Hochverdienter Zitterderbysieg

Borussia startet perfekt in die Saison und schlägt den 1. FC Köln 1:0. Dabei präsentiert sich die Fohlenelf überraschend stabil, zeigt aber ein altes Manko. Auf den Rängen protestieren derweil beide Fanszenen gemeinsam.

Auch zwei Tage nach dem Spiel denken wir immer noch sehr gerne an den vergangenen Sonntagabend zurück. Wieder einmal darf sich jeder Anhänger der richtigen Borussia „Derbysieger“ nennen. Und wieder einmal war der Sieg unserer Jungs gegen den Effzeh hoch verdient.

Ehrlich gesagt hat es uns schon überrascht, wie souverän unsere Mannschaft da am Sonntagabend aufgetreten ist. Freilich: der Gegner war keine absolute Herausforderung. Die vergangene Saison hat gezeigt, dass der Effzeh sicher besser, motivierter und geschlossener spielen kann. Letztlich hat so ein überlegener Sieg aber eben auch immer etwas mit der eigenen Stärke zu tun. Und daher kann es nach diesem Derby nur ein Fazit geben: Momentan sind wir wieder die sportliche Nummer eins.

Das kann man gleich an mehreren Punkten festmachen: Bärenstark, wie Matthias Ginter in seinem ersten Bundesligaspiel für die Borussia die Bälle hinten wegholte und sich außerdem im Spielaufbau einbrachte. Sehr überzeugend wirkte auch das Zusammenspiel mit Yannik Vestergaard. Dazu ein solider Oscar Wendt und ein ebenfalls ganz starker Nico Elvedi.

Das Lob gilt allerdings ebenso für die Doppelsechs Kramer/Zakaria. Vor allem Erstgenannter dominierte das Mittelfeld endlich mal wieder, forderte und eroberte Bälle, verteilte Pässe. So kennen wir ihn – so haben wir es leider zu lange nicht gesehen. Zakaria schwamm sich in Kramers Windschatten mit zunehmender Spieldauer immer weiter frei. Ein vielversprechendes Liga-Debüt!

Auch in vorderster Front präsentierte sich unser Team durchaus stabil. Immer wieder wechselten der agile Thorgan Hazard und der stets bemühte Ibo Traoré die Seiten. Dazu wirbelten sie gemeinsam mit Lars Stindl und Raffael die überforderte FC-Abwehr das eine oder andere Mal durcheinander. Einziges Manko ist und bleibt die Chancenverwertung. Ganz ehrlich: so viele Nerven wegen vergebener Dinger wie am Sonntag wollen wir in Zukunft ungerne lassen. So wird ein absolut souveräner Derbysieg letztlich doch zur Zitterpartie.

Auf den Rängen stellte sich das Derby im Gegensatz zum sportlichen Geschehen nicht so deutlich dar. Über 5.000 Kölner schlugen nicht nur hoch motiviert, sondern auch mit einem ordentlichen Lautstärkepegel in Mönchengladbach auf. Einzige Anmerkung: Dass der kölsche Anhang am Ende das verlorene Derby mit Europapokal-Songs versucht zu verdrängen, ist ja vollkommen verständlich. Hoffentlich verdrängt man bei so einer sportlichen Leistung aber nicht das gesamte Liga-Geschehen dieser Saison und redet es sich mit Europa schön. Das könnte dann auch schnell nach hinten losgehen.

Die Nordkurve präsentierte dagegen mal wieder ihre gewohnten zwei Gesichter: Teilweise sehr stark, wenn auch das ganze Stadion mit im Boot ist. Zur Mitte der ersten, sowie in der zweiten Hälfte aber über weite Strecken auch gewohnt träge. Insgesamt ist es aber absolut positiv zu bewerten, dass die Kurve wieder geschlossen auftritt und mit einer Stimme den gemeinsam geliebten Verein anfeuert. Genau so geht Borussia. Und für Stimmung – auch das hat dieses Derby gezeigt – wird in Zukunft wohl auch Raul Bobadilla immer mal wieder sorgen. Schön, dass Du wieder da bist, Amigo!

Hervorheben wollen wir abschließend noch den gemeinsamen Protest beider Fanszenen zu Beginn des Spiels. Wir haben es ja in unserem Text unmittelbar vor dem Derby geschrieben: Es gibt in der heutigen Zeit weitaus wichtigere Dinge als plumpe und aggressive Vereinsanimositäten. Es geht uns aktiven Anhängern in den letzten Monaten an den Kragen – da ist es schön, dass auch rivalisierende Fanszenen gemeinsam ein Zeichen setzen.

Uns hat darüber hinaus übrigens auch der inhaltliche Protest in beiden Kurven gefallen – auch wenn wir in Zeiten von Dialogbereitschaft keine großen Anhänger von plumpen „Fick-Dich-Parolen“ sind. Die drücken zwar Protest aus, in der ganzen Debatte müssen aber vor allem Argumente vorgebracht werden. Deswegen schön, dass diese Debatte in der Nordkurve mit den drei sehr gelungenen Doppelhaltern auch inhaltlich aufgegriffen wurde.

Letztlich sollten wir alle zusammen weiter friedlich gegen die Verbandsoberen protestieren – und abwarten, was dann von Seiten genau dieser Herren kommt. Irgendwann müssen sich DFB und DFL wohl auf alle aktiven Fans zubewegen.

Bis dahin steht zumindest eines fest: Borussia ist Derbysieger!

Foto: nordkurvenfotos.de

Ein Gedanke zu „Hochverdienter Zitterderbysieg

  • 22. August 2017 um 23:36
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    Prima Analyse mit aus meiner Sicht zwei fragwürdigen Einschätzungen. Solider Oscar Wendt? Zwei ausgesprochen plumpe Ballverluste an der Aussenlinie und leider allzu bekannte Abwehrschwächen bei mangelhafter Rückwärtsbewegung. Oscar Wendt gehört nicht in die Anfangsaufstellung. Kramer wie gehabt. Sicherheitsquerpässe
    über 3 bis 4 Meter und Unterbrechung des Spielflusses durch elendiges Rückpassgespiele. Null Offensivgefahr und zum Ende auffällige Konzentrationsmängel, die unnötig gefährliche Situationen hervorriefen. Der Rest der Truppe bärenstark. Zakaria mit überragendem Debüt. Bitte weiter so.

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