Fünf Thesen zur Winter-Vorbereitung

In einer Woche startet Borussia gegen Darmstadt in zweite Saisonhälfte. Es herrscht wieder mehr Zuversicht – trotz bescheidenem Vorbereitungs-Ende am Samstag. Fünf Thesen zur bisherigen Saison-Vorbereitung.

1. DIETER HECKING IST DER RICHTIGE

Ja, auch wir waren anfangs skeptisch, ob Dieter Hecking wirklich Borussia kann. Immerhin arbeitete der 52-Jährige zuletzt für einen dieser unsäglichen Werkklubs, die sich ihre Berechtigung seit Jahren mit riesigen Millionenbeträgen erkaufen. Aber: Hecking hat uns überzeugt! Durch seine klare und direkte Art. Durch seine Zuversicht. Durch seine Offenheit gegenüber den Spielern, aber auch den Medien und auch uns Fans. Nur ein Beispiel: Am Mittwoch wird sich Hecking im Vorspiel des „Supporters Club“ im Fanhaus den Fragen der Fans stellen. Chapeau!

Aber auch sportlich macht unser neuer Chefcoach auf uns einen guten Eindruck. Hecking ist kein Alleinherrscher, der Borussia einmal auf links dreht. Der Neu-Trainer schaute sich Mannschaft und Spielanlage in Marbella ganz genau an, um dann an einigen Stellschrauben zu drehen. Kein Aktionismus also! Lars Stindl bleibt Kapitän, der Mannschaftsrat wird ebenfalls nicht umgekrempelt. So bringt er auch der Arbeit von André Schubert genau den Respekt entgegen, die unser Ex-Coach verdient.

2. DAS SYSTEM WIRD EIN NEUES ALTES

Hecking wird dennoch etwas Entscheidendes ändern. Nämlich das System! Zwar ließ der Coach in Marbella auch Schuberts Dreierkette trainieren und spielen, dennoch geht die Tendenz eher wieder in Richtung zur Viererkette. Hintergrund: In den beiden Testspielen gegen Würzburg und Zulte Waregem klappte es mit der Dreierkette nur bedingt gut. Nach der Umstellung auf die Viererkette im zweiten Spiel machte die Mannschaft einen deutlich stabileren Eindruck. Das, und die Kader-Besetzung der Offensive, sprechen für eine Rückkehr zu einem neuen alten System: dem favre’schen 4-4-2 bzw. 4-4-1-1, das Hecking in einem Vorbereitungsturnier am vergangenen Samstag auch prompt spielen ließ.

Allerdings bleibt die Dreierkette trotzdem im Programm. Und das ist auch gut so. Denn im heutigen Fußball ist es undenkbar, dass eine Mannschaft nur ein einziges System beherrscht. Hecking setzt dabei, das haben die Tage in Marbella gezeigt, hauptsächlich auf drei Systeme: Das 4-4-2, das 3-4-1-2 sowie das von ihm oft gespielte 4-2-3-1. Bald daher wieder denkbar: Schnelle Umstellungen im Spiel. Wobei Dieter Hecking schon betont hat, dass er aufgrund der Tabellenkonstellation in dieser Hinsicht zunächst etwas vorsichtiger als Ex-Coach Schubert coachen wolle.

3. DIE SPIELER WOLLEN WIEDER

Wohl kein Satz wurde in diesem jungen Jahr so häufig benutzt wie die Aussage „Es ist wieder Zug drin“. Das ist gleichsam traurig wie schön. Klar, es ist absolut positiv zu bewerten, dass Dieter Hecking die Spieler zu erreichen scheint und sie ihm offensichtlich folgen. Allerdings spricht das auch nur bedingt für den Charakter der Truppe. Wir bleiben bei unserer Meinung, die wir vor Weihnachten geäußert haben: Die Mannschaft hat einen erheblichen Anteil am Rauswurf von André Schubert. Dass sie nun, keinen Monat später, plötzlich wieder Vollgas gibt und einige Spieler davon sprechen, dass sie wieder motiviert trainieren würden, bestätigt diese Theorie.

