Der Schalke-Showdown

Runde zwei im ligainternen Europa-Duell: Der Malocher-Klub aus Gelsenkirchen kommt zum Rückspiel in den Borussia-Park. In nur 12 Tagen die dritte Partie gegen „Königsblau“. Unser Vorspiel zum Europa-League-Spiel!

Als wir am vergangenen Donnerstag gegen 23 Uhr auf den Videowürfel des Schalker Stadions blickten, prangten dort zwei überdimensionale Zahlen: 1:1. Unentschieden. Ein Punkt also – zumindest nach den üblichen Bundesligamaßstäben. Doch weit gefehlt! Denn dieses Unentschieden fand keineswegs – wie in der Schalker Turnhalle üblich – in der Bundesliga statt, sondern in der Europa-League. Und dieser europäische Wettbewerb hat eben seine eigenen Konstellationen und Gesetze: Der Auswärtstreffer aus der vergangenen Woche spielt uns etwas mehr in die Karten als den „Königsblauen“ – ein Remis mit kleinem Vorteil für uns. Wie hatte es unser Trainer Dieter Hecking so treffend formuliert: „Die Chancen stehen 51 zu 49!“

Das liegt vor allem daran, dass wir jetzt den Heimvorteil auf unserer Seite haben. Natürlich hat sich die Ausgangslage seit dem ersten der drei Spiele gegen Schalke vor elf Tagen im Borussia-Park etwas verschoben. Damals empfingen wir die „Königsblauen“ mit dem Lauf von drei ungeschlagenen Spielen, Schalke war im DFB-Pokal gerade 0:3 bei den Bayern baden gegangen. Das direkte Aufeinandertreffen bestätigte dann genau diesen Trend: Borussia fuhr gegen desolate Schalker einen nie gefährdeten 4:2-Sieg ein. Einzig der Schalker Fanblock präsentierte sich an diesem Samstag bundesligatauglich.

DIE HECKING-RECHNUNG GILT

Mittlerweile hat sich das Blatt leider ein Stück gewendet. Schon vergangenen Donnerstag auf Schalke spielte Borussia nicht mehr so unbeschwert wie zuvor. Die Mannschaft wirkte nach fünf englischen Wochen am Stück ausgelaugt, nicht ganz frisch. Am Sonntag dann die Krönung der Müdigkeit: eine unnötige 1:2-Niederlage beim nicht gerade überragenden Hamburger SV. Schalke gewann ein paar Stunden zuvor das eigene Bundesliga-Spiel 3:0 gegen den FC Augsburg. Und jetzt? Gilt Dieter Heckings „51:49-Rechnung“ noch?

Wir sind der festen Überzeugung: Ja! Schon am Montag haben wir in unserer Wochenend-Nachbetrachtung geschrieben, dass das Hamburg-Spiel nichts, aber auch gar nichts, mit der Partie am Donnerstag zu tun hat. Die Aussagen und Auftritte unserer Jungs aus den vergangenen Tagen zeigen: Unsere Truppe ist heiß. Müdigkeit, viele Spiele, späte Anstoßzeit. Glaubt man den Spielern, gibt es heute Abend keine Ausreden! Und die darf es auch nicht für uns Fans geben. Wir müssen dieses Spiel gemeinsam zu unserem Spiel machen. Wir spielen Zuhause, in unserem Stadion, gegen einen Gegner, der in den vergangenen Monaten nicht wirklich beweisen konnte, dass er unschlagbar ist…

WEHRMUTSTROPFEN “CHOREO-VERBOT”

Unsere Jungs haben dagegen in den zurückliegenden Wochen (teilweise) das Gegenteil bewiesen. Wie schon vor eineinhalb Jahren unter André Schubert haben sie eine starke Aufholjagd gestartet und sich von der Abstiegsregion in die Reichweiter der internationalen Gefilde hochgearbeitet. Auch wenn das Team zuletzt über eineinhalb Halbzeiten (Schalke, HSV) keinen absolut stabilen Eindruck mehr machte, können wir in dieser Saison gemeinsam Historisches erreichen. Dazu braucht es aber zwingend einen Sieg heute Abend gegen die selbsternannten „Ruhrpottkanaken“ aus GE.

Der Rahmen dazu wird gegeben sein: Flutlichtspiel, ausverkaufte Hütte, knapp 5.000 sangeswütige Schalker, eine hoffentlich hoch motivierte Nord- sowie eine (wie international üblich) gut aufgelegte Südkurve. Selbst bei allen – bislang aufgrund des „deutschen Duells“ – skeptischen Fans wird da wohl hoffentlich Europa-Atmosphäre aufkommen. Ein Wehrmutstropfen: Das Verbot von Teilen der (übrigens schon gegen Florenz geplanten) Choreo der Ultraszene durch den Verein.

Schade, das wäre sicher der perfekte Rahmen gewesen für ein solches Spiel gewesen. Nicht nur wir empfinden es als komisch, dass Borussia plötzlich den Uefa-Part übernimmt und Choreo-Inhalte verbietet – auch bei den Ultras herrschte nach dem „Urteil“ des Vereins Irritation. Vielleicht ist das aber ja auch die neue Linie des „familienfreundlichsten“ Klubs Deutschlands. Immerhin hat es sofort den Dialog zwischen Vertretern der Ultraszene und des Vereins gegeben. Wir sind optimistisch, dass nach dem „klärenden Gespräch“ (Blockflöte) keine dauerhaften Zerwürfnisse zwischen dem Verein und den Ultras bleiben.

TRÄUMEN IST ERLAUBT

Abseits dieses Nebenkriegsschauplatzes braucht die Mannschaft heute Abend uns Fans. Wir können uns der Hoffnung von Abwehr-Fighter Tony Jantschke nur anschließen: „Das Stadion muss brennen!“ Jeder Fan sollte die Mannschaft vollends unterstützen. Völlig egal, ob Lars Stindl oder Josip Drmic spielt. Ganz egal, ob hinten einer einen Fehler macht, es unnötige Ballverluste im Mittelfeld gibt oder vorne eine Chance versemmelt wird. Es zählt einzig und alleine das Ergebnis nach 90 (oder vielleicht 120) Minuten. Alles andere ist Wurst. Und die Chance ist für unseren Klub bislang einmalig: Wir können ins Viertelfinale der Europa League einziehen.

Träumen ist erlaubt. Von Träumen lebt das Fußball-Fan-Herz. Und diese Saison haben wir es uns verdient, ein bisschen in Träumereien zu schwelgen. Trotz der enttäuschenden Hinrunde könnte diese Saison zu einer ganz besonderen werden. Obwohl die vergangenen Jahre sehr erfolgreich verliefen, sind K.O.-Spiele unter Flutlicht eben einzigartig. Zumal wenn sie die Möglichkeit bieten in ein europäisches Viertelfinale vorzustoßen.

Brüllen wir unsere Jungs also voller Inbrunst nach vorne. Geben wir ihnen die letzte Kraft, die sie in den anstrengenden Wochen mit Sicherheit gelassen haben. Lassen wir das Spiel zu unserer persönlichen Europapokal-Party werden. Machen wir unser Stadion zur uneinnehmbaren Festung!

Donnerstag 21 Uhr, Flutlicht, knisternde Stimmung – Fanherz, was willst Du mehr?

Foto zu diesem Beitrag: nordkurvenfotos.de

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