Sollte Borussia 2017/18 international spielen?

Am Samstag spielt die Fohlenelf in Wolfsburg um die letzte Europapokal-Chance. Wir sind nach dieser Achterbahn-Saison hin und her gerissen: Sollte Borussia im nächsten Jahr international spielen oder nicht? Zwei MitGedacht.-Autoren – zwei Meinungen!


PRO EUROPAPOKAL: GEILER GEHT ES NICHT!

Vier Worte reichen eigentlich, um diese Argumentation wasserdicht abzuschließen: „GEILER GEHT ES NICHT!“ Ganz ehrlich: Europäisch zu spielen ist einfach das Größte. Manchester, Turin, Barcelona, Florenz – alleine die laufende Saison hat diese These doch ausreichend belegt. Fußballfan, was willst Du mehr?

Zugegeben: die Mannschaft hat keine sonderlich starke Saison gespielt. Wäre Europa nach dieser Spielzeit verdient? Diese Frage kann nicht postwendend bejaht werden. Die Spieler haben teilweise sogar enttäuscht: Ab und zu haben wir die letzte Einstellung vermisst, ein Trainer wurde verschlissen, dazu zwei Pokal-Wettbewerbe in extrem wichtigen Spielen vergeigt.

Dennoch: Es kann eben nicht immer bergauf gehen – das müssen wir Borussia-Fans doch am besten wissen. Im Sommer sollte Max Eberl einige Änderungen im Kader vornehmen – was übrigens mit einigen Europapokal-Moneten in der Tasche deutlich einfacher wäre. Wenn die neue Mannschaft sich dann direkt international beweisen dürfte, wäre das nicht nur aus sportlicher Sicht grandios. Es würde auch zur Entwicklung vieler immer noch junger Spieler beitragen und im besten Fall die Preise dieser Akteure weiter hochtreiben. Diese Philosophie ist leider weiterhin elementar für unseren Verein.

Es wäre daher fast schon traurig, wenn man die Möglichkeit im Europapokal zu spielen einfach so weg wirft. Denn sind wir ehrlich: Wer diese Chance hat, sollte – nein muss – sie sofort ergreifen! Und dabei ist es ehrlich gesagt scheiß egal, ob die Mannschaft das nach einer Saison sportlich verdient hat oder nicht. Es sind schon Teams viel unverdienter nach Europa gekommen.

Wir haben wenigstens in den vergangenen Jahren bewiesen, dass wir Europa können. Im Gegensatz zu mancher Bundesliga-Eintagsfliege, die sich gerade in die oberen Tabellenregionen verflogen hat. Für uns Borussen ist der Gesang von den „Kneipen dieser Welt“ längst kein Wunschtraum mehr. In den vergangenen Jahren ist er zur Lebenseinstellung gereift. Dass er nach den Krisen-Jahrzehnten kein Alltag ist, sollte jedem Borussia-Fan klar sein. Wenn wir uns aber diese Demut beibehalten, müssen wir uns für unsere Europa-Sehnsucht nicht schämen.

Außerdem: Wem wollen wir international denn im nächsten Jahr das Feld überlassen? Hoffenheim? Leipzig? Hertha? Vielleicht sogar dem Effzeh? Also bitte! Wir sollten als erfahrene Europa-Fahrer den Anspruch haben, dieses geile Feeling noch möglichst lange zu erleben. Trotz schlimmer Nebenerscheinungen wie Eventfans oder die immer größer werdende Ausschlachtung unseres Vereins durch gewiefte Marketing- und Social-Media-Experten.

Denn wer die Hoffnung hat, dass der Hype rund um unseren Verein ohne eine internationale Teilnahme abnimmt, dem sei gesagt: Das wird auch ohne Europa weitergehen! So ist er halt, der moderne Fußball. Ergreifen wir also – Mannschaft und Fans – deshalb zusammen diesen kleinen Strohhalm und machen das Unmögliche möglich. Holen wir uns Platz sechs – oder zumindest Platz sieben!

England, Spanien, Italien – gemeinsam mit den besten Freunden an Stränden, in Pubs, in Flugzeugen abhängen und ein paar geile Tage erleben. Geht es denn geiler? Die Antwort – das muss selbst der größte Nörgler zugeben – muss heißen: Nein! Deshalb sollte Borussia auch in der kommenden Saison international spielen.

In diesem Sinne: Alles geben für Europa!


Borussia-Fans im Sommer 2016 in Bern

CONTRA EUROPAPOKAL: ES MUSS NICHT IMMER BARCA SEIN!

Natürlich ist es für Borussia – und insbesondere für uns Fans – eine großartige Sache, im Europapokal anzutreten. Die Spieler, die dabei waren, werden sich an Abende wie in Florenz oder an Heimspiele gegen Barcelona vermutlich noch lange erinnern. Neben den emotionalen Eindrücken, für die in großen Teilen die Fans sorgten, gab es sportlichen Anschauungsunterricht bei der absoluten Weltklasse. Messi, Pogba, Aguero. Von den Nächten, wie wir Fans erlebt haben, fangen wir an dieser Stelle gar nicht erst an.