Allerdings sollten wir jetzt nicht neues Öl ins Feuer gießen. Die Mannschaft will offensichtlich und braucht die volle Unterstützung von uns Fans. Außerdem gibt es einen anderen positiven Nebeneffekt: Hecking nutzt den neuen „Zug“ und hält die Spannung im Kader enorm hoch. Er gibt auch eigentlich abgeschriebenen Spielern wie Nico Schulz oder Josip Drmic eine Chance. Weil sie einen guten Job machen, wächst der Druck auf eigentlich gesetzte Akteure wie Oscar Wendt oder Thorgan Hazard. Weitere Konkurrenz bringt außerdem Neuzugang Timothee Kolodziejczak ins Team. Auch dieser Transfer ist bislang durchaus positiv zu bewerten!

4. DIE WUTBÜRGER VERSCHWINDEN LANGSAM

Die Stimmung rund um Borussia ist wieder besser. Natürlich pöbeln auch weiterhin einige Unverbesserliche im Internet über Dieter Hecking oder Max Eberl. Allerdings ist der Grundtenor insgesamt nicht mehr so negativ wie noch vor Weihnachten. Unserem Manager würde das Frühstücksbrötchen bei einer neuerlichen Foren-Lektüre also vermutlich nicht mehr im Halse stecken bleiben wie noch Ende 2016.

Die Wutbürger-Pöbeleien sind einer neuen Zuversicht gewichen, die Borussia auch unbedingt braucht. Ab dem ersten Spieltag 2017 müssen alle wieder an einem Strang ziehen: Mannschaft, Fans, Trainer, Manager. Es gilt nur eine einzige Sache: Das Wohl von Borussia Mönchengladbach und die bestmögliche Platzierung nach einem miserablen Start.

5. DARMSTADT WIRD ZUR FEUERTAUFE

Es hätte wahrlich einfacher losgehen können! Das Auswärtsspiel in Darmstadt am 21. Januar wird für Borussia zur Feuertaufe. Bislang konnte die Fohlenelf noch kein Auswärtsspiel in dieser Saison gewinnen. Ausgerechnet jetzt geht es zum abgeschlagenen Tabellenletzten, der nach dem Trainerwechsel (Frings für Meier) ebenfalls hochmotiviert daherkommt.

Dennoch: Die Zeichen für den ersten Auswärtssieg standen wohl nie so gut wie jetzt. Zwar hat das Vorbereitungsturnier am Samstag in Düsseldorf die absolut positive Grundstimmung etwas vermiest. Insgesamt wirkt die Gemütslage aber sehr viel entspannter als noch vor Weihnachten: Neuer Trainer, neuer Mut, neuer Zug, neues Selbstbewusstsein. Wenn Borussia in Darmstadt nur annähernd die am Anfang der Vorbereitung gezeigte Geschlossenheit an den Tag legt, ist ein Sieg drin. Und damit die Grundlage für eine erfolgreichere Rückrunde gelegt.

Foto zu diesem Beitrag: twitter.com/Borussia

9 Gedanken zu „Fünf Thesen zur Winter-Vorbereitung

  • 16. Januar 2017 um 16:07
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    Eine Bitte vorweg: Nicht gleich wieder angegriffen fühlen! Ich verurteile Euch nicht, ich sehe nur einige Sachen anders.

    Habt ihr den “Kohle-Cup” am Samstag überhaupt gesehen? Die Mannschaft ist blutleer. Da müssen wir nicht mit Testspielen gegen unterklassige Mannschaften wie Würzburg (für ihre Verhältnisse sagenhafte Zweitliga-Runde! Respekt) und einem Fritten-Team kommen. Wenn wir uns schon über Siege gegen sympathische aber schwächere Teams so sehr freuen, was machen wir dann bei einem Sieg gegen Darmstadt (LETZTER der 1. Bundesliga im Moment!)? Feiern wir eine Orgie mit Champagner und Co.?
    Manchmal wäre es gut einfach über den Ist-Zustand zu schrieben. Die derzeitigen Leistungen stimmen einfach nicht. Fertig! Aus! Und so habe ich im Moment wenig Hoffnung auf einen Auswärtssieg in Darmstadt. Aber natürlich wünsche ich mir einen solchen.

