Das Derby: Ein komplizierter Startschuss!
Auf Borussia wartet mit dem Auswärtsspiel in Köln bereits am vierten Spieltag das Derby. Grund genug, auf die aktuelle sportliche Situation zu schauen – und zum Schluss zu kommen: Dieses Spiel wird alles andere als einfach und ein Sieg wäre so wichtig!
Eigentlich dient die erste Länderspielpause der Saison immer auch für ein kleines Fazit: Wie hat sich der Verein in den ersten drei Bundesligaspielen geschlagen? Was läuft gut, was schlecht? Auf Borussias Situation bezogen könnte man diese drei Fragen relativ knapp beantworten: geschlagen hat sich der Verein gut, das Offensivspiel stellt zufrieden, das Defensivverhalten muss sich verbessern! Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht.
Die vier Punkte, die die Elf von Marco Rose in den bisherigen Saisonspielen eingefahren hat, sind sicherlich eine Ausbeute, mit der man als Fan zufrieden sein darf. Gegen Schalke hätte die Fohlenelf zwar mehr als einen Punkt verdient gehabt, scheiterte aber am eigenen Unvermögen. Die drei Zähler gegen Mainz gingen dagegen ebenso in Ordnung wie die Niederlage gegen Leipzig. In beiden Spielen hätte die Ausbeute auch ins Gegenteil umschlagen können. Letztlich siegten aber jeweils die Klubs mit der reiferen Spielanlage: einmal war es Borussia, einmal der Gegner!
Keine Katze zum Tiger machen
Mit der Einstellung der Spieler muss man als Anhänger unserer Borussia bislang mehr als zufrieden sein. Nach der hecking’schen Tristesse zeigt das Team unter Rose wieder eine bissige Aktivität auf dem Platz. Die Vorreiter in dieser Kategorie heißen Stefan Lainer, Dennis Zakaria und Breel Embolo. Vielleicht hatte sich der eine oder andere Fan einen noch größeren „Imagewandel“ bei noch mehr Spielern erhofft, doch selbst der hochgelobte Marco Rose kann aus einer Katze bekanntlich keinen Tiger machen. Die generelle Richtung gibt aber Grund zur Hoffnung!
Deutlich ausbaufähiger präsentiert sich das Team dagegen in puncto Spielanlage. Zwar gewinnt die Mannschaft, wie vom Trainer gewünscht, viele Bälle schnell und gut, häufig wirkt es dann aber so, als wisse das Team nicht so recht, was es mit dem Ballbesitz anfangen soll. Die Folge: unnötige Ballverluste, unkonzentrierte Abspiele oder überhastete Abschlüsse. Richtig gefährlich wird es meist erst, wenn ein Spieler dank individueller Klasse den Gegner in Unordnung bringt. Dann ergeben sich Räume, Borussia kann ihre zweifelsfrei vorhandene spielerische Qualität zeigen. Doch das gelingt noch viel zu selten.
Ein veränderter Aufsteiger
Genau das müssen Trainer und Spieler nun ausgerechnet im Derby gegen den großen Rivalen verbessern. Der 1. FC Köln ist zwar schlechter in die Saison gestartet, hat allerdings nur einen Zähler weniger auf dem Konto. Dazu hat der Aufsteiger bereits gegen Borussia Dortmund antreten müssen und bei der 1:3-Niederlage eine respektable Leistung gezeigt. Übrigens: Mit der Aufstiegsmannschaft hat vor allem der Defensivblock des „Effzeh“ nur noch bedingt etwas zu tun. Neben dem ebenfalls neuen Trainer Achim Beierlorzer sind auch die Stammkräfte Ehizibue (Rechtsverteidiger), Bornauw (Innenverteidiger), Verstraete und Skhiri (beide zentrales Mittelfeld) erst im Sommer nach Köln gewechselt.
Doch auch die Spielweise des Aufsteigers hat sich entscheidend verändert. Stolperte der „Effzeh“ in der vergangenen Saison vor allem aufgrund der individuellen Klasse eher in Richtung Aufstieg, verspricht der neue Coach – ähnlich wie bei unserer Borussia – nun endlich eine klare Handschrift. Auch die Kölner wollen in dieser Saison aktiver zu Werke gehen, früher stören und schnelle Umschaltmomente finden. Gegen den BVB gelang das vor heimischem Publikum schon überraschend gut. Es wird also keine einfache Aufgabe für unser Team – zumal die viel zitierte Derby-Atmosphäre dazu kommt. Diese Gesamtgemengelage aus einem aktiven Gegner, hitziger Atmosphäre und der eigenen Probleme im Spielaufbau macht das Derby zu einem komplizierten Startschuss in die kommenden dreieinhalb Wochen bis zur nächsten Länderspielpause.
Roses Zuversicht ummünzen
Zumindest der besonderen Stimmung und des Drucks, der dieses Spiel mitbringt, scheint sich Marco Rose bewusst zu sein. Der Trainer erklärte am Donnerstag auf der turnusmäßigen Spieltags-Pressekonferenz jedenfalls: „Wir wissen alle, was das Derby für unsere Fans bedeutet und demensprechend wollen wir auch auftreten!“ Und weiter: „Es wird sicher eine hoch motivierte Kölner Mannschaft auf uns treffen, die Zuhause klar ihr Revier abstecken möchte. Wir wollen aber zeigen, dass wir in der Lage sind dagegen zu halten, Fußball zu spielen und natürlich auch unser Spiel zu gewinnen.“
Genau das wäre in der aktuellen Lage extrem wichtig. Zum einen, um direkt mit einem Sieg ein klares Ausrufezeichen zu setzen, das zeigt: Borussia will erneut in den europäischen Plätzen landen. Darüber hinaus wäre der Sieg aber auch für die Anhängerschaft und die Akzeptanz der neuen Mannschaft und der Spielidee des Trainers positiv. Schließlich können auch wir Fans viel reden und Geduld predigen – im Fußball zählen aber Ergebnisse. Die sind gut für das eigene Selbstvertrauen und den Rückhalt der Fans. Kaum ein Spiel eignet sich dafür so gut wie das Derby. Umgekehrt birgt ein schwacher, charakterloser Auftritt im Derby die Gefahr, dass die anfängliche Euphorie um Rose allzufrüh erste Risse bekommt. Mit dem Druck muss die Mannschaft umgehen und ihn in Aggressivität und eine klare spielerische Linie auf dem Platz ummünzen.
Der Sport steht im Mittelpunkt
Allerdings bedarf es dazu auch einer geschlossenen Nordkurve, die wie ein 12. Mann hinter der eigenen Mannschaft steht. In den vergangenen Wochen hatte man das Gefühl, dass der sportliche Kampf gegen den 1. FC Köln etwas in den Hintergrund geraten ist. Aber eben nur dieser zählt am Wochenende und dafür braucht unser Team die maximale Unterstützung von den Rängen – in einem sicher aus verschiedenen Gründen aufgeheizten Müngersdorfer Stadion.
Zeigen wir den Jungs also, dass wir an sie glauben! Helfen wir dabei, dass die Rose-Euphorie rund um Borussia nicht bereits im ersten Derby erlischt, sondern uns durch die ersten englischen Wochen dieser Saison trägt! Und holen wir gemeinsam endlich wieder einen Derbysieg! Der letzte in Köln liegt nämlich schon wieder zwei Auswärtsspiele zurück. Und das ist doch eine viel zu lange Zeit…
Foto zu diesem Beitrag: Ina Fassbender für AFP/Getty Images