Ein Funke Hoffnung
Bayern gegen Gladbach – ein Klassiker der Bundesliga-Geschichte. Auf dem Papier scheint die Sache klar, allerdings hat kaum ein Gegner den Bayern in letzter Zeit derartige Probleme bereitet wie die Borussia. Unser leicht optimistisches Vorspiel.
Es soll eine große Party werden! Der FC Bayern kann am Samstag die 26. Deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte perfekt machen. Es wäre der vierte Titel in Folge feiern – Bundesliga-Rekord. Und das dann auch noch vor heimischem Publikum. Was für eine Mords-Gaudi! Doch wahrscheinlich hätten sich die Münchener für ihr Heimspiel einen anderen Partygast gewünscht. Einen Partygast, der schon im Vorfeld klein beigibt und mit fertigem Glückwunschschreiben in die Allianz-Arena reist. Der schon vorab ankündigt, mit einer Zehnerkette zu spielen. Ein Partygast, der ein netter Begleiter auf dem Weg zum nächsten Titel ist.
All das ist unsere Borussia aus Bayern-Sicht leider nicht! Im Gegenteil: André Schubert betonte vor dem Spiel schon mehrfach, dass Borussia nach München fahre, „um dort zu bestehen“. Tatsächlich haben nur wenige Gegner Pep Guardiola in seinen drei Jahren Bundesliga so viele Probleme bereitet wie die Fohlenelf. Und genau das macht Hoffnung für den ersten Auswärtssieg seit dem Auswärtsspiel in Berlin im November 2015. Wenigstens ein bisschen!
De Camargo machte den Anfang
Borussias kleine Erfolgsgeschichte gegen die großen Bayern begann am 7.8.2011: Nachdem Lucien Favre sensationell den Klassenerhalt in der Relegation geschafft hatte, führte der erste Spieltag der neuen Saison die Fohlenelf ausgerechnet nach München. Die Bayern starteten nach dem souveränen Meistertitel von Borussia Dortmund ihrerseits hochmotiviert mit ihrer besten Elf in die neue Saison. Doch das Star-Ensemble biss sich an dem von Favre ausgetüftelten Abwehrriegel die Zähne aus, während vorne Relegationsheld Igor de Camargo eine Unachtsamkeit von Neuzugang Manuel Neuer nutzte. Dieser erfolgreiche Start trug die Mannschaft durch die Saison und brachte am Ende den sensationellen vierten Platz. Die Bayern dagegen mussten erneut zugucken, wie Dortmund am Ende der Saison die Meisterschale hochhalten durfte.
Seit diesem sonnigen Nachmittag im Augst vor fünf Jahren hat außer Dortmund wohl kein Bundesligist eine vergleichbare Bilanz gegen die allseits dominierenden Bayern. Inklusive des Pokal-Halbfinales, in dem Dante mit seinem Lothar-Matthäus-Gedächtniselfmeter aushalf, verlor Bayern viermal gegen die Fohlenelf. Ihrerseits konnten sie drei Spiele für sich entscheiden, drei weitere Male stand nach 90 Minuten ein Unentschieden auf der Anzeigetafel. Auffällig: Fast alle Niederlagen der Über-Bayern waren verdient, teilweise glichen sie sogar Vorführungen.
Schuberts Matchplan aus dem Hinspiel
Auch im Hinspiel schien es vor dem Spiel nur um die Höhe des Bayern-Sieges zu gehen. Doch André Schubert zeigte in diesem Spiel, warum er als Jahrgangsbester seine Fußballlehrerausbildung abschloss. Er überraschte erstmals mit einer Dreierkette, die gegen den Ball zu einer pendelnden Viererkette wurde. Darüber hinaus wurden die Bayern mutig früh gestört. Während in der ersten Halbzeit natürlich auch eine immense Portion Glück half, war der Sieg in der zweiten Halbzeit absolut verdient.
Auffällig war dabei in den Partien: Die Bayern haben oft Probleme, wenn sie nicht ihren Rhythmus finden können und stattdessen früh zu langen Bällen gezwungen werden. Gerade ohne Jérôme Boateng – der eventuell sein Comeback feiern könnte – fehlt den langen Bällen oftmals die nötige Präzision. Atlético Madrid zeigte Mittwoch im Hinspiel eindrucksvoll, wie man die Bayern entnerven kann. Gerade in der ersten halben Stunde wurden die Münchener mit einem aggressiven Angriffspressing frühzeitig unter Druck gesetzt. Bei den langen Ballstafetten verschoben die zwei eng gestaffelten Viererketten dann 30 Meter vor dem Tor. Natürlich ist die individuelle Qualität von Atlético deutlich größer, dennoch ist auch unserer Mannschaft eine solche taktische Leistung zuzutrauen.
Keinen besseren Zeitpunkt für einen Auswärtssieg
Hoffnung macht außerdem, dass die Schubert-Elf absolut keinen Druck hat. Während die Truppe gerade in Spielen wie gegen Ingolstadt oder Hannover, in denen die Favoritenrolle klar war, blockiert und gehemmt wirkte, waren die Auswärtsleistungen gegen Gegner auf Augenhöhe (Schalke, Wolfsburg) recht ordentlich – auch wenn letztlich zugegebenermaßen die Ergebnisse fehlten. Außerdem ist das Herz der Mannschaft – Granit Xhaka – wieder hundertprozentig einsatzfähig, wie er gegen Hoffenheim eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.
Zuletzt gibt es wohl kaum einen besseren Zeitpunkt für einen Sieg in München. Zwischen den beiden Halbfinalspielen in der Königsklasse, mit nur drei Tagen Pause und einem fast sicheren Meistertitel, liegt der Fokus des Ligaprimus sicher nicht vollständig auf dem Bundesligaspiel. Natürlich ist auch die 1b-Elf des Serienmeisters in Normalform der absolute Favorit, an einem perfekten Tag ist sie aber für die Fohlenelf sicher schlagbar.
Das alles sind gute Gründe für einen Sieg an der Isar. Auch wenn die Chance klein ist: Alle Borussen, die am Wochenende in München sein werden, müssen an diese minimale Möglichkeit glauben. Die 18 Spieler im Kader, die Verantwortlichen, aber auch die knapp 8.000 Anhänger. Zusammen können wir etwas Großes leisten. Und müssen den Bayern dann hoffentlich nicht beim Feiern zuschauen.
Auf geht’s Jungs! Ziehen wir den Bazis die Lederhosen aus.
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