Eine Begegnung mit: Stephan Schippers
Wer Borussias Vereins-Philosophie der letzten Jahre genauer betrachtet, kommt an folgender Aussage der Geschäftsführung nicht vorbei: „Wir geben nur das aus, was wir einnehmen!“ Wir MitGedacht.-Redakteure haben kürzlich bei der Lektüre des Buches „Meine launische Diva Borussia“ festgestellt, dass diesen Satz schon Ex-Manager Helmut Grashoff immer wieder predigte. Also haben wir uns mit Stephan Schippers zum Interview getroffen.
Donnerstagmorgen, 8.30 Uhr, Borussia-Park. Die Sonne scheint immer mal wieder durch die Wolken durch. Es ist noch relativ ruhig rund ums Stadion, die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen zur Arbeit. Es ist früh, aber keinesfalls zu früh für einen gut gelaunten Stephan Schippers. Freundlich und bestimmt begrüßt er uns im Sprechzimmer seines Büros im ersten Stock des Borussia-Parks – „ganz coronakonform“ ohne Handschlag, aber mit einem freundlichen Lächeln. Unserer Vorstellung hört der Geschäftsführer aufmerksam zu, stellt Nachfragen. Lediglich bei der Erklärung der Grundidee unseres Blogs unterbricht er uns mit einem Schmunzeln: „Das brauchen Sie mir nicht zu erklären. Ich kenne Ihren Blog sehr wohl. Mein Sohn ist aufmerksamer Leser!“
Auch Markus Aretz ist mit im Raum. Vor einem knappen halben Jahr sind wir an den Mediendirektor mit der Idee herangetreten, ein Interview mit einem der operativen Vereinsbosse zu führen. Der Hintergrund: Die Lektüre des Buches „Meine launische Diva Borussia“ von Helmut Grashoff. In diesem aus unserer Sicht erstklassigen Werk beschreibt Borussias Kult-Manager eindrucksvoll sein Wirken in Mönchengladbach. Eine Seite, die wir im Folgenden zitieren, verschlug uns dann aber fast die Sprache – könnten die Sätze dort doch 1:1 als Leitfaden für das Handeln der aktuellen Vereinsführung Borussias dienen. Grashoff schreibt dort:
Am Punkt des Erfolges ist die Gefahr groß, dass kaufmännische Grundsätze, die natürlich auch in einer Vereinswirtschaft große Bedeutung haben, über Bord geworfen werden. Allzu leicht gerät man in einen Erfolgstaumel, der zu unwägbaren Risiken verführt. Äußerliche Einflüsse, nämlich das jubelnde Publikum, eine schwärmende Presse, Loblieder auf die Mannschaft, Trainer und Vorstand bergen Gefahren. Man möchte die Entwicklung „puschen“, beweisen, welch fähiger Kopf da am Ruder ist. Rampenlicht und Medienspektakel locken. Wer möchte nicht auf der Bühne des Erfolgs stehen? Leicht gerät man unter diesen Einflüssen auf die schiefe Bahn der Selbstdarstellung und Profilneurose, einhergehend mit hemmungsloser Unsolidarität im wirtschaftlichen Bereich. Seit Bestehen bietet die Bundesliga dafür reichlich Beispiele. Von Anbeginn war und blieb daher für mich oberstes Prinzip: Mit dem Einkommen auskommen! Auch der sportliche Sektor hatte sich darauf einzurichten.
Helmut Grashoff: Meine launische Diva Borussia, Seite 21.
Markus Aretz war schon im Dezember letzten Jahres von unserer Idee, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verweben, angetan. Allerdings riet uns der Mediendirektor dazu, nicht – wie ursprünglich angedacht – mit Max Eberl darüber zu sprechen, sondern mit Stephan Schippers. Weil wir keinen Zeitdruck verspürten, wollten wir im neuen Jahr locker einen Termin ausmachen. Dann kam Corona. Und so vertagten wir das Gespräch letztlich auf das Ende der Saison.
Also saßen zwei von uns am vergangenen Donnerstag im Meetingraum des Büros von Stephan Schippers. Fotograf Fabio im Gepäck, der dem Geschäftsführer gleich mal den Chef-Sessel am Tischkopf zuwies: „Aus optischen Gründen. Das ist schöner!“ Der Geschäftsführer zierte sich kurz („Das ist doch eigentlich der Präsidenten-Platz. Das geht nicht!“), nahm letztlich aber doch widerwillig Platz und präsentierte sich anschließend in angenehm konstruktiver Redelaune. Wir sprachen eine knappe Stunde über die Entwicklung der Borussia, den aktuellen Fußball und wie das Business nachhaltiger ausgerichtet werden könnte.
Von der Idee, Grashoffs Text als Leitfaden für das Interview zu verwenden, zeigte sich Stephan Schippers überraschend begeistert. Gleich zu Beginn bedankte er sich für das Zusenden der Textseite: „Die könnte ich jeden Tag fünfmal lesen. Das beschreibt so vieles in einer so prägnanten Art und Weise.“ Unseren Dank am Ende des Interviews konterte der Geschäftsführer mit den Worten: „Wenn ich mal mit jemandem über Borussia diskutiere, lese ich diese Stelle vor. Das habe ich auch schon unserem Präsidium und unserem Aufsichtsrat vorgelesen.“
Wir freuen uns sehr auf ein zwar langes, aber wirklich spannendes Interview, das wir Euch in den kommenden Tagen auf unserem Blog präsentieren dürfen. Seid gespannt auf einige Einblicke in die Sichtweise unseres Geschäftsführers, viele intensive Diskussionen über Borussias Weg, die Zukunft unseres Vereins und die Initiative “Unser Fußball”.
Foto zu diesem Beitrag: Fabio Rizzetto/Chico Worldwide
Klasse Idee, ich freue mich schon auf das Interview!
Tolle Idee, freue mich auf das Interview! Manager Grashoff hat nicht Unrecht, und als er dies schrieb, war die Medienlandschaft längst noch nicht so hysterisch und vielfältig wie heute, (a)soziale Medien gab es damals überhaupt nicht…
Herr Schippers scheint ein sehr solider Kaufmann zu sein, in bester Borussia-Tradition. Vorletzten Samstag (kurz vor der Unterschrift mit FlatEx) parkte er neben mir bei ALDI. Als ich mit meinen Einkäufen kam, und es etwas eng war von seiner rechten zu meiner linken Fahrzeugseite (ich bin nicht ganz so durchtrainiert wie die Spieler… stieg er nochmals ein und setze extra seinen Wagen noch weiter nach links, damit ich gut in meinen einsteigen konnte, sehr sympathisch! Und er fuhr auch keinen Tarnfarben-Maserati… wohltuend auf dem Boden geblieben! Das unterscheidet Borussia doch wohltuend von einigen in der Liga, wenn ich an Schalke und Konsorten denke…
Wird bestimmt spannend! Das das Projekt Borussia gerade so erfolgreich ist, liegt meines Ermessens daran, das sich der Verein seit einigen Jahren in allen Bereichen entwickelt und voran gebracht wird und das bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Seriösität. Entspricht auch meinem Naturell und macht mir die Borussia dadurch natürlich noch einmal sympathischer!
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