Scheiß auf den Unterhaltungswert!

Eigentlich – so ehrlich sind wir – halten wir Leverkusen für wahnsinnig langweilig. Das gilt für die Fanszene, den Verein, das Stadion und die ganze Stadt. In den letzten Jahren waren die Begegnungen allerdings immer wieder torreich, ekstatisch und ab und an sogar Wendepunkte. Das Riesenspektakel brauchen wir morgen zwar nicht, schielen aber natürlich auf einen Überraschungssieg. Unser Vorbericht.

Es waren Momente vollkommener Glückseligkeit. Unbekannte Menschen lagen sich in den Armen. 11 Spieler fielen auf einen Haufen Nahe der Eckfahne übereinander her. Selbst der sonst so introvertierte Trainer Lucien Favre setzte zum Megasprint über 70 Meter an, um mit den Fans zu feiern. Und auf der Anzeigetafel prangte das Endergebnis: 1:2. So fühlten wir uns vor knapp sechs Jahren, als Igor de Camargo unsere Mannen in die Champions League schoss.

Dreißig Tore in sieben Auswärtsspielen

Mittlerweile sind viele Kicker gegangen, ein anderer Coach an der Seitenlinie tätig und auch die Vorzeichen haben sich deutlich geändert. Was aber scheinbar immer bleibt, ist der Unterhaltungswert des Duells zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. Legen wir nur einmal die letzten sieben Gastauftritte des VfL zu Grunde, gab es durchschnittlich 4,3 Tore. Darunter fielen neben einer herben 0:5-Klatsche im Dezember 2015 auch das grandiose 6:3 aus dem Herbst 2010. Spiele, bei denen wir unseren Augen kaum trauten.

Auch im letzten Jahr ging es furios zur Sache. Rückrundenauftakt, neuer Trainer an der Seitenlinie und eine Situation, wie wir sie eigentlich nicht haben wollten: Nach einem Doppelschlag binnen drei Minuten – garniert durch indiskutables Abwehrverhalten – ging es mit einem 0:2 in die Halbzeit. Dem Vernehmen nach ein Moment, an dem sich der Eine oder Andere lieber an den Bierstand begab, als sich das „Elend“ weiter mitansehen zu müssen.

Doch statt vollkommener Ernüchterung gab es ein Comeback allererster Güteklasse. Lars Stindl holte die Borussia mit zwei Treffern ins Spiel zurück, der Maestro Raffael vergoldete den Samstagabend mit dem 3:2. Doch es waren mehr als drei Punkte an diesem grauen Januartag, es war die Prise Selbstvertrauen, die den Jungens Auftrieb gab. Es war das Wissen: Auch Rückstände und schlechte Spiele können wir noch drehen. Auch Leverkusen machte die legendäre Europapokal-Nacht in Florenz überhaupt erst möglich. Und das sollte doch ein gutes Omen sein.

Hinspiel als Turning-Point der Saison

Weniger gute Vorzeichen lassen sich beim Blick auf die beiden ersten Partien dieser Saison gegen Leverkusen erahnen. Zunächst die krachende Niederlage im Oktober, als man zur Halbzeit deutlicher hätte führen müssen und eine angeschlagene Werkself eigentlich im Sack hatte. Doch miserable und nahezu naive Verteidigungs- und Gegenpressing-Methoden führten zur 1:5 Heimniederlage. Dies war so etwas wie der Turning-Point der Saison. Seither glaubt die Leverkusener-Mannschaft von Heiko Herrlich wieder an sich – und spielt völlig zurecht um die Champions-League-Plätze mit.

Das zweite Spiel, der Pokalabend kurz vor Weihnachten, hätte ungünstiger kaum verlaufen können. Spielerisch war das vielleicht eine der besten Leistungen der Spielzeit. Vor allem war es eine Partie, in der die Einstellung gestimmt hat – nur halt nicht der Killerinstinkt vor dem Tor. Die Offensive rannte wieder und wieder an. Ein ums andere Mal scheiterte sie an Bernd Leno oder an den eigenen Nerven. Ein leidiges Thema in dieser Saison. Und letztlich kam es dann, wie es kommen musste: Ein Stockfehler, ein Konter, ein abgezockter Abschluss und alle Pokalträume waren dahin. Es war damals ein fieser Nackenschlag, mit dem wir in die Winterpause gingen.

Mut sammeln für den Endspurt

Nun gilt es den Fokus wieder auf das Wesentliche zu lenken. Noch sind neun Spiele auf dem Tableau, und 27 Punkte zu vergeben. Es wäre falsch, zu resignieren und die Saison abzuschenken. Doch klar ist auch: Es braucht nochmal neuen Schwung, einen neuen Impuls und den Glauben daran, über sich hinaus zu wachsen. Vielleicht ist die BayArena dafür genau der richtige Ort.

