Endspurt.

Die Mannschaft hat alles gegeben. Sie hat geackert, ist die Linie rauf- und runtergerannt und hat selbst in Unterzahl noch auf Sieg gespielt. Dennoch blieb am Ende des Tages das Gefühl, dass wir eher zwei Punkte verloren, als einen gewonnen haben. Doch der Schein trügt. MitGedacht. über Trikot-Halten, müde Beine und die anstehende Aufgabe in Berlin. Unser  Rück- und Ausblick.

Julian Korb verließ bedröppelt den Rasen. Kopfschüttelnd, resigniert und gleichsam schuldbewusst machte er sich vom Ort des Geschehens auf in Richtung Katakomben – für ihn fand das Spiel Sekunden zuvor ein jähes Ende. Sein Ritt auf der Rasierklinge ging ein einziges Mal schief. Im Eifer des Gefechts, im Angesicht zwischen Vorwärtsdrang und einem unterlaufenen Ball sowie aus Angst vor einem Gegentor, griff er an das Trikot vom Dembélé und kassierte Rot. Der Schiedsrichter entschied auf Notbremse und Strafstoß. Zweifelhaft aber bei strenger Regelauslegung vertretbar. Dass der anschließende Elfmeter dann auch souverän verwandelt wurde, erzählt mehr über die letzten 12 Monate der Borussia als über die Partie gegen Celtic Glasgow am 4. CL-Spieltag selbst. Doch der Reihe nach.

Der zweite Treffer wollte einfach nicht fallen

Das Team von Andre Schubert brachte am Dienstagabend alles ans Licht, was für einen wahren Europokal-Fight nötig gewesen ist. Die Gewissheit eines frenetischen Publikums im Rücken und der Wunsch vor Augen, mit einem Sieg das Überwintern im „Europapokal“ festzuzurren. Von der ersten Minute an brachte die Fohlen-Elf all das auf das grüne Geläuf. Sie schnürte die grün-weißen Schotten in deren Hälfte ein, erspielte sich eine deutliche Überlegenheit auf dem Feld, hatte auch das nötige Quäntchen Glück in ihren Reihen (Pfostenstreichler von Sinclair) und konnten nach der Kombo „Kramer – Hazard – Stindl“ noch vor der Pause in Führung gehen. Der Abend schien also auch nach 45 Minuten wie geschaffen für den VFL zu sein.

Auch die zweite Hälfte gingen Wendt, Hahn und Co. dominant an. Über den Flügel wurde frech kombiniert, das Zentrum stand mit den überragenden Strobl und Verstergaard bombensicher und vorne kam man zu diversen Chancen. Doch es fehlten wieder einmal weitere Treffer. Johnson vertändelte kläglich, Hahn traf nach Traum-Umschalt-Spiel gar nur die Latte. Das zweite Tor wollte einfach nicht fallen. Und dann kam es, wie es kommen musste. Ein langer Ball, eine Unachtsamkeit und der Textil-Zupfer von Korb. Aus einem sicheren Heimsieg wurde auf den letzten Metern gar noch eine Zitterpartie, denn die Mannen von Brendan Rodgers witterten in Überzahl noch einmal Morgenluft. Schade Borussia. Aber dennoch auch unseren großen Respekt: es war ein harter­­­­ Kampf.

Die Jungs haben den Respekt verdient

Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen – war ein Favre-Credo. Und wenn wir den extravaganten Schweizer mal ausblenden und einzig und allein die Worte auf die letzten Wochen anwenden, lässt sich konstatieren: Unter Berücksichtigung dieses Hammer-Programmes (5 Partien in 13 Tagen), der fehlenden Tiefe im Kader (Verletzten-Misere) und ausbleibender Erfolgswelle, haben unsere Jungs am Dienstag vor allem eines gezeigt: ein Kämpferherz! Und das sollten wir ihnen mehr denn je danken, denn unseren Respekt haben sie sich verdient. Es ist immer einfacher auf etwas draufzuhauen oder etwas zu kritisieren. Vor allem wenn Siege oder Punktgewinne ausbleiben. Doch wer stellt sich wirklich noch offen hin und sagt einmal, was wirklich Sache ist? Wie oft kommt es vor, dass sich nach einer Niederlage die Anhängerschaft lieber nörgelnd in die Shuttle-Busse begibt und seinem „Trainer-Dasein in Ruhestand“ nachgeht, statt der Truppe im Stadion zu signalisieren „Scheiß Spiel, wisst Ihr selber. Aber nicht aufgeben, nächste Woche geht es weiter“ ?

Gut, wir könnten vielleicht unterschiedliche Verständnisse von Fan-Liebe anbringen. Wir können auch jovial à la Wolfsburg-Anhängerschaft argumentieren („Ihr Scheiß-Millionäre werdet dafür bezahlt, zu gewinnen – also macht das gefälligst auch.“). Und wir könnten sportliche Aspekte aufzählen.. Doch was am Ende zählt ist das Engagement, der erkennbare Wille und die Leidenschaft auf dem Platz. Wer gesehen hat, wie kaputt die Jungs beim Weg in die Nordkurve waren, darf und muss das sogar mal honorieren. Denn Leiden und Kampf für die Raute kennen kein Spielergebnis – sondern nur die Anerkennung und die Liebe der Fans!

