Geld macht nicht glücklich!

In diesem Sommer wurde gemeckert, gestritten und diskutiert. Thema der teilweise emotionalen Auseinandersetzungen zahlreicher „Experten“: Die Finanzkraft der englischen Klubs. Die landläufige Meinung: Die Insel-Vereine machen mit ihren Transfers den Fußball kaputt – und irgendwann auch unsere Bundesliga. Nicht ganz unschuldig an der Debatte: Unser kommender Gegner, Manchester City.

Die „Citizens“ ließen es sich auf dem sommerlichen Transfermarkt gut gehen und zeigten sich dabei äußerst spendierfreudig. Für insgesamt 192,60 (!) Millionen Euro kamen Kevin de Bruyne, Raheem Sterling, Nicolàs Otamendi und Fabian Delph. Ein stattliches Sümmchen, das beweist: Geld spielt in Manchester aber mal gar keine Rolle. Der Gesamtmarktwert des Kaders beträgt rund 500 Millionen Euro.

Beträge, die wir in Mönchengladbach höchstens vom Fifa-Spiel auf der Playstation oder der Fußball-Manager-Simulation kennen. Unser Kaderwert beträgt 145 Millionen Euro – sicher auch nicht schlecht, in Relation aber lediglich Peanuts. Die drei City-Stars Sergio Aguero, David Silva und de Bruyne bringen zusammen ebenso viel auf die Waage – und verdienen obendrein fast so viel wie der gesamte Fohlenelf-Kader zusammen.

Zugegeben, die Vorzeichen vor dem direkten Duell des langjährigen Abstiegskandidaten Borussia gegen das Protz-Reichtum aus Manchester sind also klar. Dass beide Mannschaften nun aber in der Champions League gegeneinander antreten, zeigt: Die Fußball-Welt ist keinesfalls zerstörbar, nur weil ein paar englische Klubs gefährliche Liebeleien mit neureichen Scheich-Familien eingehen!

Seit Jahren haben englische Klubs keine großen Erfolge auf internationaler Bühne feiern können. Der eigenen Nationalmannschaft bringt die Finanzkraft der heimischen Liga ohnehin nichts. Weil meist in ausländische Spieler investiert wird, leidet die eigene Jugendarbeit. England mag zwar Knete ohne Ende haben. Aber wie heißt es doch so schön: Geld alleine macht auch nicht glücklich!

Wir Fußballfans brauchen keine Angst vor dem angeblichen Schreckensgespenst England zu haben. Sollen die Scheichs doch weiter Spieler wie Okazaki, Schweinsteiger, de Bruyne, Roberto Firminho, Heung-Min Son oder Baba für viel Geld aus Deutschland wegkaufen. Unsere exzellenten Manager wie Max Eberl, Stefan Reuter oder auch Christian Heidel wissen damit schon umzugehen. Sie investieren einfach in neue Spieler, in Strukturen, in die Jugend. Und verringern so intelligent den Rückstand der Bundesliga auf die Premier League.

Außerdem punktet die Bundesliga ohnehin mit ganz anderen Alleinstellungsmerkmalen: Im Gegensatz zur Premier League herrscht in unseren Stadien oftmals Gänsehaut-Atmosphäre. Wir dürfen in unseren Blöcken stehen. Wir dürfen Fahnen und Banner mit ins Stadion bringen. Wir zahlen oftmals weniger als 20 Euro, um unsere Borussia auswärts zu sehen. Und unser Spieltag ist längst nicht so zerstückelt, wie im Mutterland des Fußballs.

Anstatt uns Gedanken über TV-Gelder, eine gerechte Verteilung der Einnahmen oder teure Transfers zu machen, sollten wir eher schauen, wie wir diese Merkmale unseres Fußballs zementieren können. In England wird irgendwann die Blase platzen. Ewig können die dortigen Funktionäre das Financial Fairplay nicht austricksen. Auf Dauer können die dortigen Zweitligisten sich nicht so einen teuren Kader wie Bayer Leverkusen oder Schalke 04 leisten. England wird scheitern – so viel ist klar. Die Frage ist nur wann.

Und deshalb geht es am Mittwochabend im ersten Champions-League-Heimspiel unserer fantastischen Vereinsgeschichte auch nicht nur um die Frage nach Sieg, Unentschieden oder Niederlage. Sondern auch um den Beweis, dass wir das bessere Fußball-Konzept haben.

Zeigen wir Fans also ganz Europa, was die Bundesliga und damit auch Borussia ausmacht. Scheißen wir auf 100-Millionen-Euro-Transfers! Auf Spieler, die in zwei Jahren 30 Millionen Euro verdienen und dann beim nächsten Top-Klub aufschlagen! Auf Funktionäre, die um das Financial-Fairplay zu umgehen mit Fifa- und Uefa-Funktionären ins Bett gehen – die sich die Taschen vollmachen und nur an den eigenen Profit denken!

Für uns zählt der Fußball. Das Spiel. 22 Mann. Ein Ball. Unser Verein, die Liebe zu ihm und elf Spieler, die für die Raute alles in die Waagschale werfen werden. Vielleicht sind wir Romantiker. Wir glauben aber an diesen Weg. 45.000 Anhänger sollten diesen Liebesbeweis morgen zusammen antreten. Für Borussia. Für unseren Sport. Und gegen den modernen Fußball!

WIR SIND BORUSSIA!

Ein Gedanke zu „Geld macht nicht glücklich!

  • 30. September 2015 um 11:48
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    Hach, was mir das aus der Seele spricht.

    Das triefend schön pathetische Ende gefällt mir am besten! 🙂

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