Viel Rauch um (fast) Nichts!

In der medialen Debatte rund um den Abstieg des Hamburger SV und seine Begleitumstände geriet das letzte Spiel unserer Elf fast in den Hintergrund. Das lag vor allem am Wirken der HSV-Ultraszene, das wir keinesfalls gutheißen wollen. Die Vorkommnisse stehen allerdings in keinem Verhältnis zum folgenden Aufschrei. Unsere Meinung!

Vorab: Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass die Ultraszene der Hamburger ihren eigenen Anhängern, vor allem aber vielen aktiven Fans in Deutschland, einen Bärendienst erwiesen hat. Natürlich bringt es absolut niemandem etwas, den eigenen Abstieg derart zu inszenieren. Bei aller berechtigten Enttäuschung, hätte es gereicht, wenn die Fanszene zehn Minuten vor Schluss einfach das Stadion verlassen hätte. So aber kam eine mediale Berichterstattung ins Rollen, die den Anschein erweckte, es hätten kriegsähnliche Zustände im Stadion geherrscht. Das war mitnichten der Fall.

Tatsächlich war die Stimmung im Stadion am Samstag gut. Es war weniger der Gästeblock, der Power machte, sondern die (fast abgestiegenen) Hamburger Fans. Sie unterstützten ihre Mannschaft nach Kräften, peitschten sie zum letztlich wertlosen Erfolg. Chapeau an dieser Stelle dafür. Es ist nicht selbstverständlich, dass bei einem Abstieg eine derart positive Grundstimmung in einem Bundesligastadion herrscht.

Den HSV-Ultras vorzuwerfen, sie hätten ihr Team im Stich gelassen, ist falsch. Vielmehr haben sie bis zum Ende alles gegeben. Sie haben über Jahre hinweg Missmanagement, wechselnde Trainer, machtgierige Investoren und unzählige Söldner ertragen müssen. Sie sind trotzdem nach München, Augsburg und Sinsheim gefahren. Als jedoch klar war, dass die Kölner Absteiger gegen Wolfsburg verlieren würden, zogen sie einen Plan durch, der vermutlich bereits zuvor bestand. Natürlich waren sie – das bewiesen auch einige andere Spruchbänder – auf den Abstieg vorbereitet. Also hüllten sie die gesamte Kurve in schwarzen Rauch und verließen das Stadion.

Dass dabei massig Feuerwerkskörper – vor allem auch auf die eigenen Ordner – flogen und Kanonenschläge krachten, ist zu verurteilen. Böller gehören einfach in kein Stadion und Fackeln sollten nicht durch die Luft fliegen. Damit nehmen sich Fanszenen leider die eigene Lobby. Letztendlich passierte am vergangenen Samstag aber eben auch nicht mehr. Niemand wurde verletzt, die Polizei musste keinen Platzsturm verhindern, die Ultras verließen einfach das Stadion. Felix Brych – ein Lob an dieser Stelle für den Umgang des Schiris mit der Situation – ließ das Spiel symbolisch zu Ende bringen. So weit, so unspektakulär.

Und trotzdem: Die folgenden boulevardesken Schlagzeilen und hetzerischen Forderungen nach Strafen, ließen jede Verhältnismäßigkeit vermissen. Einige Medien schrieben über „bürgerkriegsähnliche Zustände“ oder ein “Schlachtfeld”. Selbst die “Welt” nannte die Verantwortlichen in der Kurve “geistig entgleiste Abrissbirnen”. Wer im Stadion war (und öfter mal seinen Fuß in ein eben solches setzt), muss darüber nur schmunzeln. Klar gab die Gesamtszenerie vielleicht ein bedrohliches Bild ab – mehr aber eben auch nicht. Angesichts dieser Umstände Worte wie Krieg und Schlachtfeld zu nutzen, erweckt nicht nur einen falschen Eindruck, es ist schlichtweg falsch.

Da haben ein paar Ultras ihre (berechtigte) Wut über den Abstieg auf die falsche Weise zum Ausdruck gebracht – nicht mehr und nicht weniger. Es waren Bilder, die dem Verein und dem Ansehen der Ultras schaden. Das alles ist unbestritten. Nun aber einen großen Skandal daraus zu machen, ist absurd. Der HSV ist zweitklassig. Das ist am Samstag besiegelt worden. Bei der ganzen Lobhudelei und Feierei der letzten Wochen darf man nicht vergessen: Diesen Abstieg hat sich der gesamte Verein über Jahre hinweg verdient.

Alles andere war viel Rauch um (fast) Nichts.

