Überraschend aufregend

Borussia verliert 0:1 gegen die Über-Bayern. Ein guter Auftritt der Mannschaft, eine mäßige Stimmung und ein vermeintlicher Aufreger am Ende des Tages. Unser Rückblick auf das Heimspiel gegen den Rekordmeister!

Die Erwartungen waren mäßig – das merkte man am Sonntag vor dem Spiel an fast allen Ecken. In den diversen Gesprächen in der Stadt oder rund um den Borussia-Park konnte man förmlich spüren, dass die Niederlage gegen die Schalker unter der Woche noch weh tat. Es ging eigentlich nur darum, wie man die Niederlage gegen die Königsblauen denn nun verarbeitet hatte. Vom Bayern-Spiel war häufig nur bedingt die Rede.

Schalke. Dieses Trauma! Wie konnte das passieren? War der Schiri schuld? Muss die Greenkeeping-Abteilung der Borussia ausgetauscht werden? Oder waren sich die Jungs nach der 2:0-Führung einfach zu sicher? Einig war man sich nur darüber, dass es keine Rolle mehr spielte und man das DFB-Pokal-Finale erreichen müsse. Und dass es im heutigen Heimspiel gegen Bayern vorrangig darum gehe, sich möglichst wacker zu schlagen, um dann endlich durchatmen zu können. Die einen waren skeptisch, die anderen vorsichtig optimistisch.

Um es vorweg zu nehmen: Die Mannschaft hat sich richtig teuer verkauft. Ein Punkt wäre verdient und wohl auch im Bereich des Möglichen gewesen. Die Bayern fingen temporeich an, dominierten das Spiel klar und drückten von Beginn an auf die Führung. Hinten standen unsere Jungs jedoch recht stabil, brachten meist noch einen Fuß dazwischen, benötigten jedoch auch etwas Glück und eine starke Parade Yann Sommers. Mit zunehmender Dauer wurden Heckings Mannen selbstsicherer. Mehr als einige nicht gut zu Ende gespielte Konter waren bis zur Pause jedoch nicht drin.

Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs stand die Defensive der Borussia sicher. Mitten in einer Phase, in der die Offensive um Raffael etwas aktiver wurde, flankte Thiago aus dem Halbfeld auf Müller, der den Ball im Sechzehner annahm und vollendete. Die Schlussoffensive brachte nichts mehr ein. Gut verkauft, leider nichts mitgenommen. Jetzt ab in die wohlverdiente Pause. Mehr gibt es zum Spiel auf dem Rasen nicht zu sagen.

Auf den Rängen war die Stimmung durchwachsen – steigerte sich im Verlaufe der ersten Hälfte jedoch zunehmend. Im Grunde eine Stimmung, die für ein Sonntagabendspiel nach einer solch bitteren Europapokal-Nacht durchaus in Ordnung war. Dennoch gab es wieder Grund, sich aufzuregen. Es war mehr als nervig, dass einige Tribünenhocker Patrick Herrmann – der zugegebenermaßen nicht sein bestes Spiel machte – immer wieder auspfiffen. Sogar Dieter Hecking pöbelte irgendwann wild gestikulierend in Richtung Tribüne. Wir meinen: vollkommen zurecht!

Natürlich dürfen sich Anhänger über misslungene Aktionen aufregen. Einzelne Spieler während des Spiels beim 0:0 gegen Bayern (!) jedoch auszupfeifen, hilft niemandem weiter. Bleibt zuhause. Scheiß Tribüne! Die Krone der Peinlichkeit waren übrigens die (zugegebenermaßen wenigen) Pfiffe während der Mannschaftsaufstellung beim Namen Josip Drmic. Geht’s noch? Wer so etwas macht, ist kein Fan! Mindestens genauso ärgerlich ist es übrigens, dass beim Tor der Bayern überall auf der Ostgeraden oder der Südkurve dutzende rot-weiße Schals geschwenkt werden. Wer seine Mitgliedschaft nutzt, um die Karten an Bayern-Fans zu geben, der sollte das überdenken! Auch das: mehr als ärgerlich.