Macht es wie letztes Jahr, Borussen. Gerne auch ohne Spektakel – aber mit drei Punkten!

Foto zu diesem Beitrag: Nordkurvenfotos.

10 Gedanken zu „Scheiß auf den Unterhaltungswert!

  • 10. März 2018 um 16:14
    Permalink

    Auch Leverkusen ist mal wieder fällig. Die Abwehr um Jan Sommer muss gute Arbeit Leisten und irgendeiner wird schon treffen

    Antwort
  • 10. März 2018 um 18:05
    Permalink

    Spielt und siegt für Walli.
    Nicht mehr und nicht weniger.

    Antwort
  • 10. März 2018 um 20:57
    Permalink

    Genau. Man sollte nicht den Kopf hängen lassen. Wir haben heute leider wieder verloren. Aber nicht deshalb, weil die Einstellung nicht stimmte, sondern weil Leverkusen einfach klar besser war. Es ist halt schwierig mit so viel Verletzten und den jungen Spielern. Dann ist Stindl ausser Form, Hazard bekommt die PS nicht auf den Rasen und zu guter letzt fehlt Rafael. Puuh. Hoffentlich geht die Saison bald vorbei. Am besten mit etwas Glück auf Platz 7

    Antwort
  • 10. März 2018 um 21:25
    Permalink

    Was ist blos aus dieser Mannschaft geworden.
    Langeweile gab es nur auf der Gästeseite.
    Und !! Jetzt ist wieder schön reden angesagt, wie immer in dieser Saison.
    Grüße an alle Kritiker

    Antwort
  • 11. März 2018 um 3:44
    Permalink

    Eigentlich-so ehrlich sollte man sein- gibt es nichts langweiligeres als Borussias Offensive. Doch, da ist noch etwas wahnsinnig langweilig. Dieter Hecking. Wer von den Verletzten fällt denn der Mannschaft wirklich? Rafael in Normalform natürlich. Aber sonst? Also erhebt jetzt nicht die Verletztenliste in den Erklärungshimmel. Das ist Eberls Job. Die Leistung der Mannschaft entspricht leider der Realität. Und die wird am Ende Platz 12 bedeuten. Hecking hat es wieder einmal geschafft. Fragt nach in Wolfsburg.

    Antwort
    • 12. März 2018 um 14:18
      Permalink

      Vielleicht würde der Großteil der Verletzten nicht spielen, aber die würden Druck auf Ihre Kollegen ausüben. Jetzt ist sich jeder zu sicher, daß er ja mangels Alternativen sowieso spielt.
      Somit haben die vielen Verletzten, meiner Meinung nach, schon was mit der Formschwäche zu tun.

      Antwort
  • 11. März 2018 um 5:17
    Permalink

    Hannover 2009:
    Hecking dagegen, 2006 sogar aus seinem Vertrag in Aachen herausgekauft, hat Spieler, Fans und Offizielle von seiner Arbeit zuletzt nicht mehr überzeugen können. Und trat daraufhin zurück. ( Der Tagesspiegel)

    Wolfsburg 2016:
    Auch Lucien Favre, gerade ohne Job, ist so einer. Mal ehrlich, welche Handschrift trägt das Spiel des VfL Wolfsburg? Wofür steht es? Nach fast dreieinhalb Jahren unter Hecking muss diese Frage erlaubt sein. Und eine befriedigende Antwort habe ich als immerhin interessierter Beobachter darauf noch nicht gefunden. (Die Welt)

    Antwort
  • 11. März 2018 um 9:45
    Permalink

    Nur noch ein jämmerlicher Haufen.Für so eine Truppe ist die Führung verantwortlich

    Antwort
  • 11. März 2018 um 10:30
    Permalink

    Herr Hecking, was haben sie aus Spielern wie , Grifo oder Herrmann gemacht…..
    Bin kein Freund davon, bei den kleinsten Misserfolgen, den Trainer in frage zu stellen. Das was aber gerade passiert, ist mit Glücklos oder unerfahrenheit nicht zu vergleichen.Ein neuer Trainer wäre ratsam. Sehe allerdings ausser Favre oder Zidane keine Alternative.

    Antwort
  • 13. März 2018 um 7:06
    Permalink

    Schon wieder zwei Verletzte.
    Was läuft da falsch ?
    Gute Besserung an Vestergard und Grifo ?
    Das bietet allerdings den “ jungen Spielern die Möglichkeit sich zu zeigen.

    Also, nutzt eure Chance !

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert