Was erlauben Polizei?

Es war ein komisches Bild am Freitagabend rund um den Borussia-Park: Sowohl vor als auch nach dem Spiel fiel die absolut übertriebene Polizei-Präsenz auf – auch in der Nordkurve. Der Versuch einer Aufarbeitung.

Nein, wir sind definitiv nicht bekannt für ultimatives Polizei-Bashing. Im Gegenteil. Für uns gehören die Beamten zu Bundesliga-Spielen dazu. Sie sind Teil des Spieltages – so wie Fans, Spieler, Ordner, Funktionäre. Und sind wir ehrlich: ohne Polizei an/in/um deutsche(n) Bundesliga-Stadien würde zumindest bei einigen Spielen ein rechtsfreier Raum entstehen. Daher ist die Polizei wichtig – teilweise zumindest.

Denn wir sind und bleiben auch kritischer Beobachter der Polizei. Viel zu oft glauben die Beamten, dass sie die alleinige Macht rund um die Stadien seien. Wir finden es einfach nur lächerlich wenn Hundertschaften ihrn Frust gegenüber teilweise unbeteiligten Fans ausleben (was wir selbst schon erlebt haben) oder sich sogenannte szenekundige Beamte durch Baggy-Jeans und Sport-Jacke versuchen an “normale Fans” anzunähern. Und wir verabscheuen übertriebene Polizei-Einsätze. Ehrlich gesagt vermuten wir sogar, dass sich einige Beamte rund um Fußballspiele beweisen und profilieren wollen.

Ein Paradebeispiel zeigte sich am Freitagabend nach dem wenig aufregenden 0:0-Remis gegen Eintracht Frankfurt. Ein MitGedacht.-Autor verließ mit Abpfiff den Block. Er wollte den langen Schlangen am Getränkestand zuvorkommen und musste außerdem noch seinen vor dem Spiel deponierten Rucksack am neuen Biergarten abholen. Was sich vor dem Block abspielte, ließ den Fan, der auch schon seine Erfahrungen mit der Polizei gemacht hat, allerdings staunen.

Mit Abpfiff zogen etwa 20 sehr aggressiv auftretende Polizisten der Hundertschaft vor Block 16 auf – wie selbstverständlich im Innenraum des Stadions, behelmt und den Knüppel im Anschlag. Im Laufschritt postierten sich die Sicherheitskräfte vor dem Block. Flankiert wurde ihr Auftreten von Mannschaftswagen, die auf dem Stadionvorplatz eine Kette bildeten. Das Ziel des Einsatzes blieb zunächst vollkommen unklar. Offensichtlich warteten die Beamten auf unsere Ultraszene, wobei sich unserem Autor aus dem Tagesablauf kein ersichtlicher Grund für diesen Schritt ergab. Uns stellen sich daher zwei Fragen. Erstens: Warum? Zweitens: Weshalb innerhalb der Stadion-Tore?

Die Polizei hat aus unserer Sicht in der Nordkurve nichts zu suchen. Das Areal ist die Zone der Fans. Im Borussen-Kodex steht klar geschrieben: „Die Nordkurve ist der ultimative Fan-Bereich.“ In unseren Augen gilt das auch für die Polizei. Klar, wenn Straftaten passieren, sollte sie schnell zur Stelle sein – wie im “normalen” Leben auch. Allerdings ist die Gladbacher Fanszene aus unserer Sicht homogen genug, um sich bei Heimspielen bis auf ganz wenige Ausnahmen selbst zu regulieren.

Daher empfinden wir den martialischen Auftritt vom Freitag als übertrieben. Wir fragen uns: Was will die Polizei mit solchen Aktionen bezwecken? Sicher, es hat in den vergangenen Jahren kleinere Scharmützel zwischen Frankfurter und Gladbacher Fans gegeben. In Frankfurt wurde der Bus einer Nachwuchs-Ultra-Gruppierung aus der Vitusstadt angegriffen, in Gladbach standen sich vor zwei Jahren zwei motivierte Haufen mitten vor der Nordkurve gegenüber.