Dennoch ist es für den Verein nicht von elementarer Bedeutung, ob er im nächsten Jahr europäisch vertreten ist. Möglicherweise ist es gar besser, wenn er es nicht ist. Das hat verschiedene Gründe.

Um vorherzusagen, dass die Abgänge von Dahoud und Christensen schmerzen werden, ist keine ausgeprägte Fußballexpertise notwendig. Es steht also ein Umbruch an, in dem junge Spieler die entstandenen Lücken sukzessive füllen sollen. Da kommt also einiges an Arbeit auf den Kader und das Trainerteam zu. Im Laufe einer Saison wird sich zeigen, an welchen Kleinigkeiten Youngster wie Benes oder die Neuverpflichtung Cuisance noch arbeiten müssen. Die tägliche Trainingsarbeit wird ohne die Spiele und Reisen unter der Woche deutlich entspannt.

Nun werden einige sagen, dass die Verhandlungsposition auf dem Transfermarkt als Europapokalteilnehmer eine deutlich bessere ist. Doch das stimmt nur bedingt. Schließlich geht es nicht mehr um die Teilnahme an der glamourösen Champions-League, sondern um die Teilnahme an der Europa-League. Und diese Europa-League ist – bei allem Respekt – einfach wesentlich unbedeutender. Insbesondere in der Vorrunde ist die mediale Aufmerksamkeit für diesen Wettbewerb überschaubar. Junge Spieler können hier zwar internationale Erfahrung sammeln, die ganz große Bühne ist dieser Wettbewerb allerdings nicht. Als Laufsteg ist die Bundesliga doch glamourös genug. Und wenn man sich anschaut, wie eng es im Kampf um die Plätze fünf bis zehn dieses Jahr war, so bietet sie ebenfalls ausreichend Möglichkeiten, sich mit Teams auf Augenhöhe zu messen.

Eben diese Unterscheidung zwischen Champions-League und dessen kleinerer Schwester Europa-League muss auch beim finanziellen Argument einer Europapokal-Teilnahme gemacht werden. Die Champions-League Millionen sind ein Geldsegen. Bereits die Teilnahme am Wettbewerb bringt zwischen 15 und 20 Millionen Euro. Das ist für Borussia wahnsinnig viel Geld, das in den Kader und die Strukturen des Vereins fließen kann. Die Europa-League ist jedoch nicht ansatzweise so lukrativ. Zumal unsere Borussia mittlerweile finanziell so solide abgesichert ist, dass sie nicht auf jeden Euro angewiesen ist. Nicht umsonst planen die Verantwortlichen finanziell nicht mit der Teilnahme an den europäischen Wettbewerben.

Nun bleibt das Argument der magischen Europapokal-Nächte aus der Sicht von uns Fans. Dieses Argument ist schlicht nicht zu widerlegen! Allerdings gab es unseren Verein, unsere Fanszene und auch wahnsinnig viele emotionale Momente doch auch schon in Zeiten, in denen wir uns Spiele in der Königsklasse nicht mal hätten träumen lassen. Der Erfolg hat die Fanszene verändert – nicht immer zum Guten! Wir sind uns jedoch sicher, dass der Nordkurve ein Jahr ohne Reisestress nicht unbedingt schadet. Denn dann wird man sehen, wer auch zum 87. Mal ins trostlose Wolfsburg fährt. Barcelona-Trips kommen irgendwann wieder.

Also: Ab in die Autostadt!

Fotos zu diesem Beitrag: MitGedacht., Nordkurvenfotos

8 Gedanken zu „Sollte Borussia 2017/18 international spielen?

  • 12. Mai 2017 um 17:22
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    Ja oder doch nicht, das ist hier die Frage.

    Nach dieser Saison mit Höhen und Tiefen bin ich selbst hin- und hergerissen.
    Bis vor 6 Jahren hätte ich mir nicht erträumen lassen, dass wir so schnell wieder auf die europäische Bühne zurückkehren würden. Dann ging mit Lucien alles ganz schnell und wir haben einen gepflegten Fußball auf dem Platz gezeigt, den ich lange lange Zeit nicht mehr gesehen hatte.
    Glaubt mir, mit meinen über 50 Jahren kann ich da mitreden, denn ich habe schon so manches gesehen und erlebt mit unserer Borussia.