Foto zu diesem Beitrag: Dirk Päffgen

8 Gedanken zu „Viel Rauch um (fast) Nichts!

  • 15. Mai 2018 um 21:05
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    Wie immer den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Viel Rauch um nichts und meist von denen die nicht dabei waren.

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  • 15. Mai 2018 um 21:31
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    Da wird das Verhalten und die Ereignisse doch wohl sehr bagatelisiert. Das Verhalten der Ultras ist nicht zu tolerieren und schon gar nicht zu verharmlosen oder runter zu spielen. Böller, Rauchbomben und Pyro hat im Stadion nichts zu suchen. Sommer, Polizisten, Ordner und Besucher hätten verletzt werden können. Ganz zu schweigen vom Schaden den man dem eigenen Verein zufügt [Geldstrafen oder Geisterspiele]. Jeder Fan und Besucher hat auch Verantwortung für seinen neben Mann und Familie. Wer wissentlich das Risiko eingeht das andere zu schaden kommen kann gehört aus allen Stadien verbannt. Ich will sowas in Gladbach niemals erleben!

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  • 15. Mai 2018 um 22:53
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    Ich war vor Ort und finde es immer wieder erstaunlich wie es ca. 50 Gehirnamputierten gelingt derart viele Rauchbomben, Böller und Pyrotechnik ins Stadion zu bekommen, um dem Verein, den sie doch so arg lieben, einen größtmöglichen Schaden zu verpassen.
    Diese kleine Schar darf dann in der Kurve walten und schalten wie es ihrer Meinung nach richtig ist, ohne das die drumherum etwas dagegen tun.
    Erbärmlich und feige sind sie dann, wer hätte es anders gedacht, in der Menge untergetaucht. Hut ab für soviel Mut für sein Handeln einzustehen.
    Pfui Deibel!
    Man kann und soll seinen Unmut zeigen, aber nicht auf diese Art und Weise.
    Die HSV Fans, die wirklich in unnachahmlicher Weise supportet haben – selten habe ich in einem Stadion eine derart laute und abgestimmte Unterstützung erlebt – werden von Aussenstehenden in die selbe Schublade gesteckt wie der asoziale Pöbel, der sich jetzt wieder in seine Löcher verkrochen hat. Das haben diese Fans beileibe nicht verdient.
    Schade, schade, schade

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  • 16. Mai 2018 um 0:26
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    Alles was die Pyro Idioten gemacht haben War wie immer große Scheiße und das aller schlimmste ist in der Bitterstenn Stunde die Mannschaft in Stich gelassen zu haben kann man nicht verzeihen. Es ist gut zu erkennen sie interessiert der Verein und die Mannschaft null . Sie wollen nur auffallen um jeden Preis das der Verein den sie vorspielen zu unterstützen die Strafen zahlen muss ist gewollt. Das sind Parasiten bzw Ungeziefer und Fußball Feinde

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  • 16. Mai 2018 um 23:28
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    Geschätzt 25 vermummte Vollidioten – stimmt, denen räumt man in der Tat viel zu viel Aufmerksamkeit ein. Diese Schwachmaten, gerne auch Ultras genannt, sind aber sicher nicht die Fans des HSV. Das hat das gesamte Stadion diesen Vollpfosten auch zur Kenntnis gegeben. „ Holt sie raus“ war mehr als deutlich zu hören. Bei allem Respekt vor der Deeskalationspolitik der Polizei. Aber 54.000 Zuschauer hätten das „Rausholen“ sehr gerne gesehen. Für diese vermummten Kuttendeppen sollte Null- Toleranz gelten. Es ist schon starker Tobak, für solche Aktionen auch nur einen Hauch an Verständnis zu erwarten.

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    • 18. Mai 2018 um 14:05
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      Hauptsache drauf…
      Ultras…
      Kutten…
      Scheiss egal!

      Oh man, oh man… Da ist aber einer top informiert…

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    • 19. Mai 2018 um 14:32
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      Das waren Ultras, keine Kutten. Bitte informieren.

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  • 18. Mai 2018 um 15:05
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    Ist das euer Ernst????? Was haltet ihr davon die Väter von kleinen Kindern mal zu fragen wie die gerade darüber denken?? Eure Verharmosung ist eine bodenlose Frechheit und die Berichterstattung genau richtig. Es wird höchste Zeit dass die Ultras in ihren eigenen Reihen aufräumen!! Sonst wird die Zeit kommen wo der Rest des Publikums aufräumt. Die Zuschauer in Hamburg haben den ersten Schritt getan und die Vollidioten zum Teufel gejagt!! Das muss woanders auch passieren!!

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