. Wer deshalb aber Unruhe stiftet, ist am falschen Platz. Denn objektiv betrachtet ist vieles beim Alten. 

Drei Spiele, ein Punkt. Ganz nüchtern betrachtet lesen sich die nackten Zahlen und Fakten unserer Borussia längst nicht mehr so rosig wie noch zum Jahreswechsel. Die vorsichtige Euphorie vom Dezember 2018 ist bei vielen Anhängern sogar schon gänzlich verflogen – von „Europa-Flatter“ oder „Nerven-Versagen“ ist da die Rede. Einige ganz besonders Helle stellen sogar schon die ganze Saison infrage. „Die verspielen das noch!“, hörten wir zuletzt immer öfter. 

Wer sich in aller Ruhe und etwas fundierter mit den drei vergangenen Spielen beschäftigt, kann nur zu einem anderen Schluss kommen. Sowohl gegen Hertha BSC, als auch Eintracht Frankfurt und den VfL Wolfsburg war die Mannschaft von Dieter Hecking das bessere Team. Das lässt sich neben dem optischen Eindruck vor allem mit Zahlen untermauern. 

In allen Spielen hatte Borussia mehr Torschüsse (12:10, 14:13, 16:6), mehr Ballbesitz (69%, 59%, 58%) und auch eine teils deutlich stärkere Passquote (87%, 84%, 85%). Freilich schießen diese Zahlen keine Tore, was sich auch im ziemlich eindeutigen Torverhältnis dieser drei Spielen niederschlägt: 1:7! Zum Vergleich: In den 11 Spielen zuvor kassierte Borussia nur fünf Gegentore. Darüber hinaus ist es übrigens ein Novum, dass Borussia aus drei aufeinanderfolgenden Pflichtspielen dieser Saison keinen Sieg holen konnte. Nur einmal gab es im Dezember 2018 zwei Niederlagen infolge (Freiburg, Leverkusen). 

Das alles sind – das geben wir gerne zu – Zeichen dafür, dass sich irgendetwas geändert haben muss. Im Angriff betrifft dies aus unserer Sicht vor allem den Torabschluss. Ohne die unfassbare Effizienz von Alassane Pléa und die spielentscheidende Explosivität von Thorgan Hazard fehlt Borussia das besondere Etwas. Lars Stindl verliert sich zunehmend in kleineren Nickligkeiten und Nebenschauplätzen. Florian Neuhaus wiederum vergab gegen Wolfsburg zuletzt eine glasklare Torchance. Da bringt es übrigens auch wenig im Anschluss mehr klare Chancen zu fordern. Fakt ist: Borussia muss die vielen eigenen Chancen schlicht nutzen!

Kleinere Sorgen bereitet allerdings auch der Defensivverbund. Vor allem in den Heimspielen gegen Berlin und Wolfsburg fielen die bislang so sicheren Matthias Ginter (gegen Selke vor Herthas 0:1), Nico Elvedi (gegen Mehmedi vor Wolfsburgs 0:2) und Oscar Wendt (gegen Mehmedi vor Wolfsburgs 0:3) durch individuelle Fehler und ungewohnte Zurückhaltung auf. Solche misslungenen Defensivaktionen haben die bis dato neben Leipzig beste Abwehrreihe der Liga unnötig destabilisiert – und nagen natürlich auch am eigenen Selbstbewusstsein.

Die defensiven Wackler und vergebenen Torchancen könnten ein Zeichen für leichte Konzentrationsschwächen sein. Das wäre eine simple Erklärung und ein Mangel, der leicht zu beheben wäre. Vor allem wäre es kein Grund, gleich die bisher überragende Saison kaputtzureden. Die Zahlen oben belegen, dass die Struktur im Spiel zu großen Teilen weiterhin stimmt. 

Letztendlich wissen wir nicht genau, was zu diesen kleineren Tief- und Rückschlägen geführt hat und wollen es auch mit Abschluss dieses Textes nicht weiter thematisieren. Denn für uns zählt vor allem folgendes Credo: Trotz dieser drei Spiele ohne Sieg ist doch im Grunde wirklich gar nichts passiert!

Borussia rangiert weiterhin auf einem sensationellen dritten Platz. Gut, der Vorsprung ist etwas dahingeschmolzen. Zum Europa-League-Platz fünf sind es aber weiterhin komfortable fünf Punkte. Der Abstand zum Nicht-Europa-Platz sieben beträgt sogar starke sieben Zähler. Und die oben bereits mit Zahlen belegte Art und Weise wie die Mannschaft zuletzt aufgelaufen ist trägt nun wirklich nicht dazu bei, dass wir Fans Trübsal blasen sollten. Ja, auch wir brauchen nicht noch ein drittes 0:3 vor heimischem Publikum. Aber das geht Mannschaft und Trainerstab genauso!