    Nach der langen Leidenszeit war es für mich und meine zwei Freunde, Juppi und Winni, ganz klar, dass wir auf Reise gehen würden, wenn sich die Gelegenheit bieten würde.
    Und so haben wir unsere Fohlen nach Sevilla, Manchester, Glasgow und Barcelona begleiten dürfen und einige wunderschöne Erlebnisse und neue Erinnerungen sammeln können, die wir nicht missen wollten.
    Aber ich glaube ein Jahr Auszeit würde Borussia guttun, um sich zu sammeln, die jüngsten Wunden zu lecken, sich einfach wieder zu erden und um in der nächsten Saison wieder mutig anzugreifen.
    Aber man darüber denken und spekulieren wie man(n) oder frau möchte, das Schicksal wird an den letzten zwei Spieltagen entscheiden, wer nach Europa darf oder wer nicht.
    Diejenigen, die es schaffen haben es sich dann letztendlich verdient und wenn es am Ende der Äffchen Zeh aus der verbotenen Stadt sein sollte. Schauen wir doch dann mal wie die mit der Dreifachbelastung in der kommenden Saison klar kommen.
    Wir und unsere Borussia haben es meiner Meinung nach sehr gut hingekriegt und freuen uns auf die Fortsetzung.
    Ob 2017/18 oder 2018/19, wir werden es erleben, da bin ich mir sicher.
    Danke Lucien, danke Max, danke Dieter und all die anderen, die ihren Beitrag geleistet haben und leisten werden.

    Kopf hoch und halt pohl, Borussia!!!!

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  • 12. Mai 2017 um 17:43
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    Apropos,
    um die nächsten Generationen von Fans an unsere Borussia heranzuführen und zu binden wären wiederkehrende Europatouren und auch Titel natürlich schön und unerlässlich.
    Stimmts Sabrina, Julian, Florian, Steffen und Ben?

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  • 12. Mai 2017 um 21:05
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    Guter Bericht Jungs!!!! Aber ihr werdet euch doch nicht schämen wen wir die Europaleague schaffen. Wenn wir die Punkte gesammelt haben, wäre es doch auch verdient! Ich glaube auch eine Auszeit wäre nicht schlimm aber auch nicht hilfreich. Wozu? Drücken wir alle die Daumen und hoffen auf mindestens Platz 7. Erfolg hat noch keinem geschadet. Kommt schon Jungs. Köln, Hertha oder Bremen sind auch nicht besser. Auf geht’s zum Saisonfinale

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  • 13. Mai 2017 um 8:04
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    Wenn es noch klappt, ist das natürlich astrein. Aus finanziellen Gründen wäre andererseits eine Europapause sicherlich nicht nur für mich als “noch-nicht-mal-Allesfahrer” durchaus “erholsam”.
    Auch der mannschaftlichen Stabilisierung – gerade mit den vielen jungen Spielern, die hoffentlich mehr und mehr eingebaut werden – käme eine Saison mit weniger englischen Wochen meiner Meinung nach entgegen.
    Also die Spielzeit 17/18 ohne EL/CL, aber dann is auch wieder gut 🙂
    Ich glaube, wir haben noch nicht den Höhepunkt der Entwicklung unserer Borussia erreicht – das steht uns noch bevor. Ich freu´ mich drauf!

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  • 13. Mai 2017 um 14:12
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    Europa ja oder nein?
    Auch wenn die englischen Wochen hard sind, so gibt es doch den Vorteil für unsere jungen Spieler mal rein zu schnuppern und etwas Erfahrung zu sammeln. Selbst wenn wir frühzeitig aus dem europäischen Wettbewerb ausscheiden sollten, so gewinnen unsere Jungs an Erfahrung für’s nächste Jahr die dann auch für die Bundesliga von Vorteil wäre. Wäre schon schön wenn wir es doch noch schaffen würden.

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  • 14. Mai 2017 um 11:56
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    Ich erinnere mich noch als Dieter Hecking vorgestellt wurde und er nach dem Saisonziel und die Endplatzierung gefragt wurde. Hecking antwortete mit Platz 9. Saisonziel erreicht.
    So bitter wie es ist, finde ich es gut wenn Bmg ein Jahr nicht international spielt. Man kann die junge Mannschaft formen und in der nächsten Saison die Bundesliga aufmischen.
    Zudem erhoffe ich mir durch den Weggang vieler Modefans eine DK in der Nordkurve ?

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  • 14. Mai 2017 um 19:41
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    Nach der gestrigen Vorstellung in Golfsburg müssen wir nicht mehr hoffen und spekulieren.
    Die Mannschaft hat wieder die Antwort geliefert, die sie auch in den letzten Spielen gezeigt hat.

    Nur Interviews mit unrealistischen und mittlerweile lächerlichen Parolen a la Kramer, die bekommen wir immer noch zu lesen.
    Hört doch endlich damit auf. Bitte!!!

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  • 15. Mai 2017 um 1:19
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    Eigentlich klarer Sieger. Doch vorne geht wenig. Hofmann versemmelt wie immer. Hahn kann nicht. Hinten gibt es immer einen Aussetzer. Zum wiederholten Male Elvedi. Wahlweise auch Christensen oder Wendt. Und unter Druck reagieren alle panisch mit Ausnahme Sommer. Fallen die gesetzten Spieler aus, rückt zu oft nur durchschnittlicher Ersatz nach. Keine Tiefe in der Truppe.
    Insofern war das Wolfsburgspiel ein Spiegel der Saison.

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