    Bevor wieder der Standard Satz kommt: “Bist Du überhaupt Borusse!”. Ja, schon seit 1976 ein glühender Fan.. Ich bin Mitglied bei Borussia und im Fanprojekt. Ich liebe Borussia. Aber das muss ja nicht heißen dass ich nicht die Wahrheit sagen darf. Zumindest das was ich als Wahrheit ansehe.

    Ich wünsche uns bessere Zeiten. Die letzten Jahre waren fett! Mir geht es weniger um den sportlichen Erfolg (natürlich sind Europa-Reisen super), sondern mehr darum eine willige Mannschaft auf dem Feld zu sehen. Wenn das der Fall ist, dann gehe ich mit erhobenem Haupt in Liga 2, wenn es passieren sollte. Weil ich den Satz lebe: “Einmal Borusse – immer Borusse.

    Antwort
    • 16. Januar 2017 um 16:19
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      Hallo “Topp-Torjäger”,

      wir fühlen uns nicht angegriffen – das fühlen wir uns nie. Nur bei unsachlicher Kritik. Und das ist dein Beitrag ja nicht.

      Ja, wir haben das Kurz-Turnier am Samstag gesehen. Das war schlecht – keine Frage. Aber es war eben auch nur ein doofes, unwichtiges Vorbereitungsturnier nach einer knackigen Vorbereitung. Wir glauben an den Trainer und glauben, dass die Spieler wollen. Und wir sind uns sicher, dass es die Aufgabe eines jeden Fan ist, der den Verein liebt, Gas zu geben und das Team zu unterstützen. Wo kämen wir denn hin, wenn wir schon vor dem ersten Pflichtspiel, in dem es um was geht, den Kopf in den Sand stecken? Sorry, aber das bringt aus unserer Sicht gar nichts.

      Schade allerdings, dass Du direkt denkst, wir würden dein Fansein infrage stellen. Das machen wir grundsätzlich nicht und halten das auch – wie schon mehrfach geschrieben – für eine absolut falsche Einstellung.

      Dir einen schönen Nachmittag und beste Grüße,
      die vier MitGedacht.’ler

      Antwort
  • 16. Januar 2017 um 17:10
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    Na dann hoffen wir mal, dass die Mannschafft am Samstag aufgrund der knackigen Vorbereitung in allen Belangen unterlegen war. Beim Aufpassen hatte man ja das Gefühl, das die jeweiligen Gegenspieler selbst mit einem Kasten Bier auf dem Rücken spielend leicht an jedem Gladbacher vorbeigekommen wären.
    Dieter Hecking hat jetzt vier Halbzeiten lang die Spieler gesichtet und ich hoffe, dass er überhaupt keine Rücksicht auf Namen nimmt und die Spieler, die derzeit völlig versagen, auf die Tribüne verbannt und auf die Bank junge willige Spieler setzt oder gar einsetzt.

    Antwort
  • 17. Januar 2017 um 5:54
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    Hallo Mitdenker,

    zum letzten Absatz habe ich eine kurze Anmerkung:
    Einfacher als gegen Darmstadt kann es meiner Meinung nach zur “Feuertaufe” der Borussia nicht kommen. Gegen wen, wenn nicht den Tabellenletzten soll man denn sonst gewinnen?
    Klar, wäre eine Niederlage z.B. gegen die Bayern oder Dortmund zu erwarten, doch für das Selbstbewusstsein ist ein Sieg auf jedenfall zuträglicher – und gegen Darmstadt darf (und wird) es nur einen Sieg geben.