Ebenso ärgerlich war es für viele, dass ab der 70. Minute kein Support mehr aus den unteren Reihen des 16ers kam. Als die Zaunfahnen eingepackt wurden und die Ultraszene das Stadion verließ, kam in Block 16 schnell Unruhe auf. Schnell verbreiteten sich erste Gerüchte. In verschiedenen Kommentarspalten, in den sozialen Netzwerken und auf diversen Blogs machten vorschnell vermeintliche Meldungen darüber die Runde, dass Kölner in den Raum der Gladbacher Ultraszene eingebrochen seien und dort Fahnen und Schals entwendet hätten.

Mal wieder zeigte sich, dass man besser in Ruhe recherchieren sollte und nicht unbedingt der erste im News-Feed sein muss, der irgendeinen geistigen Dünnpfiff in die Welt bläst. Es stimmt zwar, dass Kölner Ultras in Gladbach waren – allerdings nicht in irgendeinem Fahnenraum. Entwendet wurde also nichts, verletzt auf Gladbacher Seite niemand. Mehr ist nicht passiert und dementsprechend gibt es auch nicht mehr zu berichten. Wir haben mit Gewalt nichts am Hut, verurteilen es jedoch ebenso, wenn Leute Halbwahrheiten als vermeintlich “sichere” Infos im Internet verkünden. Vor allem solche Blogs oder Internet-Helden, die gar nicht im Stadion sind, sondern von Zuhause irgendwelche Gerüchte in die Welt setzen.

Und so endeten sieben anstrengende und intensive Fußballwochen für den ein oder anderen unerwartet und überraschend aufregend. Bei einem Großteil der Nordkurve blieb die Erkenntnis, dass sich unsere Jungs gut verkauft haben und einen Punkt verdient gehabt hätten. Nun bleibt erstmal Zeit zur wohlverdienten Erholung für Fans und Mannschaft. Dann werden wir alle sehen, wie es weitergeht.

Sicher ist nur, dass in drei Wochen Derby ist. Wir freuen uns drauf.

Foto zu diesem Beitrag: nordkurvenfotos.de

7 Gedanken zu „Überraschend aufregend

  • 20. März 2017 um 9:17
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    Toll, jetzt sind wir wohl alle mit einer 0:1 Niederlage gegen Bayern zufrieden.
    So, wie die zweite Halbzeit gegen Schalke und die erste gegen Bayern gelaufen sind, ist dies ein Rückschritt in vergangene Zeiten.
    Da fehlt der Spirit.
    Tut mir Leid aber ich hab wahrscheinlich zu wenig Verständnis für unsere Helden.
    Ich muss übrigens in den kommenden 14 Tagen arbeiten. Danke !

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  • 20. März 2017 um 10:28
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    Hmmm, irgendwie fehlt mir hier jetzt wieder das Maß: sicherlich ist es kritikwürdig, dass es Leute gibt, die nur ins Stadion gehen um rumzumeckern, aber wo ist hier die Kritik an der Ultraszene, die in einem wichtigen Spiel beim Stand von 0:1 das Stadion verlässt, weil draußen Kölner sind?

    Bei welcher der angesprochenen Gruppen liegt die eigene Priorität wohl eher beim Erfolg des Vereins als bei Dingen, die mit Fußball nix zu tun haben?

    Das war jetzt nur mal ein bisschen mitgedacht…

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    • 20. März 2017 um 12:18
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      Sehe ich genauso wie Christian Mayer, es ist ja noch armseliger, das Stadion zu verlassen nur weil ein paar verirrte Idioten aus der Domstadt in Gladbach sind? Was ist wichtiger? Und genau daran sieht man was den sogenannten Ultras wichtiger ist, nicht der Verein, nicht die Mannschaft sonder ihr eigenes Ding. Sorry, man schreibt immer von deren Seite, dass man mit ihnen durchaus reden kann hinter der Kurve, mit so einer Aktion haben sie sich aber komplett disqualifiziert. Die Mannschaft anfeuern ist ja eh unnötig, wenn draußen .ölner sind. Da komme ich nicht drüber hinweg.