Wichtig ist abschließend deshalb folgendes: Im Umfeld sollten alle Borussen (wie im sportlichen Bereich auch) weiter die Ruhe bewahren. Wer wirklich und ernsthaft gedacht hätte, Borussia marschiere wie bislang durch die Saison, lebt an der Realität vorbei. Wo soll diese Abgezocktheit auf einmal herkommen? Rückschläge gehören wie selbstverständlich zum Fußball und zum Sport dazu. Die entscheidende Frage ist: Wie geht man damit um? Welche Lehren zieht man? Wie kommt man zurück?

Wir sind uns sicher, dass Borussia stärker aus den letzten drei Partien zurückkommt und schon bald wieder auf der Siegerstraße sein wird. Und ganz vielleicht ist dies ja schon am kommenden Samstag gegen den FC Bayern der Fall. Wir alle wissen doch, was gegen diesen Verein in unserem Stadion möglich ist.

Foto zu diesem Beitrag: Nordkurvenfotos.

7 Gedanken zu „Nichts passiert!

  • 1. März 2019 um 14:43
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    Großartig! Perfekt analysiert! Endlich mal einer, der nicht alles in Frage stellt. Und mal ehrlich- die “Delle” hätte Bayern schon, Leipzig am Saisonbeginn und Dortmund ist ohne Reuss auch nicht immer überragend. Also: auf geht’s.

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  • 2. März 2019 um 20:16
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    Es steht 1:4 !!! Hallo ?
    Wir bewegen uns wie eine Zweitliga Mannschaft.
    Die Bayern kombinieren sich durch unsere Abwehr wie ein heisses Messer durch Butter.
    Das ist nicht wirklich reif für die ersten 5-7 in der Liga.
    Sollte Herr Hecking so weiter spielen lassen, gewinnen wir kein Spiel mehr. Ich bin entsetzt über diese weisen Sprüche die da kamen und noch kommen.

    Antwort
  • 2. März 2019 um 21:59
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    “Ja, auch wir brauchen nicht noch ein drittes 0:3 vor heimischem Publikum”,
    Da passt ein 1:5 doch schon viel besser, oder?

    “Trotz dieser drei Spiele ohne Sieg ist doch im Grunde wirklich gar nichts passiert!”
    Nein, jetzt ist nur noch ein viertes Spiel hinzugekommen. Von 12 möglichen Punkten nur einen einzigen gewonnen. Nur weiter so, dann landen wir wieder dort, wo wir im vergangenen Jahr schon waren.

    Eklatant schwache Abschlüsse vor dem gegnerischen Tor, gepaart mit individuellen Fehlleistungen in der Abwehr, und das nicht nur seit heute. Nein es ist noch “Nichts passiert”.

    WAS MUSS DENN NOCH PASSIEREN.

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  • 3. März 2019 um 7:01
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    Na, da machen sich ja schon einige Fans gewaltig in die Hose 🙂
    Was der Autor des Beitrags geschrieben hat stimmt auch nach einem sehr enttäuschenden 1:5 gegen den kommenden deutschen Meister immer noch.
    Wer erwartet hat, dass wir die Bayern aus dem Borussiapark schiessen, der lebt in einem Paralleluniversum.
    Klar, fünf hätten es nicht sein müssen, aber zumindest ist es ja für einen guten Zweck – nämlich, dass die Ruhrpottzecken (….schwarzer Hals und gelbe Zähne BeVauBeeeeee, schwarzer Hals und gelbe Zähne BeVauBeeeeee ) niemals mehr deutscher Meister werden – schon gar nicht mit Favre und Reus!
    So, jetzt können die weinenden Gladbach-Fan-Memmem ihre Schnuffeltücher wieder wegstecken.
    Ich behaupte, wir verlieren nur noch drei Spiele (Pissbrühedosen, SAP und Betrüger/Banditen/Verbrechen) und landen mindestens auf Platz 4.

    Antwort
    • 3. März 2019 um 20:42
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      Scottyboy scheint keine Ahnung von der entstehenden Eigendynamik zu haben, anders kann ich mir die unqualifizierten Besserwissersprüche nicht erklären.

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  • 3. März 2019 um 9:45
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    Die Mannschaft hat sich weiterentwickelt. Jetzt passte auch die Spielweise zum Ergebnis. Mit einer Ausnahme: Yann Sommer spielt noch immer auf dem Niveau der ersten 21 Ligaapiele und verhindert gegen Bayern die 1:8 Klatsche. Ansonsten muss man Heckings Kritik unterstreichen., der seinen Spielern Naivität vorwirft. 11 Gegentore in 3 aufeinanderfolgenden Heimspielen. Nichts passiert????

    Antwort
  • 3. März 2019 um 10:28
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    Zitat : Es gibt diverse Schläfrigkeiten in unserer Mannschaft, die mir nicht gefallen können.
    Gut, man kann gegen Bayern verlieren aber “wach“ sollten die Jungs schon sein. Hat ein Trainer denn Einfluss auf seine Spieler ??? Hallo!!

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