    Gruß
    Toby

    Antwort
  • 17. Januar 2017 um 9:58
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    Also, “da ist Zug drin”, dass habe ich am Samstag bei anderen gesehen aber nicht bei unserer Borussia. Widersprechen muss ich aber, das Turnier war in meinen Augen nicht doof und unwichtig. Die Jungs hatten 1.5 Tage frei vorher und es muss dann in unserer Situation so etwas ernst genommen werden und nicht so ein Larifari gespielt werden. Ich war am Samstag sehr enttäuscht und bin es heute noch. Dennoch hoffe ich natürlich das es ab Samstag besser läuft. Mein Ziel für den Rest der Serie lautet unbedingt noch 20-24 Punkte holen um nicht abzusteigen. Mehr sollte man aktuell auch nicht erwarten. Wenn man dann doch in einen Lauf kommen sollte, gerne. Dann wäre vielleicht sogar auch noch die Einstelligkeit zu schaffen.

    Antwort
  • 17. Januar 2017 um 11:09
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    Ich sehe es auch weniger optimistisch. Die unterirdische Leistung von Samstag auf die “knackige Voreberbeitung” zu reduzieren, ist mir zu einfach. Befinden sich die Bayern, die Mainzer, gar die Fortunen nicht in der Vorbereitungsphase?

    Antwort
  • 17. Januar 2017 um 15:16
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    Ja, der Satz “da ist Zug drin” ist oft geschrieben worden. Gesagt wurde er nur einmal von C.Kramer und dann viel zitiert. Deshalb muss er aber nicht stimmen.
    Wenn dann der Kapitän sagt, A.Schubert hätte sie nicht mehr motivieren können, was war das dann am Samstag vom neuen Trainer? Ein Beispiel für angewandte Demotivation? Schon eine Frechheit, zu versuchen sich wieder hinter dem Trainer zuverstecken und dann so eine Leistung zu bringen… Lässt nur den Schluss zu, dass es wohl doch nicht der Trainer war…
    Dann muss man in einschlägigen Zeitungen noch lesen “limitierte” Darmstädter. Hochmut kommt vor dem Fall. Frage mich wer in welchem Bereich limitiert ist. Da fallen mir bei den Fohlen ganz viele ein.

    Antwort
  • 17. Januar 2017 um 22:16
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    Die Mannschaft ist durch schlechte Einkaufspolitik von ME (keine Charaktere, nur Mitläufer = kein Ersatz für Xhaka, Stranzl, Nordveit, Brouwers), einen nicht erstligareifen, mit einem fragwürdigen (oberlehrerhaft, sich ständig angegriffen gefühlt) Charakter ausgestatteten Trainer , sowie durch einige negative Entwicklungen in einen “Strudel des Negativen” geraten, wie er schon häufiger bei Mannschaften zu beobachten war, In den meisten Fällen ist eine “kurzfristige Reparatur” nicht möglich, eher verschlechtert sich noch der Zustand des Einzelnen und damit der Mannschaft. Es bleibt zu hoffen, daß sich in dieser Saison noch drei “negativere” Mannschaften finden, da ansonsten ein kompletter Neuaufbau in Liga II erfolgen muß, verbunden mit allen daraus resultuerenden finanziellen und sportlichen Einbußen. Ohnehin müßte nach dieser Saison ein umfangreicher Neuaufbau in Angriff genommen werden und zwar ohne den seit mindestens zwei Jahren überhypten ME und die Hälfte des aktuellen Kaders.

    Antwort
  • 18. Januar 2017 um 10:12
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    Ad 1:
    Woher wisst ihr das, dass Hecking der richtige Trainer ist?
    Ad 2:
    Das System wird ein neues altes? Das wär zumindest mal ein Ansatz.
    Ad3:
    Die Spieler wollen wieder? Das lässt man besser unkommentiert.
    Ad 4:
    Die Wutbürger werden weniger? Damit meint Ihr wahrscheinlich die Kritik übenden Fans. Ich vermute eher, dass es nach Düsseldorf zwei Wutbürger mehr gibt. Max Eberl und Dieter Hecking.
    Ad 5:
    Darmstadt. 8 Punkte. Tabellenletzter. Und ganz Mönchengladbach erhofft sich zumindest einen Punkt. Das ist die beste Voraussetzung, dort zu verlieren.

    Das Ziel muss weiterhin das Erreichen eines einstelligen Tabellenplatz sein. Und dann im Sommer alles in Ruhe analysieren.

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