Turnschuhe an – ab nach Manchester!

Spanien, Italien, England. Auf unsere Trips nach Sevilla und Turin folgt in Manchester der vorerst letzte gemeinsame Ausflug zu einem Champions-League-Spiel. Der dritte große Gegner – abermals in einem fußballverrückten Land. MitGedacht. blickt auf das kommende Gastspiel auf der Insel.

Als der kleine Zettel mit der Aufschrift „Manchester City FC“ die Bildschirme der Borussiafans erleuchtete, begannen die Debatten. Ein Teil der Borussenfamilie wollte schon immer mal nach England, der andere Teil meinte, die englische Fankultur, insbesondere in den oberen Ligen, sei doch ohnehin tot. Und wenn schon England, dann schon gar nicht Man City.

Über die englische Fankultur wurde schon immer viel geredet. Mit ihr ist es ein wenig wie mit dem englischen Fußball. Einst gefeierter Vorreiter, jetzt etwas außer Mode. Insbesondere in den 1970ern waren die englischen Fankurven eine Legende. So waren sie es, die popkulturelle Melodien in die Stadien brachten. Der Liverpooler „Kop“ schmetterte „You`ll never walk alone“ und setzte damit einen fankulturellen Meilenstein. Das wird niemand bestreiten können. Auch heute noch sind englische Fans sangesfreudig. Immer wieder bringen sie Fußballfans auf der ganzen Welt zum Schmunzeln, wenn sie mal wieder einen Spieler mit ausufernden Gesängen feiern. Mit viel Witz, noch mehr Ironie und ganz sicher am meisten Bier. Diese spontanen Ergüsse kreativer Fankultur ereignen sich aber meist in den Straßen und Pubs rund um die Stadien. Denn englische Stadien haben ihre Magie verloren. Stehplätze gibt es nicht mehr, die Tickets sind häufig unbezahlbar und es gibt feste Sitzordnungen. Klingt eher nach Musical, ist auf der Insel aber leider traurige (Fußball-)Realität. Dennoch hat die englische Fankultur der 80er und 90er weiterhin Einfluss.

Vor allem jüngere Fußballfans orientieren sich heute modisch weiterhin an den englischen „Casuals“. Es gibt wohl kaum eine Fan- oder Ultraszene, die ohne Reebok Classics, New Balance Schuhe oder Lyle&Scott Jacken auskommt. Diese Szenecodes sind in England seit Jahrzehnten Bestandteil der Fankultur und subkulturelle Erkennungszeichen innerhalb dieser. Denn die englische Fankultur ist nicht tot. Es gibt auch in England noch interessante Entwicklungen. Es gibt sogar mittlerweile erste Ultragruppen auf der Insel – diese sind aber eher in den unteren Ligen aktiv.

Die Fanszene der Citizens wird auf den Rängen akustisch kein Gegner sein. Dazu haben Politik und Verbände der englischen Fankultur zu sehr zugesetzt. Dennoch ist City nicht der traditionslose „Scheichverein“ für den ihn viele hierzulande halten. Die Fans erschienen immer zahlreich – auch nach zwei Abstiegen Ende der 90er Jahre. Manchester City spielte seit seiner Gründung – trotz kleinerer Episoden der Zweitklassigkeit – meist erstklassig und holte schon in den 30ern und in den 60ern jeweils eine Meisterschaft. Aktuell gehört der Verein zu den reichsten der Welt. Dementsprechend prominent ist auch der Kader besetzt. Dass unsere Jungs sich aber nicht verstecken müssen, haben sie im Hinspiel bereits bewiesen.

„Superbia in Proelio“ heißt es im Vereinswappen des Innenstadtclubs Manchesters. „Stolz im Kampf“ bedeutet es. Wir hätten das zwar weniger martialisch ausgedrückt, sind uns aber sicher: unsere Jungs werden alles geben. Für unsere Fanszene sollte das letzte Champions-League-Spiel ohnehin Motivation genug sein, zumal ein Überwintern in der Europaleague ja weiterhin möglich ist. Es gibt aber auch noch einen weiteren entscheidenden Grund eine astreine Visitenkarte abzugeben. Das Mutterland des Fußballs produziert eine der besten Ligen der Welt. Sie ist ein weltweit verkauftes Premiumprodukt. Aber eben auch nicht mehr. Einstmals blickten junge Fußballfans aus aller Welt aus den oben genannten Gründen nach England. Heutzutage reisen englische Fans für ein Wochenende nach Deutschland um sich ein Fußballspiel anzuschauen. Trotz des Fluges ist das günstiger als ein Besuch ihres Lieblingsklubs auf der Insel. Außerdem gibt es hier noch deutlich mehr von dem, was den Fußball für viele zur schönsten Nebensache der Welt macht: Fankultur.

Lasst uns den englischen Verantwortlichen also zeigen, dass eine freie Fankultur, stehende Fans, singende und fahnenschwenkende Kurven und damit letztendlich die aktive Fankultur eine unglaublich schöne Sache ist. Eine Sache, die viele für 90 Minuten abschalten lässt. Eine Sache, für die es zu kämpfen gilt.

Schal einpacken. In die Turnschuhe schlüpfen. Ab nach England.

Borussia spielt in der Königsklasse!

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