Super League: Wenn der Größenwahn kein Ende kennt!

Zwölf namhafte Vereine aus Europas Topligen machen ihre Androhung wahr: die Super League soll „so bald wie möglich“ an den Start gehen. Unsere Borussia setzte mit ihrem Statement darauf ein klares Zeichen gegen diese schwindeligen Pläne und spricht Fußballfans aus der Seele.

Als wir im August 2012 im Borussia-Park erstmals der Champions League-Hymne lauschen durften, war alles dabei: Gänsehaut, Euphorie und ein schier unbeschreibliches Gefühl der Freude. Für einen ganz besonderen Moment wähnten wir uns persönlich am Olymp, denn der europäische Spitzenfußball war zurück in Mönchengladbach. Dass wir das noch einmal erleben durften. 

Nun, knapp neun Jahre und drei weitere Königsklassen-Teilnahmen später, könnte die Champions League massiv an ihrem Mythos und ihrer Unantastbarkeit verloren haben. Es scheint, als sei sie bald nur noch ein Wettbewerb unter vielen. Denn die vermeintlichen globalen Zugpferde von Europas Vereinsfußball machen mit dem Start einer Super League sehr bald schon eigene Sache.  

Schwindelige Summen und Planvorhaben 

Dass es zu einer solchen Gründung kommen konnte, war fast zu erwarten. Das System Fußball ist seit Jahren machtbesessen und zu sehr von finanziellem Gewinn getrieben. Schon im vergangenen Jahr konnte n Fans ersten Medien entnehmen, dass abseits der (korrupten und monetär hochdotierten) UEFA-Zentrale einige Vereine noch mehr Geld machen wollten. 

„Zwölf von Europas führenden Fußballvereinen haben sich darauf verständigt, einen neuen Wettbewerb zu etablieren, die Super League.“ – Offizielle Erklärung der Super League-Gründungsmitglieder.

Zwar drangen in der jüngeren Vergangenheit mehr Details von den Plänen durch, dennoch war die Fußball- und Fanwelt am gestrigen Montag von der schieren Wucht überrascht: „Zwölf von Europas führenden Fußballvereinen haben sich darauf verständigt, einen neuen Wettbewerb zu etablieren, die Super League“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Teilnehmerschaft. Alles fein säuberlich aufbereitet auf einer eigens angelegten Website, im neu aufgelegten Design und mit Kontakt-Adressen hinterlegt, die über den ganzen Kontinent verteilt sind.   

Es ist aber auch die Dreistigkeit in der Erklärung der Verantwortlichen, die sprachlos macht. Und natürlich sind es auch die genannten Summen, die Protest hervorrufen. Finanziert wird der Wettbewerb von der amerikanischen Großbank JP Morgan. Während der sogenannten „anfänglichen Verpflichtungsperiode der Vereine“ könnten insgesamt Solidaritätsleistungen von zehn Milliarden Euro ausgezahlt werden. In jedem Falle erhalten die Gründungsmitglieder einen Sockelbetrag von 3,5 Milliarden Euro, „der ausschließlich für die Entwicklung ihrer Infrastruktur und zur Abfederung der Auswirkungen der Corona-Pandemie vorgesehen ist“.

Verlogene Begründungen sorgen für Kopfschütteln 

Doch wer jetzt denkt, das sei ja schon der Gipfel der Schande, dem sei gesagt, es wird noch grausamer. Florentino Perez von Real Madrid (und designierte Vorsitzender der neuen Super League) sagte in seinem Statement, man würde mit dem Vorhaben „den Wünschen der vier Milliarden Fußballfans“ entsprechen und überhaupt könne man dadurch „den Fußball auf jedem Level helfen“. Corona habe nun einmal für erhebliche Einbußen gesorgt, die es fast unumgänglich machten, diesen Schritt einzuleiten und 2024: „Die Super League ist die einzige Chance auf die Rettung des Fußballs“. Was das für das „System Fußball“ im Allgemeinen heißt, kann jeder für sich selbst beantworten.  

„Die Super League ist die einzige Chance auf die Rettung des Fußballs.“ – Florentino Perez, Präsident Real Madrid.  

Für weiteres Augenrollen sorgte auch Juventus-Boss Andrea Agnelli, der davon sprach, dass man „die Solidarität im europäischen Vereinsfußball erheblich steigern würde“. Und Joel Glazer, seines Zeichens Multi-Milliardär und Eigentümer von Manchester United, sagte nur: „Mit der Super League wird ein Weltklasse-Wettbewerb sichergestellt und finanzielle Unterstützung für die breitere Fußballpyramide erhöht“. 