Doch wenige Minuten nach Abpfiff am Freitag gab es keinerlei Hinweise auf neue Aktionen. Und der abendliche Spaziergang unserer Ultraszene über die Aachener Straße dürfte als Begründung auch eher wegfallen. Denn zu diesem Zeitpunkt stand nach unseren Informationen lange fest, dass die Gäste aus Frankfurt keinesfalls über die Autobahnabfahrt Holt, sondern aus Richtung Rheindalen anreisen würden. Vielleicht hätte die Polizei ihr Augenmerk mal besser auf diesen Fakt legen sollen – und die Busse anständig begleiten sollen anstatt sich ausschließlich auf den Heim-Mob zu konzentrieren.

Musste es also unbedingt der aggressive und behelmte Auftritt in der Nordkurve sein? Die Beamten hätten doch gut und gerne einfach das Areal um die Raute (Nord/Ost – innen wie außen) abriegeln können. Irgendwie werden wir die Vermutung nicht los, dass die Polizei sich schon einmal auf die kommenden Spiele vorbereiten und klar machen wollte, wer am längeren Hebel sitzt. Nur für den Hinterkopf: Am Dienstag kommt Celtic in den Borussia-Park. Aufgrund der kleineren Zwischenfälle in Glasgow wird die Polizei auch hier starke Präsenz zeigen. Und dann steht ja auch schon das Heimspiel gegen den Verein aus der Domstadt an.

Trotzdem rechtfertigt das alles nicht das Vorgehen vom Freitag. Infolgedessen sprechen wir uns konsequent gegen nicht angemessene und überzogene Polizei-Einsätze aus – vor allem aber gegen solche IN der Nordkurve. Wir glauben, dass hier Borussia und die mitsprechenden Fan-Vertreter (Fanbetreuer, FPMGSC, Fanprojekt De Kull) gefordert sind. Sie sollten auf die Polizei einwirken und hinterfragen, ob solche Einsätze zwingend notwendig sind.

Für uns gehört Fan-Kultur in die Kurve – nicht aber die Polizei! In diesem Sinne: Reagieren, Borussia!

Bild zu diesem Beitrag: nordkurvenfotos.de

4 Gedanken zu „Was erlauben Polizei?

  • 29. Oktober 2016 um 22:52
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    Nun, ich war schon am Dienstag vor und nach dem Pokalspiel sehr überrascht, wie viele Beamte in voller Montur rund um den Borussia-Park postiert waren. Wir sind nach dem Spiel, wie immer eigentlich, zu Fuß Richtung Parkplatz 7 gegangen und auf dem gesamten Weg standen Gruppen von mindestens zehn Polizisten, voll ausgerüstet für eventuelle Auseinandersetzungen, postiert.
    Wir haben uns gefragt warum das so ist, denn das Pokalspiel gegen Stuttgart gehörte definitiv nicht zu den Spielen, in denen Horden von Gästefans zu erwarten waren.

    Warum also dieser Polizeieinsatz????

    Will man später wieder Argumente haben, wie viel Geld bei solchen “Einsätzen verbrannt” wurden? Ist das die neue Taktik rund um den Borussia-Park, weil hier ja immer und immer wieder große Randalaktionen gestartet wurden? Was weiß Borussia davon? Ist das jetzt immer so??????

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  • 29. Oktober 2016 um 23:11
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    Ich schliese mich dem an …!!!

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  • 31. Oktober 2016 um 10:18
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    Die sind auch nur in ihrer Rüstung und im Rudel stark lachhaft wie die sich aufführen aber wenn man das Gesetz im Rücken hat kann man sich so benehmen denn die werden bei Fehlverhalten nicht bestraft

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  • 1. November 2016 um 11:56
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    Ich habe mich zwar auch zunächst gewundert (aus Block 16 kommend), da sie sich in meinen Augen aber eben absolut passiv verhalten haben, hatte ich damit dann auch kein Problem. Da sie auch nichts abgeriegelt haben oder sonst etwas, bin ich eher davon ausgegangen, dass vielleicht jemand bestimmtes gesucht wurde.

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