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  • 20. März 2017 um 14:19
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    Liebe Mitgedacht´ler,

    normalerweise finde ich eure Artikel immer ausgesprochen gut. Heute muss ich aber in einem Punkt widersprechen. Meines Erachtens hätten wir keinen Punkt gegen Bayern vedient gehabt. Aber wie gesagt ist dies meine persönliche Meinung. Die Bayern hatten zwar auch nicht so wahnsinnig viele Chancen, aber von uns habe ich eigentlich keine wirklich hundertprozentige Chance gesehen. Ich möchte das keinesfalls als Kritik an unseren Jungs verstanden wissen. Sie haben es wirklich versucht, aber mehr als dieses 0:1 war einfach nicht drin.

    Wollen wir die Mannschaft jetzt mal etwas durchschnaufen lassen und uns dann am 01.04. auf den Weg nach Frankfurt machen, um mit aufgefülltem Tank in den Rest der Saison zu gehen.

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  • 20. März 2017 um 14:49
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    Ich bin sehr verunsichert. Nach den 4:2’s gegen Florenz und Schalke dachte ich, der Ligaendspurt wird Spaß machen. Aber nun…?
    * Hinten sind wir wieder eine Schießbude (“mit 4er-Kette stabiler…jeder kennt seine Laufwege…blabla…”) 2 Tore in Florenz, 2 in Hamburg, 2 auf Schalke (…wie bei Schubert)
    * Vorne sind sie verletzt oder haben Pech (…wie bei Schubert)
    * Und Führungen können sie plötzlich auch nicht mehr über die Zeit bringen (1x Hamburg, 2x Schalke, …wie bei Schubert)
    Zum Saisonende gehen dann die beiden Knüller Christensen und Dahoud. Ich habe Angst, dass der Hecking-Zauber schon wieder verflogen ist und wir nach diesen Abgängen nächstes Jahr gegen den Abstieg spielen. Hoffentlich sehe ich zu schwarz.

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  • 20. März 2017 um 20:00
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    Erstaunlich, dass man jetzt schon mit einem 0:1 gegen Bayern zufrieden ist und das Auftreten der Mannschaft lobt.
    Kein Vergleich zum Heimspiel gegen die Bayern letzte Saison. Wie begeisterte das Spiel damals. Auch Hecking schafft es nicht annähernd die Manschaft wieder auf das Niveau zu bringen, das die Elf noch oft in der Hinrunde gezeigt hat, aber dann durch Pech trotzdem verloren hat.
    Man gibt sich aktuell einfach mit weniger zufrieden und meint dann loben zu müssen. Wenn das so weiter geht, heißt das Kampf um die Klasse zu halten. Es wird sich zeigen, wie auch schon Studien belegen, dass eine Trainerentlassung nichts bringt, scheint wohl doch woanders dran zu liegen. Die Einsicht wird kommen, man hätte viel Geld sparen können, wenn man sie früher gehabt hätte. Einen Trainer nach eigentlich nur 3 wirklich schlechten Spielen zu entlassen (mit etwas Abstand betrachtet war das so), rächt sich irgendwann. Da muss man sich aktuell nicht über H96 aufregen.

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  • 21. März 2017 um 6:00
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    Ob ein Punkt gegen die Bayern verdient gewesen wäre, sei mal dahingestellt. Allerdings war das was die Süddeutschen gegen unsere “Rumpfelf” (um nicht zu sagen “B-Mannschaft”) gebracht haben auch nicht unbedingt meisterlich. Über ein 0:0 hätten die sich nicht wirklich beklagen dürfen. Ich frage mich allerdings, warum immer erst ein Rückstand notwendig ist um (dann auch meist erst in den letzten 10 Minuten) wirklich zwingend nach vorne zu spielen – Angst? Taktik?
    Und zum Thema Fanunterstützung muss ich euch Recht geben:
    Trotz der mitunter eklatanten Formkriesen von Herrmann, Hahn und Drmic ist Pfeifen gegen die eigenen Spieler erbärmlich und arrogant. Das ist genau so, wie wenn man bei einem knappen Rückstand das Stadion vorzeitig verlassen würde. Wer sowas macht, der kann auch gerne seine Wabberpizza mit Cola Zero zu Hause verzehren. Guten Appetit….

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