Spiegelbild der Rückrunde.

Borussia verliert am letzten Spieltag gegen den BVB 0:2 und wird im nächsten Jahr „nur“ in der Europa League antreten. Die Partie wird zum Spiegelbild der bescheidenen Rückrunde: auf dem Platz, auf den Rängen und im Nachgang. 

Fangen wir diesem Text mit der wirklich positiven Nachricht an: Unsere Borussia wird in der nächsten Saison also europäisch spielen. Das internationale Comeback nach über zwei Jahren zaubert uns auch heute noch ein Lächeln und riesige Vorfreude aufs Gesicht. Endlich wieder europäischer Fußball, mit garantierter Gruppenphase und vermutlich spannenden Reisezielen. Dass es am Ende lediglich die Europa League wurde, müssen wir Fans so hinnehmen. Irgendwie ist es bezeichnend, dass nach dieser Saison „nur“ das herausspringt, was bereits vor einer Woche feststand. Nach der leidenschafts- und chancenlosen zweiten Hälfte gegen den BVB ist das aber wohl auch verdient.

Positiv herausstellen wollen wir aber zunächst die ersten 45 Minuten am Samstag. Aus unserer Sicht haben diese (abgesehen vom unnötigen und umstrittenen Gegentreffer kurz vor dem Halbzeit-Pfiff) riesigen Spaß gemacht. Unsere Mannschaft war gegen einen erschreckend harmlosen und leidenschaftslosen BVB die bessere Mannschaft, arbeitete sich förmlich ins Spiel und hatte mit Traorés Lattentreffer auch eine der besten Gelegenheiten. Von den Rängen peitschte das Publikum die Fohlenelf förmlich nach vorne. Ein richtig geiler spielbezogener Support der gesamten Nordkurve, fast englische Verhältnisse. Auch deshalb empfanden wir diese erste Hälfte als äußerst gelungen und wohltuend.

Schon wieder Pfiffe, die nichts bringen!

Dass Borussia einem so guten Durchgang eine total schwache, körperlose und fast ängstliche zweite Hälfte folgen ließ, passt irgendwie zu dieser Saison. Plötzlich taumelte das Team wie ein angeschlagener Boxer durch den Ring. Die unnötigen Fehler, peinlichen Fehlpässe und ein extrem unstrukturiertes Offensivspiel erinnerten an weite Teile der Rückrunde. Passend dazu schlich sich auch im Stadion die aus den letzten Wochen hinlänglich bekannte Unzufriedenheit ein. Die Folge: deutlich zu hörende Pfiffe von weiten Teilen des Publikums!

Deswegen wollen wir noch einmal unsere (den Stammlesern hinlänglich) bekannte Meinung zum Besten geben: Wir halten gar nichts von solchen Mecker-Tiraden während (!) des Spiels. Zur Pause oder nach dem Spiel darf jeder Fan seinem Unmut freien Lauf lassen. Während der 90 Minuten helfen Pfiffe dem eigenen Team nicht – im Gegenteil: sie sind absolut kontraproduktiv. Auch wenn selbstredend jeder Fan seine eigene Meinung haben und diese auch kund tun soll!

Was aus unserer Sicht dagegen nicht drin sein sollte sind Gratulationen an einen Gegner, dessen Fans sich 90 Minuten lang pöbelnd gegenüber unserem Klub verhalten haben. Und damit sind wir schon mittendrin in der Analyse des nicht wirklich gelungenen Nachlaufs.

Aus unserer Sicht gilt aber Gleiches auch für den Umgang mit einem scheidenden Spieler wie Thorgan Hazard. Über den Abschied des Belgiers lässt sich selbstverständlich trefflich streiten, das sehen wir ein. Einen Spieler, der unser Spiel aber über fünf Jahre entscheidend mitgeprägt hat und der dem Verein nun 30 Millionen Euro einbringt (die er aus unserer Sicht NICHT wert ist), sollte man aber fair und gebührend verabschieden. Man muss ihm ja nicht überschwänglich zujubeln, aber kurz klatschen – das darf schon drin sein!

Der Knippi-Fauxpas

Was aus unserer Sicht dagegen nicht drin sein sollte sind Gratulationen an einen Gegner, dessen Fans sich 90 Minuten lang pöbelnd gegenüber unserem Klub verhalten haben. Und damit sind wir schon mittendrin in der Analyse des nicht wirklich gelungenen Nachlaufs. Ja, auch wir fanden das Auftreten unseres Stadionsprechers Torsten Knippertz alles andere als optimal. Wir wollen hier betonen, dass wir Knippi für einen guten Typen halten. Aufmerksame Leser wissen auch, dass wir schon mehrfach mit ihm zusammengearbeitet haben. Daher zu Knippis Verteidigung: Jeder darf mal einen doofen Tag haben – aus unserer Sicht war das am Samstag ein gebrauchter Knippi-Tag!

Dabei geben wir ihm grundsätzlich sogar Recht, dass man im Sport fair sein und Gegnern auch gratulieren sollte. Das müssen aber nicht wir Fans auf den Rängen tun. Max Eberl und das Präsidium werden mit ziemlicher Sicherheit bereits die besten Grüße nach München und auch an die BVB-Verantwortlichen übermittelt haben. Damit muss es dann aber auch gut sein. Wir Fans müssen nicht auch noch den „auf die Elf vom Niederrhein Stein um Stein schmeißenden“ Dortmundern zujubeln. Zumal wenn man eigentlich nur mit der eigenen Mannschaft den Europapokal-Einzug feiern möchte. 

Auch wenn Knippi seinen Fehler mittlerweile ja schon zugegeben hat, passt das für uns alles ins Bild, das Borussia seit Jahren abgibt: Der Verein positioniert sich als „familienfreundlicher Klub“, der bloß niemandem weh tun will. Man hofiert Gegner, schleimt sich bei der DFL ein und dient sich mit riesigen (aber wirkungslosen) PR-Aktionen dem DFB an. Wir finden das in Teilen peinlich und wünschen uns manchmal etwas mehr Kante. Auch solche Themen sollten in der Sommer-Analyse mal auf den Tisch kommen und vereinsintern besprochen werden. Zumal unser Verein ab der kommenden Saison durch die Europapokal-Auftritte eine andere Strahlkraft hat. Ein Anfang könnte die klare Kante sein, die Rainer Bonhof am Samstagabend mit Blick auf Schiedsrichter Manuel Gräfe abgab. Hoffentlich folgt nicht bald die öffentlichkeitswirksame Entschuldigung.

Danke, Dieter Hecking!

Damit kommen wir dann auch wieder zu positiveren Dingen. Nicht unerwähnt lassen wollen wir Dieter Hecking, der vom BORUSSIA-Park zu Recht nicht überbordend, aber gebührend stilvoll verabschiedet wurde. Hecking geht als Trainer, der Borussia vor zwei Jahren stabilisiert und zurück ins internationale Geschäft geführt hat. Er ist aber auch der Coach, der es vor allem im letzten Jahr zu verantworten hat, dass das internationale Geschäft leichtfertig hergeschenkt wurde. Daher finden wir die Trennung im Sommer weiterhin in Ordnung und freuen uns auf den Neuanfang mit Marco Rose. Dieter Hecking wünschen wir für die Zukunft dennoch alles Gute!

Wir geben es ehrlich zu: Wir waren am Samstagabend froh als wir im Biergarten vor der Nordkurve aufs Saisonende und ein am Ende erfolgreiches Gesamtergebnis anstoßen konnten. Traditionell wollen wir uns in den nächsten Tagen noch einmal mit unserer finalen Saisonalayse zu Wort melden. Und dann geht für uns alle in verdiente zweieinhalb Monate Pause!

7 Gedanken zu „Spiegelbild der Rückrunde.

  • 19. Mai 2019 um 20:49
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    Gut geschrieben und ganz meine Meinung. Zu Hazard, ihn so mit Pfiffen zu bedenken ist absolut unsportlich und unwürdig. Da fragt man sich was in den wirren Köpfen der “Pfeifen” vor sich geht. Wer von Söldertum oder sonstigen Blödsinn im Zusammhang mit Fussball Profis spricht, hat ohnehin den Knall nicht gehört.

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  • 19. Mai 2019 um 23:10
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    22.12.2018. BvB vs Borussia Mönchengladbach: „Kurz vor Anpfiff des Bundesligaspiels am 21. Dezember 2018 brannten Mönchengladbacher Zuschauer mindestens 50 Bengalische Feuer ab. Sieben Knallkörper und drei sogenannte “Polenböller” warfen sie zudem in den Stadioninnenraum, heißt es in der Medienmitteilung des DFB.
    Die Böller explodierten in unmittelbarer Nähe von Ordnungskräften, wodurch fünf von ihnen verletzt wurden. Darüber hinaus wurden in der 42. Minute fünf Feuerzeuge aus dem Mönchengladbacher Zuschauerbereich in den Innenraum geworfen.“ (Kicker)
    80.000,-Euro Geldstrafe für die Borussia.
    Und jetzt haben die BvB Fans doch tatsächlich 90 Minuten gegen unseren Verein gepöbelt.