Eine Länderspiel-Pause zur rechten Zeit

Nach Celtic ist vor Berlin – und vor einer mehr als drängenden Länderspiel-Pause. Wie oft haben wir uns darüber beschwert, dass der DFB ein paar unwichtige Spielchen gegen San Marino oder Gibraltar direkt eine Woche nach Bundesliga-Start angesetzt hat. Und wie oft resignierten wir, wenn der ein oder andere Spieler von seiner „Nationen-Reise“ angeschlagen zurückkehrte. Diesmal nehmen wir die Unterbrechung mit Kusshand. Die Spieler können ein paar Tage ausspannen, mal die Füße hochlegen und ihre Wehwehchen auskurieren. Denn nicht zuletzt aus der vergangenen Saison wissen wir, dass auch der Dezember noch ein äußerst wichtiger Monat sein kann – und diesmal soll uns nicht wieder die Energie ausgehen.

Aber auch unserer Anhängerschaft wird diese Verschnaufpause guttun. Nach den intensiven Wochen und den von uns jüngst angesprochenen Problemerscheinungen in Sachen Motivation und Schlafmangel, können wir Kräfte sammeln für den Jahresendspurt. Nutzen wir also die Partie im weiten Rund des Olympiastadions zu Berlin, um unsere Mannschaft noch einmal richtig Feuer unter den Hintern zu machen – und unsere letzten Kraftreste zu verschleudern.

Also Freunde, es wird wieder angerichtet sein. Freitagabend, Hauptstadt-Luft, Bundesliga-Lust – und die Raute auf der Brust. Beste Voraussetzungen, um noch einmal so richtig Alarm zu machen. Denn wie hieß es vor einigen Jahren in der Choreo: „Liebe kennt keine Entfernung“. Gemeinsam also in der Gästekurve dieser Liebe frönen und die bekanntesten und schönsten  Gassenhauer zusammen intonieren.  

Alles für Borussia!

Foto zu diesem Beitrag: MitGedacht.

3 Gedanken zu „Endspurt.

  • 4. November 2016 um 7:52
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    Für mich ist und bleibt der Ansatz zum “Meckern” ausschließlich die Personalie Schubert. Englische Wochen, Substanzverlust, Verletzungsmisere hin und her, es gibt einfach die Entwicklung im Kader, dass es unser Trainer nicht schafft, jeden einzelnen Spieler so zu fordern und fördern, ein Kandidat für die Startelf in diesen kräfteraubenden Wochen zu sein. Wenn Spieler wie Jonas Hofmann und Nico Schulz als Beispiel, Jungens die in uns in Summe zwölf Millionen Euro gekostet haben keine ernsthafte Alternativen darstellen, komme ich schon gehörig ins Nachdenken. Ihr sprecht den Einsatzwille und Charakter an, welchen unsere Mannschaft am Dienstag zu 100 % abgerufen hat. Absolut richtig! Wenn aber diese Bereitschaft, alles zu geben schon im ersten Auswärtsspiel dieser Saison, ich spreche von dem blutleeren Auftritt in Freiburg, komplett abgeht, muss ich doch schon zu der Fragestellung kommen, wer bereitet die Truppe mit allem was dazu gehört auf den Spieltag vor. Ganz klar der Trainer. Und wenn ich als regelmäßiger Auswärtsfahrer an blutleere Auftritte der letzten Rückrunde wie in Wolfsburg, Hamburg, Ingolstadt und ganz besonders in Hannover denke, dann schwillt sich bei mir der Kamm, wenn ich an unseren Auftritt im Breisgau zurückdenke. Aber beim Thema Schubert geht es mir nicht nur um den Ansatz in Sachen Motivation, er schafft es einfach nicht feste Strukturen, ein klares Spielsystem mit geregelten Abläufen und Automatismen, blind funktionierende Laufwegen auf den Weg zu bringen. Ein absoluter Durchschnittstrainer halt, mehr nicht. Dann auch noch ein kleiner Ansatz zum Thema Diskussionen der Bundestrainer im Shuttlebus. Die Leute die da am lautesten rumposaunen habe ich zum größten Teil noch nie bei Auswärtsspielen gesehen. Es sei denn wir sprechen über die Wallfahrten nach Rom oder Bern und im Dezember auch nach Barcelona, da sind dann die Rosinenpicker dann auch am Start. Abschließend, für mich ist unser Verein mehr ist als die schönste Nebensache der Welt. Da steckt mir persönlich zu viel Herzblut und Leidenschaft drin um tatenlos zuzusehen, dass eine falsche Trainerpersonalie, sehr vieles von dem was wir alle gemeinsam aufgebaut haben zu riskieren und wegzuschmeißen.

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    • 4. November 2016 um 12:50
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      Dem kann ich nur zustimmen. Durch die dauernden System und personellen Wechsel entstehen keine eingespielten Strukturen. Wirkt manchmal so, als wüßten die Spieler nicht mehr wohin. Auch fehlen mir gelernte offensive Mittelfedspieler. 60 % Ballbesitz ist ja ganz schön, aber alles nur quer und zurück.

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  • 5. November 2016 um 16:08
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    Es gibt hungrige junge Spieler die nicht eingesetzt werden.Ein DahoUte bekommt auf der Bank bestimmt keine Spielpraxis.Überbeladtung hin oder her,Verletzte Spieler hat es nicht vor der Saison geheissenden :Der beste Kader und der Geschichte der Borussia.

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