Rooooooooooel.

Roel Brouwers wird Borussia verlassen. Der Vertrag des 34-jährigen Verteidigers wird nach neun Jahren bei der Fohlenelf nicht mehr verlängert. Sportlich ist der Verlust abzufedern, menschlich nicht. Ein Kommentar.

Nein, ein großer Prophet hätte man nicht sein müssen, um Roel Brouwers Aus bei Borussia Mönchengladbach vorauszusagen. Gerade einmal acht Spiele hat der Innenverteidiger in dieser Saison bestritten. Sieben Mal Bundesliga-Luft, einen Auftritt in der Champions League. Sicherlich zu wenig für einen Spieler, der gerne noch ein oder zwei Jahre spielen will. Sein spielerisches Niveau, so ehrlich muss aber selbst der größte Brouwers-Fan sein, reicht eher nicht mehr für das aktuelle Leistungsgefüge in Borussias Kader. Trotzdem war und ist Brouwers wichtig für die aktuelle Mannschaft. Weil er ein Typ ist – und eine Art Vereinsikone.

Gerade in einer Zeit, in der rund um Borussia über solche „Typen“ diskutiert wird, ist Brouwers ein Meilenstein am Borussia Park. Der 34-Jährige kennt den Verein – fast wie kein Zweiter. Die eigenen Jugendspielern (Jantschke, Hermann oder Korb) mal ausgenommen, ist Brouwers nach Christofer Heimeroth der dienstälteste Borusse. Er hat mit dem Verein in der zweiten und ersten Liga gespielt, stand in der der Relegation auf dem Platz und hat in Euro- und Champions-League mitgewirkt. Sozusagen ist Brouwers einer der letzten Mohikaner Reihen der Fohlen, der alle Epochen der letzten Jahre miterlebt hat.

Keine Luxus-Karosse, kein Tatoo

Und dennoch wurde dem Niederländer nicht immer die nötige Wertschätzung entgegengebracht – zugegeben auch von uns. Brouwers wurde oft abgeschrieben. Etwa vor zwei Jahren. Damals galt er nach einer Saison mit nur 12 Bundesliga-Einsätzen (einige kleine Verletzun-gen, oft Bank) bereits als Auslaufmodell. In der Saison 2014/15 spielte er dann plötzlich 20 Mal in der ersten Liga – meist sehr souverän und gut. Mal wieder hatte er es allen gezeigt. Brouwers quittiert Meinungen zu seinen sportlichen Fähigkeiten gerne mit seinem typisch süffisanten Lächeln. Um dann kurz danach zu antworten: „Näääää.“ Der „Rheinischen Post“ sagte er im Dezember 2015: „Mit 34 sieht man das alles ein bisschen lockerer. Wenn ich 25 oder 26 wäre, dann wäre es etwas schwieriger.”

Dieses Understatement passt zu Brouwers Wesen. Der Niederländer gilt als bescheiden. Er fährt keinen Luxus-Sportwagen, ist nicht tätowiert, wohnt immer noch in der Nähe seines holländischen Heimatortes. „Ich sehe mich selbst als ruhigen Typen und Familienmenschen. Sportlich und privat versuche ich einfach, mich nicht von gewissen äußeren Dingen beeinflussen zu lassen“, so Brouwers vor zwei Jahren gegenüber dem Fußball-Magazin „11Freunde“. „So bin ich erzogen worden und ich lebe sehr zufrieden damit.“

Vertragsverlängerung wäre nachvollziehbar gewesen

Bescheiden, aber immer konstant und mit Herzblut dabei. Und genau diese Einstellung kommt an! Die Fans feiern ihn seit Jahren als Kultfigur. Das langgezogene „Roooooooel“ ist nur ein Zeichen der Liebe zwischen Fans und Spieler. Der Verteidiger mit der durchaus diskussionswürdigen Gel-Frise wird geschätzt, auch wenn er nicht immer spielt. Und genau deswegen wäre es durchaus auch verständlich gewesen, wenn Borussia den Vertrag noch einmal verlängert hätte. Brouwers ist ein Insider. Er hätte Neuzugängen viel über den Verein erzählen oder als wichtiger Ansprechpartner für jüngere Spieler fungieren können. Natürlich hätte er sicher Abstriche bei den eigenen Einsätzen machen müssen – und weil Brouwers genau das nicht wollte, entschied Borussia wohl, den Vertrag nicht zu verlängern. Insofern ist der Schritt nachvollziehbar.

Und genau deshalb ist dieser Text auch kein Abgesang auf einen altgedienten Spieler. Im Gegenteil! Wir hoffen inständig, dass Brouwers noch ein paar Jahre aktiv gegen den Ball treten wird. Dieser Typ hat es einfach verdient, noch ein bisschen auf dem Platz zu stehen, ein paar Ecken einzunicken und von den Fans lauthals mit „Roooooooel“-Sprechchören gefeiert zu werden. Und wer weiß, vielleicht kommt er ja dann auch bald wieder, in anderer Funktion. Dann würden auch wir wieder langgezogen seinen Namen brüllen und einen waschechten Borussen in Mönchengladbach zurückbegrüßen.

Wir würden es uns wünschen. Bis dahin schreiben wir melancholisch, aber freundschaft-lich diese vollkommen ernst gemeinten Worte: Mach‘s gut, Roel!

Foto zu diesem Beitrag: torfabrik.de

5 Gedanken zu „Rooooooooooel.

  • 4. Mai 2016 um 23:13
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    Das stimmt ja sowie von. Rooooooel ist ein cooler Typ, ohne Allüren. Könnte der Typ von nebenan sein. Hätte ihm sein 10-jähriges Jubiläum bei Borussia gegönnt. Roel, danke für alles. Oder: bedankt. Leute wie du sind selten geworden. Und auch deshalb lieben wir dich!

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  • 5. Mai 2016 um 8:01
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    Ja ich ziehe auch den Hut davor, dass er so bodenständig geblieben ist und weiß was wirklich wichtig ist!
    Bei vielen verdirbt Geld und Popularität den Charakter! Ist sicherlich auch schwer, nicht abzuheben. Gerade deshalb. …….Respekt! !!!!!
    Nicht zuletzt auch vor seinen Eltern…….das haben sie dann wohl sehr gut vermitteln können!!

    Antwort
  • 7. Mai 2016 um 21:13
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    Viel Glück Roel für deine zukünftige letzte Station als Fussballer.

    Wir Fans werden Dich sehr vermissen ! Nicht wegen deiner genialen Fussballtechnik oder Deines Torjägerinstinkts (obwohl, ich erinnere mich da an eine Zweitligasaison…), sondern wegen Deines Typs: Du stehst wie kein anderer für diesen Mitgliederverein mit deiner Loyalität, deiner Bodenständigkeit und Bescheidenheit.
    Deswegen würden sich sicher viele von uns freuen, Dich irgendwann wieder in einer Funktion für den Verein zu sehen.
    Dank je wel, Roel !

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