Zurück im Glück

Nach dem ersten Sieg unter der Woche legt Borussia im wichtigen Auswärtsspiel in Stuttgart nach. Neben einer kämpferisch und teilweise auch spielerisch ansprechenden Leistung hilft endlich auch mal wieder das Glück. Die MitGedacht.-Nachbetrachtung.

Stuttgart, Auswärtsspiel, Wasen Zeit – das sorgte schon bei der Veröffentlichung des Spielplans für Vorfreude. Trotz den vielen Reisen in den vergangenen und kommenden Wochen waren viele Borussen vor dem Spiel auf dem Festgelände zu sehen und genossen das ein oder andere Festbier. Leider zogen die mitgebrachten Utensilien auch diverse Vertreter der Stuttgarter Ultrá-Szene an.

Sowohl auf als auch rund um das Festgelände waren immer wieder Kleingruppen zu erspähen, die einige „erfolgreiche“ Übergriffe für sich verbuchen konnten. Wir werden diese Abzockerei zwar nie so richtig verstehen, empfehlen aber noch einmal eindringlich zivil zu Auswärtsspielen anzureisen, wenn es vorher in die Stadt oder zu Veranstaltungen wie den Wasen geht. Man muss seine Fan-Utensilien auch nicht auf dem Präsentierteller zur Schau stellen. So müssen wir leider konstatieren: Selbst schuld!

Auf dem Platz veränderte Interimstrainer Schubert die Mannschaft nur auf einer Position. Nordtveit verteidigte für Dominguez, vermutlich auf Grund der Verletzungshistorie des Spaniers. Deutlicher verändert war jedoch die Ausrichtung der Fohlenelf, was vor allem an der offensiven Spielweise von Gegner Stuttgart lag. Nach gut 20 Minuten nahm das enorme Pressing der Schwaben etwas ab, Borussia befreite sich und ging durch einen Standard und ein Eigentor schnell mit 2:0 in Führung – erzwungen und erkämpft, aber auch ein bisschen glücklich.

Das Selbstvertrauen durch diese Führung und den Sieg gegen Augsburg konnte man bis in die Gästekurve spüren. Der sechste Elfmeter in den letzten vier Spielen, kurz vor der Halbzeit, drückte die Stimmung dann aber wieder. In der zweiten Halbzeit nahm der Druck immer weiter zu, Stuttgart vergab wie so oft in dieser Saison erstklassige Torchancen und lud die Fohlenelf teilweise zu hochkarätigen Kontern ein. Anders als in den Spielen gegen Mainz oder Bremen half neben einer super konzentrierten Abwehrleistung und einer starken Parade von Yann Sommer auch einmal das Glück. Außerdem sorgten die Einwechslung von Dominguez und die damit einhergehende Versetzung von Nordtveit auf die „Sechs“ für eine deutliche Stabilisierung der Defensive. Der befreit aufspielende Raffael sorgt mit dem 3:1 für den Schlusspunkt.

Was wir gar nicht zu glauben gewagt hätten, scheint Realität: Der Knoten wirkt gelöst – vor allem dank Interimstrainer André Schubert. Wie schon gegen Augsburg überzeugten neben den Leistungsträgern der vergangenen Saison vor allem auch die Youngster Dahoud und Christensen. Dahoud besticht durch seine Qualitäten im „1 gegen 1“ und seine Passstärke. Außerdem kann er viel von Granit Xhaka, seinem Partner vor der Abwehr, lernen. Xhaka wiederrum wird spürbar in die Pflicht genommen. Einerseits (vorrübergehend) durch die Kapitänsbinde, aber auch durch seine defensivere Position, in der er mehr Verantwortung für die Absicherung der Abwehr hat. Auch Anders Christensen profitiert von seinen Nebenmännern. Gegen Augsburg half Alvaro Dominguez sichtbar, den Dänen zu führen und ihm zu helfen. Aber auch in Stuttgart bot Christensen – zuerst neben Nortdveit (später neben Dominguez) – eine starke Leistung. Der Stuttgarter Topstürmer Ginczeck war bei den beiden Skandinaviern abgemeldet.

Neben der Pressing-Fähigkeit, dem gestiegenen Selbstbewusstsein und einem Quäntchen Glück hat man aber auch das Gefühl, dass seit der letzten Niederlage Mannschaft und Fans näher zusammengerückt sind. Ein Beispiel dafür ist Raffaels erkämpfter Eckball und seine Motivation an die Kurve kurz vor Schluss. Ohnehin war der zwölfte Mann ähnlich stark wie die Elf auf dem Platz. Wir sind oft die Motzkis und Mahner, die sich über schlechte Stimmung beschweren. Diesmal müssen wir den Auftritt des Gästeblocks ausdrücklich loben. Von Beginn an wurde die Mannschaft lautstark unterstützt. Vor allem aber in der zweiten Halbzeit während der Stuttgarter Druckphase sorgten einige Gesänge sowie der lange VFL-Wechselgesang mit dem Oberrang für Gänsehaut. Die Freude war auch den Spielern nach dem Spiel beim Gang zur Kurve deutlich anzumerken.

Und so machten sich gut 6.000 Borussen strahlend auf den Weg nach Hause – nach einem Spiel das gezeigt hat, warum man Woche für Woche durch das Land fährt und so viel Zeit für die Raute opfert. Diese Partie hatte zweifelsohne alles, was ein spannendes Auswärtsspiel bieten kann.

Mit diesem Glücksgefühl steigt die Vorfreude auf das nächste Heimspiel: Champions-League gegen Manchester City. Es gibt schlechtere Aussichten! Deswegen heißt es: Momentum mitnehmen, die Mannschaft weiterhin tragen und den ersten Champions-League Sieg der Vereinsgeschichte holen. Und immer wieder: Von Spiel zu Spiel! Erarbeiten wir uns das nötige Glück!

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