Na klar, die heiligen Samariter vom FC Liverpool, Manchester United, Manchester City, Tottenham Hotspur, dem FC Arsenal, vom FC Chelsea, Real Madrid, Atletico Madrid sowie dem FC Barcelona, von Juventus Turin, Inter Mailand und vom AC Mailand, die sich selbstlos und uneigennützig die Milliarden untereinander zuschieben, um dem gesamten Fußball nicht die Existenzgrundlage zu nehmen? Aber sonst ist noch alles klar bei Euch? Statt sich die Frage zu stellen, warum ausgerechnet die Riege der größten Vereine des Geschäfts nach einem Jahr Pandemie angeblich vor dem Nichts steht, heißt die Lösung der Verantwortlichen: Noch mehr Geld draufschmeißen.

Bange Blicke gen München und Dortmund 

Doch wie reagierte eigentlich die UEFA, der man damit auch an den Karren der Monopolstellung pinkelte? Nunja, es mag absurd klingen, aber der europäische Fußballverband (der parallel dazu am Montag eine CL-Reform auf den Weg brachten, die auch ihnen mehr finanzielle Erlöse bringt) und sein Präsident Aleksandr Ceferin wirkten gestern fast wie Schutzheilige: „Mit der zynischen Idee spuckt man allen Fans und der Gesellschaft ins Gesicht“, heißt es aus Nyon. Man könnte fast meinen, dass auch Ceferin seine Felle (Geldscheine) wegschwimmen sieht. Denn auch ihm schien es schon lange nicht mehr um die Anliegen der Vereine und Fans zu gehen (Nations League und Conference League lassen grüßen). Doch selten hat auch er soll harsche Kritik geäußert. 

Apropos Felle wegschwimmen: Nicht unter den Gründungsmitglieder sind tatsächlich der FC Bayern München und Borussia Dortmund. Auch wenn durchklang, dass sie das Angebot auf dem Tisch liegen hatten und laut SPIEGEL-Bericht auch als Gründungsmitglieder vorgesehen sind, blieben die Clubs bislang standhaft. Eigentlich absurd, dass man neben der UEFA auch auf die Aufrichtigkeit und Integrität der Herren Watzke und Rummenigge zählt. Eigenschaften, mit denen die Alphamännchen in der Vergangenheit eher weniger punkten konnten.

Max Eberl: “Club der Superverschuldeten”

Für Sympathien konnten hingegen zahlreiche Vereine, Funktionär:innen und Ex-Spieler über den ganzen Kontinent hinweg sorgen. Einige von ihnen kommentierten die Neuigkeiten in einer bisher ungesehenen Klarheit. Während United-Legende Gary Neville beispielsweise von einem „kriminellen Akt gegen die Fans“ sprach und sich klar gegen seinen Verein stellte, hingen an der Anfield Road gar Banner, die an Todesanzeigen ihres geliebten FC Liverpool erinnerten. Und selbst Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sah sich zu einem Kommentar genötigt. 

„Die Super League ist ein Klub der Superreichen, die sich mit ihrem Schritt über gewachsene Strukturen im Fußball hinwegsetzen.“ – Statement von Borussia.

Statement von Borussia.

Auch unsere Borussia bewies Haltung und zwar in einer Klarheit, wie wir sie uns wünschten: „Die Super League ist ein Klub der Superreichen, die sich mit ihrem Schritt über gewachsene Strukturen im Fußball hinwegsetzen“, ließen Stephan Schippers und Max Eberl erklären. Für sie sei die neue Liga ein „Angriff“ auf bestehende Wettbewerbe der UEFA und der nationalen Ligen. Überhaupt sei es „heuchlerisch zu behaupten, dies sei ein Schritt zum Wohle des Fußballs“, heißt es weiter um mit der Drohung zu schließen: „Wir werden dafür kämpfen, dass die beteiligten Klubs von allen Wettbewerben auf nationalen und internationaler Ebene ausgeschlossen werden“. Auf der heutigen Presekonferenz legte Eberl nach und sprach vom “Club der Superverschuldeten”. Eine solch deutliche Kritik finden wir uper, weil sie Haltung beweist. Auch wenn wir Fans uns ähnliche Entrüstung im Fußballgeschäft natürlich auch bei anderen Schritten der VErbände bereits gewünscht hätten.

Die Super League bringt das Fass zum Überlaufen

Was die Kritik dabei alle einte: Fußball war zwar schon immer ein Geschäft und eine Gelddruckmaschine. Dass mit der Leidenschaft und dem schwer zu beschreibenden Gefühl, der Nähe zu unserem Herzensverrein und dem Sport schon immer unsagbar viel Geld gemacht wird, sei mal geschenkt. Doch mit der neuen Super League wäre der Fußball nun wirklich nicht mehr das, was einmal war: Es wäre vielmehr der Tod des Fußballs, wie wir ihn kennen und lieben gelernt haben. Corona-Einbußen hin oder her. Geldsorgen hin oder her. Machtgeilheit hin oder her.

Mit der Super League würden sie auch aus dem letzten Fünkchen Leidenschaft, Herzblut und Liebe Geld machen. Wir alle, die mit diesem Sport Momente erleben durften, wie damals gegen Dynamo Kiew, können nun hoffen, dass der Größenwahn doch einmal ein Ende kennt. Und dass möglichst viele Vereine standhaft bleiben und sich mutig und lautstark gegen die vermeintlich “machtvollen 12” stellen. Vielleicht könnte die hässliche Fratze der Super League tatsächlich eine Chance sein, die Diskussion über einen wirklich nachhaltigen und fairen Fußball neu zu denken.

5 Gedanken zu „Super League: Wenn der Größenwahn kein Ende kennt!

  • 20. April 2021 um 20:37
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    Das sticht alles da gewesene aus . Macht Geld Idiotie am besten ihr freßt das Geld . Ein Handwerker muß für en Tausender lange schuften . Wißt ihr überhaupt was arbeiten heißt. Die Bundesliga u Europas Ligen sind nur noch Geldbeschaffung !!
    Ich bin 56 j Lang Fusball Fan gewesen .
    Steht auf wenn ihr den Mumm habt und macht was sinnvolleres als den Söldnern noch das Geld in den Arsch zu schieben .
    G. Hepp
    Gau Bickelheim

    Antwort
  • 20. April 2021 um 22:36
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    Super League – unbedingt.

    Und das sage ich als Fussballnostalgiker. Ich bin für die Einführung der Super League. ABER, und das ist ganz wichtig, mit flankierenden Massnahmen:

    1) Vereine, die daran teilnehmen, sind in den nationalen Ligen gesperrt. Ebenso in den entsprechenden Pokalwettbewerben. Vereine, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder in die Liga zurückkehren möchten, leisten nach Ablauf einer Sperrfrist eine sehr hohe Strafzahlung, die solidarisch unter allen Vereinen der Liga aufgeteilt wird.

    2) Verbände, die sich nicht daran halten, werden von allen internationalen Wettbewerben suspendiert.

    3) Spieler, die in der Super League auflaufen, sind für mindestens 5 Jahre in ihrer Nationalmannschaft gesperrt.

    Kein echter Fussballfan wird sich je diesen “Pseudo-Wettbewerb” anschauen. Die Stadien werden leer sein, asiatische Fernsehzuschauer können dann für die Fernsehgelder aufkommen. Und die beteiligten Vereine im Club der Bankrotteure werden auch noch den allerletzten Rest an Reputation verlieren.

    Was aber viel wichtiger ist, wir werden endlich wieder nationale Ligen haben, bei denen der Meister (oft derjenige mit dem dicksten Portemonnaie) nicht schon am Saisonbeginn feststeht. Wir werden wieder Saisonfinale sehen, bei denen 3,4,5 Mannschaften bis zum Schluss in vollen Stadien um den Titel kämpfen. Wir werden eine Champions League und eine Euro League haben, bei der mit gleichen Ellen um den Titel gekämpft wird und es wird nicht derjenige Sieger, der am meisten mit dem Geld um sich geworfen hat.

    Ach wird das schön. Oder etwa doch nicht?

    Antwort
  • 20. April 2021 um 23:42
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    Gerry, ich kann jedes Wort deines Beitrags unterschreiben. Aber scheinbar bröckelt das Kartell der “Superverschuldeten” schon wieder

    Antwort
    • 22. April 2021 um 9:45
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      Gau Bickelheim? Wie bist Du denn drauf?🤕

      Antwort
  • 21. April 2021 um 6:14
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    Na, das haben die korrupten Verbrecher der UEFA ja geschickt gemacht.
    Jetzt wird die durch den Hintereingang ganz nebenbei und fast unbemerkt verabschiedete CL-Reform wahrscheinlich noch von allen abgefeiert.
    Tolle Nebelkerze, die da von den kriminellen Fußballfunktionären in Nyon abgebrannt wurde.
    Oder meint irgendjemand ernsthaft, dass diese “Superliga”-Idee nicht von dieser miesen Verbrechervisage Ceferin initiiert wurde?

    Antwort

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