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    • 20. Mai 2019 um 7:40
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      Den Zusammenhang musst Du uns erklären… Beste Grüße, die vier MitGedacht.‘ler

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      • 20. Mai 2019 um 10:41
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        Was ist daran so schlimm, dass man einem Konkurrenten zum 2.Platz gratuliert? Zumal am Ende des Wettbewerbs. Das nennt man Fairness und / oder Respekt. Warum wird man für dieses Verhalten angegriffen? Wieso muss man sich für diese feine Geste auch noch entschuldigen. Und wieso werden von euch in diesem Zusammenhang pöbelnde Dortmunder Fans erwähnt. Deshalb die kurze Erinnerung an das Verhalten einiger Borussia Fans in gegnerischen Stadien.
        Knippi hat alles richtig gemacht. Im Stadion. Das er anschließend online einknickt, dass nehme ich ihm übel.

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  • 20. Mai 2019 um 0:30
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    Man kann meinen, jeden Gegner als Feind betrachten und bepöbeln zu müssen (wofür ja manche nur ins Stadion gehen oder auf dem Zaun stehen), man kann ihm bei guter sportlicher Leistung applaudieren (was wir bei den Fans auf der Insel lange als guten Stil gelobt haben) — das macht eh jeder entsprechend seines Drangs nach Feindseligkeit.

    Aber den Stadionsprecher, der für sportlichen Respekt für den Gegner wirbt (wohlgemerkt: für die gegerische Sportmannschaft, nicht die in Teilen sicher asozialen Gästefans, die — wie der Vordermann richtig bemerkt — auch unsere hätten sein können), ihn für eben für dieses Werben für Fairplay auch noch zu kritisieren — das finde ich sehr frag- und kritikwürdig. Weniger Hass und Vereinsbrille und mehr Respekt würde uns allen gut tun.

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  • 20. Mai 2019 um 14:58
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    Liebe Mitgedachtler,

    ich möchte Euch an einer kleinen, aber dafür um so wichtigeren Stelle eures Beitrags korrigieren. Es hätte heissen müssen:

    Borussia …… wird im nächsten Jahr nur in der Europa League antreten. Und nicht: Borussia …… wird im nächsten Jahr “nur” in der Europa League antreten. Diese beiden Ausrufezeichen geben eurem Text eine Wendung, die so nicht gerechtfertigt ist.

    “Ich kann Erfolg!” Mit diesen Worten heuerte Dieter Hecking Anfang 2017 bei unserem Verein an. Nachdem die Sentimentalitäten des letzten Spieltages verschunden sind, ist es – so denke ich – einmal Zeit Bilanz zu ziehen.

    Dieter Hecking hat die Mannschaft in einer schwierigen Phase übernommen und stabilisiert; das ist zweifelsohne sein grosser Verdienst. An nüchternen Ergebnissen bleibt ein Platz 9 2017, ein Platz Platz 9 2018 und ein Platz 5 2019 festzuhalten.

    Platz 5, immerhin. Wenn man aber berücksichtigt, dass dieser Platz 5 durch viele glückliche Umstände gegen Saisonende uns als Geschenk in den Schoß gefallen ist; wenn man berücksichtigt, dass man sich fast die gesamte Saison über wegen fehlender Doppel- und Dreifachbelastung voll und ganz auf die Bundesliga konzentrieren konnte; wenn man zusätzlich noch berücksichtigt, dass dieser Kader zumindest auf dem Papier zu einem der Besten in der Bundesliga gehört, dann ist Platz 5 definitiv zu wenig. Vor allen Dingen wird er auch den eigenen Antrittsworten des Trainers nicht gerecht.

    Lieber Dieter: Du kannst Erfolg; ja das stimmt. Das hast Du mit dem Pokalsieg für Wolfsburg bewiesen. Leider sind wir hier in Gladbach nie so richtig in den Genuß deiner Qualitäten gekommen. Was in all den Jahren gefehlt hat, war meistens das Überraschungsmoment, das den Gegner vor unlösbare Aufgaben gestellt hätte. Viel zu durchschaubar waren Spielsystem und Mannschaftsaufstellung. Dafür wurden wir oft genug bitter bestraft. Ich erspare mir und uns hier noch einmal die vielen Pleiten, Pech und Pannen in Erinnerung zu rufen.

    Jetzt beginnt mit Marco Rose eine neue Zeit; hoffentlich eine erfolgreichere. Wir alle haben es uns verdient.

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  • 20. Mai 2019 um 17:22
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    Hi Gerry, auf den Punkt gebracht. Dem kann ich mich nur anschliessen. Friede, Freude, Eierkuchen wäre jetzt genau falsch. Hecking hat man am Samstag fair verabschiedet und das war auch gut so. Trotzdem gibt es einiges aufzuarbeiten.

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